Peter Lindsay, seines Zeichens überzeugter Neuer Atheist (z. B. “How the Woke Movement Ruined Atheism”), (Mit-)Autor sehr lesenswerter aktueller Ratgeber (“How to Have Impossible Conversations: A Very Practical Guide”; “Cynical Theories”), entwickelt die (provokative) These einer “woken Rechten”.
Er definiert sie als pathologische Erscheinung. Klassische Symptome der identitätspolitischen Linken – Sprachverwirrung, Opfer-Kult, moralische Erpressung, Online-Mobbing – würden sich in einem Teil der Rechten widerspiegeln. Beide Extreme rekurrieren auf Persönlichkeitsstörungen (Dark Tetrad) und nutzen dieselben parasitären Mechanismen: Sie diffamieren die bestehende Ordnung, spalten die Gesellschaft in Opfer und Täter, bauen Kulte ständiger Grenzüberschreitung auf und stellen sich selbst an die Spitze einer künstlich geschaffenen Hierarchie.
Sein Gesprächspartner Peterson ergänzt eine mythologische Dimension: Radikale Ideologien sind luciferianische Versuche, die göttliche Ordnung durch menschliche Hybris zu ersetzen; ihre Triebfeder ist Stolz, ihre Atmosphäre Ressentiment. Marxismus und Faschismus erscheinen als historische Varianten desselben Spiels: Beide verheißen Erlösung, indem sie erst alles Bestehende zerlegen.
Das Internet wirkt dabei wie ein Turboverstärker: Anonymität, Bot-Netze und algorithmische Verstärkung erlauben sadistischen Akteuren, ohne Reputationsrisiko Massenmanipulation zu betreiben. Ausländische Einflusskampagnen verschärfen die Spaltung. Die Gesprächspartner warnen deshalb, Misstrauen gegen Institutionen nicht in zerstörerische Ressentiments kippen zu lassen. Wer sein eigenes Scheitern in Hass verwandelt, läuft Gefahr, zum Werkzeug genau jener zerstörerischen Kräfte zu werden, die er zu bekämpfen glaubt.