Die Bergpredigt (3): Ethik für gestern, heute und morgen

The Sermon expresses the only righteousness acceptable to God in this or in any age. Jesus offers a closer definition of the constant Divine moral requirement and does not depart from either the creation ethic or that of the Old Testament; consequently, the Sermon is relevant as the standard of conduct, convicting men of sin, restraining public wickedness, and ruling the life of the believer.

Greg Bahnsen. Theonomy in Christian Ethics. CMP: Nacogdoches 2002.

Die Bergpredigt (2): Hinweise aus dem Text zur Interpretation

Aus dem Text selbst ergeben sich eine Reihe von Hinweisen für seine Interpretation:

  • Die Jünger sind die eigentlichen Adressaten der Bergpredigt.
  • Die Bergpredigt beginnt nicht mit Geboten, sondern mit dem Evangelium (Seligpreisungen).
  • Die Seligpreisungen stehen in alttestamentlicher Tradition.
  • Am Anfang und am Ende der Bergpredigt finden sich Texte, die das Tun der Gläubigen zum Thema haben.
  • Jesus bestätigt das alttestamentliche Gesetz (Mt 5,17-20).
  • Jesus hält der falschen Auslegung die richtige entgegen.
  • Jesus beruft sich konkret auf alttestamentliche Gesetze.
  • Die Bergpredigt ist keine Radikalisierung ins Innerliche, denn die alttestamentliche Ethik beschäftigt sich ebenso mit der inneren Seite!

Aus: Thomas Schirrmacher. Ethik. Bd. 5. RVB/TVR: Hamburg/Nürnberg 2002.

Die Bergpredigt (1): Interpretationsmodelle

Die Bergpredigt (Matthäus 5-7), zentrales ethisches Lehrstück von Jesus, ist von verschiedenen hermeneutischen Standpunkten aus interpretiert worden. Die wichtigsten Sichtweisen:

  • Die Katholiken meinten, sie sei nur von einzelnen zu erfüllen, die sich besondere Verdienste erwerben wollen.
  • Die Lutheraner hingegen betonten, dass die Bergpredigt Gesetzescharakter trage und deswegen unerfüllbar sei.
  • Aus der täuferisch-mennonitischen Optik sind Christen zum radikalen Gewaltverzicht aufgerufen.
  • Die Dispensationalisten (welche die Heilsgeschichte Gottes in verschiedene Zeitabschnitte unterteilt sehen), erkennen darin ein Programm für einen zukünftigen Zeitabschnitt,
  • Leo Tolstoi Programm zur Sozialreform,
  • und die Situationsethik die Erfordernisse des Reiches Gottes für einen bestimmten Augenblicks.

Aus: Thomas Schirrmacher. Ethik. Bd. 5. RVB/TVR: Hamburg/Nürnberg 2002.

55 Minuten Zuhören, 5 Minuten antworten

Jerram Barrs, langjähriger Weggefährte von Schaeffer, schreibt über sein Motto in der Begegnung mit anderen Menschen:

If I have only an hour with someone, I will spend the first fifty-five minutes asking questions and finding out what is troubling their heart and mind, and then in the last five minutes I will share something of the truth.

Jerram Barrs über Francis Schaeffer in: Bruce A. Little (Ed.). Francis Schaeffer – A Mind and Heart for God. P & R Publishing: Phillipsburg 2010.

Ideen sind wichtiger als Programme

Ideas, not organizational power, are what is important in the work of the kingdom.

Ideas shape the way man sees things.

Aus: Bruce A. Little (Ed.). Francis Schaeffer – A Mind and Heart for God. P & R Publishing: Phillipsburg 2010.

Der Mensch entwertet sich selbst

Die Manhattan Declaration (2009), unterzeichnet von 125 orthodoxen, katholischen und evangelikalen Leitern, findet deutliche Worte zu einigen ethisch brisanten Fragen:

Eine … ‚Todeskultur’ wertet das Leben durch die Vorstellung ab, man könne auf Menschenleben verzichten, die unvollkommen, unreif oder störend sind. Wie manche in weiser Voraussicht prophezeit haben, breitet sich diese Entwertung menschlichen Lebens durch die Abtreibung auch auf andere Felder aus, zum Beispiel die Embryonenforschung und das ‚therapeutische Klonen’. Gleichzeitig wird der Lebensabend älterer und behinderter Menschen durch zunehmend lautstarke Forderungen nach legalisierter Beihilfe zum Selbstmord und zur Euthanasie bedroht. Die Eugenik mit ihrer Vorstellung von „lebensunwertem Leben“, die man samt weiteren Ungeheuerlichkeiten des Nationalsozialismus für längst begraben hielt, feiert fröhliche Urstände. Ursprünglich von abendländischen Intellektuellen in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts in die Welt gesetzt, kommt sie heute eingepackt in den Schlagwörtern ‚Freiheit’, ‚Autonomie’ und ‚Selbstbestimmung’ daher.

Hier kann die ganze Erklärung auf deutsch heruntergeladen werden.

Lernerlebnis Nr. 18: Eine Kette der besonderen Art.

