Jubiläum: Geführter Gang durch den Schreibgarten

Freund und Blogger Sergej schaltete den 500. Beitrag. Ich unternahm eine Besichtigungstour durch das Entstandene und hoffe auf Angesteckt-werden durch die “heilige Unruhe” des Bloggers.

Sergej führt kein perfektes Leben, wie er anhand der Geburt seines vierten Kindes ausführt. “Natürlich, der Postbote, und während er mein mit Fruchtwasser und Blut beflecktes Shirt und meine mit Schweiß überlaufene Stirn betrachtet, frägt er kühl: “Gerade gezockt?” – “Nein, vor ein paar Minuten ein Kind empfangen” als Antwort, hält er da nur für einen unpassenden Witz. Kurz davor, versuche ich mehrfach verzweifelt bei den Hebammen durchzukommen. Und meine bis dahin gewahrte Ruhe ist plötzlich dahin: Das komplette Festnetz (ja Festnetz, nicht Mobilnetz) fiel aus.” Dem steht die wohltuende Erfahrung von Gottes Treue gegenüber. “Meine Frau meint sehr häufig über mich, dass ich ein besonderes Lieblingskind von Gott sei. Ich denke sie schildert das treffend. Doch einen Grund dafür zu suchen wäre vergebliche Mühe, denn dieser ist nur in dem Ratschluss Gottes zu finden. Es verschlägt mir den Atem darüber nachzudenken, wie viel uns nur durch Gnade zuteilwird. Wie viel davon nehmen wir so selbstverständlich, oftmals völlig gleichgültig und lieblos an, ohne auch nur ‘Danke’ dafür zu sagen. ” Mit dieser Haltung lassen sich auch Pleiten, Pech und Pannen durchstehen.

Predigt: Familie auf dem Fundament der Gnade

Predigt von David Jany (46 Minuten); weitere Zusammenfassungen aus dieser Serie: “Hauptlinien des Eheverständnisses” sowie “Die Eltern ehren”

Eine neugeborene Giraffe steht am ersten Tag auf, ist nach einem Jahr selbständig und verlässt nach 4 Jahren das Muttertier. Kinder erblicken völlig hilflos das Licht der Welt und werden etwa während zwei Jahrzehnten auf das Leben in der Gesellschaft vorbereitet. Die Dauer dieses Erziehungswegs sind der einzigartigen Lern- und Denkfähigkeit der menschlichen Lebewesen geschuldet.

In Epheser 5+6 beschreibt Paulus die Neuordnung der Beziehungen duch das Evangelium, angefangen bei den Geschlechtern und innerhalb der Ehe, dann bei Kindern und Eltern. Das Evangelium schafft eine familienfördernde Gemeinschaft. 

  1. Die Ordnung
  • Kinder sind ein Geschenk Gottes. Jedes ist Seine Absicht. Sie gehören uns nicht als Besitz.
  • Kinder zu begleiten ist wertvollste und harte Arbeit. Eine der grössten Belastungen für Kinder ist die Qualität der elterlichen Paarbeziehung.
  • Kinder sind kein privates Hobby, sondern betreffen die ganze Gesellschaft. Stelle dir den Dreijährigen in echt vor, der als Karrierekiller gilt. Als Gemeinde mit vielen Erwachsenen sollten wir eine andere Haltung einnehmen und Familien wie auch Kinder fördern.

Paulus benennt es klar und überraschend für die damalige Gesellschaft: Ihr Väter, ihr habt auch eine Aufgabe. Kinder und Väter stehen in einer gegenseitigen Verantwortung. Paulus sagt nicht “ihr Mütter”, denn Erziehung ist auch Vätersache. Man kann die Kinder nicht am Abend in 10 Minuten erziehen. In der Familientherapie spricht man vom diadischen Coping, dass nämlich die Partner einander in der Erziehung ergänzen.

Eltern sind unersetzlich für die Erziehung; die beste pädagogische Ausbildung kann sie nicht wettmachen. Weise Fachpersonen dürfen deshalb nicht einfach übernehmen. Die neuen Elterngenerationen sind stark verunsichert. Sind Kinder über- oder unterbetreut? Werden Kinder zu Tyrannen erzogen? Soll es im Tram schreien oder lieber ruhig am Gerät hängen?Darum ist das wichtigste Geschenk für Eltern: Ermutigung! Dies wurde dem Prediger im Restaurant in der Kolonne bewusst, als ein gestresster Vater mit zwei Kleinkindern durch eine Bemerkung aufgerichtet wurde. “Sie machen es so gut mit ihren beiden Söhnen.”

