Strafe für Sünde bis in die vierte Generation

God says he ‘punishes the children and their children for the sin of the parents to the third and fourth generation’ (Ex 34,7). This is because sin is social. Sin is never merely individualistic. You cannot commit any sin, no matter how private, without it having repercussions not only in your own life but in the community yhere you live.

Aus: D. A. Carson. The God Who Is There. Baker: Grand Rapids 2010. (68)

Bekenntnisse eines Ex-Missionars

Es war lange auf der Bestsellerliste im deutschen Sprachraum: Das Buch “Das glücklichste Volk” des Linguisten und Ex-Missionars Daniel Everett. Er hatte sich nach einer bewegten persönlichen Zeit dem Glauben zugewandt, eine theologische Ausbildung absolviert und ist nachher zu einem unerreichten Stamm gesandt worden, um die Bibel zu übersetzen. Er hat sich später wieder vom Glauben abgewandt, nachdem er seinen Dienst quittiert hatte. Er stellt in seinem Buch seinen missionarischen Dienst in Frage. Ron hat einen hilfreichen Kommentar zum Buch geschrieben. Hier seine zwei abschliessenden Bemerkungen:

Zum einen macht das Beispiel von Everett deutlich, wie wichtig für Missionare eine solide theologische Ausbildung ist, in der auch fundamentaltheologische Fragen durchdacht werden. Everett hat sich nach einer Zeit im Exzess und mit Drogen durch die Begegnung mit evangelikalen Christen bekehrt. Der Erfahrung seiner Schuld entsprach der erfahrene Zuspruch der Vergebung. Solche Erlebnisse sind existentiell. Nichts daran ist verwerflich. Allerdings kann aus ihnen ein Frömmigkeitsstil erwachsen, der diese Erfahrung zur Grundlage des Glaubens erklärt. Wird dann irgendwann, z.B. durch einen Kulturwechsel, die Schulderfahrung relativiert, bleibt nicht mehr viel übrig. Everett, ein nachdenklicher Mensch, scheint grundlegende Fragen des christlichen Glaubens nie wirklich durchdacht zu haben und hatte so auf dem Missionsfeld der Mystik des Augenblicks bei den Pirahã nicht mehr viel entgegenzusetzen. Leidenschaft reicht also bei einem Ruf in die Mission nicht aus. Die Klärung wichtiger theologischer Fragen gehört zur Zurüstung hinzu.

Auf Seite 394 seines Buches legt Everett ein erstaunliches Bekenntnis ab: »Hätte ich mir die Zeit genommen und etwas über dieses Volk gelesen, bevor ich es zum ersten Mal besuchte, so hätte ich erfahren, dass Missionare sich schon seit über hundert Jahren um ihre Bekehrung bemüht hatten.« Ich musste den Satz zweimal lesen. Everett hat sich tatsächlich mit seiner damaligen Familie bei einem bis dahin unerreichten Stamm niedergelassen, ohne sich vorher gründlich über die Geschichte dieses Volkes zu informieren (obwohl es Literatur dazu gibt)? Ein guter Missionar kennt seine Bibel und die Zielkultur! Also auch hier: Leidenschaft reicht nicht. Es gehört zur Pflicht eines Missionars, sich so gut als möglich über die Kultur, in der er sich niederlässt, zu informieren. 

Alle Menschen haben Kenntnis von Gott (Gedanken zu Römer 1)

Die menschliche Verfassung vor Gott ist gefüllt mit Gegensätzen und Spannungen. Im Zentrum dieser Gegensätze steht das Problem, dass die Menschen Kenntnis von Gott haben, obwohl sie diese Kenntnis oftmals nicht akzeptieren oder anerkennen. Paulus spricht – ohne genaue Termini – von einer anerkannten und einer abgelehnten Kenntnis. Die erste Art von Kenntnis ist allen Menschen durch die Schöpfung zugänglich, die zweite Art kommt nur durchs Evangelium. Er spricht davon, dass Gott sich durch seine Schöpfung fortlaufend offenbart (die Präsensform im Griechischen deutet auf ein andauernd aktives Geschehen hin). Er spricht zu allen Menschen – nicht nur zu jenen, die hören wollen. Die Theologie bezeichnet diese Art der Offenbarung “Allgemeine Offenbarung”. Was offenbart Gott von sich? Es handelt sich um seine Kraft, seine Göttlichkeit (Röm 1,20) und einen wesentlichen Teil seines moralischen Gesetzes (Röm 1,32). Es gibt so etwas wie ein natürliches Muster oder Schema (Röm 1,27) für das Leben. Paradox dabei ist: Der Mangel an Kenntnis ist gerade auf Kenntnis gegründet. Die Menschen lieben es normalerweise nicht Gott zu kennen. Diese Kenntnis wird aktiv unterdrückt (Röm 1,18). In den vergangenen Jahrzehnten haben Psychologen oft von unterdrückten Erinnerungen der Menschen gesprochen, die sie ängstigen. Die Reaktion von der ersten Menschen Adam und Eva auf ihre Sünde – sie versteckten sich vor Gott – ist typisch für das menschliche Verhalten. Oder denken wir an ein Kind, das seine Augen fest zukneift und meint, die anderen würden es nicht sehen. Es ist also festzuhalten: Unglaube ist immer mit Sünde verbunden, weil Unglaube mit unterdrückter Wahrnehmung verbunden ist. 

