Gott schickt sich dem Menschen nach

Das Alte Testament ist eine dem Neuen gleichwertige Quelle der göttlichen Offenbarung. Und: Schon im AT ist die missio dei also die Tatsache, dass Gott dem Menschen unverdienterweise nachgeht, ja Gott sich selbst dem Menschen nachschickt, das Herz der Heilsgeschichte. Deswegen gehören alttestamentliche Texte ebenso auf die Kanzel und in Hauskreise wie auch in das persönliche Bibelstudium oder den Appell zur Weltmission und die Veränderung der Welt.

Thomas Schirrmacher in: Frank Koppelin. Gott sucht den Menschen. VKW: Bonn 2002.

Ein innovativer Selbstlernansatz

Home Education hat im Laufe der letzten Jahrzehnte einige innovative Lernformen entwickelt. Eine davon ist der Selbstlernansatz von Robinson.Arthur Robinson, Forscher in den Gebieten Biochemie, Ernährung und präventiver Medizin, hat mit seinen sechs Kindern eine Methode entwickelt, welche die Lehrerrolle praktisch eliminiert. 

Unsere Kinder müssen denken lernen, und zwar effektiver als ihre Gegner es imstande sind. …In den formenden Jahren ist es absolut zentral, dass Kinder lernen, wie sie unabhängig denken und lernen können. Sie haben ein Leben lang Zeit, um Fakten anzusammeln und werden es umso effektiver tun, wenn sie die richtigen Grundlagen dazu haben – nicht Faktenwissen, sondern die Fähigkeit zu lesen, zu denken und zu einer eigenen Beurteilung zu kommen.

Robinsons Frau, ebenfalls Forscherin, hat für die Kinder ein 12-Jahres-Curriculum zusammengestellt, das 2004 bereits rund 30'000 Home Education-Kinder absolvierten. Unerwartet wurde aus dem Plan bitterer Ernst, als die Mutter nach kurzer Krankheit starb. Interessant sind die Regeln, welche die Familie selbst verfolgt hat. Dazu gehören u. a.:

  • Kein Fernsehen: Fernsehen ist Zeitverschwendung und fördert schlechte, passive Gewohnheiten.
  • Keine Süssigkeiten: Zucker reduziert die mentalen Funktionen und steigert die Reizbarkeit und die mentale Instabilität.
  • Fünf Stunden an sechs Tagen während zehn Monaten dauert der Unterricht.
  • Der Unterricht findet in den produktivsten Stunden, nämlich am Morgen und am frühen Nachmittag, statt.
  • Die Kinder lernen die phonetischen Zeichen, um den „Sound“ der Sprache zu erlernen.
  • Viele gute Bücher
  • Jeder Tag beginnt mit zwei Stunden Mathematik. Im Durchschnitt werden in dieser Zeit 30 Problemstellungen bearbeitet. Robinson sieht die Fähigkeit „Quantitatives vom Nicht-Quantitativen, Wahrheit vom Fehler, Tatsachen von der Fiktion“ zu unterscheiden als zentrale Voraussetzung für effektives Denken an.
  • Dieser Einheit folgen zwei Stunden „entspannendes Lesen“ und eine Stunde, um einen einseitigen Aufsatz über ein Thema zu schreiben, das die Kinder anspricht.
  • Daneben besorgten die Kinder den Haushalt sowie den Hof. Robinson stellt die These auf, dass die Kinder aus dem selbständigen Ausführen von – für die Familie überlebenswichtigen – Aktivitäten Selbstvertrauen beziehen können.

Aus diesem Ansatz beziehe ich folgende Anregungen: Der Mathematik und dem logischen Denken einen prioritären Platz einräumen; mit wenigen Regeln und Strukturen ein Umfeld schaffen, das zum Selbstlernen anregt; keinen Durchschnitt ansteuern, sondern sich am Potenzial des Kindes orientieren. 

Eine ausführliche Beschreibung findet sich hier.

Passende Bücher:

Home Education in Deutschland: Hintergründe – Praxis – Entwicklung

Bildungspflicht statt Schulzwang

Schulfrei: Lernen ohne Grenzen

Lernerlebnis Nr. 114: Schema Entwicklungspsychologie.

