Papablog (60): Wenn ich vom Korrigieren ins Nörgeln kippe

Immer wieder bemerke ich, wie ich vom Korrigieren ins Nörgeln übergehe. Meine Grundstimmung: Eigentlich möchte ich lieber etwas anderes tun, und meine Unzufriedenheit widerspiegelt sich dann in meinen Worten. Und sie überträgt sich im Nu auf die Kinder. Das erste, was ich tue, ist ein kurzes Gebet. Ich mache mir bewusst, wie wertvoll die Momente mit den Kindern sind. Und ich rufe mir mein Lebensziel in Erinnerung: Gott zu ehren und mich an ihm zu freuen. Immer wieder rufe ich mir auch ins Gedächtnis, dass es nicht heilige und weniger heilige Tätigkeiten gibt. Es geht darum, in dem, was ich gerade tue, Gott zu ehren.

Der 1000. Beitrag: Interview “Warum wir unsere Kinder unterrichten”

Die Bonner Querschnitte haben heute eine Pressemitteilung zu meinem ersten Buch veröffentlicht. Hier ist das Kurzinterview:

Wie kommt ein Theologe dazu, über ein pädagogisches Thema zu schreiben?

Dafür gibt es vier Gründe. Zuerst: Ich bin wohl mit dem Lehrer-Gen auf die Welt gekommen. Es ist Teil des Potenzials, das Gott mir zugeteilt hat. Ich kann mich gut erinnern, wie ich als Siebenjähriger an meinem neuen Pult saß und mit einem Rotstift meine eigenen Notizen korrigierte.

Spaß beiseite: Es hat zweitens viel mit meinem Verständnis von Theologie zu tun. Theologie ist die Anwendung von Gottes Wort in jeden Bereich des Lebens – so die Definition des kanadischen Theologen John Frame. Das bedeutet, dass ich mein ganzes Leben aus dieser Perspektive durchleuchte. Zuerst geht es um die eigene Familie: Da ich weiß, dass sie eine von Gott geschaffene Institution ist und ich deren dienender Leiter bin, investiere ich viel Energie in ihre Entwicklung. So habe ich vor vier Jahren eine Familienvision entwickelt. Als Ökonom weiß ich, dass Vision in Strategie, Ziele und Maßnahmen ausbuchstabiert werden muss. Das habe ich getan.

Das Thema Lernen ist drittens Hauptthema meiner beruflichen Tätigkeit. Ich arbeite seit 12 Jahren in der Erwachsenenbildung. Und sie steht viertens auch im Zentrum meines kirchlichen Dienstes: Dem Predigen und der Durchführung von Seminaren. Sie sehen: Eigentlich müsste ich zwei weitere Bücher schreiben – eines für den Beruf und eines für die Kirche.

Sie unterrichten selbst fünf Söhne zu Hause. Ist die Arbeit also eine reine Selbstverteidigung? Oder hat die Arbeit auch Ihre Arbeit als ‚Lehrer‘ verändert?

Offiziell unterrichten wir erst zwei Söhne. Aber Sie haben Recht: Das Unterrichten bzw. Lernen ist bei uns nicht an die Institution Schule gebunden. Das Thema „Home Education“ ist eng mit der Entwicklung der Familienvision und -strategie verknüpft. Am Anfang des Theologiestudiums hatte ich im Rahmen der Ethik davon gelesen und sofort mit eigenen Recherchen zum Thema begonnen. In einer nächsten Phase haben wir andere Familien in der Schweiz besucht. Die Vergewisserung vor Ort hat uns dermaßen beeindruckt (gerade unser Eindruck von Erwachsenen, die von ihren Eltern unterrichtet worden waren), dass wir selber die Umsetzung dieser Bildungsalternative ins Auge fassten. Die Recherchen habe ich verschriftlicht und zur Masterarbeit in Theologie erweitert.

