Input: Feedback in Lernprozessen

Der australische Bildungsforscher John Hattie (* 1950) begleitet mich seit Jahren. Kürzlich befasste ich mich erneut mit seinen (wegweisenden) Hinweisen zum Feedback. Sein Modell dient mir als Hintergrundgerüst.

Grundlegendes zum Feedback

  • Feedback gilt als eine der wirkungsvollsten Strategien zur Verbesserung der Schülerleistung.
  • Es ist wichtig, dass Feedback von Lernenden tatsächlich aufgenommen und genutzt wird, nicht nur erhalten wird.
  • Die Qualität des Feedbacks ist entscheidender als die Quantität.
  • Feedback sollte als bidirektionaler Prozess verstanden werden, nicht als einseitige Informationsweitergabe.

Wirksamkeit von Feedback

  • Feedback korreliert typischerweise mit hohen Effektstärken (d = 0,73) bei akademischen Leistungen.
  • Feedback kann jedoch sehr unterschiedliche Auswirkungen haben; mehr als ein Drittel der untersuchten Feedback-Studien verzeichnete sogar Leistungsrückgänge.
  • Die negativen Effekte von Feedback (z. B. nachteilige Auswirkungen von Lob) wurden historisch oft übersehen.

Prinzipien für effektives Feedback

  1. Klare Erwartungen und Standards für den Lernenden festlegen
  2. Fortlaufendes, gezieltes Feedback innerhalb der Lernphase planen
  3. Praktiken zur Entwicklung der Selbstregulierung fördern
  4. Feed-Forward-Möglichkeiten bieten, um das Feedback umzusetzen und den Feedback-Kreislauf zu schließen

Feedbacktypen im Modell von Hattie und Timperley

  • Feeding Up: Klärt für Lernende, wohin sie gehen (Lernziele und Erfolgsstandards)
  • Feeding Back: Informationen an Lernende, wie sie vorankommen
  • Feeding Forward: Informationen über die nächsten Schritte zur Verbesserung

Feedbackebenen

  • Aufgabenebene: Feedback zum oberflächlichen Verständnis und den Anforderungen der Aufgabe
  • Prozessebene: Feedback zu den Prozessen, Fähigkeiten oder Strategien zur Aufgabenbewältigung
  • Selbstregulierungsebene: Feedback, das Lernende zum Selbstüberwachen und -regulieren anregt
  • Selbstebene (meist Lob): Hat nachweislich negative Auswirkungen auf das Lernen

Forschungsergebnisse

  • Feeding Back war der am häufigsten verwendete Feedbacktyp im Klassenzimmer
  • Feeding Forward war der am seltensten beobachtete Feedbacktyp
  • Das meiste Feedback richtete sich an die Aufgabenebene, die mit Oberflächenlernen verbunden ist
  • Relativ wenig Feedback wurde auf die Prozess- und Selbstregulierungsebene ausgerichtet, die eher tieferes und relationales Lernen fördern

Praktische Implikationen

  • Die Verwendung von Vor-Bewertungen kann helfen, die Lernziele für Schüler zu verdeutlichen
  • Formative Bewertung bietet Gelegenheiten für Feedback früh im Lernprozess
  • Lernziele können dazu beitragen, selbstregulierendes Verhalten zu entwickeln
  • Der vorgeschlagene Feedback-Matrix-Rahmen kann eine Brücke zwischen Forschung und Praxis schlagen