Der fünfte Bub (25): Namenswechsel.

Lange meinten wir, wir hätten einen passenden. Meine Frau hatte einen Vorschlag gemacht, der über Monate gesetzt war. Eines Nachts wurde mir klar, dass dieser Name nicht passend sei. Mein Gegenvorschlag überzeugte sie zwei-drittel-wegs. Das schlagende Argument: Ich war mit der Wahl des Namens wieder an der Reihe.

Zur Arbeit berufen

Andy Naselli hat einen hervorragenden Abriss zur Arbeitsethik aufs Netz gestellt:

1. What are some popular views on work?

1.1. Work is awful.

1.2. Work is meaningless.

1.3. Work is everything.

1.4. Work is money.

1.5. “Secular” work is inferior to “full-time Christian ministry.”

2. How does work fit in the Bible’s storyline?

2.1. Work at Creation

2.2. Work under the Curse

2.3. Work under Christ

2.4. Work in the Consummation

3. For what purposes should we work?

3.1. We should work in order to glorify God.

3.2. We should work in order to glorify God by providing for our basic needs.

3.3. We should work in order to glorify God by serving others.

3.3.1. We serve others by providing for our own needs.

3.3.2. We serve others by providing for the needs of our family.

3.3.3. We serve others by supporting our pastors and missionaries.

3.3.4. We serve others by giving to those in need.

3.3.5. We serve others by doing good to humanity in general and our community in particular.

3.4. We should work in order to glorify God by having meaningful and fulfilling lives.

3.5. We should work in order to glorify God before non-Christians.

4. How should we view work?

4.1. Hate sin and its effects, but don’t hate work itself.

4.2. Distinguish between wholesome work and sinful work.

4.3. View work as stewardship.

4.4. Don’t idolize work.

4.5. View “secular” work and “full-time Christian ministry” as equally important.

4.6. View blue-collar and white-collar work as equally important.

4.7. Value unpaid work.

4.8. Reject the retirement-mindset.

5. How should we work?

5.1. Work heartily and sincerely as for the Lord, not other people.

5.2. Work hard; don’t be lazy.

5.3. Work hard, but don’t overwork.

5.4. Work shrewdly, but don’t work dishonestly.

5.5. Be ambitious, but don’t be greedy.

Glaubensstärke

Noch nicht gelesen, aber “gluschtig” geworden: Die Abschiedsbriefe von Helmuth James und Freya von Moltke. Die NZZ schreibt:

Bereits im Januar 1944 war Helmuth James von Moltke verhaftet und ins Konzentrationslager Ravensbrück gesperrt worden, weil er einen Bekannten vor der Gestapo gewarnt hatte. Nach Tegel war er nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 verlegt worden. Am 23. Januar 1945 ermordeten ihn die Nazis in Berlin-Plötzensee. Am Anschlag im Juli 1944 war Moltke nicht beteiligt, wohl aber kannte er viele der Verschwörer, ohne jedoch deren zum Teil deutschnationale, reaktionäre Ziele zu teilen. Und er war einer der Köpfe des nach seinem schlesischen Gut Kreisau benannten Kreises, der Pläne für ein freiheitliches, christlich geprägtes Nachkriegsdeutschland schmiedete. Die Gestapo kam den Kreisauern erst nach dem 20. Juli 1944 auf die Spur.

Moltkes 1911 geborene Frau Freya tippte die Protokolle der Treffen in Kreisau; mit ihr, der promovierten Juristin, einer unprätentiösen Bankierstochter aus Köln, teilte der Anwalt Moltke, der bis zu seiner Verhaftung in Berlin als Sachverständiger für Kriegs- und Völkerrecht in der Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht gearbeitet hatte, alle Geheimnisse und vor allem den Abscheu gegen das nationalsozialistische Regime. Tatsächlich war Moltke, der auf seinen Titel wenig gab, einer von nicht allzu vielen Adligen, die sich dem Regime nicht unterworfen hatten, sondern mit grossem Mut und bewundernswerter Gesinnungsstärke dagegen angingen. In der Haft, die mit der Verurteilung durch den berüchtigten Roland Freisler und der Hinrichtung endete, kam eine Glaubensstärke hinzu, die in dem Satz eines seiner Briefe an Freya gipfelte, er habe «nicht als Protestant, nicht als Grossgrundbesitzer, nicht als Adliger, nicht als Preusse, nicht als Deutscher» vor Gericht gestanden, «sondern als Christ und als gar nichts anderes».

