Buchhinweis: Der Gewöhnungseffekt von mehr Geld

Die deutsche Langzeitstudie zu Glück von Martin Schröder “Wann sind wir wirklich zufrieden?: Überraschende Erkenntnisse zu Arbeit, Liebe, Kindern, Geld. Auf Basis der größten Langzeitstudie mit über 600.000 Befragungen” birgt einige interessante Einsichten. Ich greife den Wunsch “mehr Geld” heraus.

Das zentrale Paradox: Menschen gewöhnen sich schnell an höheres Einkommen. Bereits nach einem Jahr verpufft der positive Effekt einer Gehaltserhöhung zur Hälfte. Was früher als Luxus galt (Restaurant statt Butterbrot), wird zur Normalität.

Konkrete Zahlen:

  • Bei 1000 Euro zusätzlichem Einkommen bleiben nach einem Jahr nur noch etwa 40% des ursprünglichen Zufriedenheitsgewinns
  • Menschen passen ihren Lebensstil automatisch an das neue Einkommen an
  • Der Ökonom Richard Easterlin fand heraus: Menschen können fast alles kaufen, aber das macht sie nicht dauerhaft zufriedener.

1.2 Die Einkommensschwelle: Ab wann Geld nicht mehr glücklich macht

Kritische Schwellenwerte (Pro-Kopf-Haushaltseinkommen):

  • Bis 2000 Euro netto: Jeder zusätzliche Euro bringt noch deutliche Zufriedenheitssteigerung (4 Punkte pro 2000 Euro)
  • 2000-3000 Euro: Deutlich abnehmender Grenznutzen (nur noch 2 Punkte pro weitere 1000 Euro)
  • Ab 3000 Euro: Minimaler Zusatznutzen (1 Punkt pro weitere 1000 Euro)
  • Ab 7000 Euro: Praktisch kein messbarer Zufriedenheitsgewinn mehr

1.3 Warum mehr Geld ab einem bestimmten Punkt nicht hilft

Drei Hauptgründe:

  1. Gewöhnungseffekt: Man gewöhnt sich an alles – sowohl an Luxus als auch an Mangel
  2. Abnehmender Grenznutzen: Wie beim Durst in der Wüste – der erste Liter Wasser rettet das Leben, der dritte ist noch nett, der zehnte bringt nichts mehr
  3. Lifestyle-Inflation: Mit mehr Geld steigen automatisch die Ausgaben und Ansprüche

1.4 Relative vs. absolute Einkommen

Überraschendes Ergebnis: Menschen sind zufriedener, wenn sie mehr als andere verdienen, selbst wenn das absolute Einkommen geringer ist.

Experimentelle Belege: In Befragungen wählten Menschen lieber:

  • 50.000 Dollar, wenn alle anderen 25.000 haben
  • Als 100.000 Dollar, wenn alle anderen 200.000 haben

Implikationen: Es geht nicht um absolute Höhe des Einkommens, sondern um die relative Position in der Gesellschaft.