Biografie: Thomas Sowells intellektuelle Odyssee

Fasziniert vertiefte ich mich mit dem biografischen Hintergrund des US-Ökonomen Thomas Sowell (* 1930). Hier sind einige Lebensereignisse und intellektuelle Wendestellen:

·  1929: Geboren in North Carolina, sein leiblicher Vater Henry starb vor seiner Geburt. 

·  Frühe Kindheit: Von seiner Tante Molly (Mamie Sowell) adoptiert, da seine leibliche Mutter als Alleinerziehende mit vier weiteren Kindern nicht für ihn sorgen konnte. 

·  Vor 1933: Seine Adoptiv-Cousine Bertie brachte ihm vor seinem vierten Lebensjahr das Lesen bei. 

·  1936: Begann die Schule mit 7 Jahren (ein Jahr später als üblich wegen einer Krankheit). 

·  1939: Umzug mit der Adoptivfamilie nach Harlem, New York, im Alter von fast 9 Jahren. 

·  Frühe New Yorker Jahre: Wurde einem Jungen namens Eddie Mapp vorgestellt, der ihn in die öffentliche Bibliothek einführte – ein entscheidender Wendepunkt in seinem Leben. 

·  Schulzeit in New York: Wurde trotz anfänglicher Anpassungsschwierigkeiten in eine spezielle Klasse für fortgeschrittene Schüler (die “r-Klasse”) eingestuft. 

·  Jugend: Erhielt die Genehmigung, die besser angesehene Junior High School 43 zu besuchen, die in einer besseren Gegend lag. 

·  Schulkonflikt: Hatte in der 8. Klasse einen Konflikt mit einem Lehrer (Mr. Leonard), der zu seiner Versetzung in eine normale Klasse führte. 

·  Highschool: Bestand die Aufnahmeprüfung für die elitäre Stuyvesant High School. 

·  Studienabbruch: Nach einer Krankheit konnte er den verpassten Stoff nicht aufholen und begann, die Schule zu schwänzen. 

·  1946: Mit 16 Jahren verließ er die Schule und nahm eine Vollzeitstelle als Western Union-Bote an. 

·  Januar 1948: Mit 17 Jahren verließ er das Haus seiner Adoptivmutter mit einem kleinen Koffer, der alles enthielt, was er besaß. 

·  1948-1949: Erlebte wiederholte Arbeitslosigkeit und musste unermüdlich nach Arbeit suchen; in einer besonders schwierigen Zeit verpfändete er seinen einzigen Anzug, um Essen kaufen zu können. 

·  Bildungswillen: Besuchte trotz finanzieller Not die Abendschule an der Washington Irving High School. 

·  Intellektuelle Neugier: Kaufte trotz extremer Armut eine alte Enzyklopädie für 1,17 Dollar und las regelmäßig die New York Times. 

·  Ideologische Prägung: Kam erstmals mit den Ideen von Karl Marx in Berührung, die ihn für das nächste Jahrzehnt beeinflussen sollten. 

·  1950: Zog nach Washington, D.C. und nahm Kontakt zu seiner leiblichen Familie auf. 

·  30. Oktober 1951: Wurde zum Militärdienst einberufen und dem Marine Corps zugeteilt. 

·  Militärzeit: Wurde nach guten Testergebnissen zur Fotografenschule an der Naval Air Station in Pensacola, Florida, geschickt. 

·  Nach dem Militär: Kehrte zum Studium zurück und begann an der Howard University zu studieren, während er gleichzeitig Vollzeit arbeitete. 

·  Studienfokus: Reduzierte seine Kurslast von 15 auf 9 Stunden, als er erkannte, dass sein ursprünglicher Plan zu anspruchsvoll war. 

·  Kritisches Denken: Empfand die Howard University als intellektuell nicht anspruchsvoll genug und schrieb einen kritischen Brief an den Dekan über die niedrigen akademischen Standards. 

·  Aufstiegswille: Bewarb sich an Harvard, Yale, Wisconsin und Columbia, wobei Harvard ihm schließlich ein kleines Darlehen anbot. 

