Der fünfte Bub (68): Alle gegen einen.

Es war gut gemeint: Ich war daran, die Fahrräder für die neue Saison tauglich zu machen. Den Sattel neu einstellen, die Reifen pumpen. Doch es war nicht zu machen: Der älteste legte sich mit einem Nachbarsbub an, der Zweite stürzte mit dem Fahrrad, der dritte holte sich den Traktor aus dem Keller und der Vierte hatte sich aus dem Staub gemacht. Da gibt es nur eines: Alles wieder verräumen…

Der fünfte Bub (67): Gemeinsames Essen in der Kirche.

Es war am Sonntag der Zeitumstellung. Die Kinder sind etwas anstrengender als sonst. Nach dem Gottesdienst gibt es ein gemeinsames Essen. Soll ich noch bleiben? Wenn ich Schaufensterkinder haben wollte, wäre es der falsche Zeitpunkt gewesen, in der Öffentlichkeit mit ihnen zu essen. Doch es tut gut: Einmal an einem anderen Ort, mit anderen Menschen, mit anderen Gerichten zu essen.

Der fünfte Bub (65): Von vier auf fünf.

Was ist der grösste bisher festgestellte Unterschied? Es ist alles noch ein wenig enger geworden. Das erleben wir am ehesten, wenn uns zusätzliche Personen unterstützen: Eine Person wird durch die Kinderbetreuung völlig absorbiert. Eine weitere Person würde für den Haushalt gebraucht. Und: Es geht auch so.

Im Glaubensgrundkurs von Paulus: Umgang mit Leid und Widerstand

Zum Grundstock der Unterweisung im christlichen Glauben gehört das Thema „Widerstand“ und „Leid“.

Hart umkämpfter Start im Glauben:

Ihr habt das Evangelium auch wirklich angenommen, obwohl ihr schweren Anfeindungen ausgesetzt wart, und habt diese mit einer Freude ertragen, wie nur der Heilige Geist sie schenken kann. (1. Thessalonicher 1,6)

Auch die Vorbilder hatten den gleichen Kampf:

Kurz zuvor, in Philippi, hatten wir noch viel zu leiden gehabt; ihr wisst, dass wir beschimpft und misshandelt worden waren. Aber unser Gott schenkte uns neuen Mut, und obwohl wir auch in Thessalonich auf heftigen Widerstand stiessen, konnten wir euch sein Evangelium frei und offen verkünden. (1. Thessalonicher 2,3)

Auch die Glaubensgeschwister in anderen Regionen hatten denselben Kampf:

Ihr wart sogar bereit, Verfolgungen auf euch zu nehmen, liebe Geschwister, und seid damit dem Vorbild der Gemeinden Gottes in Judäa gefolgt, die sich wie ihr zu Jesus Christus bekennen. Denn ihr hattet durch eure Landsleute in gleicher Weise zu leiden wie die Gläubigen von Judäa durch ihre Landsleute. (1. Thessalonicher 2,14)

Paulus hatte die Thessalonicher im „Basistraining“ auf diese Situationen vorbereitet:

…damit keiner von euch durch die Verfolgungen, denen ihr ausgesetzt seid, in seinem Vertrauen auf Gott erschüttert wird. Ihr wisst ja selbst, dass solche Leiden zu unserem Leben als Gläubige gehören. Im Übrigen hatten wir euch, schon als wir bei euch waren, immer wieder darauf hingewiesen, dass es zu Verfolgungen kommen wird, und was das bedeutet, wisst ihr inzwischen aus eigener Erfahrung. (1. Thessalonicher 3,3+4)

Wie neue Technologien unser Leben beeinflussen

Trevin Wax hat ein lesenwertes Interview mit Tim Challies über sein neues Buch geführt.

What we are really bad at doing is pausing to consider the implications a new technology before we introduce it to our lives. Technology theory will teach us that every new technology brings unintended consequences–secondary consequences that can have a profound impact on our lives. We tend to be myopic–we see only what’s right in front of us. What we need to train ourselves to do is to look farther, to try to see the greater impact of any new piece of technology.

Dies sind vier wichtige Fragen:

  • What will it do to my time?
  • What will it do to my family?
  • When else will I use it?
  • What other purposes will I begin to use it for?

Hier geht es zum Interview.

