Papablog (110): Unterschiedliches Lernverhalten

Wie unterschiedlich Kinder sind, erlebe ich immer wieder daran, wie sie die gleichen Verrichtungen lernen. Während sich mein Zweiter alles logisch überlegt, lange zögert und dann sicher ausführt, packt mein Dritter einfach an. Er langt immer wieder daneben, um schliesslich doch zum Erfolg zu kommen.

Papablog (109): Wir haben es dir gegönnt.

Bis eine Grossfamilie in den Urlaub aufgebrochen ist, sind zahllose Vorbereitungsstunden vorausgegangen. Auf dem Weg musste ich unbedingt einen kurzen Halt einlegen, um mir neue Stiefel zu kaufen. Meine sechs Familienmitglieder geduldeten sich im Wagen und meinten hernach: “Wir haben es dir gegönnt.” Danke.

Ohne Verständnis der Sünde verstehen wir uns selbst nicht

Herman Bavinck, niederländischer Theologe, hat knapp 200 Seiten seiner Dogmatik dem Thema Sünde gewidmet. Seine Ausführungen sind sehr hilfreich. Er schreibt:

The doctrine of original sin is one of the weightiest and most difficult subjects in Christian theology. Without it we cannot comprehend ourselves, and yet it remains finally an incomprehensible mystery to us.

Bavinck, Herman ; Bolt, John ; Vriend, John: Reformed Dogmatics, Volume 3: Sin and Salvation in Christ. Grand Rapids, MI : Baker Academic, 2006, S. 77.

Wer die Ursprungssünde leugnet, tastet das Grundgefüge christlichen Glaubens an

Augustinus schrieb sechs Bücher gegen Julian, der im Gefolge von Cälestius und Pelagius die Ursprungssünde leugnete. Augustinus meint, wer leuge, dass alle Menschen mit der Sünde jener ersten Menschen belastet geboren werden

versucht das Grundgefüge christlichen Glaubens selbst umzustürzen. (Sechs Bücher gegen Julian, I,4)

Er ist sich durchaus bewusst, dass die Kirchenväter vor ihm nicht über allen Dingen gleicher Meinung waren.

Es sind andere Dinge, worin zuweilen auch die gelehrtesten und besten Verteidiger der katholischen Glaubens-Regel, unbeschadet des einheitlichen Glaubensgefüges, untereinander nicht übereinstimmen und der eine über ein und dasselbe Anliegen etwas Besseres und Treffenderes sagt als der andere. Das aber, wovon wir jetzt handeln, berührt die Grundlagen des Glaubens selbst. (Sechs Bücher gegen Julian, I,22,3)

Kindle – zufrieden auch nach einigen Tausend Seiten

Nach einigen “netzfreien” Tagen in den Bergen bin ich ins “vernetzte” Flachland zurückgekehrt. Der fehlende Internetanschluss war weiter kein Problem – denn in meiner Jacke hatte ich den Kindle stets dabei. Ich geniesse es, eine wunderschöne Aussicht mit dem Lesen eines Bibeltextes zu kombinieren. Dafür schleppe ich nicht eine deutsche, englische, hebräische und griechische Bibel mit, sondern lese es gestochen scharf von meinem Kindle. Was ich vor einigen Monaten auf Probe gekauft habe, hat sich bewährt. Immerhin habe ich auf dem Kindle schon einige Tausend Seiten gelesen. Ich schätze besonders:

  • das gestochen scharfe Schriftbild, auch bei strahlender Sonne tadellos zu entziffern
  • die PDF, die ich auf dem Netz finde und via …@free.kindle.com auf mein Gerät schicke
  • den bequemen Dowload von allen unterstrichenen Stellen inkl. Inhaltsangabe auf meinen PC
  • dass ich den Kindle stets mitnehmen kann – auch in eine Mittagspause

Ursachen für das schnelle Wachstum des Christentum in den ersten Jahrhunderten

Welches waren die Ursachen des schnellen Wachstums der Kirche gewesen? Edward Gibbon untersucht in seinem monumentalen Werk – geschrieben am Ausgang des 18. Jahrhunderts – als Historiker die Ursachen. (Wohlgemerkt erfolgt diese Beurteilung nicht als Theologe.) Er stellt deren fünf fest:

