Input: Erwachsen werden und den kurzfristigen Spass gegen langfristige Erfüllung eintauschen

Ich bin durchaus kritisch gegenüber Jordan Peterson (siehe dieser Essay); gleichzeitig stimme ich diesem Kommentar zu:

Konservative Gemeindeleiter haben sich über Peterson mokiert. Sie sollten dankbar sein. Zahlreiche junge Männer haben gutes Geld bezahlt, um seine Vorlesungen über das Alte Testament zu hören, und damit ein Interesse geweckt, das viele auf eine religiöse Suche brachte, die an den Türen unserer Kirchen endete.

Ebenso bin ich vorsichtig mit Euphorie bezüglich eines Vibe Shifts (siehe dieser Beitrag) und gleichzeitig erfreut über jeden, der aufrichtig umkehrt bzw. zum Theismus konvertiert oder das Christentum zumindest als konstitutive und erhaltende Kraft unserer Länder anerkennt (Faszinierende Konversionen ehemaliger Atheisten).

Diesen Überlegungen kann ich hingegen einfach nur zustimmen (siehe dieser Vortrag):

Warum erwachsen werden? (ab 43:13)

Peter Pan als Symbol für ewige Kindheit

  • Peter Pan ist „Pan“, der Gott des Wilden und Ungezähmten, und zugleich „Peter“, das unschuldige Kind.
  • Er lebt in Neverland, einer Fantasiewelt ohne Verantwortung, Verpflichtungen oder Konsequenzen.
  • Seine größte Angst ist es, zu erwachsen zu werden, da er glaubt, dass Erwachsensein mit Tyrannei, Verlust von Freiheit und dem Ende des Vergnügens einhergeht.

Die Verweigerung von Reife und Verantwortung

  • Peter bleibt „King of the Lost Boys“ – doch „Lost Boys“ sind verlorene Jungen, die nie in die Welt der Erwachsenen eintreten.
  • Er wählt die Tinkerbell-Fantasie (eine kleine, flatterhafte Fee) über eine echte Beziehung mit Wendy.
  • Die „Pornofee“ (Tinkerbell) als Symbol für flüchtige, oberflächliche Ablenkung:
    • Kein echtes Engagement, keine Verantwortung.
    • Kein Risiko, verletzt oder abgelehnt zu werden.
    • Keine Notwendigkeit, Opfer zu bringen.
  • Peter Pan steht damit für eine bestimmte Form moderner Identitätsverweigerung:
    • Sich nicht binden, keine Familie gründen, nicht in eine höhere Verantwortung hineinwachsen.
    • In einer Scheinwelt bleiben, in der man tun kann, was man will, ohne Konsequenzen tragen zu müssen.

Captain Hook als abschreckendes Bild des Erwachsenseins

  • Peter Pan fürchtet Erwachsensein, weil er glaubt, es bedeutet, wie Captain Hook zu werden:
    • Hook ist ein Tyrann, der andere kontrollieren will.
    • Er lebt in ständiger Angst vor dem Tod – symbolisiert durch das Krokodil mit der Uhr im Bauch.
    • Er wurde bereits „angefressen“ – sein Körper ist beschädigt, er weiß, dass die Zeit ihn eines Tages vollständig verschlingen wird.
  • Das Problem: Peter Pan verwechselt Reife mit Tyrannei.
    • Er sieht nur das schlechte Beispiel (Hook) und glaubt, Erwachsensein sei notwendigerweise ein Verlust von Freiheit.
    • Aber: Die Alternative – kindliche Unverantwortlichkeit – ist ebenfalls eine Sackgasse.

Die Konsequenzen der ewigen Kindheit

  • Peter bleibt in Neverland, während Wendy erwachsen wird, heiratet und Kinder bekommt.
  • Sein größtes Drama ist, dass er immer der Außenseiter bleibt, unfähig, in die echte Welt einzutreten.
  • Wer sich der Reife verweigert, zahlt einen hohen Preis:
    • Einsamkeit: Ohne echte Beziehungen, ohne tiefere Bindung.
    • Bedeutungslosigkeit: Ein Leben voller Spiel und Vergnügen, aber ohne tiefere Erfüllung.
    • Verzweiflung: Mit der Zeit wird klar, dass das ewige Kindsein nicht funktioniert – aber dann ist es vielleicht zu spät.

Warum Erwachsenwerden die bessere Wahl ist

  • Erwachsenwerden bedeutet nicht, ein Tyrann zu werden, sondern ein gereiftes Individuum.
  • Die Alternative zu Hook ist nicht Peter Pan, sondern der reife Held – jemand, der Verantwortung übernimmt und trotzdem lebendig bleibt.
  • Das Opfer der Kindheit führt zu einer höheren Form von Freiheit.
    • Wer Verantwortung übernimmt, kann echte Beziehungen aufbauen.
    • Wer sich bindet, bekommt Familie, Zukunft und Erfüllung.
    • Wer sich Herausforderungen stellt, wächst über sich hinaus.