So ist denn auch der erste Teil „Theologische Grundlagen der Pädagogik“ für mich der entscheidende. Nebenher gab es noch ein ganz praktisches Ziel: Interessierten eine schriftliche Hilfestellung an die Hand geben zu können. So führe ich zahlreiche Gespräche zum Thema Familie und Erziehung. Für mich ist Home Education eine valable Bildungsinitiative, die allerdings gut bedacht sein will. Wir müssen uns hüten, eine utopische Vorstellung einer Traum-Kindheit zu entwickeln. Als Eltern sind wir „funktionale Vorgesetzte“. Wenn wir die Kinder auch noch als junge Erwachsene zu stark an uns binden, setzen wir uns letztlich an die Stelle Gottes. Davon schreibe ich auch in diesem Buch. Ich bin nicht der Gott meines Kindes, sondern sein Vorgesetzter während der ersten Lebensetappe. Und als solcher bin ich verantwortlich für die Entwicklung des Kindes.

Nach allen Recherchen, vor allem unterstützt durch die Ergebnisse der modernen Bindungsforschung, bin ich der Ansicht: Eine enge Bindung am Anfang ist die Voraussetzung für die gesunde Loslösung des Kindes.

Worin unterscheidet sich die Lage in der Schweiz von anderen Ländern?

Die Gesetzgebung der Schweiz widerspiegelt stark deren föderalistische Struktur – aus meiner Sicht ein Gut, dass es unbedingt zu bewahren gilt. So bestehen in allen Kantonen der Schweiz unterschiedliche Regelungen zu Home Education. Zusammengefasst präsentiert sich die Situation wie folgt: Home Education ist grundsätzlich in allen Kantonen erlaubt; in manchen Kantonen wird ein Lehrpatent und/oder eine Bewilligung benötigt. Leider haben mehrere Kantone in den letzten Jahren eine sehr restriktive Handhabung entwickelt. Das ist für mich unverständlich. Denn es ist unbedingt zwischen einer Schul- und einer Bildungspflicht zu unterscheiden.

Wenn Eltern die Bildung ihrer Kinder selbst in die Hand nehmen (und das werden sie sich in aller Regel gründlich überlegt haben), dann ist höchstens sicherzustellen, dass die Kinder ihre Lernziele erreichen. Ich wünschte mir, dass jedes Kind auch in der Schule eine individuelle jährliche Überprüfung der Lernziele absolvieren dürfte, wie das bei meinen Kindern geschieht.

Das Martin Bucer Seminar nimmt für sich in Anspruch, „Mission durch Forschung“ zu betreiben. Wie haben Sie das selbst erlebt?

Meine elf wissenschaftlichen Arbeiten während des Studiums am Martin Bucer Seminar habe ich allesamt zu persönlich relevanten Themen verfasst. Beispielweise habe ich mich stark mit Viktor Frankl und dem in der Personalentwicklung sehr populären Konstruktivismus beschäftigt. Diese Arbeiten bieten mir heute Andockstellen für zahlreiche Gespräche. Insofern habe ich den Anspruch „Mission durch Forschung“ nicht nur erlebt, ich wurde selbst ermutigt, diesen Ansatz zu leben.

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300 Beiträge zum Alltag mit Kindern

Vor über einem Jahr habe ich begonnen, Lernerlebnisse aus meinem Alltag mit vier bzw. fünf Söhnen festzuhalten. Daraus sind drei Serien entstanden. Immer wiederkehrende Themen:

  • Wie Kinder lernen
  • Wie Eltern lernen
  • Charakterbildung
  • Kindermund

Die Beiträge können mit folgenden Stichworten unter “Suche” abgerufen werden:

  • “Lernerlebnisse mit Kindern” (120 Posts)
  • “Der fünfte Bub” (120 Posts)
  • “Papablog” (60 Posts, 60 weitere geplant)

Über den Versuch, den biblischen Schöpfungsbericht mit der Evolution zusammenzubringen

In den letzten Tagen habe ich den Aufsatz von A. B. Caneday “The Language of God and Adam’s Genesis & Historicity in Paul’s Gospel” gelesen. Caneday setzt sich exegetisch mit den Argumenten von BioLogos – eine Organisation aus evangelikaler Ecke, die sich für die theistische Evolution stark macht – auseinander.

