Buchhinweis: Denkrahmen von Lehrern, Schülern, Eltern

Nochmals John Hattie, hier aus “Visible Learning: The Sequel: A Synthesis of Over 2,100 Meta-Analyses Relating to Achievement” (2023; Kapitel 2):

Die Zwecke für verschiedene Stakeholder

Das Modell definiert klare Zwecke für verschiedene Beteiligte im Bildungsprozess:

Lehrer

  • Ihre Wirkung durch die Augen der Schüler sehen
  • Schülern beibringen, ihre eigenen Lehrer zu werden
  • Schüler ihrer eigenen Lehrtätigkeit werden

Schüler

  • Ihre eigenen Lehrer werden
  • In schulisches Lernen reinvestieren wollen

Schulleiter

  • Schulweite Verbesserungsprozesse leiten, damit alle Pädagogen ihre Wirkung auf Schüler maximieren

Familien

  • Die ersten Lernenden ihrer Kinder werden

Die Denkrahmen (Mind Frames)

Die Denkrahmen sind in vier Bereiche unterteilt:

Für Lehrer und Schulleiter

  1. Ich bin ein Evaluator meiner Wirkung auf das Lernen der Schüler
  2. Ich sehe Bewertung als Information über meine Wirkung und nächste Schritte
  3. Ich arbeite mit meinen Kollegen und Schülern über meine Vorstellungen von Fortschritt und Wirkung zusammen
  4. Ich bin ein Veränderungsagent und glaube, dass alle Schüler sich verbessern können
  5. Ich strebe nach Herausforderung und nicht nach dem Ziel, mein Bestes zu geben
  6. Ich gebe Feedback und helfe Schülern, es zu verstehen, und ich interpretiere und handle nach Feedback an mich
  7. Ich engagiere mich ebenso im Dialog wie im Monolog
  8. Ich informiere Schüler von Anfang an explizit, wie erfolgreiche Wirkung aussieht
  9. Ich baue Beziehungen und Vertrauen auf, damit Lernen an einem Ort stattfinden kann, wo es sicher ist, Fehler zu machen und von anderen zu lernen
  10. Ich konzentriere mich auf das Lernen und die Sprache des Lernens

Für Schüler

  1. Ich bin zuversichtlich, dass ich lernen kann
  2. Ich setze, implementiere und überwache eine angemessene Mischung aus Leistungs- und Tiefenlernzielen
  3. Ich strebe danach, mich zu verbessern und genieße mein Lernen
  4. Ich strebe danach, Oberflächen- und Tiefenlernen zu beherrschen und zu erwerben
  5. Ich arbeite daran, zu einer positiven Lernkultur beizutragen
  6. Ich habe mehrere Lernstrategien und weiß, wann ich sie am besten einsetzen kann
  7. Ich habe das Vertrauen und die Fähigkeiten, vom Gruppenlernen zu lernen und dazu beizutragen
  8. Ich kann Feedback hören, verstehen und danach handeln
  9. Ich kann mein Lernen bewerten
  10. Ich bin mein eigener Lehrer

Für Eltern und Familien

  1. Ich habe angemessen hohe Erwartungen
  2. Ich stelle vernünftige Anforderungen und bin sehr ansprechbar für mein Kind
  3. Ich bin nicht allein
  4. Ich entwickle die Fähigkeiten, den Willen und den Nervenkitzel meines Kindes
  5. Ich liebe das Lernen
  6. Ich kenne die Kraft des Feedbacks, und Erfolg gedeiht durch Fehler
  7. Ich bin ein Elternteil, kein Lehrer
  8. Ich setze mein Kind Sprache, Sprache, Sprache aus
  9. Ich weiß, dass mein Kind nicht perfekt ist, und ich auch nicht
  10. Ich bin ein Evaluator meiner Wirkung