  1. Die Krise

Väter sollten ihre Kinder nicht zum Zorn reizen. Was löst bei Kindern Zorn aus? Meistens ist diese Gefühlsreaktion mit Tränen vermischt. Er entsteht beispielsweise, wenn man sich unfair behandelt oder nicht gehört fühlt. Paulus möchte also sagen:  Nehmt sie ernst, hört ihnen zu, damit keine Distanz entsteht. Heute spricht man von Sensitivität. “Sollen wir Kinder erziehen, müssen wir Kinder mit ihnen werden.” (Martin Luther) Es gibt auch eine stille Form von Zorn, das traurige In-sich-gekehrt-Sein. Da lohnt es sich besonders hinzuschauen. 

Erziehen im Herrn bedeutet, die Kinder nicht zu sich ziehen und abhängig zu machen, sondern zu einem Ziel hinzuziehen. Kinder brauchen Liebe (man hat Freude an mir) und Struktur (klare Linie mit Konsequenzen unabhängig von Stimmungen). Dies bringt für das zum Ausdruck: «Ich bin meinen Eltern nicht egal».

Schlechte Ehebeziehungen muss man unabhängig von den Kindern angehen. Eltern dürfen nicht wie Planeten um die Sonne kreisen. Für Kinder ist es am schönsten, Teil der sicheren Beziehung der Eltern sein. Ebenso ist es Gift, wenn man den Ehepartner vor den Kindern schlecht macht.

Auch wenn man seine eigene Linie gefunden glaubt, sind andere Varianten für die Erziehung möglich. Es braucht demütiges Ringen. 

  1. Das Evangelium

Sogar die schwierigsten Eltern sagten einmal bei der Geburt: Ich will ein guter Vater sein. Später schreien sie sie an, reissen ihnen an den Haaren oder lesen das Tagebuch der Kinder. Wir sind unseren Kindern zu nahe, um ihnen wirklich nahe zu sein. Dahinter steckt: Sie sollen uns spiegeln, dass wir es gut machen.

Ein Beispiel: Ein Mann kommt um 1750 nach Hause, um mit den Kindern zu spielen. Um 1815 sollten die Kinder die Ämtli fertig haben; er ist «easy», nicht wie die sture Mutter. Das ist jedoch Manipulation pur!

Weiteres Beispiel: Das Kind hat auswärts gespielt. Die Mutter (alleinerziehend) sagt diesem beim Abholen: “Hast du wieder Probleme gemacht?” Damit beschämt sie das Kind erneut.

Wir haben vom Glauben her eine Antwort auf das Kernproblem. Wir sind nämlich selbst vom himmlischen Vater adoptierte Kinder und erleben da echte Familienliebe. Dann können wir sie aushalten, wenn es ganz mühsam wird und ihnen gleichzeitig Struktur geben, weil wir nicht ihre besten Kumpel sein müssen.

Und wenn Kinder andere Wege gehen? Da entsteht schnell der Eindruck «wir haben es nicht geschafft». Mit Jesus kann ich dies auch dies aushalten. Heimliche Verachtung (“die sind fast schon ein wenig defekt.”) werden nicht nur Kinder, sondern auch Eltern aus der Gemeinde hinausdrängen.

Input: Bavinck und der Begriff des Geheimnisses

Ich kämpfe mich durch die Dissertation von Bruce Pass, der über den zentralen Platz der Christologie innerhalb der Dogmatik schrieb (einführend dazu diesen Podcast). Bisher war Mark Jones (siehe dieser überblickende Artikel sowie meine Rezi von “Knowing Christ”),  ein wichtiger Wegmarker meines Verständnisses. Ja, es gibt die Bücher, bei denen ich vier-, fünfmal zum Lesen und Verstehen ansetze – besonders bei Klassikern. Ich gehe davon aus, dass mir Zusammenhänge und Bahnungen fehlen (besonders durch die “Luft des Alltags”) und möchte mir diese aneignen. Es hilft mir zudem, von meinen eigenen Projekten, Plänen und Knacknüssen Abstand zu nehmen und eine andere Perspektive einzunehmen. Dies tue ich bei eher vordergründigen Themen wie dem Leid oder eben bei Zentrallehren. Die nachfolgenden Auszüge sind den Seiten 60-62 entnommen.