Thomas K. Johnson, in: William Dembski. Thomas Schirrmacher. (Ed.) Tough-minded Christianity. B & H Publishing Group: Nashville 2008. (197-200)

Wenn die Auferstehung Mythos ist…

Wenn Gottes Wunder der Menschwerdung und der Auferstehung Christi bloss Mythen sind und die Kräfte von Sünde und Tod nicht überwunden wurden, was hat der christliche Glaube noch zu bieten? Howard Hoffman zitiert aus der Korrespondenz von Rudolf Bultmann, des grossen Theologen, an Karl Jaspers, des grossen existenzialistischen Philosophen:

He is as convinced as I am that a corpse cannot come back to life or rise from the grave. … But how am I, in my capacity as pastor, to explain, in my sermons and classes, texts dealing with the Ressurrection of Jesus in the flesh…? And how am I, in my capacity as theological scholar, to guide the pastor in his task by my interpretations?”

Hofmann nimmt den Faden auf und zieht die nötige Schlussfolgerung:

How indeed? If one accepts the metaphysical assumptions of naturalism and accordingly demythologizes Christianity, there is nothing left but one’s ethical and moral preferences based only on fallible human opinion.

Aus: William Dembski. Thomas Schirrmacher. (Ed.) Tough-minded Christianity. B & H Publishing Group: Nashville 2008. (747)

Der fünfte Bub (64): Osterhasen unterwegs.

Wie Flöhe sind sie, die Jungs. Früh aufgewacht und aufgeregt, denn heute kommen meine Schwestern zum Brunch – mit einem lebendigen Hasen und den Osternestli. Die frühen Morgenstunden zu gestalten ist nicht ganz einfach. Es empfiehlt sich: Zuerst nochmals ins Bett zurückschicken mit Lektüre, mit Variante Hörspiel. Eine weitere Möglichkeit ist ein morgendliches Bad. Die Aufmerksamkeit kann zwischendurch mit einem Vorlesebuch gewonnen werden. Auch getrenntes Spiel (nicht alle beisammen) kann über eine Zeit funktionieren.

Meine Frau hat sich unbemerkt in den Garten begeben, um die nächtlich gefärbten Eier zu verstecken. Mein Ältester geht ans Fenster und kommt aufgeregt zurück: “Der Osterhase war da.” Er hat durchs Fenster ein Ei entdeckt. Der Vierte hüpft zu meiner Frau: “Frau Meier, Eier.” (tatsächlich, bei der Bauernfamilie holen wir jeweils Eier). Wir verteilen Ferngläser, und die Buben versuchen durchs Fenster weitere Eier zu entdecken. Dann macht der Älteste eine weitere Entdeckung: Zwei der gefärbten Ostereier sind im Kühlschrank. Da geht wohl nicht alles mit rechten Dingen zu…

Endlich dürfen sie nach draussen. Der Dritte war in der Eile ohne Schuhe nach draussen gegangen; als er mit Schuhen erscheint, sind schon alle Eier gefunden. Er muss seine Augen nochmals schliessen, und meine Frau versteckt ihm etwas. “Das ist ja bubi-einfach.” Erfreut entdeckt er den kleinen Schokolade-Osterhasen.

Nachher setzen wir uns zu Tisch und geniessen die Eier, frische Zopf-Hasen. Die Kleinen beissen in ihren Schokoladehasen und testen, wieviel ihr Magen verträgt. Nachher heisst: Nichts wie raus! Die Energie muss eingesetzt werden. Mittags gibt es Salat und Fruchsalat…

Das Kind als Wunschfigur der Erwachsenen

Alle Klassiker und Neuerer einer “Pädagogik vom Kinde aus” … können dem Einwand nicht entgehen, dass das Kind, das da zum Zentrum und zum Massstab der Erziehung gemacht werden soll, auch eine Wunschfigur der Erwachsenen ist. Die Reformpädagogik der klassischen Zeit war gekennzeichnet durch eine Überfrachtung des Kindes mit den eigenen Problemen der Erwachsenen, ihren Hoffnungen auf eine Besserung der Welt aus dem “Geiste der Kindheit”. Es sind Idealisierungen des Kindes, mit deren Hilfe die Erwachsenen sich selber und ihre Welt in Frage stellen; Projektionen also: die eigenen Wünsche und Hoffnungen werden auf die scheinbar weisse Leinwand der Kindheit projiziert. Wie aber soll eigentlich eine Gesellschaft besser werden, wenn die Erwachsenen sich der Illusion hingeben, der Neuanfang sei in erster Linie bei den Kindern möglich; er sei also nicht etwas, was sie für sich selbst, allenfalls zusammen mit ihren Kindern, leisten müssten?

