Buchhinweis: Transportierte Moral in der Kinderliteratur von 100 Jahren

Dank KI-Möglichkeiten konnte ich eine Idee umsetzen, nämlich Ida Bindschedlers Heimtroman “Die Leuenhofer”, angelehnt an ihre eigene Lehrtätigkeit im Limmtattal der 1860er. Welche Moral wird im Werk transportiert? Hier eine Auswahl:

Armut

  • Armut wird nicht stigmatisiert, sondern als normale Lebensrealität mancher Familien dargestellt
  • Den kranken Georg Hammerbach, der aus einfachen Verhältnissen stammt, verteidigt Herr Schwarzbeck trotz des Verdachts
  • Nuschka wird trotz ihrer ärmlichen Herkunft (als Waise eines Kunstreiters) in die Gemeinschaft integriert
  • Gegenseitige Unterstützung in finanziellen Notlagen wird als selbstverständlich dargestellt (z.B. die Spende für den alten Mann mit dem Äffchen)

Bildung

  • Bildung wird als Weg zu persönlicher Entfaltung und besseren Lebenschancen hochgeschätzt
  • Lernschwierigkeiten (wie bei Nuschka oder Alwine) werden nicht verurteilt, sondern mit Geduld begegnet
  • Praktische Fähigkeiten werden ebenso wertgeschätzt wie schulisches Wissen (Nuschkas artistische Fähigkeiten)
  • Herr Schwarzbeck fördert kritisches Denken und moralische Reflexion neben Faktenwissen

Familie

  • Die Familie wird als primärer Ort der Geborgenheit und emotionalen Sicherheit dargestellt
  • Trennung von der Familie (Annelis Mutter arbeitet in der Stadt) wird als schmerzhafte Belastung für Kinder gezeigt
  • Großeltern übernehmen wichtige Erziehungs- und Betreuungsaufgaben (Annelis Großmutter)
  • Familiäre Bindungen werden über materielle Werte gestellt
  • Der Verlust von Familienmitgliedern (Georgs Tod, Annelis verstorbener Vater) wird als tiefgreifende emotionale Erschütterung dargestellt
  • Die Schulgemeinschaft übernimmt teilweise familiäre Funktionen

Umweltkatastrophe

  • Naturkatastrophen wie Hochwasser werden als ernsthafte Bedrohung, aber auch als Teil des Naturzyklus gesehen
  • Gemeinschaftliche Anstrengungen zur Bewältigung von Naturkatastrophen werden positiv bewertet
  • Mut und Selbstaufopferung in Notsituationen werden als vorbildlich dargestellt (Johanna Sebus, Ottilies Rettung)
  • Respekt vor den Naturgewalten wird vermittelt
  • Praktisches Wissen über die lokale Umgebung und ihre natürlichen Gefahrenstellen ist wichtig

Solidarität im Dorf

  • Starker Zusammenhalt innerhalb der Dorfgemeinschaft in Krisensituationen (Hochwasser, Krankheit)
  • Gegenseitige Hilfe und Unterstützung werden als selbstverständlich betrachtet
  • Gemeinsames Erleben stärkt den Zusammenhalt (Schulausflug, Examenfeier, Theateraufführung)
  • Die “Leuenhofer” entwickeln eine starke Gruppenidentität über ihre Schulzugehörigkeit
  • Reintegration von Ausgegrenzten wird als gemeinschaftliche Aufgabe gesehen (Georgs “Ehrenrettung”)

Rücksicht für Benachteiligte

  • Besondere Fürsorge für körperlich oder seelisch Schwächere wird als ethische Pflicht betrachtet
  • Herr Schwarzbeck fördert aktiv die Integration von Außenseitern (Nuschka, Georg)
  • Die Kinder lernen, über anfängliche Vorurteile hinauszuwachsen (gegenüber Nuschka, den Ferlikonern)
  • Mitgefühl für das Leid anderer wird den Kindern vermittelt (Anneli, Georg, der alte Mann mit dem Äffchen)
  • Die Gemeinschaft nimmt Rücksicht auf individuelle Schwächen (Alwines Prüfungsangst)
  • Besonders verletzliche Menschen verdienen besonderen Schutz (kranke Kinder, alte Menschen)
  • Ungerechte Vorwürfe gegen Benachteiligte werden als besonders schwerwiegend bewertet

Respekt gegenüber älteren Menschen

  • Ältere Menschen werden als Wissensträger und Ratgeber geschätzt (der alte Bezold mit seinen Geschichten)
  • Die Spitalbesuche zeigen, dass ältere Menschen Zuwendung und Unterhaltung brauchen
  • Die Kinder lernen, dass ältere Menschen trotz körperlicher Einschränkungen wertvoll sind
  • Die Bedürfnisse älterer Menschen werden ernst genommen (das Vorlesen für die Spitalleute)
  • Anfängliche Abneigung (gegen Frau Kradolfer) weicht echtem Interesse und Respekt
  • Generationenübergreifende Beziehungen werden als bereichernd für beide Seiten dargestellt

