Aus eigener Kraft ist der Mensch nicht stark

Hier die Bibelverse von heute Morgen aus “Bagster’s Daily Light”:

Die Füsse seiner Getreuen behütet er, die Frevler aber kommen um in der Finsternis. Denn aus eigener Kraft ist der Mensch nicht stark. (1. Samuel 2,9)

David aber sagte zu dem Philister: Du kommst zu mir mit Schwert und Speer und Krummschwert; ich aber komme zu dir mit dem Namen des HERRN der Heerscharen, des Gottes der Schlachtreihen Israels, die du verhöhnt hast. Und David griff mit der Hand in die Tasche, nahm einen Stein heraus, schleuderte ihn und traf den Philister an der Stirn, und der Stein drang in seine Stirn, und er fiel zur Erde, auf sein Gesicht. So war David mit Schleuder und Stein stärker als der Philister, und er erschlug den Philister und tötete ihn. David aber hatte kein Schwert in der Hand gehabt. (1. Samuel 17,45+49+50)

Keine Hilfe ist dem König das grösste Heer, der Held wird nicht gerettet durch grösste Kraft. Seht, das Auge des HERRN ruht auf denen, die ihn fürchten, die auf seine Gnade harren, (Psalm 33,16+18)

Und Reichtum und Ehre kommen von dir, und du bist Herrscher über alles. Und in deiner Hand sind Stärke und Macht, und in deiner Hand liegt es, alles gross und stark zu machen. (1. Chronik 29,12)

Und er hat mir gesagt: Du hast genug an meiner Gnade, denn die Kraft findet ihre Vollendung am Ort der Schwachheit. So rühme ich mich lieber meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi bei mir Wohnung nehme. Darum freue ich mich über alle Schwachheit, über Misshandlung, Not, Verfolgung und Bedrängnis, um Christi willen. Denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark. (2. Korinther 12,9+10)

Besser in die Hände des Herrn fallen als in die der schärfsten Kritiker

Lieber sich dem Urteil des gerechten Gottes zu stellen und auf seine freie Gnade zu hoffen, als den erbarmungslosen Urteilen der Mitmenschen ausgeliefert zu sein. Diese Sätze haben mich in meiner heutigen “Studierzeit” sehr beschäftigt:

It is truly not Scripture alone that judges humans harshly. It is human beings who have pronounced the harshest and most severe judgment on themselves. And it is always better to fall into the hands of the Lord than into those of people, for his mercy is great. For when God condemns us, he at the same time offers his forgiving love in Christ, but when people condemn people, they frequently cast them out and make them the object of scorn. When God condemns us, he has this judgment brought to us by people—prophets and apostles and ministers—who do not elevate themselves to a level high above us but include themselves with us in a common confession of guilt. By contrast, philosophers and moralists, in despising people, usually forget that they themselves are human. When God condemns, he speaks of sin and guilt that, though great and heavy, can be removed because they do not belong to the essence of humanity. But moralists frequently speak of egoistic animal tendencies that belong to humans by virtue of their origin and are part of their essence.

Herman Bavinck. Reformed Dogmatics. Bd. 3. S. 124.

Er ging mit sich selbst zu Rate

Manchmal frage ich meine Söhne, was sie in dieser und jener Situation zuerst machen würden. Mein Ältester antwortet mir: “Zuerst beten?” Genau hier steckt oft die Krux: Wir handeln aus eigenem Antrieb und Gutdünken. Ein eindrückliches biblisches Beispiel hierfür ist der König Jerobeam. Nach Gottes Plan wurde dem Enkel Davids, Rehabeam, ein grosser Teil des Reiches entrissen, und Jerobeam übergeben. Jerobeam wusste davon durch die Ankündigung eines Propheten.

Als er dann die Königsherrschaft übernommen hatte, gab es einen entscheidenden Moment. Er realisierte, dass der Gottesdienst in Jerusalem ausserhalb seiner Reichsgrenzen lag. Und in ihm stieg die Angst auf:

Jerobeam dachte in seinem Herzen: Das Königtum wird nun wieder an das Haus David fallen. Wenn dies Volk hinaufgeht, um Opfer darzubringen im Hause des HERRN zu Jerusalem, so wird sich das Herz dieses Volks wenden zu ihrem Herrn Rehabeam, dem König von Juda, und sie werden mich umbringen und wieder Rehabeam, dem König von Juda, zufallen. (1. Könige 12,26-28)
Anstatt seine Befürchtung mit Gott und anderen zu teilen, ging Jerobeam mit sich selbst zu Rate. Er hatte eine fatale Idee, die den weiteren Verlauf der Geschichte seines Volkes in den nächsten 300 Jahren beeinflussen würde:
Und der König hielt einen Rat und machte zwei goldene Kälber und sprach zum Volk: Es ist zu viel für euch, dass ihr hinauf nach Jerusalem geht; siehe, da ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägyptenland geführt hat. Und er stellte eins in Bethel auf und das andere tat er nach Dan. Und das geriet zur Sünde, denn das Volk ging hin vor das eine in Bethel und vor das andre in Dan. (V. 29-30)
Diese von Angst getriebene Entscheidung brachte Unheil über das ihm anvertraute Volk. Zwar erreichte er sein Ziel, jedoch auf Kosten des Wesentlichen: Der Beziehung zu Gott. Am Gehorsam ihm gegenüber wurden nämlich alle Könige von Israel gemessen.
Einst opferte Jerobeam auf dem Altar, den er gemacht hatte in Bethel, am fünfzehnten Tage im achten Monat, den er sich in seinem Herzen ausgedacht hatte, und machte den Israeliten ein Fest und stieg auf den Altar, um zu opfern… (V.31)

Wie gehe ich mit meinen Ängsten um? Gehe ich mit mir selbst zu Rate? Wenn ich manchmal nachts erwache und über Dinge nachdenke, steigt auch in mir Angst auf. Erst dann kommt mir in den Sinn, an wen ich mich zuerst wenden sollte.

Menschenbilder, die Geschichte machen

Was einen Charles Darwin, einen Friedrich Nietzsche und einen Karl Marx miteinander verbindet, ist die Tatsache, dass jeder dass jeder von ihnen durch sein Bild vom Menschen … über einen beträchtlichen Teil der Menschheit direkt oder indirekt Macht gewonnen hat. Nicht ihre wissenschaftlichen oder philosophischen Systeme, sondern ihr Menschenbild hat, ob sie es wussten und wollten oder nicht, Geschichte gemacht.

Als Beispiel:

Das Werk Nietzsches zeigt ein zunehmendes Übergewicht der naturalistischen über die klassisch-humanstischen Elemente, während allerdings das Formale, das prophetische Bewusstsein und der imperativische Charakter der Wertlehre weder aus dem Naturalismus noch aus dem Humanismus, sonder nur aus dem biblischen Hintergrund zu verstehen sind. Nietsche nährt sich und wächst an seinem Gegner: Jesus Christus.

Emil Brunner. Der Mensch im Widerspruch. Zwingli-Verlag: Zürich und Stuttgart 1965. (39+41)

Masslose Selbstüberschätzung

Der alttestamentliche König Rehabeam hatte einen berühmten Vater – Salomo. Dieser war nicht nur ein Super-Reicher, sondern auch enorm weise. Er dichtete über 1000 Lieder, von ihm stammten 3000 Sprüche. Er realisierte gigantische Bauprojekte und züchtete die schönsten Pferde. Als Regierungschef seines Landes baute er eine effiziente Verwaltung auf und schloss Verträge mit allen umliegenden Staaten ab. Eine besondere Schwäche hatte er offenbar für Frauen. Sein Harem zählte deren 1000.

Jetzt stelle man sich einmal vor, wie ein solcher Sprössling aufgewachsen sein musste. Es war materiell alles vorhanden. Von klein auf wähnte er sich auf der Strasse der Gewinner. Geld war in Fülle vorhanden, die Geschäfte liefen, für Unterhaltung war gesorgt, auf den Tisch kam nur das Beste. In religiöser Hinsicht wuchs er „multikulti“ auf. Der grosse Harem mit verschiedenen Nationalitäten sorgte für Vielfalt an Gott und Göttern. Der grosse Tempel des Jahwe-Gottes stand in Jerusalem, und der Tempeldienst war so pompös wie effizient organisiert. Doch dann gab es noch eine Menge Heiligtümer anderer Götter. Der Vater war eben tolerant.