Auf der ersten Seite des zweiten Bandes der Reformierten Dogmatik schreibt Bavinck: “[M]ysterium ist das Lebenselixier (lifeblood) der Dogmatik”. Dies ist kein rhetorischer Schnörkel. Das Wort Mysterium findet sich praktisch auf jeder Seite von Bavincks Schriften. Bavinck sagt zum Beispiel, dass die Welt voller Geheimnisse ist und selbst ein Geheimnis ist.Geheimnis. Der Ursprung der Dinge ist ein Geheimnis. Schwerkraft und Kraft sind ein Geheimnis. Die Macht der Natur ist ein Geheimnis. Tiere sind Rätsel. Die Vereinigung von Leib und Seele ist ein Geheimnis. Vererbung ist ein Rätsel. Außergewöhnliche Persönlichkeiten sind ein Rätsel. Jeder einzelne Mensch ist ein Rätsel, aber auch ein ewiger, ungeschaffener Person ist im Speziellen ein Mysterium. Die Dreifaltigkeit ist ein Mysterium. Die Beziehung zwischen zwischen Schöpfung und Vorsehung ist ein Geheimnis. Der Ursprung der Sünde und des Bösen ist ein Geheimnis. Die Menschwerdung ist ein Mysterium. Die auferstandene Menschheit Christi ist geheimnisvoll. Das Leben der Kirche ist ein Geheimnis. Die Mittel der Gnade sind ein Geheimnis. Die Heilige Schrift ist ein Rätsel. Der Glaube ist ein Geheimnis. Die Wiedergeburt ist ein Geheimnis. Die Psychologie der Religion ist ein Mysterium, und genauer gesagt, die Verbindung zwischen der Nervenstimulation und dem psychischen Ereignis ist ein Rätsel. Die Erkenntnistheorie ist voller Rätsel. Das moralische Leben ist ein Rätsel, ebenso wie die Verbindung zwischen Leben und Leiden. Der Tod ist ein Geheimnis. Der Zustand der endgültigen Heiligkeit ist ein ein Geheimnis. Dass Sterbliche mit Unsterblichkeit belohnt werden, ist ein Geheimnis. Freiheit, Verantwortung, Strafe, Leiden, Tod, Gnade, Sühne, Versöhnung, Versöhnung und Gebet sind allesamt Mysterien; Bewusstsein, Sprache, Willensfreiheit, und Religion sind allesamt Rätsel. Das Christentum als Ganzes ist ein Mysterium, ebenso wie die die Existenz selbst. Kurzum, alles ist ein Mysterium.

Wichtig ist zunächst die Einordnung in die damalige theologische Landschaft:

Das erste, was bei der Häufigkeit, mit der Bavinck diesen Begriff verwendet, zu beachten ist, wie sehr dies modernen Theologen am Ende des Ende des neunzehnten Jahrhunderts entspricht. Das Mysterium könnte man fast als das Leitmotiv der modernen Theologie bezeichnen.

Allerdings benutzt Bavinck den Begriff anders als die damaligen Theologen und knüpft an die Reformatoren an:

Bavinck verwendet das Mysterium als ein begrenzendes Konzept gegenüber der Lehre von den göttlichen Ideen. … Die Lehre von den göttlichen Ideen führt die Schöpfung auf ein Vorbild im göttlichen Geist zurück und betrachtet somit die Schöpfung als Verkörperung göttlicher Gedanken. Diese Bedeutung kommt in Bavincks Schriften recht häufig vor.

Bavinck diente sie damit sowohl ein Mittel für eine absolute Unterscheidung zwischen Gott und der Welt als auch dafür, die erkenntnistheoretische Kluft zwischen dem Idealen und dem Realen zu überbrücken.

Pass liefert dann eine dreifache Taxonomie des Begriffs Geheimnis:

  1. Neutestamentliche Bedeutung: Eine Wahrheit, die zu früheren Zeiten verborgen war
  2. Etwas, das gegenwärtig unbekannt bleibt (auch angesichts des technologischen Fortschritts)
  3. Was ein absolutes Geheimnis bleiben wird

Input: Am goldenen Hochzeitstag

Meine Frau entdeckte diese berührend-schlichte Reportage des 50. Hochzeitstages von Urs und Therese Brunner im Dietlikoner Lokalblatt vom 17.8.23. Er beginnt mit einem jeweils leidenschaftlich gepflegten Hobby beider:

Die einzelnen Sitzbänke sind rechts und links liebevoll mit Pflanzen dekoriert. «Der Garten ist meine Passion», sagt Urs Baumgartner. Der Blick ins Haus offenbart dann auch die Leidenschaft von Therese Baumgartner: «Ich stricke für mein Leben gern!» Im Haus zeigt sich dies an Tischdecken, die kunstvoll gestickt sind. Puppen mit selbstgenähter Kleidung vervollständigen das künstlerische Repertoire. Früher hat Therese Baumgartner auch für die Enkel viele Kleider gestrickt.

