Lernerlebnis Nr. 26: Wenn Kinder bei jedem andocken.

Immer wieder fällt mir auf: Es gibt Kinder, die bei jeder beliebigen Person andocken. Eine Vermutung dazu: Was ihnen die Eltern an emotionaler Wärme nicht mitgeben können, holen sie sich bei anderen ab. Ich befürchte, dass dies vom einen oder anderen Erwachsenen ausgenützt werden könnte. Ganz anders mein Jüngster: Eine fremde Frau streckt die Arme aus, um den Einjährigen in Empfang zu nehmen. Er besinnt sich kurz und läuft an ihr vorbei zu seiner Mutter. Er weiss, wo sein Zuhause ist.

Lernerlebnis Nr. 25: Wie werde ich in 50 Jahren sein?

Bushaltestelle vor dem Zürcher Zoo, Platzregen. Neben mir nehmen drei ältere Menschen Platz. Ich bin schockiert über ihre Wortwahl, die schlüpfrigen Bemerkungen und die selbstbezogenen Aussagen. Wenn etwas einen Millimeter neben der Routine läuft, wird „gemotzt“. Im Bus singt eine Mutter mit ihrem Mädchen französische Lieder, die Kleine trommelt mit ihren Füssen den Takt. Eine der drei besagten Personen meinte trocken: „Kann man das auch abstellen?“ Worauf Mutter und Kind verstummten.

Erfolgsdruck

Druck entsteht, wenn der Mensch etwas will, was der Wille nicht bewirken kann.

Aus: Alfred Längle. Sinnvoll leben. Residenz-Verlag: St. Pölten/Salzburg 2007.

Ich habe auch ein Schwert

Im Freibad treffen unsere vier Jungs auf zwei Kollegen in gleichem Alter. Diese zeigen stolz ihr Kartonschwert und fragen meinen zweiten leicht provokativ: “Wie alt bist du?”

Mutig tritt dieser einen Schritt nach vorne und gibt zur Antwort (ich beuge mich vor, um ihn zu hören): “Das sage ich dir nicht. Ich habe auch ein Schwert, aber eins aus Holz.”

Erfolgssucht

Bei der Erfolgssucht ist es wie bei anderen Suchterkrankungen auch: Es braucht täglich mehr – auf welchem Weg auch immer.

Aus: Alfred Längle. Sinnvoll leben. Residenz-Verlag: St. Pölten/Salzburg 2007.

Lernerlebnis Nr. 23: Projektwoche Soziale Kompetenz.

An den Schulen werden Trainingsprogramme und Projektwochen zum Thema Soziale Kompetenz abgehalten. In kürzeren und längeren Einheiten sollen die Kinder bestimmte Verhaltensweisen erleben, reflektieren und einüben. So weit so edel; mein Einwand: Charakterentwicklung ist ein andauernder Prozess. Eine neue Gewohnheit einzuüben kann mehrere Monate dauern. Und es reicht nicht aus, die Verhaltensebene anzusprechen, das Kind (wie auch der Erwachsene) muss mit seinen Motiven konfrontiert werden. Das beste Trainingsumfeld hierzu ist und bleibt das Elternhaus.