Der fünfte Bub (110): Ein Schraubenzieher.

Jetzt ist er fast drei Monate alt. Zeit für einen – Schraubenzieher. Unser Vierter bietet ihm freundlicherweise einen Spielzeug-Schraubenzieher an. Auffallend: Sie bieten einander Dinge an, die den nächsten Entwicklungsschritt unterstützen. Auch Mütter haben ein grosses Geschick darin, das Kind entwicklungsgerecht zu fordern.

Der fünfte Bub (109): Das neue Bett.

Endlich haben wir es abgeholt, das neue Massiv-Kinderbett, aus einen Einkind-Haushalt im Aargau. Als wir das Bett ins Zimmer tragen, applaudieren die Buben. Sie setzen sich ins Bett, klatschen und singen. Unser Ältester meint einen Tag später: “Das Bett ist sehr schön. Ein solches Bett möchte ich auch. Auch die Decken und Duvets.”

Ich such’ mir eine neue Kirche (8): Fragen stellen allein genügt nicht.

Eigentlich habe ich auf dem Blog schon zu einer Menge Teilaspekte, die in dieses Thema hineinspielen, geschrieben.

  • Hier stellte ich fest, dass bei Gemeinde-Frustrierten oft das sündige Herz des Menschen entlastet und das System als abstrakte Grösse belastet wird. 
  • C. S. Lewis stellt es als eine List des Teufels hin, Menschen, die nicht vom Kirchgang zu kurieren sind, Feinschmecker in Sache Kirchgang werden zu lassen.
  • Oberman stellt in seiner Luther-Biografie fest, dass die Kirch-Gemeinschaft gerade das schützende und tragende Element ist: „Kirchengemeinschaft bedeutet, ‘dass kein Gläubiger je allein lebt oder allein stirbt, sondern in der Gemeinschaft der Heiligen geschützt und getragen ist.“
  • Von Weissenborn habe ich den eindrücklichen Vergleich des Segmentierungs-Denkens, das von der Wirtschaft in die Kirche transferiert wurde – das Zielgruppen-Finetuning.
  • Herausfordernd ist der 29. Artikel des Belgischen Bekenntnisses, der als die drei Kennzeichen einer wahren Kirche festhält: Die reine Predigt des Evangeliums, die Sakramente (Taufe und Abendmahl) sowie (jetzt hole man tief Luft) die Kirchenzucht. Ich sehe darum dringenden Handlungsbedarf: Mehr Verbindlichkeit.
  • Sind wir nicht auf der einen Seite vom Pferd gefallen? Ich befürchte ja. Vor lauter sucher-sensitivem Respekt haben wir die unangenehmen Seiten der biblischen Botschaft auszublenden begonnen. Darum halte ich es mit Marc Driscoll. Die Rückmeldung eines Gottesdienstbesuchers soll eher so sein: Du hast mir einen Schlag ins Gesicht gegeben. Jetzt hole ich meinen Kollegen, damit er auch einen abkriegt (siehe hier).
  • Und nicht zuletzt hat uns Francis Schaeffer ein tolles Vermächtnis hinterlassen: Die Komplementarität von Form und Freiheit. In diesem Aufsatz wende ich die Polarität auf das kirchliche Leben an. Weil die Kirche eine Gemeinschaft von begnadigten Sündern ist, tut sie gut daran, die von Gott gegebenen Normen zu beachten (Form). Auf der anderen Seite muss sie sich gegen jede Erstarrung wappnen, denn nur zu gern werden lieb gewordene Gewohnheiten in den Rang von Gottes Geboten erhoben (Freiheit).
  • Ich pflichte Kevin DeYoung bei, der bei eine zu starke Betonung der Innerlichkeit und eine Verachtung der (liturgischen) Formen feststellt. Ich wünsche mir vermehrt einen Ausgleich. Das ultimative Ziel jeder Predigt ist zu guter Letzt nicht ausschliesslich stimulierend. Ich habe genug Gottesdienste erlebt, in denen nach einer Stunde die erste Bibelstelle gelesen wurde, um sie auch gleich wieder zu verlassen. Die Folge: Unterversorgte Gottesdienstbesucher.