Wenn es nach Jean Piaget ginge, dann dürfte mein Zweijähriger von der Entwicklung her vieles noch nicht tun, was er oft tut. Zum Beispiel:

  • Er weint und schlägt dabei unabsichtlich meiner Frau die Brille von der Nase. Sofort hört er auf zu weinen, hält inne und sagt mit weicher Stimme: “Entschuldigung.”
  • Wenn er sich weh getan hat, reflektiert er: “Selber weh getan.”
  • Als meine Frau einen anderen Weg wählte als üblich, schaut er sich im Wagen um und fragt: “Wo gehen wir jetzt hin?”
  • Im Zug gab es ein ungewöhnliches Geräusch. Er fragt: “Was tönt so?”
  • Im Kinderbuch zählt er die Bienen – 13 Stück (natürlich sind es noch mehr, smile).

Ein grosser Prediger über das Predigen

Justin Taylor fasst die Essenz des Predigens zusammen, wie sie Martin Lloyd-Jones in seinem Buch Preaching and Preachers herausarbeitet:

  • The preacher’s danger: To love to preach is one thing, to love those to whom we preach is quite another.
  • The golden rule: At this point there is one golden rule, one absolute demand–honesty. You have got to be honest with your text.
  • The definition of preaching: It is theology on fire.
  • The purpose of preaching: What is the chief end of preaching? I like to think it is this. It is to give men and women as sense of God and His presence.
  • The romance and the realism of preaching: Any many who has had some glimpse of what is it to preach will inevitably feel that he has never preached. But he will go on trying, hoping that by the grace of God one day he may truly preach..

Eine enge Bindung im Kindesalter ist Voraussetzung für eine gesunde Loslösung.

Ich bin daran, die finale Version des Buches "Home Education – Verteidigung eines alternativen Bildungskonzepts und Lebensstils" zu korrigieren, das in Kürze im VKW als wissenschaftliche Publikation erscheinen wird. Im letzten Teil verbinde ich die (normativen) Vorgaben Gottes mit aktuellen Ergebnissen der Bindungsforschung:

Erziehung und Lernen sind … untrennbar mit Gott verbunden. Die Bibel, Gottes besondere Offenbarung an den Menschen, hat die Funktion, die Menschen „für jedes gute Werk“ zu erziehen (2Tim 3,16+17). Erziehung zielt damit auf den Lebensvollzug, und Lernen bezieht sich auf die von ihm geschaffene Wirklichkeit und seine Ordnungen. Das bedeutet: Der Mensch soll nicht in erster Linie als Bürger einer Gesellschaft erzogen werden, indem er deren aktuelle Werte und Konventionen verinnerlicht, sondern als Geschöpf Gottes die ihm verliehenen Gaben entwickeln. 

Home Education ist eine Möglichkeit, einen Menschen während seiner ersten Lebensphase in diese Berufung hineinzuführen – im Wissen darum, dass dieser sukzessive die Verantwortung für sein Leben und Sein vor Gott übernimmt. Da die Eltern Sünder sind, kann dieser Prozess Beeinträchtigungen erfahren, etwa wenn Eltern ihr Kind über Gebühr an sich binden wollen. Aus biblischer Sicht gilt bezüglich Bindung folgende Grundregel: Je enger die Bindung (Abhängigkeit) in der Kindheit, umso grösser die Selbständigkeit als Erwachsener. Die optimale Bindung beinhaltet eine ungeheure Intensität der Beziehung im Kindesalter.

Passende Bücher:

Unsere Kinder brauchen uns!: Die entscheidende Bedeutung der Kind-Eltern-Bindung.

Bindungen – das Gefüge psychischer Sicherheit.

 

Gott wirkt den Glauben

Wieder und wieder lese ich, wer der Urheber, Geber und Vollender des Glaubens in uns ist. Hier einige Statements aus der Rede von Petrus und Jakobus auf dem Apostelkonzil in Jersualem (Apostelgeschichte 15):

