In den letzten Wochen stosse ich immer wieder auf beeindruckende Reden etwa des Vize-Präsidenten der USA, J. D. Vance. In der Regel halte ich Ausschau nach prägenden biografischen Elementen. Joe Rogan verriet er (31.10.24), dass er stark durch seine Grossmutter geprägt wurde.
Vance schildert seine Großmutter als eine außergewöhnliche Frau, die er als „Kraft der Natur“ bezeichnet. Sie hatte eine „große Persönlichkeit“ und wurde innerhalb der Familie und der Gemeinschaft als prägende Figur wahrgenommen. Trotz ihrer Hingabe zum christlichen Glauben und ihrer tiefen Religiosität war sie bekannt für ihre farbenfrohe Sprache, die laut Vance „einen Seemann erröten lassen könnte“. Diese Kombination aus Frömmigkeit und derben Ausdrücken machte sie zu einer einzigartigen Persönlichkeit. Ihre Schimpfwörter und ihr unkonventioneller Umgang mit Sprache prägten Vances eigene Ausdrucksweise nachhaltig. Er beschreibt, wie er als Kind diese Sprache aufnahm und sie Teil seiner Identität wurde. Gleichzeitig betont er den positiven Einfluss ihrer christlichen Werte und ihrer Fähigkeit, Menschen zu unterstützen und zu ermutigen. Sie vermittelte ihm eine robuste Arbeitsmoral, eine starke Resilienz und die Wichtigkeit von Familie.
Seine Konversion zum Katholizismus ist daher nicht erstaunlich (Beitrag vom 13.10.24). Seine geistliche Reise begann offenbar zwischen 2017 und 2019, als er sowohl beruflichen Erfolg als auch die Freude, Vater zu werden, erlebte.Seine Suche nach Sinn führte ihn zurück zum Christentum, einem Glauben, den er zuvor beiseitegelegt hatte.Er betonte: „Ich möchte ein guter Ehemann, ein guter Vater und ein gutes Mitglied der Gemeinschaft sein.“ Er räumte ein, dass er diese Entscheidung ohne die Unterstützung seiner indisch-amerikanischen Frau Usha niemals hätte treffen können. Auf die Frage, ob Usha ebenfalls konvertiert habe, antwortete der Senator aus Ohio: „Nein, sie hat es nicht, aber sie geht mit mir in die Kirche.“ Er erklärte, dass ihn diese Situation belastet, weil sie neben der Betreuung ihrer drei Kinder und dem Ausbalancieren ihrer beruflichen Karriere nie damit gerechnet habe, mit jemandem verheiratet zu sein, der jede Woche in die Kirche geht.
Ich begrüsse Vance’ umstrittene Rede an der Müncher Sicherheitskonferenz (14.02.25) insofern, als ich ebenfalls glaube, dass Europas eigentliches Problem ein inneres ist. Der Kontinent hat sich seiner eigenen christlichen Wurzeln entledigt. Vance erwähnte Adam Smith Connor, der in der Nähe einer Abtreibungsklinik „leise betete“, verhaftet und zu Geldstrafen verurteilt wurde. Vance betont, dass „Gedankenverbrechen“ (Thought Crimes) eine bedrohliche Entwicklung seien. Ebenso erwähnt er „Buffer Zones“ (Sicherheitszonen), in denen stilles Beten in Privatwohnungen als illegal angesehen werden könnte. Mit Sorge verfolge ich seit Jahren die Einschränkung der Meinungsfreiheit in Grossbritannien.
Ebenso freue mich über den Auftritt von Vance an US-amerikanischen March for Life und dessen Rede (24.01.25). Seine Botschaft kann ich nur begrüssen: Jedes Leben ist heilig und verdient Schutz, weshalb Gesellschaft und Regierung junge Eltern stärker unterstützen müssen. Eine pro-life-freundliche Kultur muss auf allen Ebenen gefördert werden, wobei die politische Unterstützung durch die neue Regierung betont wird. Die Pro-Life-Bewegung wird mit Freude, Engagement und Ausdauer weitergeführt.