Ich bin entschlossen

Gefunden: Die Entschlüsse des knapp 20-jährigen Jonathan Edwards auf deutsch. Aus meiner Sicht eines der lesenswertesten Stücke zum Thema “Selbstführung.” Einige Beispiele:

  • Ich bin entschlossen, nichts zu tun, von dem ich es bereuen würde, wenn es die letzte Stunde meines Lebens wäre. (7)
  • Ich bin entschlossen, in jeder Hinsicht so zu handeln, sowohl durch Worte als auch durch Taten, als wenn niemand so abscheulich gewesen wäre wie ich und ich dieselben Sünden begangen oder dieselben Schwachheiten und Fehler wie andere gehabt hätte; dieses Wissen von Fehlern soll nichts außer Scham in mir selbst hervorbringen und mir nur eine weitere Gelegenheit bieten, meine eigenen Sünden und mein Elend vor Gott zu bekennen. (8)
  • Ich bin entschlossen, danach zu streben, geeignete Wege der Barmherzigkeit und Großzügigkeit zu finden. (13)
  • Ich bin entschlossen, im Bezug auf Essen und Trinken die strengste Mäßigung einzuhalten. (20)
  • Ich bin entschlossen, wenn ich etwas auffällig schlechtes tue, es soweit zurückzuverfolgen bis ich zu der ursprünglichen Ursache gelange; anschließend will ich mich sorgfältig bemühen, dies nicht mehr zu tun, und außerdem mit meiner ganzen Kraft gegen die Ursache ankämpfen und beten. (24)

Siehe auch mein Post “Keine Vorsätze mehr? Schade!”

Wenn nicht Gleichgültigkeit, dann Überspanntheit

Blicken wir zurück in die Geschichte der Gemeinde Gottes in vergangenen Jahrhunderten, so können wir feststellen, dass es immer wieder eine List des Teufels war, in einer Glaubenserweckung Verwirrung zu stiften: Sobald er merkt, dass er die Leute nicht mehr in Gleichgültigkeit und Untätigkeit halten kann, treibt er sie zu Überspanntheiten und Absonderlichkeiten.

Er hält sie zurück, solange er dazu imstande ist; doch gelingt ihm das nicht länger, dann treibt er sie vorwärts, indem er möglichst ihre Köpfe verwirrt. Und vor allem durch dieses Mittel hatte er in mehreren Fällen Erfolg, sodass er hoffnungs- und verheißungsvolle Anfänge zerstören konnte. Ja, es gibt ein entscheidendes Mittel, wodurch es dem Teufel allmählich gelang, die große Glaubenserweckung auf dieser Welt im Anfangsstadium des Christentums zu untergraben und der weltweiten christlichen Gemeinde in gewisser Hinsicht zu schaden, um dem großen antichristlichen Abfall den Weg zu bereiten. Dieses Meisterstück aller teuflischen Tätigkeit besteht darin, den ungeziemenden Eifer von Christen zu erregen und sie zu jenen drei extremen Extremhaltungen zu treiben, die von Schwärmerei, Aberglauben und übermäßiger Härte in Bezug auf ihre Gegner gekennzeichnet sind.

(…) Die Exzesse eines wahrhaft eifernden Menschen … können (weil Satan ihm an Raffinesse überlegen ist) das Werk mehr behindern als die Machenschaften von hundert bedeutenden, starken und offenen Gegnern.

Jonathan Edwards, zitiert in: Iain H. Murray. Jonathan Edwards. CLV: Bielefeld 2011. (310)

Ich such’ mir eine neue Kirche (7): Hinterfragt.