Es sind nicht die spektakulären Dinge, sondern – der All-Tag, ehrliche Kommunikation, die gemeinsame Sorge für die Familie und geteilte Leidenschaften. Und bei allem: Ein Stück Bescheidenheit.

Auf die 50 gemeinsamen Jahre schauen beide mit Gelassenheit zurück. Im Gespräch zeigt sich die enge Verbundenheit durch Blicke, kam, die immer wieder ausgetauscht werden. Spricht ein Ehepartner, hört der andere interessiert zu. Ist dies vielleicht das Geheimnis der gelungenen Ehe? Respekt und Interesse aneinander?

Die Frage ist für beide überraschenderweise nicht ganz einfach. «Wir hatten einfach nie grosse Schwierigkeiten», sagt Therese Baumgartner. «Wir haben immer den Rank gefunden und Streitigkeiten ausgetragen», sagt Urs Baumgartner. «Vor dem Zubettgehen waren die Differenzen bereinigt.“ Auch über Geld und Finanzen gab es keine trennenden Auseinandersetzungen. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich jemals bei Ausgaben nachfragen musste. Das Vertrauen war einfach da“, sagt Therese Baumgartner. 

(Zum Kennenlernen) Telefonnummern wurden damals nicht ausgetauscht. Urs Baumgartner wusste jedoch, dass Therese in einer Ausbildung zur Pharmaassistentin war. Also ging er zur Apotheke, um sie wiederzusehen. 

(Nach der Geburt der beiden Töchter) Was für beide nie in Frage kam, war eine Fremdbetreuung der Kinder. „Wir haben immer geschaut, dass entweder mein Mann oder ich zu Hause waren“, sagt Therese Baumgartner. 

Die Liebe zueinander erhält auch, dass beide ihre Leidenschaften teilen. Dies sind die Familie und die mittlerweile vier Enkel. … Zudem teilen beide seit 25 Jahren die Leidenschaft zum Meer und zu Kreuzfahrten. … „Man wird auf Reisen demütig … Denn es gibt so viel zu sehen, so viel Schönes, aber auch Erlebnisse, die nachdenklich machen. Zudem haben wir unglaublich interessante Menschen auf Reisen kennen gelernt, mit denen wir heute noch Kontakt haben.“

Natürlich gilt aus transzendenter Perspektive: Die Begründung der Ehe entspringt dem göttlichen Plan und ist Abbild einer übernatürlichen Realität. Deshalb muss die Ehe entzaubert und gleichzeitig verzaubert werden.

Predigt: Die Eltern ehren

Grundlagenpredigt über Epheser 6,1-4 von David Jany zur Familie (hier geht es zu einer weiteren Predigt zur Ehe)

Kernbotschaft: Wenn wir den wahren himmlischen Vater kennen, schenkt uns dies die Freiheit gesund mit Eltern und Kindern umzugehen.

  1. Die Ordnung der Familie

Direkt nach den Erläuterungen von Paulus zur Ehe folgen Anweisungen zur Familie. Dies sind vier (ausgewählte) Wahrheiten über Familie.

  • Kinder sind ein Geschenk Gottes (Ps 127,3). Wir kommen alle als Kinder auf die Welt.Wann haben wir das letzte Mal Kindern zugehört? Wie erfrischend anders Kinder die Welt sehen und einordnen!
  • Es ist eine wertvolle Arbeit, für Kinder zu sorgen. Im Unterschied zu vielen bezahlten Arbeiten wirkt sie weltverändernd. Kinder, die erleben, dass sie bedingungslos geliebt sind und angeleitet worden sind, werden die Welt verändern. Monica, die Mutter des Kirchenvaters war als Beterin im Hintergrund eine solche Mutter.
  • Kinder sind nie nur ein privates Hobby. Es geht um eine öffentliche, die Gesellschaft betreffende Angelegenheit. Die Schweiz ist Kinder-entfremdet; der Anteil der älteren Menschen ist anteilsmässig massiv gestiegen.
  • Eltern und Kinder sind nicht auf der gleichen Ebene der Verantwortung. Die Hierarchie ist gewollt. Das gibt Sicherheit und Struktur.

Wie ist die Aufforderung von Paulus, dass Kinder gehorchen sollen, zu verstehen?

Mit Kindern sind minderjährige Kinder gemeint.

