Ausblick auf 2012: 6. Schauplätze meines Kampfes

Müde heim kommen und sich noch einmal aufraffen, um meine Frau zu unterstützen, meine Kinder zu lehren; am Samstagmorgen aufstehen und mit anpacken; um einen wertschätzenden Umgang in der Familie ringen; mit meiner Frau beten und geistliche Gemeinschaft pflegen; meinen Ordnungsperfektionismus Gottes Herrschaft unterstellen. Das sind nur einige Beispiele, die mich auch ins nächste Jahr begleiten. Vom Naturell her bin ich Künstler – manchmal entschwebe ich mit meinen „guten Ideen“. Meine alte Natur ist noch in mir, darum wird 2012 erneut geistlichen Kampf bedeuten. 

In allem werde ich Jesus angewiesen sein, der um meine Schwachheiten weiss und sich für mich verwendet. Gott der  Vater wird mich erziehen und korrigieren. Und der Heilige Geist wird mir die Kraft geben in seinen Ordnungen zu leben.

Ich strebte danach, eine Ketzerei zu finden, die mir passt…

Ich habe oft daran gedacht, einen Abenteuerroman über einen englischen Seefahrer zu schreiben, in dessen Kursberechnung sich ein kleiner Fehler einschleicht, weshalb er England entdeckt, während er meint, es handele sich um eine unbekannte Insel in der Südsee…

Mein Beispiel von dem Seefahrer, der England entdeckt, hat seinen guten Grund. Denn der Seefahrer bin ich. Ich habe England entdeckt. …

Ich bin der Mann, der mit grösstem Wagemut entdeckte, was längst entdeckt war. …

Wie all die anderen todernsten kleinen Buben habe auch ich versucht, meinem Zeitalter voraus zu sein. Und dabei musste ich feststellen, dass ich achtzehnhundert Jahre hinterherhinkte. …

Der Seefahrer in seinem Schiffchen hielt sich für den Entdecker Englands; ich hielt mich für den Entdecker Europas. Ich strebte danach, eine Ketzerei zu finden, die mir passt, und kaum hatte ich ihr den letzten Schliff gegeben, musste ich feststellen, dass es die Orthodoxie war.

So beschreibt G. K. Chesterton seinen Weg zum Christentum in Orthodoxie, Fe-Medienverlags GmbH: Kisslegg 2011.

Weihnachten: Warten auf den Retter der Welt

Die Bibel berichtet von zwei wartenden Menschen. Sie warteten – doch nicht 42 Stunden auf das nächste Wochenende, nicht zwei Wochen auf ein Paket, nicht drei Monate auf den nächsten Urlaub, nicht fünf Jahre bis zur Pension. Sie warteten auf den Messias, den verheissenen Erlöser Israels. Vom Heiligen Geist waren sie voravisiert worden, dass die Zeit nahe sei. Sie hatten sich in Jerusalem in der Nähe des grossen Tempels einquartiert. Hören wir dem Arzt und Historiker Lukas zu, der den schönsten Moment im Leben von Simeon und Hanna beschreibt:

Und siehe, ein Mann war in Jerusalem, mit Namen Simeon; und dieser Mann war fromm und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels, und der Heilige Geist war mit ihm. Und ihm war ein Wort zuteil geworden von dem Heiligen Geist, er solle den Tod nicht sehen, er habe denn zuvor den Christus des Herrn gesehen. Und er kam auf Anregen des Geistes in den Tempel.

Und als die Eltern das Kind Jesus in den Tempel brachten, um mit ihm zu tun, wie es Brauch ist nach dem Gesetz, da nahm er ihn auf seine Arme und lobte Gott und sprach: Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, den du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht, zu erleuchten die Heiden und zum Preis deines Volkes Israel.

Und sein Vater und seine Mutter wunderten sich über das, was von ihm gesagt wurde. Und Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und zum Aufstehen für viele in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird – und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen -, damit vieler Herzen Gedanken offenbar werden.

Und es war eine Prophetin, Hanna, eine Tochter Phanuëls, aus dem Stamm Asser; die war hochbetagt. Sie hatte sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt, nachdem sie geheiratet hatte, und war nun eine Witwe an die vierundachtzig Jahre; die wich nicht vom Tempel und diente Gott mit Fasten und Beten Tag und Nacht. Die trat auch hinzu zu derselben Stunde und pries Gott und redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. (Die Bibel, Lukas 1)

Was für ein Moment! Ihr persönliches Lebensziel war erfüllt, als ihnen der Heilige Geist das junge Paar zeigte, das mit dem Säugling Jesus in den Tempel kam. Sie erwarteten die Hoffnung nicht von einem besseren Arbeitsumfeld, liebevolleren Freunden, einem treuen Tierkamerad, auch nicht vom heimeligen Orgelspiel in der Kirche. Ihre Hoffnung war einzig und allein auf den Retter der Welt gerichtet. Der Schöpfer des Universums schickte seinen eigenen Sohn in diese Welt, um Menschen mit sich zu versöhnen, die zu ihm umkehren. Er ist das Licht, das Menschen erleuchtet. Ein Licht, das polarisiert. Den einen hilft er aufstehen, die anderen fallen durch ihn. Bei Hanna ist keine Bitterkeit im Rückblick auf jahrzehntelange Wittwenschaft zu finden. Nein, da ist Freude im Blick auf ihren bevorstehenden Eintritt ins ewige Reich. Und Simeon hält Jesus in den Armen und weiss: Diesem Mann würde widersprochen werden. Und die Mutter dieses Säuglings würde den Märtyrertod erleiden. Nichts von Wohfühl-da-wird-schon-alles-gut-Atmosphäre, und trotzdem grosse Freude.

