Input: Befunde zur Sinnforschung in Psychotherapie und klinischer Psychologie

Alexander Batthyany legt in der Einführung von “Meaning in Positive and Existential Psychology” (2014) dar, welcher Einfluss Sinnfrustration auf Klienten ausübt:

  • Crumbaugh & Maholick (1964) entwickelten den Purpose in Life Test (PIL); seither in rund 150 Studien als Messinstrument für Sinnverwirklichung eingesetzt und damit zum Standard in der klinischen Sinnforschung geworden.
  • Rosenberg & Green (1998): Mit dem PIL lässt sich zuverlässig zwischen psychiatrischen Patienten und gesunden Vergleichspersonen unterscheiden – Sinnfrustration ist ein starker Marker psychischer Störung.
  • Harlow & Newcomb (1990): Fehlender Lebenssinn vermittelt bei Frauen den Weg von Kontrollverlust und Depression zu Substanzmissbrauch; bei Männern vermittelt er zu Selbstabwertung und Suizidneigung.
  • Kinnier et al. (1994): Sinnlosigkeit ist der bedeutendste Mediator zwischen Depressivität und Substanzkonsum und zugleich der einzige signifikante Prädiktor für Suchterkrankungen.
  • Shek (1998) – prospektive Längsschnitt­studie mit chinesischen Jugendlichen: Niedrige Sinnwerte sagten allgemeine psychische Morbidität am besten voraus (noch vor Selbstwert).
  • Mascaro & Rosen (2005): Lebenssinn erklärt zusätzliche Varianz in Hoffnung und Depressionssymptomen zwei Monate später – über Persönlichkeitsfaktoren hinaus. – Mascaro & Rosen (2006) zeigen zudem, dass Sinn das Verhältnis zwischen täglichem Stress und Depression abpuffert.
  • Reker (2002) – 14-Monats-Studie mit älteren Erwachsenen: Sinn war der stärkste Prädiktor erfolgreichen Alterns, noch vor sozialen und kognitiven Ressourcen.
  • Linehan et al. (1983): Die Reasons for Living Index (RFL) integriert Sinnaspekte; spätere Arbeiten (Malone et al., 2000; Gutierrez et al., 2000; Britton et al., 2008) bestätigen seine außergewöhnliche Prognosekraft für Suizidalität.
  • Debats (1996) – Therapie-Follow-up: Höherer Lebenssinn verbessert positive und negative Befindens­dimensionen, steigt während sinnorientierter Psychotherapie signifikant an und sagt Therapieerfolg unabhängig vom Ausgangsniveau voraus.
  • Waisberg (1994) – Alkohol­abhängige: PIL-Werte lagen vor der Behandlung pathologisch niedrig, nach drei Monaten Behandlung im Normbereich; die End-PIL-Werte prognostizierten sowohl Gesundheits­veränderungen als auch Rückfallrisiko.
  • Khatami (1987); Kass et al. (1991); Nagata (2003) – Chronische Schmerzpatient:innen: Sinnorientierte Intervention senkte Schmerz, Depression, Angst, Somatisierung sowie Analgetika­konsum; Verbesserungen blieben nach zwölf Monaten stabil.
  • Bowes et al. (2002) – Fortgeschrittener Eierstockkrebs: Frauen, die Lebenssinn fanden, berichteten subjektives Wohlbefinden; fehlender Sinn führte zu Verzweiflung.
  • Lyon & Younger (2001) – AIDS-Patient:innen: Lebenssinn war ein stärkerer Prädiktor für Depression als Krankheits­schwere oder Laborparameter.

Diese Studien belegen konsistent, dass erlebter Sinn

  1. psychische Störungen mitbedingt,
  2. als Schutz- und Resilienzfaktor wirkt,
  3. den Erfolg psychotherapeutischer Interventionen vorhersagt und
  4. sich durch sinnorientierte Therapie gezielt erhöhen lässt – mit nachhaltigen Effekten auf Symptomatik und Lebensqualität.