Papablog (29): Mit vier Monaten ein Gegenüber.

Der Jüngste wird je länger je mehr zum Gegenüber für seine Brüder. Er ist nunmehr vier Monate alt. Einmal klammerte er sich an das Armbändchen meines Vierten. Dieser wehrt sich: „Er hat mein Armbändchen geklaut.“ Oder: Mein Dritter kuschelt sich neben den Jüngsten und sagt zärtlich: „Es ist unfair, dass ich reden kann, und du noch nicht.“

Wie weit ist Verstand und Wille des natürlichen Menschen durch die Sünde beeinträchtigt worden? (3)

Calvin unterscheidet zwischen drei Arten geistlicher Einsicht:

Diese geistliche Ein­sicht besteht vor allem in drei Stücken: (1) Gott zu erkennen, (2) seine väterliche Huld gegen uns, auf der unser Heil ruht, und (3) die rechte Weise, unser Leben gemäß der Richtschnur des Gesetzes zu gestalten. In den beiden ersten Stücken, besonders im zweiten, sind selbst die sonst gescheitesten Menschen blinder als die Maulwürfe.

Ich leugne freilich nicht, daß man hie und da bei den Philosophen verständige und gescheite Aussagen über Gott zu lesen bekommt; aber sie schmecken doch immer gewissermaßen nach schwindelsüchtiger Phantasie. Zwar hat ihnen der Herr, wie gesagt, eine geringe Ahnung von seiner Gottheit zuteil werden lassen, damit sie sich in ihrer Unfrömmigkeit nicht mit Unkenntnis entschuldigen können. Auch hat er sie zuweilen getrieben, Dinge auszusprechen, deren Zugestehen sie selber überwindet.

Johannes Calvin. Institutio, II,2,18

Wie weit ist Verstand und Wille des natürlichen Menschen durch die Sünde beeinträchtigt worden? (2)

Calvin unterscheidet zwischen der Erkenntnis von irdischen und von himmlischen Dingen:

Um besser erkennen zu können, wie weit der Verstand bei en einzelnen Dingen entsprechend der Kraft seines Erkenntnisver­mögens kommt, müssen wir also zweckmäßig einen Unterschied machen. Und dieser soll darin bestehen, daß wir uns klarmachen: die Erkenntnis der irdischen Dinge ist etwas anderes als die der himmlischen. Unter „irdischen“ Dingen verstehe ich dabei das, was mit Gott, seinem Reiche, der wahren Gerechtigkeit und der Seligkeit des kommenden Lebens nichts zu tun hat, sondern nach seinem Sinn und seinen Beziehungen zum gegenwärtigen Leben gehört und sozusagen innerhalb seiner Gren­zen bleibt. Unter „himmlischen“ Dingen verstehe ich die reine Erkenntnis Gottes, den Weg zu der wahren Gerechtigkeit und die Geheimnisse des Himmelreichs. Zur ersten Gruppe gehören das weltliche Regiment, die Haushaltskunst, alles Handwerk und die freien Künste. Zur zweiten Gruppe rechne ich die Erkenntnis Gottes und sei­nes Willens und die Richtschnur, nach der man das Leben gemäß dieser Erkenntnis gestalten kann. (Institutio II,2,13)

Was das Handwerk und die freien Künste betrifft, macht er folgende Feststellung:

Wir tragen alle eine gewisse Geschicklichkeit dazu in uns, und die Tatsache, daß wir sie zu erlernen vermögen, läßt ebenfalls die Kraft des menschlichen Verstandes ins Licht treten. Gewiß sind nicht alle in der Lage, alles zu lernen; aber es ist doch ein recht deutliches Zeichen der allgemein vorhandenen Kraft, daß fast niemand zu finden ist, dessen Einsicht nicht (wenigstens) in irgendeiner Kunstfertigkeit zu merken wäre! Aber Kraft und Behendigkeit bewähren sich nicht bloß im Lernen, sondern auch im Ausdenken von et­was Neuem in einer Kunst und auch in der Vervollkommnung und Ausbildung dessen, was man von jemand anderem erlernt hat. (II,2,14)

Er achtet das Werk heidnischer Schriftsteller – ihr Werk zu verachten würde bedeuten, Gottes Geist zu verachten.

Sooft wir heidnische Schriftsteller lesen, leuchtet uns aus ihnen wunderbar das Licht der Wahrheit entgegen. Daran erkennen wir, daß der Menschengeist zwar aus seiner ursprünglichen Reinheit herausgefallen und verdorben, daß er aber doch auch jetzt noch mit hervorragenden Gottesgaben ausgerüstet und geschmückt ist. Bedenken wir nun, daß der Geist Gottes die einzige Quelle der Wahrheit ist, so werden wir die Wahrheit, wo sie uns auch entgegentritt, weder verwerfen noch verachten — sonst wären wir Verächter des Geistes Gottes! (II,2,15)

Papablog (30): Keine Schaufensterkinder.

