Ideen sind wichtiger als Programme

Ideas, not organizational power, are what is important in the work of the kingdom.

Ideas shape the way man sees things.

Aus: Bruce A. Little (Ed.). Francis Schaeffer – A Mind and Heart for God. P & R Publishing: Phillipsburg 2010.

Der Mensch entwertet sich selbst

Die Manhattan Declaration (2009), unterzeichnet von 125 orthodoxen, katholischen und evangelikalen Leitern, findet deutliche Worte zu einigen ethisch brisanten Fragen:

Eine … ‚Todeskultur’ wertet das Leben durch die Vorstellung ab, man könne auf Menschenleben verzichten, die unvollkommen, unreif oder störend sind. Wie manche in weiser Voraussicht prophezeit haben, breitet sich diese Entwertung menschlichen Lebens durch die Abtreibung auch auf andere Felder aus, zum Beispiel die Embryonenforschung und das ‚therapeutische Klonen’. Gleichzeitig wird der Lebensabend älterer und behinderter Menschen durch zunehmend lautstarke Forderungen nach legalisierter Beihilfe zum Selbstmord und zur Euthanasie bedroht. Die Eugenik mit ihrer Vorstellung von „lebensunwertem Leben“, die man samt weiteren Ungeheuerlichkeiten des Nationalsozialismus für längst begraben hielt, feiert fröhliche Urstände. Ursprünglich von abendländischen Intellektuellen in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts in die Welt gesetzt, kommt sie heute eingepackt in den Schlagwörtern ‚Freiheit’, ‚Autonomie’ und ‚Selbstbestimmung’ daher.

Hier kann die ganze Erklärung auf deutsch heruntergeladen werden.

Lernerlebnis Nr. 18: Eine Kette der besonderen Art.

Zum runden Geburtstag meiner Schwester hatte mein Zweiter eine Idee: Er wolle ihr eine Kette mit “Fünflibern” machen. Gesagt, getan: Auf der örtlichen Post holten wir eine “Fünferli-Rolle”, und der Fünfjährige packte voller Eifer 30 Fünferli in Papier ein. Wenn die erste Hülle nicht reichte, gab’s noch eine zweite. Mit dem gleichen Eifer half er meiner Schwester, die Geldstücke wieder auszupacken. Ein kleines Projekt, das allen Freude bereitete (inkl. dem Projektleiter).

Calvins Einfluss in Genf

Weshalb war Calvin erfolgreich gewesen? Auf diese Frage gibt es keine einfach Antwort. Doch das wichtigste Element von Calvins Erfolg war vielleicht sein Predigtdienst. Im Jahre 1549 gab es tägliche Predigten- drei am Sonntag -, wöchentliche Katechismusklassen, theologische Diskussionen, Zusammenkünfte von Geistlichen zum Bibelstudium („congrégations“) und Konsistorialratssitzungen. … Man darf nicht vergessen, dass Calvin vor allem ein pflichtbewusster lokaler Geistlicher war. Er hatte sich selbst seinen Genfer Aufgaben verschrieben. Jeder Versuch, den Genfer Geistlichen und Politiker Calvin zugunsten des Theologen und der ‚Berühmtheit’ Calvins zu übersehen, ist problematisch.

William G. Naphy. Calvins zweiter Aufenthalt in Genf. Aus: Herman J. Selderhuis (Hg.) Calvin Handbuch. Mohr Siebeck: Tübingen 2008. S. 53.

Calvins Beziehung zu Luther

Calvin hegte für Luther grosse Bewunderung. Die Beziehung des Genfers Reformators zum Wittenberger hat für mich Vorbildcharakter.

  • Starker Einfluss: Calvin wollte Luther zwar nicht mit Elias vergleichen, als hätte es nach Luther nie mehr Propheten gegeben, aber er sagte, dass ‚das Evangelium von Wittenberg ausgegangen’  sei.
  • Beeindruckt: Er war beeindruckt, als er über Bucer einen persönlichen Gruss von Luther mit der Nachricht erhielt, Luther habe seine Bücher mit Genuss gelesen.
  • Nötiger Abstand: Calvin schreibt in einem Brief an Bullinger, er habe hinsichtlich Luthers immer seine Freiheit gewahrt.
  • Person und Sache getrennt. Für Calvin war Luther zu scharfzüngig, zu wenig nuanciert in seinen Urteilen. Er verwende problematische Formulierungen sowie ungeschickte Vergleiche. Calvin hatte offenbar grössere Schwierigkeiten mit Luthers Charakter als mit seinen Auffassungen.