Verhältnis zum Besitz

  • Eigentum sollte respektiert, aber nicht überbewertet werden
  • Diebstahl wird eindeutig als moralisch falsch bewertet
  • Teilen wird als wichtiger Wert vermittelt (die Birnen, die Examenwecken)
  • Bescheidenheit wird positiv bewertet (der “brave Mann” lehnt die Belohnung ab)
  • Materielle Gegenstände haben einen untergeordneten Wert im Vergleich zu Freundschaft und Ehre
  • Großzügigkeit wird gewürdigt (die Kinder verzichten auf Essen und Leiterwagen für den alten Mann)

Autoritätsfiguren

  • Herr Schwarzbeck wird als gerechte, verständnisvolle, aber auch fordernde Autorität dargestellt
  • Der Pfarrer ist eine respektierte, aber zugängliche und manchmal humorvolle Figur
  • Eltern haben natürliche Autorität, die auf Liebe und Fürsorge basiert
  • Autoritätspersonen dürfen Fehler machen und Schwächen zeigen
  • Autoritätspersonen haben eine besondere Verantwortung für Schwächere
  • Autoritäten verdienen Respekt durch ihr Verhalten, nicht nur durch ihre Position

Konflikte lösen

  • Dialogbereitschaft wird als Grundlage für erfolgreiche Konfliktlösung dargestellt
  • Vermittlung durch Dritte (Herr Schwarzbeck, der Pfarrer) hilft bei verfahrenen Situationen
  • Gemeinsame Erlebnisse führen zur Überwindung von Feindschaften (Ferlikoner und Heimstetter)
  • Persönlicher Kontakt entschärft Konflikte, die auf Vorurteilen beruhen (beim Treffen an der Ferlikoner Brücke)
  • Die Übernahme von Verantwortung für eigene Fehler wird als wichtig für die Konfliktlösung betrachtet
  • Gegenseitiges Verständnis entwickelt sich durch das Erkennen gemeinsamer Interessen (Rettung des Kasperli)
  • Kompromissbereitschaft wird als Stärke, nicht als Schwäche bewertet
  • Statt Vergeltung zu üben, sollen Kinder nach konstruktiven Lösungen suchen (statt der Katzenmusik für Herrn Heuerlein)
  • Vorschnelle Urteile führen zu unnötigen Konflikten (Georgs Fall zeigt dies deutlich)

Rituale in der Jahreszeit/Brauchtum

  • Jahreszeitliche Rituale strukturieren das Gemeinschaftsleben und schaffen Identität
  • Das Fastnachtsfeuer auf dem Hügel verbindet die Generationen und schafft lokale Identität
  • Nikolaustag mit dem Duft von Tannenzweigen und den ersten Tirgel (Honigküchlein) leitet die Weihnachtszeit ein
  • Weihnachten mit Christbaum, Lichtern und Geschenken als wichtigstes Familienfest
  • Die besonderen Examentage mit ihren Traditionen (Examenwecken, Kaffeetrinken im Schulzimmer)
  • Das Sammeln von Frühlingsblumen markiert den Beginn des neuen Jahreszyklus
  • Die Theateraufführung im Spital als gemeinschaftsbildendes Ritual
  • Saisonale Spiele der Kinder folgen traditionellen Mustern (Marbel- und Kreiselspiel im Frühling)

Verhältnis zum Staat/Behörden

  • Autoritäten werden respektiert, aber nicht unkritisch hingenommen
  • Der Schulvorstand und die Schulpflege werden als wohlwollende, aber distanzierte Institutionen dargestellt
  • Der Gemeindepräsident wird als respektierte, aber zugängliche Amtsperson gezeigt
  • Lokale Behörden sind im Alltag präsenter und wichtiger als entfernte staatliche Institutionen
  • Behörden werden durch konkrete Personen repräsentiert, nicht als abstrakte Entitäten wahrgenommen
  • Die Städtchen-Verwaltung kümmert sich um praktische Belange (Straßen, Brücken, Hochwasserschutz)
  • Der Polizeidiener Freudweiler ist Teil der Gemeinschaft, nicht bloß Vertreter staatlicher Gewalt
  • Staatsbürgerliche Bildung wird durch patriotische Lieder und Geschichten über die Schweiz vermittelt

Umgang mit Fremden

  • Anfängliches Misstrauen gegenüber Fremden (Nuschka) kann durch Kennenlernen überwunden werden
  • Die Integration von Nuschka zeigt, dass Fremdheit nicht dauerhaft sein muss
  • Vorurteile gegenüber “Fremden” (Kunstreiter, Seiltänzer) werden kritisch reflektiert
  • Fremdes weckt sowohl Neugier als auch Unbehagen (die Kinder sind fasziniert und verunsichert von Nuschka)
  • Das Kennenlernen fremder Lebensweisen (Nuschkas Artistenleben) erweitert den Horizont der Kinder
  • Die Feindschaft zwischen Heimstetter und Ferlikoner Kindern basiert auf Unkenntnis des “Fremden”
  • Der alte Mann mit dem Äffchen wird trotz seiner Fremdheit mit Mitgefühl behandelt
  • Hans Mössmer, der aus der Ferne zurückkehrende ehemalige Schüler, wird herzlich willkommen geheißen
  • Die fremde Frau Breitenstein zeigt durch ihren Brief, dass Fremde nicht notwendigerweise kalt oder abweisend sind