Zum runden Geburtstag meiner Schwester hatte mein Zweiter eine Idee: Er wolle ihr eine Kette mit “Fünflibern” machen. Gesagt, getan: Auf der örtlichen Post holten wir eine “Fünferli-Rolle”, und der Fünfjährige packte voller Eifer 30 Fünferli in Papier ein. Wenn die erste Hülle nicht reichte, gab’s noch eine zweite. Mit dem gleichen Eifer half er meiner Schwester, die Geldstücke wieder auszupacken. Ein kleines Projekt, das allen Freude bereitete (inkl. dem Projektleiter).

Calvins Einfluss in Genf

Weshalb war Calvin erfolgreich gewesen? Auf diese Frage gibt es keine einfach Antwort. Doch das wichtigste Element von Calvins Erfolg war vielleicht sein Predigtdienst. Im Jahre 1549 gab es tägliche Predigten- drei am Sonntag -, wöchentliche Katechismusklassen, theologische Diskussionen, Zusammenkünfte von Geistlichen zum Bibelstudium („congrégations“) und Konsistorialratssitzungen. … Man darf nicht vergessen, dass Calvin vor allem ein pflichtbewusster lokaler Geistlicher war. Er hatte sich selbst seinen Genfer Aufgaben verschrieben. Jeder Versuch, den Genfer Geistlichen und Politiker Calvin zugunsten des Theologen und der ‚Berühmtheit’ Calvins zu übersehen, ist problematisch.

William G. Naphy. Calvins zweiter Aufenthalt in Genf. Aus: Herman J. Selderhuis (Hg.) Calvin Handbuch. Mohr Siebeck: Tübingen 2008. S. 53.

Calvins Beziehung zu Luther

Calvin hegte für Luther grosse Bewunderung. Die Beziehung des Genfers Reformators zum Wittenberger hat für mich Vorbildcharakter.

  • Starker Einfluss: Calvin wollte Luther zwar nicht mit Elias vergleichen, als hätte es nach Luther nie mehr Propheten gegeben, aber er sagte, dass ‚das Evangelium von Wittenberg ausgegangen’  sei.
  • Beeindruckt: Er war beeindruckt, als er über Bucer einen persönlichen Gruss von Luther mit der Nachricht erhielt, Luther habe seine Bücher mit Genuss gelesen.
  • Nötiger Abstand: Calvin schreibt in einem Brief an Bullinger, er habe hinsichtlich Luthers immer seine Freiheit gewahrt.
  • Person und Sache getrennt. Für Calvin war Luther zu scharfzüngig, zu wenig nuanciert in seinen Urteilen. Er verwende problematische Formulierungen sowie ungeschickte Vergleiche. Calvin hatte offenbar grössere Schwierigkeiten mit Luthers Charakter als mit seinen Auffassungen.

1555 seufzte Calvin: „Ach, lebte Luther doch noch. Er war zwar heftig, aber er ging nie so weit wie seine Gefolgsleute, die man keine Schüler, nur Nachmacher, ja Affen nennen kann.“

Herman Selderhuis. Calvin und Wittenberg. Aus: Herman J. Selderhuis (Hg.) Calvin Handbuch. Mohr Siebeck: Tübingen 2008. S. 57-63.

Warum die Erkenntnis Gottes und die Erkenntnis des Menschen zusammen gehören

Es kann kein Mensch sich selbst betrachten, ohne sogleich seinen Sinn darauf zu richten, Gott anzuschauen, in dem er doch lebt und webt.

Wiederum vermag kein Mensch sich selbst wahrhaft zu erkennen, wenn er nicht zuvor Gottes Angesicht geschaut hat, und von dieser Schau aus dazu übergeht, sich selbst anzugehen.

Dies sind zwei Sätze aus dem berühmten Anfang der Institutio von Johannes Calvin (I,1.1). Gotteserkenntnis und Menschenerkenntnis gehören zusammen, sie bedingen einander. Eberhard Busch liefert die christologische Erklärung hierzu:

Die Erkenntnis Gottes und die des Menschen ist nach Calvin dann wahr, wenn beide in einem bestimmten Zusammenhang gesehen werden. Das hat einen theologischen Grund. Die Kirche bekennt, dass Jesus Christus wahrer Gott und wahrer Mensch ist. Das bedeutet erstens, dass das, wer Gott und wer der Mensch in Wahrheit ist, massgeblich in Jesus Christus offenbar ist, in dem Gott dazu erkennen gegeben hat. Zweitens bedeutet dies, dass der wahre Gott und der wahre Mensch in Jesus Christus in ihrer Unterschiedenheit und in ihrer Verbundenheit zu erkennen sind.

Calvin sieht in Christus Gott und Mensch in unlöslicher Verbundenheit. Darum ist in Calvins Werk zu lesen:

Wer Gott wahrhaft ehrt .., wird davor zurückschrecken, verleumderisch vom Menschen zu reden.

Wo Gott erkannt wird, wird auch Menschlichkeit gepflegt.

Eberhard Busch. Gott und Mensch. Aus: Herman J. Selderhuis (Hg.) Calvin Handbuch. Mohr Siebeck: Tübingen 2008. S. 222-223.