  • Die Eltern zu ehren, ist jedoch ein allgemeines Prinzip, das zu jeder Zeit für jeden gilt.
  • Das Prinzip wird auf minderjährige Kinder angewandt bedeutet: Gehorchen.
  • Das bedeutet nicht, dass du deine Eltern innig lieben oder immer vertrauen musst; es gibt Umstände, in denen es nicht möglich ist.
  • Was bedeutet ehren? Es geht um die moralische Entscheidung meine Eltern mit Würde und Respekt zu behandeln.
  • Die Verheissung des langen Lebens: Es wirkt sich auf die Gesundheit der Gesellschaft aus. Respekt vor den Eltern ist die Basis für Respekt bei allen anderen Autoritäten

2. Die Krise der Familie

Oft wird der Vers von erwachsenen Kindern mit selbst autoritären Eltern zitiert. Der “Gehorsam” bindet sie noch immer. Dies ist jedoch eine missbräuchliche Verwendung. Für 50-Jährige bedeutet Ehren nicht Gehorchen!

Es gibt auch die andere Seite: Gesellschaftlich herrscht eher der Tenor vor “Meine Eltern habe ich mir nicht ausgesucht. Wenn du sie kennen würdest! Ich gehe selbst meinen Weg; ich reisse mich los. Ich nenne sie nur noch ‘meinen Erzeuger’.” Ehren meint: Ich bin selbst genug stabil, dass ich meinen Eltern mit Würde und Respekt begegnen kann. Ich kann beispielsweise einen Besuch mit Würde absagen

Die Familie ist seit dem Sündenfall in der Krise. Wo sehen wir in der Bibel schöne, intakte Kernfamilien? Mit Adam und Eva ging es los. Wir hätten uns die Familie nicht so vorgestellt, wie sie in der Bibel beschrieben werden. Willkommen in Gottes Geschichte! Er schreibt eben mit kaputten Familien Geschichte.

Viele Kinder mussten sich jeden Abend anhören, wie sich die Eltern anschreien. Jemand hallt das Urteil in den Ohren: “Du bist eine einzige Enttäuschung”. Oder es gibt auch Eltern, die immer alles perfekt gemacht haben und du nur scheitern kannst.

Es ist wichtig diese Vergangenheit ernst zu nehmen, sich jedoch nicht ständig darum zu drehen. Was ich jetzt bin, ist nicht zu 100 % durch meine Eltern bedingt. Manchmal sind wir zu stark abhängig von ihnen. Die Antwort besteht weder in Kälte noch in einer Idealisierung.

3. Das Evangelium für die Familie

Wir können keine Punkteordnung befolgen, damit Familie schön wird. Die Botschaft von Jesus kommt in Risse und Brüche hinein. Die ganze Bibel schreit nach Erlösung!

Wir alle haben Sehnsucht nach Familienliebe. Für kleine Kinder sind Eltern wie Gott. Mit der Zeit merken sie: Sie sind einfach nur Menschen. Sie können diese Sehnsucht letztlich nicht stillen. Die Sehnsucht kann nur beim wahren Vater gestillt werden.

Ich bin geliebt, was auch kommen mag. Dies ist die Einladung – nicht die perfekte Familie. Es gibt die Freiheit Eltern zu vergeben, sie zu respektieren ohne idealisieren zu müssen.

Wie wirkt die erlösende Kraft des Evangeliums?

  • Ich übernehme Verantwortung aus seiner Kraft, um meine Eltern zu ehren. (Das kann kulturell unterschiedlich ausgeprägt sein.)
  • … auch wo sie schwach sind. Ich muss nicht jede Kleinigkeit richtigstellen.
  • Ich lasse zu, dass sie stolz sein dürfen (statt zu sagen: “Das ist nicht wegen euch.”)
  • Ich überlege: Was verdanke ich meinen Eltern?
  • Ich werfe ihnen nicht vor, dass sie nicht Gott sind – und auch enttäuschen.

Wie es Jonathan Edwards ausdrückte: Erlöste Eltern sind ein Kanal der Liebe; das Wichtigste ist jedoch zur Quelle selbst zu gehen.

Buchhinweis: Gemeinde im säkularen Kontext

Mein “Gerippe” aus der Lektüre von Philipp Bartholomä & Stefan Schweyer “Gemeinde mit Mission: Damit Menschen von heute leidenschaftlich Christus nachfolgen” (Brunnen, 2023).