Für Gleichheit, Zugehörigkeit und Identitäten

  1. Wir erkennen die vielfältigen Kulturen unserer Schüler an und würdigen sie
  2. Wir sprechen systemische Ungleichheiten an und unterbrechen sie
  3. Wir bewerten unsere Wirkung über unsere Absicht, wenn wir implizite Vorurteile stören
  4. Wir integrieren evidenzbasierte Praktiken, die kulturell stärken und Ungleichheiten mindern
  5. Wir sind kollektiv verantwortlich für das Wohlbefinden der Schüler und den Abbau von Lernbarrieren
  6. Wir fördern eine Kultur, die die Identitäten der Schüler aufbaut und würdigt
  7. Wir suchen Möglichkeiten, die Identitäten aller unserer Schüler zu unterstützen
  8. Wir arbeiten zusammen, um sicherzustellen, dass unsere Schule sehr einladend und eine hassfreie Zone ist
  9. Wir wollen, dass alle Schüler das Gefühl haben, dazuzugehören und in allen Klassen willkommen zu sein
  10. Wir stellen sicher, dass unsere Schule eine sehr einladende und sichere Zone ist

Das Modell der intentionalen Ausrichtung

Das Modell der intentionalen Ausrichtung umfasst sieben Hauptkomponenten:

  1. Bestimmung der Lernziele und Erfolgskriterien:
    • Basierend auf Lehrplan, Verständnis von Progressionen und Motivation der Schüler
  2. Analyse der kognitiven Aufgabe:
    • Fokus auf Wissen-dass, Wissen-wie und Wissen-mit Aspekte der Lektionen
    • Verständnis der kognitiven Komplexität
  3. Klima und Kultur der Klasse:
    • Fehler oder Missverständnisse als Lernchancen sehen
    • Sicherheit zum Arbeiten, Entdecken und Erforschen mit Gleichaltrigen
    • Einladendes Klima für alle
  4. Abstimmung der Lehrmethoden:
    • Mit der kognitiven Komplexität der Aufgabenkomponenten
    • Erforderliches Vertrauen für die Bewältigung der Herausforderungen
    • Effiziente und effektive Verbesserung der Schüler
  5. Sicherstellung geeigneter Lernstrategien:
    • Schüler verfügen über geeignete und effektive Lernstrategien
  6. Auswahl der Aktivitäten:
    • Abstimmung mit den Komplexitätsniveaus des Inhalts
    • Tieferes konzeptionelles und relationales Denken
  7. Anwendung von Bewertungsmethoden:
    • Fokus auf Inhalt (Wissen-dass), Beziehungen (Wissen-wie) und Transfer (Wissen-mit)
    • Information über Fortschritt, Erfolg und zu schließende Lücken

Drei Ebenen der kognitiven Komplexität

Das Modell unterscheidet drei Ebenen der kognitiven Komplexität:

  1. Wissen-dass (Oberfläche):
    • Faktisches Wissen: Erinnerung und Reproduktion
    • Konzeptionelles Wissen: Grundlegende Anwendung
  2. Wissen-wie (Tiefe):
    • Prozedurales und relationales Wissen
    • Verbinden, Anwenden und Zusammenführen von Oberflächenwissen aus verschiedenen Bereichen
  3. Wissen-mit (Transfer):
    • Transfer auf ähnliche oder neue Kontexte
    • Anwendung von in einem Kontext gewonnenem Wissen in einem anderen

Das 5D-Modell zur Implementierung

Das 5D-Modell zur Implementierung umfasst fünf Schritte:

  1. Discover (Entdecken):
    • Identifizierung von Zielen, die es wert sind, verfolgt zu werden
    • Aufbau einer Theorie der Gegenwart
    • Vereinbarung, wie Erfolg aussieht
  2. Design (Gestalten):
    • Systematische Untersuchung verschiedener Optionen
    • Auswahl/Gestaltung einer hochwahrscheinlichen Intervention
    • Stresstest vor dem Start
    • Entwicklung eines Überwachungs- und Evaluierungsplans
  3. Deliver (Umsetzen):
    • Umsetzung der vereinbarten Interventionen
    • Sammlung von Überwachungs- und Evaluierungsdaten
  4. Double-back (Zurückblicken):
    • Überwachung und Evaluierung der Lieferkette
    • Entscheidung über die nächsten Schritte
  5. Double-up (Ausweiten):
    • Implementierung und Aufrechterhaltung verbesserter Versionen einer Intervention
    • Einbettung in mehrere Schulen (Nachhaltigkeit)