Sterbewillige sind in einer affektiven Ausnahmesituation

Sterbewillige befinden sich meist in einer affektiven Ausnahmesituation, die alles andere als Souveränität und Freiheit von äusseren und inneren Abhängigkeiten bedeutet. Fehlt diese Bedrängnis einer bekümmerten Seele, ist sie ein Zeichen fortgeschrittener Gleichgültigkeit und damit bereits Ausdruck eines gestörten oder bereits zerstörten Selbstbewusstseins. Das gilt gerade im höheren Alter, in welchem die Fähigkeit vermindert ist, komplizierte Sachverhalte zu erfassen, Beeinflussungsversuche zu erkennen und ihnen zu widerstehen.

Dr. Peter Rosenstock, Jurist und Verfasser des Buches “Was ist Freiheit? Fragen an die organisierte Sterbehilfe”. Hier geht es zum Interview.

Die moderne Pädagogik beginnt mit Pelagius

Man könnte … die befremdliche Frage stellen, ob die moderne Pädagogik wirklich mit Rousseau und nicht schon mit Pelagius beginne.

Genau betrachtet stehen sich in der Kontroverse zwischen alter und neuer Anthropologie und zwischen alter und neuer Pädagogik bzw. Erziehung nicht ein christliches und ein achristliches Denken gegenüber, sondern zwei unterschiedliche christliche Anthropologien und zwei sehr verschiedene Möglichkeiten, die Botschaft des Christentums auszulegen: ob als Lehre, die die Freiheit des menschlichen Willens, die Selbstverantwortung des Menschen und seine Fähigkeit betont, sich durch eigene Taten  den Weg zum Heil bahnen zu können, oder als eine Lehre, nach der die Errettung des Menschen einzig und allein Geschenk Gottes ist, bei der der Mensch zwar mitwirken kann, die ihm aber letztlich doch unverdient als Gnade zuteil wird. … Verfolgt man die beiden christlichen Anthropologien auf ihren Ursprung zurück, dann stösst man unweigerlich auf jene grosse Auseinandersetzung zwischen dem asketischen Laienmönch und gebildeten Moralisten Pelagius und dem Kirchenlehrer und Bischof Augustinus.

(…) Völlig zurecht hat deshalb Ernst Cassirer den Streit um die Erbsündenlehre in das Zentrum seiner meisterhaften Darstellung der Philosophie der Aufklärung gerückt. Seit dem Humanismus der Renaissance hatte sich nämlich die Unvereinbarkeit des augustinisch-kirchlichen Dogmas mit dem ‘neuen’ Bild vom Menschen immer klarer herausgestellt, das, ganz im Sinne von Pelagius, vor allem die Fähigkeit des Menschen zur intellektuellen und moralischen Selbstbestimmung betont und der menschlichen Selbsttätigkeit und Eigenaktivität somit einen völlig neuen Wert verliehen hatte.

(…) Hatte der Humanismus der Renaissance die Erbsündenlehre nirgends offen anzugreifen gewagt, so wurde diese Lehre in der Aufklärungsphilosophie geradezu zum gemeinsamen Gegner, in dessen Bekämpfung sich ihre verschiedenen Richtungen verbanden. Hier steht Hume an der Seite des englischen Deismus wie Rousseau an der Seite Voltaires. Mit der aufklärerischen Ablehnung der Erbsündenlehre wurde die Verantwortung für den Menschen und die Welt ganz in die Hände des Menschen gelegt.

Die Autoren ziehen eine beachtenswerte Schlussfolgerung: Die Reformpädagogik sei auf die Gefahr zugesteuert und ihr teilweise erlegen, da ihre Vertreter die pädagogischen Konsequenzen nicht gesehen hätten,

die sich noch für Rousseau aus der Leugnung der Erbsünde ergaben. Wenn die nicht wegzuwischende Faktizität der Bosheit des Menschen und die Existenz des Leides in der Welt nicht als Ergebnis von Adams Sündenfall begriffen, sondern als das eigene Werk des Menschen erkannt werden muss, dann stellt sich die Frage, nach den Möglichkeiten der Vermeidung des Übels schärfer, als sie sich jemals zuvor in der Geschichte gestellt hatte.

(…) Obowohl Rousseaus “Emile” in … nichts anderes darstellt als eine gross angelegte philosophische Demonstration zum Erweis der letztendlichen Unverfügbarkeit von Erziehung und Bildung, haben viele Vertreter der Reformpädagogik Rousseaus Theorie vom guten Menschen und seiner möglichen Bewahrung für bare Münze genommen und sind von daher zu einer masslosen Überschätzung der Macht der Erziehung gelangt. (…) Gegenüber einer unkritischen Wiederbelebung der Reformpädagogik müsste man zu bedenken geben, ob nicht die jahrtausendealte und im Christentum lebendig gehaltene Erfahrung der menschlichen Endlichkeit, Gebrechlichkeit und Gefährdung gerade heute neu entdeckt und wieder betont werden müsste.