Mag es am Hof durchgesickert sein, dass einige hohe Beamte dem Vater gegen Ende seines Lebens zusehends Mühe bereiteten? Im üppig eingerichteten Palast mit den vielen Bediensteten mag das wohl kaum zuoberst auf der Traktandenliste gestanden haben. Und dann wurde der Vierzigjährige auf den Thronsessel erhoben – als Nachfolger seines Vaters. Die formalen Voraussetzungen erfüllte er, denn durch seine Adern floss davidisches Blut. In der grossen Wahlversammlung, Vertreter aus allen Stämmen waren angereist, machte sich Rehabeam für den feierlichen Einsetzungsakt bereit. Die Robe ist montiert, das Zeremonial festgelegt. Die Würdenträger des Vaters standen bei ihm, seine Jugendfreunde ebenfalls. Da wird er plötzlich mit der Realität konfrontiert:

Und Jerobeam und die ganze Gemeinde Israel kamen und redeten mit Rehabeam und sprachen: Dein Vater hat unser Joch zu hart gemacht. Mache du nun den harten Dienst und das schwere Joch leichter, das er uns aufgelegt hat, so wollen wir dir untertan sein. (1. Könige 12,3-4)

Rehabeam tut, was jeder Mächtige tut; er sucht sich Rat bei den Beratern. Die ältere Generation rät ihm an, behutsam und wohlwollend mit ihrem Anliegen umzugehen – die Steuerbelastung hatte unter Salomo stark zugenommen. Und was tut Rehabeam?

Aber er kehrte sich nicht an den Rat der Ältesten, den sie ihm gegeben hatten, und hielt einen Rat mit den Jüngeren, die mit ihm aufgewachsen waren und vor ihm standen. (V. 8)

Man höre sich seine Antwort an! Von seinem Vater hatte es geheissen, dass er weiser war als alle Söhne des Ostens. Und nun kommt Herr Sohnemann und behauptet: Mein kleiner Finger soll dicker sein als meines Vaters Lenden.

Nun, mein Vater hat auf euch ein schweres Joch gelegt, ich aber will’s euch noch schwerer machen. Mein Vater hat euch mit Peitschen gezüchtigt, ich will euch mit Skorpionen züchtigen. (V. 10-11)

Realitätsverlust? Jugendlicher Übermut? Unsicherheit? Wahrscheinlich eine Mischung von alledem. 10 von 12 Stämmen fallen von ihm ab. Rehabeam versteht immer noch nicht, wie es um seine Königsherrschaft bestellt war. Er schickt seinen obersten Aufseher hin, um die Sache zu regeln:

Als der König Rehabeam den Fronvogt Adoniram hinsandte, warf ihn ganz Israel mit Steinen zu Tode. Aber der König Rehabeam stieg eilends auf einen Wagen und floh nach Jerusalem. (V. 18)

Springen wir in die Gegenwart. Ich muss in meinem Leben nicht lange nach Parallelen suchen. Phasen der Selbstüberschätzung wechseln sich ab mit Momenten gefühlter Bedeutungslosigkeit. Oder wenn ich meine Söhne (als Spiegel von uns Erwachsenen) betrachte: Grossspurig behaupten sie der Lage mächtig zu sein und dies und das zu beherrschen. Und im nächsten Moment stehen sie an.

P. S. Pikant an der Geschichte ist dieser kurze Einwurf: “So hörte der König nicht auf das Volk; denn so war es bestimmt von dem HERRN…” (V. 15)

Nur keine Kopfarbeit in der Kirche?

Praktisch muss es sein, nur keine Kopfarbeit. Diesen Grundton meine ich in manchen (Kirch-)Gemeinden erkennen zu können. (Zugegeben: Meine Wahrnehmung ist getrübt, ich neige eher zum Denken und vergesse dabei gerne das Handeln.) Kevin DeYoung nennt  hier 6 Gründe, warum eine Gemeinde solide Theologie inkl. Kopfarbeit braucht:

  1. God has revealed himself to us in his word and given us his Spirit that we might understand the truth.
  2. The New Testament places a high value on discerning truth from error.  There is a deposit of truth that must be guarded.
  3. The ethical commands of the New Testament are predicated on theological propositions. 
  4. Theological categories enable us to more fully and more deeply rejoice in God’s glory. 
  5. Theology helps us more fully and more deeply rejoice in the blessings that are ours in Christ. 
  6. Even (or is it especially?) non-Christians need good theology.

Ich habe dieses Thema schon einige Male angesprochen, so hier (mit einigen weiteren Verlinkungen).

