Eine Typologie der Evangelikalen

Packer hat eine kleine Typologie von Evangelikalen erstellt. Diese Analyse stimmt mich nachdenklich.

  1. Restless experientialists: Their outlook is one of casual haphazardness and fretful impatience, of grasping after novelties, entertainments, and ‘highs’, and of valuing strong feelings above deep thoughts. Through their influence the sponaneous jollity of the simple extrovert comes to be equated with healthy Christian living, while saints of less sanguine and more complex temperament get driven almost to distraction because they cannot bubble over in the prescribed manner.
  2. Entrenched intellectualists: Constantly they present themselves as rigid, argumentative, critical Christians, champions of God’s truth for whom orthodoxy is all. There is little warmth about them; relationally they are remote; experiences do not mean much to them; winning the battle for mental correctness is their one great purpose.
  3. Dissaffected deviationists: They are people who once saw themselves as evangelicals, either from being evangelically nurtured or from coming to profess conversion within the evangelical sphere of influence, but who have become disillusioned about the evangelical point of view and have turned their back on it, feeling that it let them down. Some leave it for intellectual reasons, others leave because they were led to expect that as Christians they would enjoy health, wealth, trouble-free circumstances, immunity from relational hurts, betrayals, and failures, and from making mistakes and bad decisions…

J. I. Packer. A Quest For Godliness. Crossway: Wheaton 1990. (31-33)

Die Liebe siegt?

Ron Kubsch hat die Rezension von Tim Challies zum neuen (noch nicht erschienenen) Buch von Rob Bell übersetzen lassen. Das Buch wirft hohe Wellen. denn es geht ans Eingemachte des christlichen Glaubens: Schickt ein liebender Gott wirklich Menschen für alle Ewigkeit zur Hölle? Tim Challies:

Ja, die Liebe wird siegen, aber nicht diese Art von Liebe, über die Bell in seinem Buch spricht. Denn diese Liebe gründet allein in der Ansicht, der Mensch sei der Hauptgegenstand der Liebe Gottes. Die ganze Geschichte kann – so Bell – in folgenden Worten zusammengefasst werden: „Denn so sehr liebte Gott die Welt.“ Eine solche Liebe kann jedoch der wunderbaren Liebe Gottes, wie die Bibel sie uns offenbart, nicht das Wasser reichen. Wir haben es mit einem Gott zu tun, der „seine Liebe zu uns dadurch beweist, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren“ (Röm 5,8), der sich nicht so sehr deshalb für uns einsetzt, weil seine Liebe zu uns so groß ist, sondern weil er so groß ist (Jes 48,9; Ez 20,9.14.22.44; 36,22; Joh 17,1–5).

Das ist die Liebe, die siegt! Das ist die Liebe, die uns bewegt, unseren Nächsten genug zu lieben, um ihn zu drängen, dem kommenden Zorn zu entfliehen. Unsere Liebe für die Menschen bedeutet gar nichts, wenn wir nicht zunächst und zumeist Gott genug lieben, um die Wahrheit über ihn zu sagen.

Der fünfte Bub (7): Hausmann- und Lehrerdasein.

Allerliebst: Mein Zweiter bringt im Spital seine fürsorgliche Seite ein. Es ist schön zu entdecken, welche Gaben jedes Kind hat! “Wo findest du es schöner, zu Hause oder hier?” Das ist eine seiner typischen Fragen. Er steht lange vor dem Bettchen des Bruders und streichelt ihm zärtlich über das Köpfchen. “Wahrscheinlich habt ihr einander noch, wenn wir schon gestorben sind.” So mutmasst meine Frau. “Ich habe Freude, dass ihr so viele Buben seid.” (Wusste ich’s doch.) “Überhaupt könnt ihr einander stärken und unterstützen.” – Langsam gewöhne ich mich ans Hausmann- und Lehrerdasein. Morgens um halb elf habe ich bereits wieder Hunger, denn bis dann ist schon drei Stunden intensiv gearbeitet worden. Das Motto lautet: Ständig in Bewegung, jede Minute wird genützt. Mit den Kindern frühstücken, ihnen die ersten Geschichten erzählen, Fragen beantworten. Lernen können wir überall: Am Tisch üben wir das Einmaleins, und ich führe die Subtraktion ein. Es geht weiter mit dem Einmaleins und einem Ball. Wir üben Englischvokabeln – in ganzen Sätzen. Das Klavierspiel gehört auch immer dazu, manchmal vierhändig. Auch im Spitalzimmer kann man lernen: Schönschriftübungen, ein Kapitel aus “Geschichten für kleine Leute” und eines aus “Räuber Hotzenplotz”. Auf dem Rückweg werden die Geschichten nacherzählt. Zwischendurch greife ich zum Atlas zeige, wo Lybien liegt, wie gross das Land ist und von was das Land lebt. Oder wir sehen uns die Werbung für die Kantonsratswahlen an und informieren uns übers Internet über Sitzverteilung, Aufgaben und Projekte der kantonalen Legislative.

Der fünfte Bub (6): Wir ticken wie eine Grossfamilie.

Gleichgesinnte müssen sich stärken. Eine von sechs Familien in der Schweiz hat mehr als zwei Kinder. Wir besuchten eine Grossfamilie mit zehn Kindern. Vorgängig hatten wir uns Fragen aufgeschrieben, um einen “Best Practise-Austausch” machen zu können. Das Fazit meiner Frau auf der Rückfahrt: “Wir ticken schon wie eine Grossfamilie.” Dass wir bereits diesen “Sender” eingestellt haben, erleichtert den Alltag; auf manches, was in den nächsten Monaten mutmasslich auf uns zukommen könnte, sind wir vorbereitet.

