Augustinus hat in mehreren seiner Werke ausführlich über die Bildung und Macht sündiger Gewohnheiten nachgedacht. Insbesondere in den Confessiones (Bekenntnisse) und De libero arbitrio (Vom freien Willen) findet sich eine detaillierte Auseinandersetzung mit diesem Thema.
Die zentrale Passage, in der Augustinus in den Confessiones über die „Gewohnheit, die zur Notwendigkeit wird“ spricht, findet sich in Buch 8, Kapitel 5. Hier beschreibt er seine innere Zerrissenheit und die Macht der sündigen Gewohnheit, die ihn daran hindert, sich vollständig Gott zuzuwenden. Dies ordnet sich also vor der Bekehrung ein.
Denn der neue Wille, der in mir aufkeimte, dich umsonst zu lieben, mich an dir zu erfreuen, Gott, der du allein die sichere Freude bist, war noch nicht stark genug, um den alten Willen zu überwinden, der durch lange Gewohnheit gestärkt worden war. So stritten in mir zwei Willen, der eine alt, der andere neu, der eine fleischlich, der andere geistlich, und indem sie gegeneinander kämpften, zerrissen sie meine Seele.
Dies sind weitere Passagen:
1. Confessiones (Bekenntnisse)
- Buch 8, Kapitel 5-12: Augustinus beschreibt hier seine inneren Kämpfe vor seiner Bekehrung. Er thematisiert, wie sündige Gewohnheiten ihn gefangen hielten. Diese beschreibt er als „Gewohnheit der Sünde“ (consuetudo peccati), die wie Fesseln wirken und ihn von einem tugendhaften Leben abhalten.
- Zentrale Stelle: Augustinus spricht von der “Gewohnheit, die zur Notwendigkeit wird” und davon, wie der Wille geschwächt wird, wenn man sich wiederholt für das Schlechte entscheidet.
- Buch 10, Kapitel 41-43: Hier reflektiert Augustinus über die Macht der Begierde (concupiscentia) und die Schwierigkeit, sündige Neigungen abzulegen. Er nennt die Gewohnheit einen „zweiten Naturzustand“ und zeigt, wie diese den Menschen von Gott entfernt.
2. De libero arbitrio (Vom freien Willen)
- Buch 3, Kapitel 18-20: Augustinus diskutiert hier die Verbindung zwischen dem freien Willen und der Entstehung von sündigen Gewohnheiten. Er erklärt, dass der Mensch durch wiederholte schlechte Entscheidungen seine Freiheit einbüßt und eine Art „Knechtschaft der Sünde“ erleidet.
- Zentrale Gedanken:
- Sündige Gewohnheiten entstehen durch die wiederholte Wahl des Schlechten.
- Die Gewohnheit schwächt den freien Willen und führt zu einer moralischen Versklavung.
3. De civitate Dei (Vom Gottesstaat)
- Buch 14, Kapitel 15-17: Augustinus betrachtet die Wurzel der sündigen Gewohnheiten in der Liebe zur Welt (amor saeculi) und der Abkehr von der Liebe zu Gott (amor Dei). Er beschreibt, wie der Mensch durch sündige Gewohnheiten in die Selbstsucht und die Unordnung der Seele hineingezogen wird.
Zusammenfassung seiner zentralen Überlegungen:
- Sündige Gewohnheiten entstehen durch wiederholte falsche Entscheidungen und verstärken sich mit der Zeit.
- Sie führen zu einer Schwächung des freien Willens und können zu einer Art inneren Gefangenschaft führen.
- Die Überwindung solcher Gewohnheiten erfordert göttliche Gnade und eine bewusste Umkehr.
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