Nehmen wir nochmals den (fiktiven) Dialog aus der ersten Folge zur Hand. Ich stelle den Sprechern die Fragen, die mir durch den Kopf gehen.

‎- Lange mache ich das nicht mehr mit. Ich schwör’s.‎

  • Wie lange machst du das schon mit?‎
  • Seit wann unterscheidest du zwischen dir und dem Treiben?‎
  • Warum bist du dabei?‎
  • Wie lange wirst du es noch mitmachen?‎
  • Was müsste passieren, damit du deine Entscheidung sofort umsetzt?‎

‎- Immer das gleiche. Da reisst du dich sonntags aus dem Nest, kommst pünktlich an, setzt dich in ‎den vollen Raum, und gleich zieht sich dir der Magen zusammen.‎

  • Auf was führst du diese körperliche Reaktion zurück?‎
  • In welchen anderen Situationen zieht es dir auch den Magen zusammen?‎
  • Was zeigt dir das Magen-Zusammenziehen an?‎
  • Welche anderen Interpretationsmuster gäbe es?‎
  • Weshalb musst du dich sonntags aus dem Nest reissen?‎

‎- Genau. Der Lobpreis ist einfach nicht mein Stil. (Ein zweites Paar gesellt sich dazu, etwa fünf ‎Jahre jünger geschätzt, urbaner Style, wahrscheinlich trifft man die vier abends im Palais oder im ‎Kino an) Na ja, wenn es nur die Musik wäre. Die machen Gitarrenrock wie in den Achtzigern. Da ‎wird alles runtergebrettert. Das könnte man ja noch ertragen. Aber dann: Das lange obligate ‎Einstiegsgebet. Wenn ich mir dessen Gott vorstelle, so kommt mir halt doch der Polizist mit der ‎Leuchtkelle und der Trillerpfeife in den Sinn. Nur erschrecke ich etwas mehr, wenn die Pfeife ‎unerwartet ertönt.‎

  • Was ist dein Musikstil?‎
  • Welche Gefühle verbindest du mit einem guten Stil?‎
  • Was meinst du mit „runterbrettern“?‎
  • Weshalb bist du in diesem Punkt achtsam? In welchen anderen Punkten bist du achtlos?‎
  • Was ist für dich ein langes Gebet?‎
  • Welche Vergleichspunkte zwischen Gott und dem Polizisten meinst du genau?‎
  • Was sind die Eckdaten deines Gottesbildes?
  • An welchen Bibeltexten machst du diese Merkmale fest?‎

‎- Dann die ersten Ansagen. Kleingruppe, Tanzen für die Pensionäre, Töpfern für die praktisch ‎Begabten und natürlich der neuste Stand zum Zweitgebäude. Leider hat der Herr die letzten ‎‎300‘000 noch nicht schneien lassen.‎

  • Was geht dir in diesen Momenten durch den Kopf?
  • Zu welcher Zielgruppe zählst du dich?‎
  • Was vermisst du?‎
  • Wie verwaltest du dein Geld?‎
  • Für was gibst du besonders viel Geld aus?‎

‎- Und dann kommt die Predigt: Geschlagene 45 Minuten Eintopf. Gott ist gut, er vergibt, er umgibt ‎dich, er versorgt dich. Aber pass auf, die nächste Prüfung wartet bestimmt nach der nächsten ‎Kurve. So ganz ohne bekommst du dein Himmels-Ticket nicht. Das ständige „aber“, die ‎versteckten Hinweise auf Fallen. Diese negative Schelte. Das verdirbt mir gleich die Weekend-‎Laune.‎

  • Wenn du die 45 Minuten wöchentliche Predigt mit 14 Stunden Fernsehen pro Woche vergleichst: ‎Was kommt dir in den Sinn?‎
  • Was meinst du mit Eintopf?‎
  • Was bringt Abwechslung? Welche Reize sind dir wichtig?‎