Hauptthese: „Gemeinde mit Mission“ ist eine Gemeinde mit dem Auftrag, in einem säkularen Kontext Menschen mit Gott zusammenzuführen. (Pos. 120)

Teil I: Verständnis für den Kontext

  • Ausgangslage: Freikirchen haben eine relative Wettbewerbsstärke, aber kein ausgesprochenes missionarisches Wachstum. (365) … Heute ist der christliche Glaube für die meisten unglaubwürdig und irrelevant geworden. Die christliche Erzählung hat ihre frühere Funktion und Prägekraft als dominierende Weltdeutung verloren – gerade in Kernbereichen der Gesellschaft wie Familie, Sexualität, Bildung, aber auch in Wirtschaft und Politik. (503)
  • Statistik: Gerade Menschen aus den wachsenden säkularisierten Gesellschaftsschichten, die gänzlich ohne christlich-kirchliche Prägung aufwachsen, werden von Freikirchen kaum erreicht. (406)
  • Aufgabe: (Es geht darum den Glauben) nachvollziehbar (denen zu) vermitteln, die keinerlei biblisches Vorverständnis mehr haben, intuitiv den christlichen Glauben als veraltet und überholt empfinden und meist unreflektiert dem subjektiven Moralempfinden des gesellschaftlichen Mainstreams folgen. (526)
  • Richtig verstandene Kontextualisierung … bedeutet nicht, wie es manchmal heißt, den Menschen ,zu geben, was sie hören wollen‘, sondern die biblischen Antworten, die die Menschen vielleicht gar nicht hören wollen, in die Lebensfragen einzubringen, die sie jetzt und hier bewegen – in einer Sprache und Form, die sie verstehen, über Gedankengänge und Argumentationen, die für sie relevant sind, auch wenn sie diese vielleicht ablehnen. (zit. Timothy Keller, 767)

Teil II: Weichenstellungen

Eine tragfähige Basis

  • Weder Anpassung noch Weltflucht: Christen sind dazu berufen, anders zu leben (und nicht angepasst), dabei aber sichtbar zu sein (und nicht weltabgewandt). (852)
  • Keine Preisgabe des heissen Glutkerns des Glaubens: Die Infragestellung theologischer Kernwahrheiten der missionarischen Wirksamkeit mehr schadet als hilft. (862)
  • Navigieren zwischen Gesetzlichkeit („Gott vergibt dir deine Sünden, aber jetzt liegt es an dir!“) und Gesetzlosigkeit (“„Gott liebt dich, und du kannst machen, was du willst!“). (1085+1096)
  • Ohne (biblisch gegründetes) Zielbild von Kirche fehlt dem kirchlichen Engagement die gemeinsame Ausrichtung. (1252)

Haltungsfragen

  • Eine neue Mentalität entwickeln: Wir brauchen ein „Opel-Moment“: ein „Umparken im Kopf“, neue Perspektiven, eine neue Mentalität. (1432)
  • Einen Anknüpfungspunkt finden: Eine liebevolle Begegnung mit ihren dauerhaft unerfüllten Sehnsüchten ist für viele der Auslöser. (1640)
  • Status Pilger und Exilanten: Die Gemeinde ist eine Weggemeinschaft, eine Gemeinschaft von Pilgern. (1743) … Eigentlich ist die Existenz im Exil eine Situation der Schwäche und der Ohnmacht. (1795)
  • Echte Gemeinschaft: Ohne die anderen wird es kalt. Wir sind aufeinander angewiesen. Und wenn wir einander haben, tut es weh. (1916)
  • Realitätscheck: Missionarische Leidenschaft verbindet sich mit kontextueller Sensibilität. … Das persönliche und gemeindliche „Hingehen“ und das „Hinzukommen“ von Außenstehenden gehören zusammen. (2118+2124)

Teil III: Konkrete Schritte gehen

  • Die Leidenschaft stärken: Im innersten Kern der missionarischen Leidenschaft steht Gottes leidenschaftliche Liebe zu dieser Welt. (2190)
  • Den Kontext verstehen (2392ff)
    A-Bereich: Dieser Bereich ist die gemeinsame Schnittfläche zwischen Kultur und Evangelium.
    B-Bereich: Das sind die Aspekte des Evangeliums, die in der Gesellschaft Widerspruch auslösen.
    G-Bereich: Das ist der Bereich der gesellschaftlichen „Götzen“, also derjenigen Aspekte der Kultur, die im Widerspruch zum Evangelium stehen
  • Kultur prägen: Gastfreundschaft spielt eine missionarische Schlüsselrolle. (2574) Im Zentrum der Gastfreundschaft steht die Tischgemeinschaft. (2633)
  • Feiern: Der Gottesdienst ist die intensivste Form der Begegnung Gottes mit der Gemeinde. (2852)
  • Befähigen: „Wer geistlich wachsen will, lebt evangelistisch.“ (3036)
  • Einladen: Persönliche Kontakte und gemeindliche Angebote wirken dynamisch zusammen. (3296)