  • “…Gott lange vor diesen Tagen mitten unter uns die Heiden erwählt hat, dass sie durch meinen Mund das Wort des Evangeliums hören und zum Glauben kommen sollten.” (Gott wählt sein Werkzeug aus)
  • “Gott, der die Herzen kennt, legte für sie Zeugnis ab, indem er ihnen den Heiligen Geist gab…” (Gott kennt die Herzen)
  • “…er ihre Herzen durch den Glauben gereinigt hatte.” (Gott reinigt durch den Glauben die Herzen der Menschen)
  • “…durch die Gnade des Herrn Jesus Christus gerettet werden” (Die Menschen werden durch die Gnade von Jesus Christus gerettet)
  • “… wieviele Zeichen und Wunder Gott durch sie unter den Heiden getan hatte.” (Gott beglaubigt durch Wunder und Zeichen.)
  • “… wie Gott zuerst sein Augenmerk darauf richtete, aus den Heiden ein Volk für seinen Namen anzunehmen.” (Gottes Plan war es, ein Volk aus den Heiden zu sammeln.)
  • “Nach diesem will ich zurückkehren und die zerfallene Hütte Davids wieder aufbauen…” (Er baut wieder auf)

Erst wenn Gott dieses Werk getan hat, beginnt der Mensch ihn zu suchen:

  • “…damit die Übriggebliebenen der Menschen den Herrn suchen”
  • “…denjenigen aus den Heiden, die sich zu Gott bekehren”

Zero Drag – null Reibung

Die vom Sillicon Valley entwickelte ideale Typologie des Angestellten:

  • Keine bestehenden Beziehungen, Verpflichtungen oder emotionalen Bindungen; scheut neue
  • Lässt sich bereitwillig auf jede Aufgabe ein, die sich im stellt
  • Ist willens, die eigenen Neigungen ständig anzupassen und neu einzustellen
  • Macht sich in kurzer Abfolge neue Prioritäten zu eigen
  • Ist an ein Umfeld gewohnt, sich überhaupt an etwas zu gewöhnen

Aus: Zygmunt Bauman. Leben als Konsum. Hamburger Edition: Hamburg 2009.

Auch wenn Gott keine Enkelkinder hat

Christopher Catherwood, Enkel des berühmten Predigers Martin Lloyd-Jones, schreibt:

Wenngleich Gott also keine Enkelkinder hat, und wenngleich nicht jeder durch die Eltern oder Grosseltern zum persönlichen Glauben an Jesus Christus als Herrn und Heiland kommt, sondern nur durch die persönliche Bekehrung durch Christus am Kreuz, war ich nichtsdestotrotz, menschlich gesprochen, gemäss der Vorsehung Gottes durch eine Predigt meines eigenen Grossvaters Christ geworden.

Christopher Catherwood. D. M. Lloyd-Jones “privat”. 3L Verlag: Friedberg 2010. (141)

Erziehung und die Idee des richtigen Verhaltens

Das Gute entsteht für die Mehrzahl der Erziehungstheorien nicht aus der Natur des Menschen, auch wenn die Erbsünde preisgegeben und die Natur selbst ‘gut’ erscheinen kann. Nur im Grenzfall, bei allen Rousseauisten, wird aus der guten Natur auf die Sittlichkeit des Menschen geschlossen, die dann wie ein Programm dieser Natur betrachtet werden müsste. Die Mehrzahl der Erziehungstheorien argumentiert sensualistisch: Ideen der Sittlichkeit, Maximen des richtigen Verhaltens, der Habitus der Moral sind nicht irgendwie angeboren, sondern müssen gelehrt werden; anders gäbe es für die Erziehung allenfalls eine negative Aufgabe, nämlich das Kind vor allen moralischen Autoritäten zu schützen, die seine Natur gefährden.

Jürgen Oelkers. Theorie der Erziehung. Uni Bern, Institut für Pädagogik: Bern 1995. (3)

Form und Freiheit – ihre Bedeutung für die Kirche

Francis Schaeffer (1912-1984) hat uns ein aktuelles Vermächtnis hinterlassen: Die Komplementarität von Form und Freiheit. In diesem Aufsatz wende ich diese auf Fragestellungen innerhalb des kirchlichen Lebens an. Schaeffer sagt:

Die institutionalisierte Kirche hat einen festen Platz, und es bleibt ein weiter Spielraum für Veränderungen.

Weil die Kirche eine Gemeinschaft von begnadigten Sündern ist, tut sie gut daran, die von Gott gegebenen Normen zu beachten (Form). Auf der anderen Seite muss sie sich gegen jede Erstarrung wappnen, denn nur zu gern werden lieb gewordene Gewohnheiten in den Rang von Gottes Geboten erhoben (Freiheit).

Der Aufsatz Form und Freiheit – ihre Bedeutung für die Kirche ist in der Reihe der MBS Texte erschienen.