Der fünfte Bub (5): Dann sind wir noch stärker.

Eine Standard-Reaktion unseres Umfelds ist Mitleid für meine Frau (was ich nachvollziehen kann). Nur: Sechs hilfsbereite, höfliche und unterhaltsame Männer im gleichen Haushalt zu haben, kann auch Vorteile mit sich bringen. Meine vier Jungs waren übrigens weder enttäuscht noch von Mitleid gepackt, als sie erfuhren, dass sie einen Bruder bekommen. Sie führten einen wilden Tanz auf und frohlockten: Dann sind wir noch stärker. Ich gebe zu: Schon jetzt sind sie die schiere Übermacht, wenn sie zu viert einen Spielplatz stürmen.

Er genoss, was er darstellte

Martin Wagenschein erzählt von einem seiner Dozenten:

Er ‘las’ meist sitzend, er plauderte, frei und langsam. … Er genoss, was er darstellte, und liess und daran teilnehmen. Seine genetischen Plaudereien machten mir klar, dass die grossen Entdeckungen und Ideen Gewicht und Zauber verlieren, wenn man sie uns nur in ihrem Zustand nach der Tat, wie selbstverständliche und widerspruchsfreie Definitionen berichtet.

Martin Wagenschein. Erinnerungen für morgen. Beltz: Weinheim/Basel 2002. (19-20)

Der fünfte Bub (3): Ich habe mehr Geschwister als ihr alle.

Nach 17 Stunden komme ich langsam zur Ruhe. Der erste Tag war bewegt. Geburt, Home Education, Besuche und die ganz normalen Dinge des Alltags: Kochen, putzen und waschen.  Ich bewundere meine Frau und bin froh, wieder einmal selber ihre Aufgaben zu übernehmen. Vor meinem inneren Auge ziehen ein paar Momente des Tages vorüber: Mein Jüngster, dem ich die Fotos das Babys zeige; er schaut mich mit klarem Blick an und nickt verständig. “Mami Baby übercho.” Wie ich meinen vier Jungs eine Zwischenmahlzeit zubereite und wir diese gemeinsam am Küchentisch geniessen. Oder der Moment, als meine beiden älteren das Spitalzimmer betreten: “Mami, da hast du keine schlechte Aussicht. Aber das Fenster ist nicht geputzt.” Und: “Ist der herzig. Den behalten wir.” Auf dem Spielplatz legt sich mit mein Ältester mit drei älteren Mädchen an: Er habe mehr Geschwister als sie alle… Oder zu erleben, was Gemeinschaft bedeutet: Tief gehende Momente dankbar aus Gottes Hand anzunehmen und mit anderen zu teilen.

Der fünfte Bub (2): Erst noch las ich Ratgeber und Erfahrungsberichte für Väter…

… und nun bin ich selbst dabei, einen Bericht zu schreiben. Mein Umfeld schreibt mir die nötige Praxiskompetenz jedenfalls zu. Die letzten acht Jahre waren ein erstklassiges Vaterschaftstraining, ein Programm zur Steigerung der Selbstkompetenz (um noch etwas Managerjargon beizumischen). Vier Jungs gehörten bereits zu unserer Familie, von denen der Jüngste kürzlich zwei Jahre alt wurde. Beim dritten meinte meine Frau: “Jetzt bist du richtig in der Übung.” Damit traf sie den Nagel auf den Kopf; die ersten vier Jahre waren Einüben der zahlreichen Kopf- und Handübungen (der Kopf ist ebenso gefordert wie die Hand, denn es müssen neue Bahnungen im Gehirn entstehen), die für den Alltag mit Babys und Kleinkindern eben notwendig sind.

Der fünfte Bub (1): Sie sind hart im Nehmen.

So lautet das Fazit der Dienst habenden Hebamme. Natürlich meint sie damit nicht mich, sondern meine Frau. Um viertel nach drei hat sie mich geweckt, um vier Uhr standen wir vor der Gebärabteilung des Stadtspitals Triemli. “Strebel, wir waren in Männedorf angemeldet, doch es hat nicht mehr gereicht. Meine Frau ist Fünftgebärende.” Eineinhalb Stunden später war er da, mein Fünfter. “Zum Glück kam er in der Nacht.” So wurde die Tagesorganisation nicht gestört. Die Jungs schliefen bis zum Morgen, die Nachbarin hat den Frühdienst übernommen.

Nach der Geburt hatte der neue Erdenbürger seine Hände gefaltet vor dem Kopf – so wie er es sich vom Bauch her gewöhnt war. Er schreit kräftig, denn er will Nachschub. Es ist die erste Geburt, bei der ich zu Tränen gerührt war. “Er hat Zug.” Gemeint sind seine Trinkgewohnheiten. Die Hebammen sind “richtige Zürcherinnen” – “gäll” (so ihr übliches Satzende). Übrigens: Es ist der Schwerste aller fünf. Ein wenig Polster kann nicht schaden, er muss sich gegen eine ganze Mannschaft durchsetzen.

Diese Zeilen schreibe ich vier Stunden später, zurückgekehrt in die Wohnung. Den Zweiten habe ich in den Kindergarten gebracht, der dritte spielt, der jüngste kommentiert ein Pixi-Büchlein, und mein Ältester ist am Rechnen. Eins kann ich sagen: Mit der Routine steigt auch die Sensibilität, abgebrüht würde ich mich nicht bezeichnen. Wenigstens hatte ich vier, fünf Stunden Schlaf letzte Nacht…