Andreas Flitner. Reform der Erziehung. Beltz: Weinheim/Basel 2010 (4. Auflage). (48-49)

Müssen Kinder früh mit dem Computer vertraut gemacht werden?

Computereinsatz in der Grundschule? Befürworter bringen folgende Argumente ins Feld:

  • Lehr- und Übungsstoffe werden individualisiert
  • Anregung zur Eigentätigkeit
  • Befähigt als zeitgenössisches Werkzeug zur Weltbemächtigung
  • Reagiert mit gleichbleibender Geduld auf Fehler
  • Erlaubt zusätzliche Lernhilfen für schwer lernende Kinder
  • Entlastung für den Lehrer (Abwechslung)
  • Erhöht die Effizienz der Trainingsprozesse

 Hartmut formuliert folgende Gegenposition:

  • Die Erfahrungen mit der gegenständlichen und natürlichen Welt müssen in der Kindheit vermehrt und bestärkt werden – Kindheit nutzen, in der Computer keine Lebensfunktionen haben.
  • Medien spät einführen – Einführung zuerst am Phänomen, mit der vieldeutigen Wirklichkeit lange vorlieb nehmen
  • Keine Übungen um des Computers willen
  • Mathematik in der alten Rolle einsetzen – als Erkenntnismodell
  • Für den sinnvollen Einsatz des Computers muss sinnvoller Unterricht vorausgehen: das Problem so durchschaubar machen, dass man weiss, in welche Rechenvorgänge man es in welcher Reihenfolge auflösen kann.
  • Der Computer ist leicht zu bedienen; dazu bedarf es keiner langjährigen Unterweisung.

Die Grundschule muss Grunderfahrungen bereitstellen; körperliche, sinnliche, intellektuelle, ästhetische, politische, sittliche. Sie muss für die Einseitigkeiten, die sie selbst verursacht, Ausgleich schaffen: fürs Stillsitzen, für die vorherrschende Verbalität, für die fertigen, unveränderten Ordnungen und die Passivität.

Aus: Hartmut von Hentig. Die Schule neu denken. Beltz: Weinheim/Basel 2003. (51 + 67-69)

Der heimliche Unterricht des Fernsehens

Hartmut von Hentig nennt bei den gesellschaftlichen Veränderungen, die sich für den Unterricht erschwerend auswirken, an erster Stelle das Fernsehen:

Allen Wirkungen des Fernsehens ist die dies gemeinsam: die Aufhebung einer nützlichen, das Nachdenken ermöglichenden Distanz.  … Der heimliche Unterricht des Fernsehens hinterlässt das Bewusstsein:

  • Ich habe es doch selber gesehen und weiss darum, wie es ist oder war.
  • Was ich da miterlebe, ist enorm aufregend, enorm wichtig, enorm fürchterlich, enorm glanzvoll; mein Leben ist, daran gemessen, unbedeutend und langweilig; es hat eigentlich nur soviel Geltung, wie ich am Fernsehen teilnehme.
  • Alles ist, wenn es auf dem Schirm erscheint, schon ohne mich gesehen; es läuft, auch wenn das Gerät abgestellt ist, weiter und kommt doch zu keinen Lösungen, sondern nur zu neuen Problemen. Was soll ich da noch!

Man stelle sich eine Schulklasse am Montagmorgen vor:

Welche Verwirrung, die die Kinder nach dem Wochenende in die Schule mitbringen und die weitgehend – gewiss nicht ganz! – auf das Fernsehen zurückzuführen ist. Auch diese Erscheinung hängt mit der Wirkungsweise des Fernsehens zusammen: mit der Besinnungslosigkeit, zu der es den Zuschauer verurteilt, und mit der Beliebigkeit des Schaukonsums, zu der es verführt. Wenn dann noch hinzukommt … die bewusste Überwältigung der Zuschauer durch den Bildschnitt – durch das Fehlen der Halbsekunde, die normalerweise zwischen dem Ereignis und seiner Wahrnehmung liegt und uns erlaubt, die hier hilfreiche Erfahrung abzurufen -, dann ist nicht weiter verwunderlich, was jeder Lehrer am Montagmorgen mit den vielfernsehenden Kindern zwischen 10 und 14 erlebt.

Mit einer abrupten Rückkehr zur Sachlichkeit werde nicht viel erreicht:

Wer den brodelnden Grund mit den vorfabrizierten Betonplatten des Unterrichts zudecken will, wird weder die Sache noch das Kind voranbringen.

Aus: Hartmut von Hentig. Die Schule neu denken. Beltz: Weinheim/Basel 2003. (29-31)

Der fünfte Bub (62): Seitenwechsel.

Ich gehe mit meinem Ältesten schwimmen. Nach dem Schwimmkurs werden die Rollen plötzlich getauscht: Er kontrolliert meine Schwimmübungen, er gibt mir auf dem Rückweg seine Mütze (ich habe meine vergessen), und im Bus teilt er Brot und Käse mit mir. Ich war gerührt.