1555 seufzte Calvin: „Ach, lebte Luther doch noch. Er war zwar heftig, aber er ging nie so weit wie seine Gefolgsleute, die man keine Schüler, nur Nachmacher, ja Affen nennen kann.“

Herman Selderhuis. Calvin und Wittenberg. Aus: Herman J. Selderhuis (Hg.) Calvin Handbuch. Mohr Siebeck: Tübingen 2008. S. 57-63.

Warum die Erkenntnis Gottes und die Erkenntnis des Menschen zusammen gehören

Es kann kein Mensch sich selbst betrachten, ohne sogleich seinen Sinn darauf zu richten, Gott anzuschauen, in dem er doch lebt und webt.

Wiederum vermag kein Mensch sich selbst wahrhaft zu erkennen, wenn er nicht zuvor Gottes Angesicht geschaut hat, und von dieser Schau aus dazu übergeht, sich selbst anzugehen.

Dies sind zwei Sätze aus dem berühmten Anfang der Institutio von Johannes Calvin (I,1.1). Gotteserkenntnis und Menschenerkenntnis gehören zusammen, sie bedingen einander. Eberhard Busch liefert die christologische Erklärung hierzu:

Die Erkenntnis Gottes und die des Menschen ist nach Calvin dann wahr, wenn beide in einem bestimmten Zusammenhang gesehen werden. Das hat einen theologischen Grund. Die Kirche bekennt, dass Jesus Christus wahrer Gott und wahrer Mensch ist. Das bedeutet erstens, dass das, wer Gott und wer der Mensch in Wahrheit ist, massgeblich in Jesus Christus offenbar ist, in dem Gott dazu erkennen gegeben hat. Zweitens bedeutet dies, dass der wahre Gott und der wahre Mensch in Jesus Christus in ihrer Unterschiedenheit und in ihrer Verbundenheit zu erkennen sind.

Calvin sieht in Christus Gott und Mensch in unlöslicher Verbundenheit. Darum ist in Calvins Werk zu lesen:

Wer Gott wahrhaft ehrt .., wird davor zurückschrecken, verleumderisch vom Menschen zu reden.

Wo Gott erkannt wird, wird auch Menschlichkeit gepflegt.

Eberhard Busch. Gott und Mensch. Aus: Herman J. Selderhuis (Hg.) Calvin Handbuch. Mohr Siebeck: Tübingen 2008. S. 222-223.

Lernerlebnis Nr. 17: Was passiert mit dem Frosch?

In einer Giesskanne entdeckten wir einen Laubfrosch. Wir entliessen den Frosch in die Freiheit, sahen, wie er davon sprang und in einem Mauerloch Zuflucht suchte. Perfekte Tarnung! Mein Vater (Tierarzt) gab meinen Jungs eine kleine Lektion zum Thema “verängstigte Tiere”. Nachher gab’s eine Zeichnung.

Wenn Sentimentalität mit Spiritualität verwechselt wird

Middelmann schreibt über die Prioritäten der Kirchen:

Mass is favored over mastery,
sensuality has replaced sensitivity,
religion counters but does not satisfy the mind.

Sentimentality is mistaken as spirituality,
and a focus on size replaces a concern for substance.

P. S. Am Ende eines Gottesdienstes kann sich diese Haltung anhand von drei Fragen äussern

  • Wer war (nicht) da?
  • Was hat das mir gebracht?
  • Wie fühle ich mich?

 

Udo Middelmann in: Bruce A. Little (Ed.). Francis Schaeffer – A Mind and Heart for God. P & R Publishing: Phillipsburg 2010.

Das Geheimnis des Zuhörens

Paul Tournier, Arzt und Seelsorger (1898-1986), hat sein letztes Buch mit „Vivre à l’écoute“ überschrieben, zu deutsch „Zuhören können“. Menschen aus der ganzen Welt reisten zu ihm nach Genf, um mit ihm zu sprechen. Scheinbar banale Gespräche führten zu einem intensiven Kontakt. Hier einige Ausschnitte:

  • So viele Männer und Frauen jeden Alters und in jeder Lebenslage sind zu mir gekommen, fest entschlossen, einmal ganz wahr zu sein, während man im Leben ständig abwägen muss, was man sagen soll und was nicht.
  • Der echte Dialog ist sehr selten, während in den Diskussionen jeder seine Partie spielt, und die Ideen sich kreuzen, ohne sich zu begegnen.
  • Wenn so viele Leute mich aufsuchen, so geschieht es, um einen ruhigen, einen friedlichen Menschen zu finden, der zuhören kann und mit seinen Gedanken nicht schon bei etwas anderem ist. Wenn das Leben randvoll ist, hat nichts mehr darin Platz: selbst Gott kann nichts mehr hinzufügen.
  • Die Menschen sprechen sich in dem Mass über ihre Probleme aus, wie wir bereit sind, ihnen zuzuhören.
  • So sehr ich von der Wichtigkeit des Suchens nach dem Willen Gottes für den Betreffenden selbst überzeugt bin, so skeptisch bin ich in bezug auf die Möglichkeit, diesen Willen Gottes für andere zu formulieren.
  • Was den Leuten hilft, ist das, was auch mir geholfen hat, das heisst, die Begegnung mit Personen, die wirklich von ihren Leiden, ihren Schwierigkeiten, ihren Hindernissen, ihren Weigerungen, ihren Ausflüchten zu sprechen.
  • Dieser Patient ist mir von Gott gesandt worden; er hat Probleme; Gott ist es, der sie lösen kann, nicht ich. Ich  muss ihn empfangen und zur persönlichen Begegnung bereit sein.
  • Ich muss gestehen, dass ich mich vor der Begegnung mit den Patienten fürchte, gerade weil ich keine Technik habe. Es wäre so bequem, über eine Technik zu verfügen. Man müsste nur die Maschine in Gang setzen. Aber der Vorgang spielt sich in uns selbst ab, das will heissen, zwischen Gott und uns.
  • Es geschieht oft, dass wir sprechen, wenn wir schweigen sollten und schweigen, wenn wir sprechen sollten. Unglücklicherweise halten wir uns oft für verpflichtet zu sprechen.
  • Man fordert nicht Gleichheit, sondern Würde. Man möchte ernstgenommen werden, als gültiger Gesprächspartner anerkannt sein, nicht nur in einer Diskussion, sondern auch in einem Dialog.

Aus: Paul Tournier. Zuhören können. Herder: Freiburg 1986.

Gesetz und Geist (5): Glaube und Werke

„Ja, aus Gnade seid ihr erlöst kraft des Glaubens. Nicht euer Verdienst ist es, es ist Gottes Geschenk.“ (Eph 2,8) Sie hätten ja sagen können: „Wir haben die Gnade deswegen empfangen, weil wir geglaubt haben“, wobei sie gleichsam sich den Glauben, Gott dagegen die Gnade zuschrieben. Deshalb fährt der Apostel nach den Worten „kraft des Glaubens“ fort: „Nicht euer Verdienst ist es, es ist Gottes Geschenk.“

Damit sie andererseits nicht behaupten können, er habe eine solche Gottesgabe durch seine Werke verdient, fügte er also gleich an: „Nicht den Werken ist es zu verdanken, damit niemand sich rühmen kann“ (Eph 2,9). Nicht weil er die guten Werke bestritten oder entwertet hat, da er doch erklärt: Gott vergelte einem jeden nach seinen Werken (Röm 2,6), sondern weil die Werke aus dem Glauben stammen, nicht aber der Glaube aus den Werken. Und demzufolge haben wir die Werke der Gerechtigkeit von jenem, von dem der Glaube selbst kommt. Vom Glauben aber heisst es: „Der Gerechte lebt aus dem Glauben“ (Habak 2,4).

Es haben aber Menschen ohne Einsicht in das Wort des Apostels selbst: „Denn wir halten dafür, dass der Mensch durch Glauben gerechtfertigt wird ohne Gesetzeswerke“ (Röm 3,28) gemeint, er behaupte, es genüge dem Menschen der Glaube, selbst wenn er schlecht leben und keine guten Werk aufweisen sollte. Dass das Gefäss der Auserwählung diese Meinung hege, sei ferne. Denn nach seinen Worten an einer bestimmten Stelle: „Denn in Christus Jesus hat weder Beschneidung noch Unbeschnittensein Wert“ hat der Apostel alsbald hinzugefügt: „Sondern nur der Glaube, der sich in der Liebe auswirkt“ (Gal 5,6). Eben der Glaube ist es, der die Gläubigen Gottes von den unreinen Geistern scheidet; denn auch sie selbst „glauben und zittern“ nach dem Worte des Apostels Jakobus (2,19), aber sie wirken nicht gut. Sie haben also nicht den Glauben, aus dem der Gerechte lebt, d. h. den Glauben, der sich in der Liebe auswirkt, auf dass ihm Gott das ewige Leben nach seinen Werken gewähre.

Aurelius Augustinus. Gnade und freier Wille. In: Schriften gegen die Semipelagianer. Augustinus-Verlag: Würzburg 1987. S. 103-105.