Dies sind die Bedingungen, denen Kinder und Erwachsene im dystopischen Roman “Brave New World” (1932) unterzogen werden:
Massnahmen für Kinder
Vorgeburtliche und frühkindliche Maßnahmen
- Die Kinder werden nicht mehr natürlich geboren, sondern in der “Zentral-Brut- und Normzentrale” künstlich erzeugt und herangezüchtet.
- Embryos werden je nach zukünftiger Kastenzugehörigkeit unterschiedlich behandelt, z.B. erhalten untere Kasten reduzierte Sauerstoffzufuhr zur Verringerung der Intelligenz.
- Das “Bokanowsky-Verfahren” ermöglicht die Teilung eines Embryos in bis zu 96 identische Kopien, wodurch für untere Kasten genetisch identische Arbeitskräfte geschaffen werden.
- Bei Epsilons (unterste Kaste) werden Alkohol-Zusätze eingesetzt, um ihre geistige Entwicklung gezielt zu hemmen.
- Babys werden pränatalen Umgebungsbedingungen ausgesetzt, die ihrem späteren Arbeitsplatz entsprechen (z.B. Hitze, Kälte oder Strahlung).
Frühe Konditionierung
- Acht Monate alte Delta-Babys werden durch Elektroschocks konditioniert, Bücher und Blumen zu verabscheuen, um sie von natürlichen Interessen fernzuhalten.
- Die “Hypnopädie” (Schlaflernen) wird eingesetzt, um moralische Werte und Verhaltensnormen zu vermitteln.
- Kindern werden im Schlaf tausende Male hypnopädische Formeln wiederholt, bis diese als unbewusste Wahrheiten akzeptiert werden.
- Kinder werden von früh an zu Konsumenten erzogen – “Besser ein neues Kleid kaufen als es flicken” ist eine Standardformel.
- Klassenbewusstsein wird durch hypnopädische Formeln wie “Ich bin so froh, dass ich ein Beta bin” eingepflanzt.
Sexuelle Konditionierung
- Kinder werden zu “erotischen Spielen” ermutigt, um früh ein gesundes Interesse an Sexualität zu entwickeln.
- Natürliche sexuelle Hemmungen werden systematisch abtrainiert, um promiskuitives Verhalten zu fördern.
- Eltern-Kind-Beziehungen und sexuelle Exklusivität werden als “pornografisch” und “pervers” dargestellt.
- Die Standardformel “Jeder gehört jedem” wird frühzeitig eingeprägt, um Besitzansprüche und Eifersucht zu verhindern.
Tod-Konditionierung
- Kinder werden an den Tod gewöhnt, indem Sterbende mit Spielen und Süßigkeiten assoziiert werden.
- Im Krankenhaus erhalten Kinder Schokoladencreme, während sie sterbende Menschen beobachten.
- Diese Praxis nimmt dem Tod jede emotionale Bedeutung und verhindert Trauer oder existenzielle Krisen.
Maßnahmen für Erwachsene
Soziale Kontrolle
- Der “Solidaritätsdienst” fungiert als pseudo-religiöses Ritual, bei dem Soma konsumiert wird und die Teilnehmer in kollektive Ekstase geraten.
- Erwachsene erhalten tägliche Soma-Rationen, die je nach Bedarf eingenommen werden können, um negative Emotionen zu unterdrücken.
- Die Formel “Ein Kubikzentimeter kuriert zehn trübe Gefühle” ermutigt zum Drogenkonsum statt zur Bewältigung von Emotionen.
- Promiskuität ist nicht nur erlaubt, sondern sozial erwünscht – länger mit einem Partner zusammen zu sein wird missbilligt.
- Erwachsene werden durch ständige Ablenkungen und oberflächliche Unterhaltung (wie “Fühlfilme” oder “Elektro-Magnetisches Golf”) beschäftigt gehalten.
Gesellschaftliche Normen
- Das Prinzip “Jeder gehört jedem” wird auch für Erwachsene streng durchgesetzt, um exklusive Beziehungen zu verhindern.
- Alleinsein wird als unnatürlich und verdächtig angesehen – Menschen sollen immer in Gesellschaft sein.
- Emotionale Reaktionen wie Trauer, Wut oder tiefe Liebe werden als pathologisch betrachtet und mit Soma behandelt.
- Werte wie Konsum, Oberflächlichkeit und Vermeidung von Unannehmlichkeiten werden hochgehalten.
- “Gemeinschaft, Identität, Stabilität” ist das offizielle Motto des Weltstaats, das allen Bürgern eingeschärft wird.
Kontrolle abweichenden Verhaltens
- Menschen, die zu unabhängig denken oder sich nicht anpassen können, werden nach Island oder auf die Falklandinseln verbannt.
- Diese Verbannung wird nicht als Strafe, sondern als Möglichkeit dargestellt, unter Gleichgesinnten zu leben.
- Regelmäßige Soma-Einnahme wird als Mittel zur Selbstkontrolle und sozialen Anpassung gefördert.
- Menschen werden überwacht und bei abweichendem Verhalten gemeldet oder konfrontiert.
- Es existiert ein ausgeklügeltes System sozialer Kontrolle, bei dem Gleichaltrige abweichendes Verhalten korrigieren.
Bedingungen nach Kastenunterschieden
Alpha- und Beta-Kasten
- Die höheren Kasten werden individuell gezeugt (keine Bokanowsky-Prozedur) und erhalten volle Sauerstoffzufuhr während der Entwicklung.
- Alphas und Betas dürfen anspruchsvollere Berufe ausüben und haben größere Freiheiten in der Freizeitgestaltung.
- Höhere Kasten haben Zugang zu besseren Wohnungen, Transportmitteln und Freizeiteinrichtungen.
- Sie tragen besondere Farben zur Kennzeichnung ihrer Kaste (Alphas tragen Grau, Betas Purpur).
- Trotz ihres privilegierten Status unterliegen sie denselben Grundprinzipien bezüglich Emotionen und Beziehungen.
Gamma-, Delta- und Epsilon-Kasten
- Die unteren Kasten werden durch das Bokanowsky-Verfahren in großen Mengen produziert, um identische Arbeitskräfte zu schaffen.
- Ihre Intelligenz wird durch Sauerstoffmangel und chemische Zusätze während der Entwicklung gezielt eingeschränkt.
- Sie werden für einfache, repetitive Aufgaben konditioniert und finden darin ihre Erfüllung.
- Durch hypnopädische Formeln werden sie mit ihrer Kaste zufrieden gemacht (“Jeder ist für jeden anderen unentbehrlich”).
- Die untersten Kasten (Epsilons) werden als semi-moronisch beschrieben und für die einfachsten Arbeiten eingesetzt.