Ein Lehrstück zum Thema Menschenfurcht

Solschenizyn beschreibt eine (tragische) Anekdote aus 1920-ern unter Stalin. Es gibt mir zu denken, dass wir wegen viel geringfügigeren Konsequenzen stehen bleiben.

Eine Bezirksparteikonferenz (im Moskauer Gebiet) … Den Vorsitz führt der neue Bezirkssekretär anstelle des sitzenden früheren. Am Ende wir ein Schreiben an Stalin angenommen, Treuebekenntnis und so. Selbstredend steht alles auf (wie auch jedes Mal sonst der Saal aufspringt, wenn sein Name fällt). Im kleinen Saal braust ‚stürmischer, in Ovationen übergehender Applaus’ auf. Drei Minuten, vier Minuten, fünf Minuten – noch immer ist er stürmisch und geht noch immer in Ovationen über. Doch die Hände schmerzen bereits. Doch die erhobenen Arme erlahmen. Die Älteren schnappen nach Luft. Und es wird das Ganze unerträglich dumm selbst für Leute, die Stalin aufrichtig verehren. Aber: wer wagt es als erster? Aufhören könnte der Erste Bezirkssekretär. Doch er ist ein Neuling, er steht hier anstelle des Sitzenden, er hat selber Angst Denn im Saal stehen und klatschen auch NKWD-Leute, die passen schon auf, wer als erster aufgibt! …. Im kleinen, unbedeutenden Saal wird geklatscht …. und Väterchen kann’s gar nicht hören … 6 Minuten! 7 Minuten! 8 Minuten! …. Sie sind verloren! Zugrunde gerichtet! Sie können nicht mehr aufhören, bis das Herz zerspringt! … Der Direktor der Papierfabrik, ein starker und unabhängiger Mann, steht im Präsidium, begreift die Verlogenheit, die Ausweglosigkeit der Situation – und applaudiert – 9 Minuten! 10 ! Er wirft sehnsüchtige Blicke auf den Sekretär, doch der wagt es nicht. Verrückt! Total verrückt! Sie schielen mit schwacher Hoffnung einer zum anderen, unentwegt Begeisterung auf den Gesichtern, sie klatschen und werden klatschen, bis sie hinfallen, bis man sie auf Tragbahren hinausträgt. Und auch dann werden die Zurückgebliebenen nicht aufgeben! … Und so setzt der Direktor in der elften Minute eine geschäftige Miene auf und lässt sich in seinen Sessel im Präsidium fallen. Und – o Wunder – wo ist der allgemeine, ungestüme und unbeschreibliche Enthusiasmus geblieben? Wie ein Mann hören sie mitten im der Bewegung auf und plumpsen ebenfalls nieder. Sie sind gerettet! Der Bann ist gebrochen! … Allein, an solchen Taten werden unabhängige Leute erkannt. Erkannt und festgenagelt: In selbiger Nacht wird der Direktor verhaftet. Mit Leichtigkeit werden ihm aus ganz anderem Anlass zehn Jahre verpasst. Doch nach Unterzeichnung des abschliessenden Untersuchungsprotokolls vergisst der Untersuchungsrichter nicht die Mahnung:  „Und hören Sie in Zukunft nie als erster mit dem Klatschen auf!“

Alexander Solschenizyn. Der Archipel Gulag. Scherz Verlag: Bern 1974. (77-78)

Der fünfte Bub (24): Fehlalarm.

Beim fünften Kind denkt man, da sollte alles klar und eingespielt sein. Denkste! Zweimal gab es Fehlalarm:

Das erste Mal fuhren wir abends mit guter Verpflegung und unseren beiden Jüngsten sind wir (im Zug, wie sonst?) nach Männedorf, Fahrzeit 45 Minuten. Die Dienst habende Hebamme ist erstaunt, dass sie uns bei der fünften Geburt zum ersten Mal sieht. Sie schickt uns gut zwei Stunden später wieder heim. Wir meinten: Da hätte sich was machen lassen. Doch zwei Wochen vor dem ordentlichen Termin wollten sie wohl nichts forcieren…

Das zweite Mal war es drei Uhr morgens, als wir uns auf den Weg machten. Wir definierten es für uns als Ausgang. Es war Sonntagmorgen früh, meine Schwester hatte den Nachtdienst bei den Kindern übernommen. Der Gebärsaal war leer, die Hebamme machte eine feinfühlige Diagnose. Das heisst: Auf Wehenschreiber ist wenig Verlass, sie hörte genau zu und überliess die Entscheidung der Gebärenden. Wir machten einen Spaziergang, die ersten Vögel begannen zu zwitschern. Ich messe die Wehenabstände. Das wird nichts. Sie wollten sie behalten, doch meine Frau ist entschlossen: “Wir gehen nochmals nach Hause.”