Fazit: Die Wahl zwischen Pan und Reife

  • Die moderne Welt bietet viele Neverlands:
    • Videospiele, Pornografie, endlose Ablenkungen, Konsumkultur.
    • Eine Welt, in der man Kind bleiben kann, ohne sofort Konsequenzen zu spüren.
  • Doch die Realität fordert irgendwann ihren Tribut.
    • Wer sich nicht entwickelt, bleibt zurück.
    • Wer Verantwortung meidet, wird isoliert und verbittert.
  • Erwachsenwerden ist ein notwendiger Schritt zur Erfüllung – keine Last, sondern die einzige echte Chance auf ein bedeutungsvolles Leben.

Wem dienst du, wenn du das Kurzfristige für das Langfristige aufgibst? (ab 54:19)

Das Prinzip der Aufopferung: Kurzfristiger Verlust, langfristiger Gewinn

  • Reife bedeutet, das unmittelbare Vergnügen zugunsten langfristiger Stabilität und Sinnhaftigkeit aufzugeben.
  • Dies ist der Kern des Prinzips der Aufopferung, das tief in religiösen und kulturellen Traditionen verankert ist:
    • Kurzfristige Lust gegen nachhaltige Erfüllung.
    • Momentaner Komfort gegen zukünftige Stabilität.
    • Sofortige Befriedigung gegen tiefere Bedeutung und Wachstum.
  • Das bedeutet auch, dass jedes Opfer eine bewusste Entscheidung für eine höhere Ordnung ist.
    • Du verzichtest auf das Leichte, um das Wertvolle zu erreichen.
    • Du dienst nicht nur dir selbst, sondern einem größeren Zweck.

Psychologische Bedeutung: Maturität durch Verzicht

  • Einer der besten Prädiktoren für langfristigen Erfolg ist Gewissenhaftigkeit (Conscientiousness).
  • Menschen mit hoher Gewissenhaftigkeit können:
    • Impulsivität kontrollieren.
    • Für die Zukunft planen.
    • Disziplin aufbringen, um höhere Ziele zu erreichen.
  • Diese Fähigkeit, sofortige Belohnung hinauszuzögern, ist essenziell für persönliche und gesellschaftliche Entwicklung.
    • Wer sich nicht beherrschen kann, bleibt in Abhängigkeit.
    • Wer sich nicht langfristig orientiert, wird getrieben von den Launen des Moments.

Maturität als Dienst an der Gemeinschaft

  • Wenn du dich langfristig orientierst, tust du es nicht nur für dich selbst, sondern für dein Umfeld.
    • Wer diszipliniert ist, wird zuverlässig – für sich selbst und andere.
    • Wer Verantwortung übernimmt, wird zu einer Stütze für Familie, Freunde und Gesellschaft.
  • Das Konzept der Verantwortung und der Dienerschaft:
    • Wer dient dem Höchsten?
      • Der Hedonist dient seinen eigenen Instinkten.
      • Der Reife dient seiner Familie, Gemeinschaft und einer höheren Ordnung.
  • Vergleich zwischen kurzsichtiger und langfristiger Lebensweise:
    • Kurzfristige Orientierung: Hedonismus, Bequemlichkeit, Chaos, Unsicherheit.
    • Langfristige Orientierung: Disziplin, Aufbau von Strukturen, Beständigkeit, Bedeutung.

Wer profitiert von deinem Opfer?

  • Das zukünftige Ich:
    • Wer diszipliniert lernt, hat später Wissen und Fähigkeiten.
    • Wer heute spart, hat später Sicherheit.
    • Wer sich körperlich fit hält, genießt Gesundheit.
  • Familie und Kinder:
    • Eltern, die für ihre Kinder vorsorgen, schaffen Stabilität für die nächste Generation.
    • Menschen, die Verantwortung für ihre Familie übernehmen, dienen nicht nur sich selbst, sondern einer fortlaufenden Kette von Leben.
  • Gesellschaft:
    • Wer langfristig plant, kann eine tragende Säule der Gesellschaft werden.
    • Die Stabilität eines Landes hängt davon ab, dass Menschen mehr tun als nur ihren unmittelbaren Bedürfnissen zu folgen.

Die höchste Stufe: Dienst an einer transzendenten Ordnung

  • Letztendlich geht das Prinzip der Aufopferung über das Individuelle hinaus.
    • In religiösen Traditionen: Wer für die Zukunft lebt, dient dem „Guten“, dem „Göttlichen“, dem „Logos“.
    • Christliche Perspektive: Wer sich selbst opfert (wie Christus), bringt Ordnung und Sinn in die Welt.
  • Verzicht ist nicht nur Pragmatismus, sondern ein Weg zur Heiligkeit.
    • Wer sein Verlangen ordnet, lebt in Harmonie mit sich selbst, seinen Mitmenschen und dem Kosmos.
    • Wer sich nur dem Moment unterwirft, wird innerlich und äußerlich chaotisch.