Wie Gott uns reformierte (Gastbeiträge von Flowing Waters – 2/6)

Da meine Kindheit und die damit verbundene geistliche Prägung fast eins zu eins der von Benjamin entspricht, und er diese gestern schon beschrieben hat, werde ich diesen Part überspringen und diesbezüglich auf ihn verweisen.

Meine „Reformierung”

Angefangen hat alles damit, als dieses Thema zu einem der top Themen in meinem Freundeskreis wurde. Es wurden mit Begriffe um sich geworfen wie “Radikale Verdorbenheit”, “Erwählung”, “Persönliche Sühne”, “TULIP” etc. und ich hatte dabei einfach nur Bahnhof verstanden. Um dann irgendwie mitreden zu können und nicht weiterhin ahnungslos zuhören zu müssen, hatte ich begonnen, mich selber mit “den Lehren der Gnade” ausführlicher zu beschäftigen. Ich hatte mir einige Predigten dazu angehört, sowie das eine oder andere Buch dazu gelesen. Der erste Vorteil, der sich schon gleich am Anfang daraus ergab war, dass ich meine Bibel öfters als davor gelesen hatte, um genau auf diese Dinge zu achten. Der Stein, der dann alles ins Rollen gebracht hatte war, dass ich durch Stellen wie 1. Mose 6,5; Römer 3,10-12; Epheser 2,1-10; Johannes 6; 2. Petrus 2,19 erkennen durfte, wie hoffnungslos mein Zustand war, bevor mich Gott aufgrund Seiner tiefen Gnade zu sich gezogen hatte. Durch dieses Verständnis folgten die restlichen Punkte dann automatisch. Denn um als Toter wieder zum Leben erweckt zu werden, ist ausschließlich das Eingreifen von außerhalb erforderlich– ein Toter kann zu seiner Auferweckung nichts beitragen.

Folgende Fragen blieben jedoch: “Warum halten einige aus dem reformierten Lager so an der persönlichen Sühne fest (Christus starb ausschließlich für seine Erwählten)?” Meinem Verständnis nach machte es keinen großen Unterschied, ob Jesus für alle Menschen starb oder nur für die, die Er erwählt hat. Hauptsache, Er starb für uns. Muss man sich deshalb streiten? Kann man das nicht einfach so stehen lassen?

Da ja bekanntlich letztes Jahr das 500-jährige Reformationsjubiläum gefeiert wurde und besonders die fünf Soli der Reformation immer wieder thematisiert wurden, kam ich nicht daran vorbei, mich mit diesen Soli etwas näher zu beschäftigen. Als ich dann an dem Gipfel der Soli ankam, “Soli deo Gloria”, wurde mir eines ganz neu bewusst: Gott allein gebührt alle Ehre in allem! Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge; ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen. (Röm 11,36) Diese Tatsache – dass wirklich ALLES dazu da ist, dass Gott geehrt wird – wurde mir wie nie zuvor bewusst. Es hängt nicht davon ab, ob wir das nachvollziehen können oder nicht. Gott teilt diese Ehre mit niemanden (vgl. Jes 42,8)! Von diesem Denken neu angefacht, dachte ich nochmals neu über Jesu Sühnetod nach und kam zu folgender Feststellung: Wenn ich sage, dass Jesus für alle Menschen gestorben ist, raube ich Gott dadurch die Ehre, weil ich die Bedeutung von Jesu Werk am Kreuz, seinem stellvertretenden Opfertod, schmälere. Denn wenn wir sagen, dass Jesu Tod allein nicht ausreicht, um uns freizukaufen, sondern der Mensch noch seinen Teil dazu beitragen muss – was die Bibel strikt ablehnt (vgl. Eph 2,8-10) –, schreiben wir dem Menschen etwas zu, das nicht aus ihm heraus kommt und rauben Gott, wie schon erwähnt, die ihm gebührende Ehre.

Zum Schluss möchte ich noch erwähnen, wie die Lehren der Gnade mein Leben grundlegend verändert haben. Ich habe zunächst eine enormes Interesse an der Theologie bekommen, speziell zu der Gotteslehre – ich hatte den innigen Wunsch, Gott zu kennen. Weiterhin durfte ich ein ganz neues Brennen für Gott verspüren. Mittlerweile lese ich sehr gerne die Bibel, ohne mich groß dazu zwingen zu müssen. Aber nicht nur die Bibel – ich bin allgemein zu einem motivierteren Leser geworden, was sich vor etwa 2-3 Jahren niemand hätte ausmalen können. Zudem lebe ich in einer viel dankbareren Haltung Gott gegenüber, weil ich wissen darf, dass er mich einzig und allein aus Gnade errettet hat, obwohl ich das nicht verdient habe. Ihm allein die Ehre dafür!

Christoph Greger