Kurt Flasch ist renommierter Augustinus-Forscher – und bekennender Atheist. Hier schildert er seine persönliche Entwicklung und die für ihn entscheidenden Argumente (VD: RK):
Persönliche Gründe, die Flasch in seiner Jugend für das Christentum empfand
- Der christliche Glaube diente ihm und seiner Familie als geistige Gegeninstanz zum Nationalsozialismus; er verlieh Zuversicht und moralischen Halt.
- Sein Gottvertrauen half ihm, die Verwundung und den Verlust seiner Mutter und anderer Angehöriger während des Bombenangriffs 1944 / 45 zu überstehen.
- Geistliche Freunde förderten ihn materiell und intellektuell; dadurch verknüpfte er positive Erfahrungen mit der Kirche und der christlichen Kultur.
Zentrale Argumente, mit denen Flasch heute das Christentum verwirft
- Nach nüchterner Prüfung hält er alle gängigen Gründe, Christ zu sein, für unhaltbar; glauben „ohne jede Begründung“ kommt für ihn nicht infrage.
- Die Erlösungslehre ist für ihn unvernünftig: Es sei widersinnig, dass Gott erst dann mit den Menschen versöhnt ist, wenn sie seinen Sohn töten.
- Das Opfer am Kreuz wird nicht plausibel erklärt; eine allmächtige, liebende Gottheit könnte Vergebung ohne einen grausamen Tod gewähren.
- Das Leid in der Welt, das er früh selbst erlebte, lässt sich nicht mit einem guten, weisen und allmächtigen Gott vereinbaren; das Theodizee-Problem bleibt ungelöst.
- Die augustinische Erbsünden-Lehre setzt eine reale Vererbung von Schuld durch den Geschlechtsakt voraus und macht die Jungfrauengeburt notwendig; diese Prämissen betrachtet er als biologisch wie logisch unhaltbar.
- Mehrere dogmatische Kernaussagen gründen auf Übersetzungs- und Interpretationsfehlern, die schon früh bekannt waren, von der Kirche aber bis heute ignoriert werden.
- Die Trinitätslehre erscheint ihm bei genauer Analyse widersprüchlich und rational nicht begreifbar.
- Ein allmächtiger Gott bräuchte keine menschliche Mittäterschaft, um sich selbst zu „versöhnen“; die Kreuzigung ist daher ein überflüssiger, unverhältnismäßiger Aufwand.
- Historisch lasse sich die Deutung des Kreuzestodes besser als Sinnsuche enttäuschter Jünger erklären denn als göttlicher Heilsplan.
- Die Kirche zeigt nach seiner Erfahrung kaum Interesse an den Ergebnissen der historisch-kritischen Bibelforschung und verschließt sich so rationaler Korrektur.
- Die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Verstorbenen im Himmel gibt zwar Trost, doch sieht er dafür keine tragfähigen Argumente; deshalb hat er sie aufgegeben.
Flaschs heutige Haltung
- Trotz seiner Ablehnung der Dogmen schätzt er katholische Kultur- und Lebensformen (Wein, Brot, Fisch am Freitag) und bezeichnet sich als „Kulturkatholik“.
- Er respektiert, dass andere Menschen Trost im Glauben finden; sein Buch versteht er als persönliche Reflexion, nicht als Aufruf zum Glaubensabfall.
Ich empfehle als solide Grundlagen zur Entgegnung: Christian Apologetics: A Comprehensive Case for Biblical Faith (Douglas Groothuis) sowie Kreuzverhör: 12 harte Fragen an den christlichen Glauben (Rebecca McLaughlin).