Nicht zuletzt freue ich mich über seine Botschaft an junge Männer (24.02.25): Die Kultur suggeriert, dass junge Männer ihre maskulinen Eigenschaften unterdrücken sollten, und das gesellschaftliche Bild verurteilt sie als „schlechte Personen“, wenn sie Witze erzählen, mit Freunden Bier trinken oder wettbewerbsorientiert sind. Positive Bestärkung fordert stattdessen dazu auf, stolz auf die eigene Männlichkeit zu sein und betont, dass Maskulinität keinen negativen Wert hat. Zugleich wird die Idee einer „androgynen“ Gesellschaft kritisiert, in der alle gleich denken, sprechen und handeln sollen. Im Rahmen eines umfassenden gesellschaftlichen Werteverständnisses wird geglaubt, dass Gott Männer und Frauen aus einem bestimmten Grund unterschiedlich geschaffen hat, weshalb die Politik Rahmenbedingungen schaffen sollte, damit junge Männer und Frauen erfolgreich leben können.
In meiner persönlichen politischen Ethik unterscheide ich zwischen vier Ebenen:
- Zunächst einmal die Ebene der Person. Hier gilt es, den individuellen Einfluss nicht zu unterschätzen. Ich bin mir bewusst, dass Esther mit einem heidnischen Polygamisten zusammenlebte und Daniel voller Ehrfurcht einen skrupellosen Gewaltherrscher über Jahre beriet. Das bedeutet nicht, dass sexuelle Sünden ohne Folgen wären – für die Person, seine Umgebung und die Nation.
- Auf der nächsten Ebene betrachte ich die Kohärenz und den Gesamtplan einer Regierung, soweit mir dies als einfacher Bürger überhaupt zugänglich ist. Es erstaunt mich, wie orchestriert das bisherige politische Vorgehen daherkommt. Ein gutes Beispiel hierfür liefert der Podcast des konservativen australischen Anglikaners John Anderson, in dem er zusammen mit dem Think Tank-Head Ken Roberts einen tiefen Einblick in die strategische Planung und Abstimmung politischer Massnahmen gibt.
- Eine weitere, für mich bedeutsame Ebene ist die Übereinstimmung mit Gottes Geboten. Hier zeigt sich besonders die langfristige Wirkung von Gesetzen und politischen Vorhaben. In mancher Hinsicht empfinde ich die Entwicklung als erfreulich und richtungsweisend.
- Das Entscheidende bleibt jedoch Gottes Geschichte. Deshalb war ich besonders erfreut über das Gebet von Scott Turner vor der ersten Kabinettsitzung. «Vater, wir danken dir für dieses großartige Privileg, in deiner Gegenwart zu sein. Gott, wir danken dir, dass du uns diesen Tag sehen lässt; die Bibel sagt, dass deine Barmherzigkeit jeden Morgen neu ist. Vater, Gott, wir geben dir Ruhm und Ehre. Gott, danke für Präsident Trump, Vater, dass er uns berufen hat, und danke, dass du uns gesalbt hast, diese Aufgabe zu übernehmen. Vater, wir beten, dass du dem Präsidenten und dem Vizepräsidenten Weisheit gibst, während sie führen. Vater, Gott, ich bete auch für all meine Kollegen, die hier am Tisch und in diesem Raum versammelt sind. Herr, Gott, wir bitten darum, dass wir mit rechtschaffener Klarheit führen, während wir dem Volk dieses Landes und jeder zuständigen Behörde in all unseren Aufgaben dienen; wir werden uns vor dir demütigen und in der Weise führen, zu der du uns berufen hast, zu leiten und zu dienen. Vater, die Bibel sagt, dass gesegnet ein Volk ist, dessen Gott der Herr ist. Aber Vater, heute ehren wir dich und setzen dich an deine rechtmäßige Stelle. Vater, danke, dass du uns diese Gelegenheit gegeben hast, den Glauben in diesem Land wiederherzustellen und ein Segen für die Menschen in Amerika zu sein. Und Herr, Gott, in unserer heutigen Sitzung beten wir, dass du in unserem Gespräch verherrlicht wirst – im Namen Jesu. Amen.»