·  Harvard-Anfang: Seine akademische Situation war zunächst äußerst prekär; bei den Zwischenprüfungen erhielt er zwei Ds und zwei Fs. 

·  Studienmethodik: Änderte radikal seine Studienmethoden, schlief nach dem Abendessen ein und wachte mitten in der Nacht auf, um zu studieren. 

·  Harvard-Erfolg: Schloss sein Studium mit magna cum laude ab, wobei sein Interesse an der marxistischen Wirtschaftstheorie zu einer hervorragenden Abschlussarbeit führte. 

·  Weiterbildung: Nahm ein Angebot der Columbia University für ein Graduiertenstudium an. 

·  University of Chicago: Dank einer starken Empfehlung erhielt er ein Stipendium und wurde von Milton Friedman betreut. 

·  Ideologische Wende: Während eines Sommerpraktikums im Arbeitsministerium begann er, seine marxistischen Überzeugungen zu überdenken, nachdem er empirische Hinweise darauf entdeckte, dass der Mindestlohn in Puerto Rico Arbeitsplätze vernichtete. 

·  Lehrtätigkeit: Begann als Dozent am Douglas College in New Jersey und stellte hohe akademische Anforderungen an seine Studentinnen. 

·  Howard-Rückkehr: Kehrte als Dozent an die Howard University zurück, wo er strenge Maßnahmen gegen Betrug einführte. 

·  Wirtschaftserfahrung: Nahm eine Stelle bei AT&T an, dem damals weltgrößten Unternehmen. 

·  Cornell-Zeit: Nahm ein Angebot der Cornell University an, obwohl dies einen Gehaltsrückgang von fast 25% bedeutete. 

·  1966-68: Sorge um Sohn John, der bis fast vier Jahre kaum sprach, trotz erstaunlicher kognitiver Fähigkeiten. 

·  1968: Organisierte eine Rockefeller-finanzierte Sommerschule für Top-Studierende historisch schwarzer Colleges und erzielte beeindruckende Leistungssteigerungen. 

·  1969: Nach Konflikten an Cornell wechselte er zur Brandeis University. 

·  1970: Erhielt eine Associate-Professur mit Tenure an der UCLA. 

·  1970: Schrieb in rasantem Tempo ein Einführungslehrbuch (Principles of Economics). 

·  1972-1974: Leitete das Ethnic Minorities Research Project am Urban Institute in Washington. 

·  1974: Kehrte zur UCLA zurück und startete kleinere, unabhängige Forschungsprojekte. 

·  1975: Begann die Arbeit an seinem bedeutendsten Werk Knowledge and Decisions

·  1975: Nahm an einer Debatte über Affirmative Action im Weißen Haus teil und argumentierte mit frischen Forschungsergebnissen gegen die vorherrschenden Annahmen. 

·  1978: Vollendete den ersten Entwurf von Knowledge and Decisions – das längste, anspruchsvollste und aus seiner Sicht beste Buch. 

·  1980: Wurde Senior Fellow am Hoover Institution – seine längste und erfüllendste berufliche Position, die ihm ermöglichte, sich vollständig auf Forschung zu konzentrieren. 

·  1980: Mediale Aufmerksamkeit während des Präsidentschaftswahlkampfs, obwohl seine tatsächliche Beteiligung am Reagan-Wahlkampf minimal war. 

·  1981: Organisierte die “Black Alternatives Conference”, um der medialen Fiktion einer monolithischen schwarzen politischen Meinung entgegenzuwirken. 

·  Ab 1982: Unternahm internationale Reisen (1984 und 1987 Weltumrundungen) für seine geplante Trilogie über Kultur und Migration. 

·  1987: Setzte sich für die Supreme-Court-Nominierung von Robert Bork ein und sagte als Zeuge vor dem Senats-Justizausschuss aus. 

·  1993: Begann sein unerwartetes Forschungsabenteuer zu “Late-Talking Children”, inspiriert durch die Erfahrungen mit seinem Sohn, und veröffentlichte 1997 ein Buch zu diesem Thema.

Umfassend in Sowells “A Personal Odyssey”.