Nach der Geburt des ersten Kindes habe ich nach der Lektüre des Buches “Eltern – Hirten der Herzen” mir vorgenommen: Ich möchte keine Schaufensterkinder, die sich nur darum benehmen, weil wir als Familie etwas nach aussen repräsentieren wollen. Dieser Leitsatz steht mir bis heute vor Augen – etwa dann, wenn sie in einem fremden Umfeld aufdrehen und ich spüre, dass es mir peinlich wird.

Papablog (29): Ich weiss, wo ich mich benehmen muss.

Mein Dritter sitzt neben mir im Bus. Er wiegt seinen Kopf hin und her und sagt halblaut: “Ich weiss, wo ich mich benehmen muss.” Ich hake nach: “Wo denn?” Er lacht verschmitzt: “Bei Oma bin ich brav, und zu Hause bin ich nicht brav.” – “Wo bist du sonst noch brav?” – “Wenn wir auf Besuch sind bei Leuten, die wir lieb haben.”

Papablog (27): Prüfungsangst

Ich beobachtete die Kinder bei der Schwimmprüfung. Da gab es einen aufgeweckten Jungen, etwas 7, 8 Jahre alt. Eigentlich schwimmt er ganz aktzeptabel. Doch an der Schwimmprüfung war er so nervös und so übermotiviert, dass er die Übungen nur mit Ach und Krach bestand. Er musste zum Teil drei-, viermal wiederholen. Kleines Detail: Die Eltern standen daneben und zitterten mit.

Der fröhliche Tausch

 

Der Glaube ist ein fröhlicher Tausch: Unsere Selbstgerechtigkeit tauschen wir mit der geschenkten Gerechtigkeit Gottes. Gott nimmt unsere Schuld und vergibt uns diese in Jesus Christus. Er hat sie an meiner Stelle mit seinem Leben bezahlt. Als Tausch schenkt er mit Seine Gerechtigkeit als Kleid, um unsere Blösse zu bedecken. Die Gerechtigkeit Gottes bedeckt mich vor meinen eigenen und anderen kritischen Augen. Mit diesem Mantel der Gerechtigkeit bedeckt und von Gott als gerecht bezeichnet, sind wir Menschen nicht mehr „bloss gestellt”. Wir brauchen die bis jetzt benutzten Feigenblätter der Selbstrechtfertigung nicht mehr, weil wir eine bessere Bedeckung erhalten haben. So haben wir Freiraum, mehr zu lieben und weniger darauf bedacht zu sein, keine Blösse mehr zeigen zu müssen. (Beat Tanner, Ehe- und Familientherapeut)

Hier hebt nun der fröhliche Tausch und Wettstreit an: Christus ist ja Gott und Mensch, der noch nie gesündigt hat, und seine Rechtschaffenheit [Gerechtigkeit] ist unüberwindlich, ewig und allmächtig. Wenn nun er die Sünden der gläubigen Seele durch ihren Brautring (d.h. durch ihren Glauben) sich selbst zu eigen macht und geradeso tut, als hätte er sie getan, so müssen die Sünden im ihm verschlungen und ersäuft werden, denn seine unüberwindliche Gerechtigkeit ist allen Sünden zu stark.” (Martin Luther, Von der Freiheit eines Christenmenschen, 12. Abschnitt)

Wie weit ist Verstand und Wille des natürlichen Menschen durch die Sünde beeinträchtigt worden?

Calvin setzt sich im zweiten Buch seiner Institutio mit der Frage auseinander, inwieweit Verstand und Wille des natürlichen Menschen durch die Sünde beeinträchtigt worden ist.

Die aus Augustin entlehnte allgemein angenommene Meinung, nach welcher im Menschen die natürlichen Gaben durch die Sünde verderbt, die übernatürlichen Ga­ben dagegen ganz und gar ausgetilgt sind, findet meine Zustimmung. …

Denn es bleibt zwar ein Rest (residuum) Verstand und Urteilskraft (iudicium) samt dem Willen bestehen; aber wir können doch nicht sagen, das Gemüt (der Ver­stand) sei unversehrt und gesund, denn es ist schwächlich und mit viel Finsternis um­hüllt; außerdem ist die Verkehrtheit des Willens mehr als genugsam bekannt. …

Es würde nun nicht nur dem Worte Gottes, sondern auch der allgemeinen Er­fahrung (sensus communis experientia) zuwiderlaufen, wenn man den Verstand in der Weise zu dauernder Blindheit verdammt sähe, daß ihm keinerlei Erkenntnis irgendwelcher Dinge verbliebe. Denn wir sehen, daß dem Menschengeist irgendein Verlangen eingepflanzt ist, nach der Wahrheit zu forschen, und solches Trachten nach der Wahrheit wäre unmöglich, wenn er nicht schon zuvor eine Ahnung von ihr hätte. …

Der Menschengeist kann in seiner Schwachsichtigkeit den rechten Weg zum Suchen nach der Wahrheit nicht innehalten, sondern verliert sich in mancherlei Irrtümer, strauchelt oft, da er wie im Finstern umhertappt, bis er schließlich, müde vom Umherstreifen, zerflattert. So zeigt er gerade über dem Suchen nach der Wahrheit, wie unfähig er ist, sie zu suchen und zu finden.

Johannes Calvin. Institutio, II,2,12