Caneday weist nach, dass der Ansatz, die Adamsgeschichte symbolisch für Israels Geschichte zu sehen oder Paulus’ Argumentation als dem Wissensstand seiner Zeit angepasst darzustellen, nicht nur hermeneutisch unhaltbar ist, sondern die weit verzweigten Argumentationen von Jesus und Paulus ad absurdum führt.

Interview mit einem Rebelutionary

Vor einiger Zeit habe ich über Alex & Brett Harris und Rebelution berichtet (siehe die Serie “Mythen der Adoleszenz”).

Hier führt Trevin Wax ein Interview mit dem 19-jährigen Rebelutionary Guthrie. Gefragt, wie sein Projekt mit dem Evangelium zusammenhängt, antwortet Guthrie:

Everything. As a Christ follower, it is my desire to have His heart for the poor. The whole point of the organization is to spread the living water of Christ to the lost and hurting of the world. You’ve probably noticed in the Bible that whenever Jesus went into town or village he always met the people’s physical needs before he addressed their spiritual needs. In the same way, BGR goes in, installs the wells, and then comes back later for follow-up visits with the people. These visits consist of health and sanitation training, classes, and of course, the spreading of the gospel.

Drei Kriterien für die Länge einer Predigt

Das sind drei gute Anstösse von Brian Croft:

1) Based on where your people are, not where you think they should be.  We should always challenge our folks to grow.

2) Based on how good and seasoned a preacher you are.  I fear so many of us who love the Puritans read that they preached 1 – 2 hour sermons and think, “Hey, I want to be like the Puritans.”  The problem is many men who want to preach an hour, are not good enough or seasoned enough to preach an hour…yet.

3) To leave your people longing for more, not less.  Every preacher has been there.  We can sense we are loosing our people and we still have 10 minutes left in the sermon.

 

Der ideale Tagesablauf von C. S. Lewis

So ähnlich würde ich mir das auch wünschen.

Ich würde, wenn ich die Wahl hätte, immer genau um acht Uhr frühstücken und um neun am Schreibtisch sitzen, um dort bis eins zu lesen und zu schreiben. Wenn ich gegen elf eine Tasse guten Tee oder Kaffee bekommen könnte, um so besser. … Präzise um eins sollte das Mittagessen auf dem Tisch stehen, und spätestens um zwei wäre ich auf dem Weg zu meinem Spaziergang. Alleiin, nicht mit einem Freund, es sei denn, hin und wieder in grossen Abständen. … Die Rückkehr von dem Spaziergang sollte exakt mit dem Moment zusammenfallen, in dem der Tee serviert wird, und zwar nicht später als Viertel nach vier. … Um fünf sollte man wieder an der Arbeit sein und bis sieben bleiben. Dann, beim Abendessen und danach, ist die Zeit zum Reden oder, wenn das nicht zu haben ist, für leichtere Lektüre. Und wenn man nicht gerade mit seinen Kumpanen die Nacht durchmacht … gibt es keinen Grund, warum man je später als um elf Uhr zu Bett gehen sollte.

C. S. Lewis. Überrascht von Freude. Brunnen-Verlag: Giessen 2007. (138)

Einige wenige Dinge wirklich gut machen

Niemand hat, bevor er zwanzig wird, Zeit genug, mehr als einige wenige Dinge wirklich gut zu machen, und wenn wir einen Jungen zwingen, in einem Dutzend Fächer ein Mittelmass zu erreichen, zerstören wir ihm seine Massstäbe, vielleicht für sein ganzes Leben.

C. S. Lewis. Überrascht von Freude. Brunnen-Verlag: Giessen 2007. (138)