Winfried Böhm/Frithjof Grell. Reformpädagogik und Christentum – ein problematisches Verhältnis, in: Winfried Böhm. Jürgen Oelkers (Hrsg.)  Reformpädagogik kontrovers. ERGON-Verlag: Würzburg 1995. (75-87)

Unser Arbeitsalltag, die Sinnfrage und das vierte Gebot

Aufstehen, Straßenbahn, vier Stunden Büro oder Fabrik, Mittagessen, Straßenbahn, vier Stunden Arbeit, Abendessen, schlafen: Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag – immer der gleiche Rhythmus – meistens funktioniert das ganz gut. Doch irgendwann fragt man sich: „Warum das Ganze?“
So fragte Albert Camus. Antwort auf diese Frage ist im 4. Gebot, dem Sabbat-Gebot, zu finden. Thomas K. Johnson bringt unseren Arbeitsalltag und die Sinnfrage mit dem vierten Gebot zusammen (Der Sabbat, die Arbeit und die Suche nach Sinn): 
Gott hatte die Absicht, Adam und Eva samt Nachkommen als „sekundäre Schöpfer“ einzusetzen. Sie sollten Familien, Landwirtschaft und Gemeinschaften entstehen lassen samt aller Wissensbasen und Organisationen, die zur Gründung dieser Instanzen erforderlich sind. Im Mittelpunkt der gesellschaftlichen, kulturellen und ökonomischen Entwicklung hätte die Ehre Gottes stehen sollen; auf ihr hätte das Hauptaugenmerk ruhen sollen. Die Verehrung und Verherrlichung Gottes sollten Sinn und Zweck aller menschlichen Betätigung sein, sei es in Familie, Gesellschaft oder Kultur.

Von der Vergötzung menschlicher Gefühle

Der grosse Pädagoge und Philosophe Eduard Spranger entwarf ein Menschenbild, das starke Anklänge an die Mystik hat, u. a.

  • Rückzug des Menschen in seine einsamste tiefste Innerlichkeit
  • Glaube an den Tiefengrund der Seele mit einer magischen Verbindung mit Gott in einer Art Uroffenbarung
  • Abwertung des Welthaft-Kreatürlichen als mystische Entbindung
  • durchgehende Spiritualisierung der Lebensvorgänge im Sinne einer abstrahierenden Erhebung des Geistes zum Absoluten

Damit einher gehen folgende Kritikpunkte:

  • Spranger sieht den Menschen als einzelnen in unmittelbarer Verbindung mit Gott unter weitgehender Ausschliessung des Menschen. Die Aufgabe des  Erziehers besteht darin, seine Innerlichkeit zu erwecken. Der andere Mensch wird vorweg schon nach den Kategorien und Massstäben des eigenen Selbst verstanden. Aber gegenüber dem individualistischen Personalismus ist die Rolle des Mitmenschen wesentlich und konstitutiv für den Menschen!
  • Das Menschenbild ist beflügelt vom Aktivismus des deutschen Idealismus: "Nur dem Handelnden kommt die Gnade. Nur wer an sich arbeitet, verhilft der Gottheit zum Durchbruch. Der Passive aber empfängt den Besuch der Gottheit gleichsam unvorbereitet und unvollkommen." Dies steht dem biblischen Menschenbild entgegen, der aus eigenem Streben nie zu Gott aufsteigen kann, sondern unverdient begnadigt wird.
  • Die Unio mystica mit Gott – die Vorstellung, dass sich Göttliches in Menschliches verwandle und Menschliches in Göttliches – ist Irrwahn der angeblichen Freiheit des Menschen. Dies ist eine Art Hybris, eine Selbstherrlichkeit des Menschen gegenüber Gott. Die Zustände höchster Seligkeit, in denen Spranger die Hand Gottes zu spüren glaubt, ist nichts anderes als Vergötzung menschlicher Gefühle. Zudem wird die wesensmässige Sündhaftigkeit des Menschen ausgeklammert.
  • Zwischen Gott und den Menschen besteht ein unendlicher Abstand, eine wesensmässige Verschiedenheit. Weder die Natur noch die Geschichte, weder der menschliche Seelengrund noch die Kultur, sind Wege, Himmelsleitern, auf denen der Mensch zu Gott findet.

 

Leonhard Jost, in: Eduard Spranger. Zur Bildungsphilosophie und Erziehungspraxis. Verlag Schweizerischer Lehrerverein: Zürich 1983. (30 + 38-43)