Angemessener Realismus wird durch eine unentbehrliche Perspektive der Hoffnung ergänzt. (3561)

Zitat der Woche: Ultimative Selbstbestimmung

Ich räume ein, dass der Begriff der ultimativen Selbstbestimmung in eine philosophisch aufgeladene Terminologie mündet. Aber mein Ziel ist nicht in erster Linie philosophisch, sondern praktisch. Millionen normaler Menschen haben die kulturell (nicht biblisch) begründete Annahme im Kopf, dass ultimative Selbstbestimmung für ihr moralisch verantwortliches Menschsein wesentlich sei. Allerdings benutzt fast niemand von ihnen diesen Begriff. Vielmehr verwenden sie den Begriff des freien Willens. Dieser Begriff wird in unserer Kultur mit so positiven Gefühlen und Vorstellungen verbunden, dass er als akzeptierte Annahme praktisch unangefochten ist.
Aber nur sehr wenige Menschen halten inne, um ihn zu definieren. Wenn sie das tun, hören sie sich an wie Philosophen. Deshalb gibt es ja Philosophen. Es ist unvermeidlich. Und ich beklage mich nicht darüber, dass es sie gibt. Worüber ich mich vorhin beklagt habe, war die Bevorzugung philosophischer Fragen gegenüber exegetischen Fragen und die unvermeidliche Gefahr, sich in den Zweideutigkeiten und Feinheiten philosophischer Worte zu verstricken. Ich stehe zu diesen beiden Anliegen, auch wenn ich diese Gefahr ebenfalls in Kauf nehmen muss. Ich bin also nicht gegen die Philosophie. Ich bete sogar für mehr gottzentrierte, Christus verherrlichende, bibeldurchtränkte Philosophen!
Wenn wir innehalten, um den freien Willen zu definieren, dann meinen die Menschen wohl auf einer bestimmten Ebene so etwas wie dies: “Ich tue etwas aus freiem Willen, wenn ich nicht dazu gezwungen werde, z. B. indem mir jemand eine Waffe an den Kopf hält (oder an den Kopf meines Kindes).” Aber wenn man die Menschen auf einer tiefer liegenden Ebene danach fragt, wer ihre Entscheidungen letztendlich kontrolliert, würden sie, so denke ich, normalerweise etwas sagen wie: “Wenn ich nicht die letzte Kontrolle habe, dann habe ich keinen freien Willen”. Dann würden sie wahrscheinlich hinzufügen: “Und wenn ich keinen freien Willen habe, dann bin ich auch nicht verantwortlich. Ich bin ein Roboter.”
Da dieses tiefere (und fast universelle) Verständnis des freien Willens die Annahme einer ultimativen Selbstbestimmung beinhaltet (ich habe die endgültige, entscheidende Kontrolle in dem Moment, in dem ich etwas vorziehe und danach handle), können Sie sehen, wie oft diese Annahme in unsere Bibellektüre eingebracht wird. Ich will damit sagen, dass wir das nicht tun sollten. Wir sollten abwarten und sehen, was Gott über seine Vorsehung sagt. Wir sollten abwarten, ob Gottes Wort uns zu der Annahme veranlasst, dass wir letztlich selbstbestimmt sein müssen, um verantwortliche Menschen zu sein.

John Piper, Providence, Crossway: Wheaton 2020. (214f)

10 Hinweise … zur schrittweisen Beantwortung einer bedeutsamen Frage

In einer kürzlichen Diskussion wurde ich mit der seelsorgerlich bedeutsamen Frage nach der Verlierbarkeit des Heils konfrontiert. Handelt es sich in 2Tim 4,10 bei Demas, der den Zeitlauf dieser Welt liebgewonnen hatte, um eine solche Ent-Kehrung?