Was erwartest du? Worauf wartest du? Wie antwortest du dem Retter der Welt?

Ausblick auf 2012: 4. Bete mit deiner Frau.

Man kann es drehen und wenden, wie man will. Es ist ein Knackpunkt jeder Ehe, deren Partner sich zum Glauben an Jesus bekennen. Wann betest du mit deiner Frau? Kein Tischgebet, sondern ein zweisames Gebet – für ihre Anliegen, ihre Versorgung. Brian Croft schreibt:

Pastors and Christian men who struggle to pray for and with your wives, I have a magical solution for you in your struggle.  It is foolproof to overcome our fears and break the stronghold the enemy has over this area of our marriages.  Are you ready?  JUST DO IT! 

Meine Lektüre 2011 (Teil VI): Kampfschriften aus dem 5. Jahrhundert, heute wieder aktuell

Die letzten Monate dieses Jahres waren vom Studium einiger Kampfschriften Augustins geprägt. In der Theologischen Fakultät der Uni Zürich habe ich mir die Bände von Aurelius Augustinus, Schriften gegen die Pelagianer (vergriffen) besorgt. Ich schreibe zur Zeit an einer grösseren Arbeit „What if there were no Original Sin in the Meta Learning Model?“ Der erste grosse Konflikt der Kirchengeschichte mit Blick auf den Menschen hat viel voraus genommen und thematisiert, das heute in Kirche (und Gesellschaft) wieder auf den Tisch gebracht werden müsste.

Ausblick auf 2012: 3. Sei mutig, ich versorge dich.

In meiner täglichen Familienandacht bin ich bei der Geschichte des Propheten Elia angelangt. Wer die Geschichte im Zusammenhang liest, ist erstaunt, wie unvermittelt dieser Diener Gottes eingeführt wird (1. Könige 17). Es ergeht ein Auftrag an ihn: „Gehe zum König Ahab und kündige ihm an, dass es so lange nicht mehr regnen wird, bis ich es sage.“ Und er geht hin, sagt es, und muss fortan um sein Leben bangen. In der gleichen Selbstverständlichkeit geht es dann aber weiter: „Ziehe dich an den Bach Krit zurück. Ich werde dich dort versorgen.“ Ich beherzige zwei Lektionen für 2012:

  1. Sei mutig!
  2. Ich versorge dich!

Meine Lektüre 2011 (Teil V): Inhaltliche Überblicke über das Werk grosser Schaffer

Ebenso interessant wie Biographien sind inhaltliche Sammelbände. Zu Johannes Calvin lese ich immer wieder einen Aufsatz in François Wendel, Calvin – Ursprung und Entwicklung seiner Theologie; Christian Link, Prädestination und Erwählung; Herman J. Selderhuis, Calvin Handbuch. Hilfreich fand ich den Band von Rainer Mayer, Bonhoeffer – die Vollendung im Fragment. Anspruchsvoll, aber sehr ertragreich ist zudem J. I. Packer. A Quest for Godliness. – eine sehr gute Einführung in die Schriften der Puritaner.

Ausblick auf 2012: 2. Bersten vor Freude

Ich sitze bei meinem Ältesten am Bettrand. Er fragt mich: „Was würdest du dir wünschen, wenn du wählten könntest?“ (Er hat diese Frage schon oft gestellt.) Ich denke nach. „Ich würde Gott bitten, dass er mich 2012 mehr von sich erkennen und meine Freude an ihm so zunehmen lässt, dass dies in jedem Lebensbereich spürbar wird. Mit meiner Frau, mit euch Buben, in meiner Arbeit, in der Kirche. So stark, dass ich vor Freude fast berste.“ Er lächelt und meint: „Das wünsche ich mir auch.“

Darf ich …?

1. Korinther 6,12 ist eine Stelle, die klassisch missverstanden wird. “Alles ist erlaubt, aber nicht alles ist nützlich” wird oft als Statement von Paulus und damit als Rechtfertigung genommen. Dabei ist es bei näherem Hinsehen ein Statement der Korinther, das Paulus widerlegt.

Was das bezüglich Freiraum bzw. Spielraum bedeutet, bringt Tim Challies gut auf den Punkt:

Christian freedom is not just the freedom to do, but the freedom not to do. You don’t understand freedom until you willingly and joyfully deny yourself what is technically lawful (or not expressly forbidden in the Bible) but contextually unwise or inappropriate.