An Weihnachten können Sie feststellen, ob Sie erwachsen sind

Ein interessanter Artikel: Sich von den Eltern abzulösen, ist nicht einfach. Es gibt zwei Wege, die Ablösung zu vermeiden:

  1. Anpassung
    Das sieht dann so aus, dass man als junger Mann oder Tochter es nicht eilig hat, von zu Hause auszuziehen. … Denn es ist ja so bequem zu Hause bei Muttern. Das Essen im “Hotel Mama” schmeckt und die Wäsche wird auch noch kostenlos gemacht. Der Vater kümmert sich um Finanzielles,  den Versicherungskram oder die Winterreifen. Oder dem jungen Paar, das eine Bleibe sucht, bieten die Eltern eine Wohnung im eigenen Haus an oder ein Nachbargrundstück, auf dem man ein Haus bauen kann. Jeder hat einen Schlüssel zur Wohnung des anderen, im Urlaub gießt man gegenseitig die Blumen und auf das kleine Kind passt die Oma auf.Alle finden das furchtbar praktisch, doch die notwendige Ablösung wird so nicht gerade einfach. Die Folgen zeigen sich oft in der Paarbeziehung, denn der Mann muss sich zwischen seiner Mutter und seiner Partnerin entscheiden (und die Frau zwischen ihrem Vater und ihrem Mann). Viele Schwiegermutter-Witze behandeln dieses Thema. Ein weiterer Weg, die Ablösung zu vermeiden, ist die
  2. Rebellion
    Um sich zu lösen, zieht man bereits im Beruf oder für das Studium mindestens 400 km weit weg, auch wenn nähere Städte ähnlich gute Studienbedingungen böten. Die Devise aber ist: “Nichts wie weg — so weit wie möglich.“ Auch hat man eine gute Ausrede, wenn die Eltern am Telefon klagen, dass man sich so selten sieht: “Ich würde Euch ja auch gern öfter besuchen, aber 400 Kilometer ist halt schon sehr weit.“ Etwas älter geworden, zieht man als Paar noch weiter weg. Nach London oder nach Australien. Dort kann man endlich “frei atmen” aber vor allem, die Eltern drohen einem nicht mehr mit überraschenden Wochenendbesuchen. Rebellion ist eine wichtige Phase — in der Pubertät. Dort “muss” der Jugendliche alles anders machen als die Eltern, um seine eigene Identität zu finden. In der Rebellion macht man von allem das Gegenteil. Hat der Vater kurze Haare, trägt man sie lang — und umgekehrt.

Angewandt auf Weihnachten

Bei der Anpassung versucht man dann, es möglichst allen recht zu machen (“Es ist ja schließlich Weihnachten!”) — zahlt aber einen Preis dafür. Entweder indem man sich zu sehr verausgabt und einem das ganze Fest keine Freude mehr macht. Oder indem man unbewusst einen Streit heraufbeschwört, weil man mehr mit den Eltern des lieben Friedens willen paktiert und der Partner aber genau spürt, dass man der heimlichen oder offenen Koalition den Vorrang eingeräumt hat. In Beziehungen geht es immer auch um Loyalitäten. Finden sich Mann und Frau zu einem Paar, zu einer neuen Familie, zusammen, müssen sie, damit das Paar eine Zukunft hat, die Loyalität zur jeweiligen Herkunftsfamilie reduzieren. Diese Entscheidung ist nicht leicht — weshalb sie manche Menschen scheuen.

Bei der Rebellion versucht man, das Eigene dadurch zu finden, indem man sich den Erwartungen der Eltern verweigert oder entzieht. Wohnt das Paar sehr weit weg, scheint die Ablösung gelungen. (“Unsere Eltern können ja nicht erwarten, dass wir nur wegen Weihnachten extra aus Neuseeland anreisen. Und die kommen aber auch nicht schnell mal vorbei!”).

Esther (8): Standvermögen

Und alle Knechte des Königs, die im Tor des Königs waren, beugten die Knie und fielen vor Haman nieder; denn der König hatte es so geboten. Aber Mordechai beugte die Knie nicht und fiel nicht nieder. (Esther 3,2)

Das Wort, das hier für „niederfallen“ verwendet wird, ist dasselbe, wie auch für die göttliche Verehrung gebraucht wird. Männer Gottes fielen vor ihrem himmlischen Gebieter auf die Knie. Eine solche Art der Verehrung liegt für Mordechai nicht drin. Wo ist meine Grenze? Wo wird sich mein Standvermögen zeigen?