  1. Der unbeugsame und, wenn wir den Ausdruck gebrauchen dürfen, unduldsame Eifer der Christen, allerdings aus der jüdischen Religion stammend, aber von dem engherzigen und ungeselligen Geiste gereinigt, welcher, statt die Heiden zur Annahme des mosaischen  Gesetzes einzuladen, sie vielmehr davon abschreckte.
  2. Die Lehre von einem künftigen Leben, durch jeden Nebenumstand verbessert, welcher dieser wesentlichen Wahrheit Gewicht und Wirksamkeit geben konnte.
  3. Die der Urkirche zugeschriebene Gewalt Wunder zu wirken.
  4. Die reine und strenge Moral der Christen.
  5. Die Einheit und Disciplin der christlichen Republik, welche allmälig einen unabhängigen und zunehmenden Staat im Herzen des römischen Reiches bildete.

Es war „die erste aber schwierige Pflicht eines Christen, sich rein und unbefleckt von aller Übung des Götzendienstes zu halten.“ (245)

Die heilsamsten Wirkungen auf Glauben und Wandel der Christen wurde von jenen hervorgebracht, „welche in der schaudervollen Erwartung jenes Augenblickes lebten, wo der Erdball selbst und die verschiedenen Menschengeschlechter vor dem Erscheinen ihres göttlichen Richters zittern würden.“ (251)

Was machte „das Leben der ersten Christen viel reiner und strenger … als das ihrer heidnischen Zeitgenossen oder ihrer entarteten Nachfolger“? Es war die „Reue für ihre vergangenen Sünden und das lobenswerthe Bestreben, den Ruf der Gemeinde aufrecht zu halten, in welche sie getreten waren.“ (257)

Luxus wurde angeprangert: „Kostbare Kleidung, prächtige Häuser, elegante Geräthe galten als Vereinigung der doppelten Schuld des Stolzes und der Sinnlichkeit; ein einfaches, Selbstverläugnung verkündendes Äussere wurde als passender für den Christen gehalten, der seiner Sünden gewiss, seiner Erlösung ungewiss war.“ (260)

Dies führte zu Weltabgewandheit: „Die ersten Christen waren für die Geschäfte und Freuden der Welt todt; aber ihre Liebe zur Thätigkeit, welche nie ganz vertilgt werden konnte, lebte bald wieder auf und fand eine neue Beschäftigung in der Kirche.“ (264)

Aus: Edward Gibbon. Verfall und Untergang des Römischen Reiches. Eichborn Verlag: Frankfurt 2000. (236-292)

Die eigene Person zur Quelle des Lebens machen

Nicht, weil sie ihn erkennen, sondern auch, dass sie ihn kennenlernen, schenkt er im voraus seine Barmherzigkeit; und nicht weil sie rechtschaffenen Herzens sind, sondern auch, dass sie ein rechtschaffenes Herz bekommen, übte er an ihnen seine Gerechtigkeit, durch die er den Sünder rechtfertigt (vgl. Röm 4,5). Solches Denken verführt uns nicht zu Hochmut, einem Laster, das aufkeimt, wenn einer zu sehr auf sich vertraut und somit sich selbst für seine Person zur Quelle des Lebens macht.

Aurelius Augustinus, Der Geist und der Buchstabe, VII,11.

Papablog (107): Die erste Fütterung

Es ist auch beim fünften Kind noch etwas Besonderes: Das erste Mal, an dem ich den Kleinen füttern darf. Er nimmt einige Bissen, schaut zu Mami hinüber, als ob er sagen möchte: „Bisher kam die Nahrung doch immer von dir.“ Und dann ist Schluss mit der Geduld. Er patscht und spritzt. Es war schon bei den anderen so.

Papablog (106): Ungehorsam oder Bedürftigkeit?

Unsere beiden Jüngsten stehen im Bus, weil es keinen Platz mehr hat. Eine ältere Dame steht auf um auszusteigen. Sogleich wird der frei gewordene Platz durch die Kinder in Beschlag genommen. Die ältere Dame meint in gehässigem Ton: „Man muss Kinder halt erziehen.“ Irrtum: Kinder sind bezüglich Standhaftigkeit ebenso bedürftig wie ältere Menschen…