The Pastor’s Wife

Zu Herzen gehend: Marc Driscolls Beschreibung der Pastorenfrau.

I am blessed to have married a woman who loves both Jesus and the church. She has no desire to work after our children are raised, but she does want to teach and train women more than she is able to today. Today, she is busy with five young children and has only a little time for training women and other ministry in the church. When our children are grown she will give more time to formal ministry in the church as an unpaid church member, just like everyone else, as we agree that’s what God has called her to.

Glauben ist hören (1)

Michael Horton arbeitet eindrücklich heraus, wie unser Begriff "erkennen" mit "sehen" verknüpft ist (z. B. spekulieren – hineinsehen; Theorie – "sehen"; "ich sehe es"; "gesehen"; comprehend – be-greifen). Die Gottesschau ist in der westlichen Denktradition die höchste Form des Sehens. Im Falle der Religion handelt es sich um eine unmittelbare, direkte Schau von Gott. Das innere Licht ist autonom und zuverlässiger als jede äussere Quelle der Wahrheit. Ausgehend von Plato ist aus diesem Denken heraus der Dualismus Geist und Materie (Geschichte) entstanden. Nun ist die biblische Weltanschauung diesem Sehen gerade entgegen gesetzt. Horton beschreibt dies präzise:

The Bible does not seek to integrate theoria and praxis but rather understands knowledge as an already integrated act of acknowledgment – thinking, feeling, and doing in one simultaneous act. It is a covenantal act to acknowledge no other Lord and Savior but God in Christ. Faith is knowledge, but the sort of knowledge that is synonymously trust in a person through a report that this person has delivered through ambassadors. It is an act of putting oneself at the disposal of the speaker rather than of putting an object at the disposal of the examining subject. In biblical terms, to know God is to relate to God in faith as a covenant servant caught up in the drama and then in the doctrine, doxology, and discipleship that it generates. Theology ist he "Amen!" of faith to God's character and his practical service to sinners in his redeeming grace.

Michael Horton. The Christian Faith. Zondervan: Grand Rapids 2011. (81-83, 95)

Der fünfte Bub (23): Vitus Baby.

Unser (Zweit-)Jüngster hatte schon bald realisiert, dass im Mami-Bauch ein Baby lag. Er musterte sie immer wieder. Manchmal zeigte er dann auf sich und sagt: “Vitus Baby.” Genau: Er durfte noch einige Wochen Baby sein. Dann würde er als Jüngster entthront sein. (Damit ist er übrigens bravourös umgegangen.)

Der fünfte Bub (22): Lausbubenstreiche.

Übergänge sind immer besonders anspruchsvoll. Das merken meine Jungs – und schwups, schon ist einer auf und davon. Wir sind im Gespräch mit der Nachbarin. Und schon haben zwei einen kleinen Lausbubenstreich vollbracht: Sie haben leere Bierdosen mit Wasser aus dem Bach gefüllt und den Briefkasten eines Häuschens mit dem Inhalt beehrt. Wütend schaut die Bewohnerin aus dem Fenster und schimpft. (Und ich schmunzle, niemandem erzählen.)

Fehler vertuscht und Hilfe verweigert

Ich las ein Interview mit dem russischen Chefexperten für Kernsicherheit in der Sowjetunion und Hauptingenieur im Atomkraftwerk Tschernobyl, Wladimir Kuznetsow, über seine Einschätzung der Vorkommnisse im japanischen Atomkraftwerk. Die politischen Implikationen kann ich nicht abschätzen. Doch die Reaktion deckt sich mit meinem persönlichem Verhalten: Als Sünder neige ich dazu, die Fakten über mich zu vertuschen und Hilfe zu verweigern.

Wenn Sie dieser Tage nach Japan blicken – was geht Ihnen da so durch den Kopf?
Antwort: Langsam, aber sicher wird klar, dass die Leute, welche die Katastrophe vor Ort managen, nicht richtig informiert werden. Sie sind völlig verwirrt. Mich wundert das allerdings nicht. Mir sind viele Skandale bekannt, welche die Betreibergesellschaft Tepco zu vertuschen versucht hat. Wissenschaftliche Daten wurden systematisch gefälscht. Der Leiter wurde schon früher entlassen, aber es hat sich nichts geändert. Fukushima 1 hätte schon längst abgeschaltet werden müssen. Es wurden aber keine weitergehenden Schritte unternommen. Darum, befürchte ich, wird leider auch niemand zur Rechenschaft gezogen werden.

Hier geht es zum Interview.