Buchhinweis: Die drei Phasen von C. S. Lewis zum christlichen Glauben

Norbert Feinendegen mit seinem Werk “C. S. Lewis: Überrascht von Gott: Wie der große christliche Denker zum Glauben fand” ist eine wertvolle Ergänzung der Sekundärliteratur zu Lewis.

Das Anliegen (Einführung)

Neben Surprised by Joy existieren zahlreiche weitere Zeugnisse aus Lewis’ früher Schaffensphase, darunter:

  • Die Gedichtbände Spirits in Bondage (1919) und Dymer (1926).
  • Notizen von 1924 aus seiner Zeit als Philosophie-Tutor.
  • Die sogenannte „Summa“ (1928), in der Lewis seine idealistische Philosophie darlegt.
  • Der autobiografische Entwurf Early Prose Joy (1930/31).
  • Das allegorische Werk The Pilgrim’s Regress (1933), sein erstes Buch nach der Konversion zum Christentum

Drei Phasen von Lewis’ geistlicher Entwicklung

  • A-theistisch: Die Natur ist das Ganze; es existiert kein übernatürlicher Sinn- oder Zielgeber. Der Mensch steht vor der Aufgabe, im „sinnlosen“ Universum Sinn für sich selbst zu finden.
  • Pan-theistisch: Das Göttliche ist das Ganze; alles (Mensch, Tier, Pflanze, Kosmos) ist eine Erscheinungsform ein und desselben göttlichen Geistes. Ein persönlicher Dialog mit Gott ist in dieser Sichtweise nicht möglich.
  • Theistisch: Gott ist eine personale Wirklichkeit, die Schöpfung ist etwas Eigenständiges und dennoch von Gott Abhängiges. Der Mensch kann sich in Freiheit auf Gott und andere Geschöpfe beziehen, die Natur wird zum Medium der göttlichen Ansprache.

C.S. Lewis hat alle drei Formen auf seinem Lebensweg nacheinander „durchprobiert“: erst atheistisch, dann pantheistisch und schließlich theistisch.

Erst der Theismus konnte ihn zufriedenstellen und führte ihn unmittelbar danach zum christlichen Glauben. Dabei ist auffällig, dass Lewis’ Entwicklung auf zwei getrennten „Pfaden“ verlief:

  • Der intellektuelle Pfad (sein philosophisches Denken)
  • Der imaginative Pfad (seine innere Erlebniswelt)

Drei Facetten der „Imagination“ (Kapitel 1)
Lewis unterscheidet rückblickend drei Bedeutungen des Begriffs „Imagination“, die in seinem Kinderleben alle eine Rolle spielten:

  1. Psychologische Imagination
    • Das Wandern in Wunschvorstellungen und Tagträumen, in denen er selbst der Held oder Mittelpunkt war.
    • Dies diente der Verarbeitung seines Alltags, zum Beispiel dem Entkommen aus der Obhut der Hauslehrerin.
  2. Literarische Imagination
    • Das Gestalten von Geschichten, die keine direkten Wunscherfüllungsfantasien sind, sondern eigenständige erzählerische Werke.
    • Anders als in den späteren Narnia-Geschichten fehlten hier jedoch mythische Gestalten; Animal Land war eher prosaisch als mythisch.
  3. Geistliche Imagination
    • Kurze, aber intensive Augenblicke großer emotionaler Tiefe, die sich deutlich von den sonstigen Erfahrungen abhoben.
    • Lewis empfand sie als „wertvoller“ als seine übrige Wahrnehmung und sah sie als Hinweise auf eine ihm bis dahin unbekannte Dimension des Erlebens.