‎- Klar, wenn es nur die Rhetorik wäre, könnte ich ja noch mitmachen. Doch ich verschliesse mich ‎innerlich. Vom ersten Wort des Gebets bis zum Amen nach der Predigt: Nur Sauerkraut und ‎Salzkartoffeln.‎

  • In welchen Momenten verschliesst du dich auch noch innerlich?‎
  • Wann hast du dich schon mal bei Sauerkraut und Salzkartoffeln geöffnet? Was war der Auslöser? ‎Was waren die Konsequenzen?‎
  • Was sagst du zu meiner Assoziation „Verweigerung“?‎

‎- Da gehst du hinterher raus und denkst: Warum bist du bloss gekommen? Das passt einfach nicht ‎mehr. Wo ist da der Geist? Die reden vom Bauvorhaben wie im Baudepartement, ‎Bürokratenkammer 27. Die lesen aus der Bibel, als ob mein Gott den ganzen Tag verstimmt wäre ‎über seine unfolgsamen Kinder.‎

  • Was passt? Umreisse mir deinen optimalen Sonntagmorgen.‎
  • An welchen Merkmalen machst du das Wirken des Geistes fest?‎
  • Was verbindest du mit Bürokratie?‎
  • Was sagst du über den zornigen Gott – was immerhin 500-mal in der Bibel erwähnt wird?‎
  • Was meinst du zur Sünde?‎
  • Wie definierst du Heiligung?‎
  • Was verbindest du mit dem Begriff Gnade?‎

‎- Wir müssen uns was anderes suchen. Was machen wir uns länger den Stress? Gute Gemeinschaft ‎kann ich übrigens auch ausserhalb der Kirche haben. Ein gutes Gespräch gibt’s nicht nur in der ‎Kleingruppe – gut, vielleicht noch eher in der Kleingruppe als beim freundlichen Nicken nach dem ‎Gottesdienst.‎

  • Wann bist du das letzte Mal ermutigt worden? Wodurch? Von wem?‎
  • Wann bist du das letzte Mal ermahnt worden? Was hast du daraus gemacht?‎

‎- Da muss einfach mehr drinliegen. Unser Gott ist ein Gott der Liebe. Er schenkt Freiheit, Weite. Er ‎baut auf.‎

  • Was liegt im anderen Fall drin?
  • Und erneut die Frage: Was meinst du mit Liebe, Freiheit und Weite?
  • Wie gehst du mit den Bibelpassagen um, in denen Gott abreisst?

Ein historischer Adam?

Timothy Keller hat eine ausgewogene Antwort verfasst.

Der Schlüssel zur Interpretation der Bibel ist die Bibel selbst:

The key for interpretation is the Bible itself. I don’t think the author of Genesis 1 ‎wants us to take the “days” literally, but it is clear that Paul definitely does want ‎readers to take Adam and Eve literally. When you refuse to take a biblical author ‎literally when he clearly wants you to do so, you have moved away from the ‎traditional understanding of biblical authority.

Die Unterscheidung von Lehre und Geschichte geht nicht auf:

The Christian gospel is not good advice, but good news. It is not directions on what ‎we should do to save ourselves but rather an announcement of what has been ‎done to save us. The gospel is that Jesus has done something in history so that, ‎when we are united to him by faith, we get the benefits of his accomplishment, and ‎so we are saved.‎

Und der Vergleich zwischen Adam und Christus in Römer 5 spricht eindeutig für das geschichtliche Fundament:

When Paul says we are saved “in Christ” he means that Christians have a ‎covenantal, federal relationship with Christ. What he did in history is laid to our ‎account. But in the same sentence Paul says that all human beings are similarly (he ‎adds the word “as” for emphasis) “in Adam.” In other words, Adam was a ‎covenantal representative for the whole human race. We are in a covenant ‎relationship with him, so what he did in history is laid to our account.‎

Zur Frage “Schöpfung oder Evolution?” siehe mein Post von R. C. Sproul.