  1. Wie lautet meine Fragestellung? (Und wenn man sie nochmals präziser fassen bzw. enger umreissen würde?)
  2. Wodurch/durch wen wurde sie angestossen?
  3. Inwiefern hat sie mit darunter stehenden Anfragen (Angst, Unsicherheit, Zweifel) zu tun?
  4. Was ist der engere Zusammenhang der Textstelle, welche meine aktuelle Antwort zur Frage zu stützen scheint?
  5. Was ist der weitere Zusammenhang (Bibelbuch, Gesamtwerk des Autors)?
  6. Trifft meine Frage das zentrale Anliegen der Bibelstelle?
    Oder ist sie eher eine ergänzende Stelle, die durch weitere zu einer biblischen Gesamtargumentation erweitert werden müsste?
    Trifft sie gar nur tangential meine eigene Fragestellung?
  7. Zu welchen anderen stützenden Stellen müsste ich gehen, um wichtige Teile meiner Frage beantwortet zu finden? (Bei der obigen Frage wäre es der Hebräerbrief, besonders der Abschnitt 6,4-8; ich habe zu diesem Abschnitt hier und hier eine schrittweise Beantwortung formuliert.) 
  8. Falls es unterschiedliche Ansichten zur Frage gibt, die von Jesusnachfolgern stammen, welche die Bibel ernstnehmen: Könnte ich die anderen Sichtweisen so überzeugend darlegen, dass man sie mir abnehmen würde?
  9. Was bedeutet die Antwort für mein eigenes Herz und für mein Leben?
  10. Falls sich die Frage nochmals vergrössert hat: Wie gibt sie mir Gelegenheit künftig zu wachsen?

Eine hilfreiche Beantwortung der obigen Frage findet sich bei R. C. Sproul «Kann ich sicher sein, dass ich gerettet bin?» . 

Input: Personalisierte Lehre

Über die aktuelle Ausbildung meiner Frau komme ich mit interessanten Lernmethoden in der Hochschullehre in Kontakt. Im Aufsatz “Personalisierung der Hochschullehre” wird das personalisierte Lernen anhand von Praxisinterviews untersucht.

Ausgangslage: Unterschiedliche Lern- und Leistungsprofile

  • Unterschiedliche Schwerpunkt-, Ergänzungs- und Wahlfächer an den Gymnasien)
  • verschiedene Biografien (Migration, Zweitstudium)
  • unterschiedliche Ziele (Employability: optimale Qualifikation für eine bestimmte berufliche Stellung, Vorbereitung auf akademische Karriere, persönliche Bildung)

Ansatz: Personalisierte Lehre

… zeichnet sich dadurch aus, dass die Lernanforderungen und das methodische Vorgehen massgeblich von den Studierenden den eigenen Interessen, Zielen, Lern- und Leistungsmöglichkeiten entsprechend gestaltet wird

Elemente der Selbstorganisation

  • (Vor-)Erfahrungen von Studierenden: Vorgängiges Planungstreffen; schriftliche Erwartungsabfrage in einer frühen Phase der Modulplanung; Wahlangebote für die höchstmögliche vorstellbare Diversität
  • Feldzugang via Praxiseinsätze
  • Kontakte zu Stakeholdern
  • Forschendes Lernen mit eigenen Fragestellungen
  • Lernangebot mit unterschiedlichen Lernwegen
  • Kooperationen: Vergleichen bzw. das Feststellen von Gemeinsamkeiten und Unterschieden
  • Zielvorgaben als Start einer didaktischen Planung
  • Leistungsbeurteilung: Summative Beurteilung
  • Selbstreflexion: ähnliche Situationen in anderen Kontexten bewältigen

Rolle der Dozenten

  • Ermutigung, parallel: sich der Bediener-Mentalität verweigern; Komplexität aushalten
  • Anleitung zu passenden Lernzielen, Lernschritten und -strategien
  • Vernetzung, um passend individualisiert zu lernen
  • Wissen zur Verfügung stellen
  • Beurteilung: Vertreten von übergeordneten Erwartungen

Input: In die Ferne schweifen, um die eigenen Probleme deutlicher zu erkennen

Andrew Ong analyisert in seiner Arbeit “Toward a Chinese American Evangelical Theology: The Promise of Neo-Calvinism” (2019) Zustand, Schwächen und Perspektiven der US-amerikanisch-chinesischen Community. Er identifiziert drei Schwachpunkte: Anthropologische Uniformität, eine Verwirrung zwischen Individualismus und Kollektivismus und eine dualistische Schöpfungslehre.

Aus theologischer Sicht gibt es drei problematische Ansichten, die die meisten chinesisch-amerikanischen Evangelikalen beeinflusst sind, die sie daran hindern sich theologisch mit den verschiedenen Herausforderungen und Anliegen auseinanderzusetzen. Chinesisch-amerikanische Evangelikale aus China leiden unter einem vereinfachten Verständnis von ethnischer Zugehörigkeit, der Verwirrung über die Beziehung zwischen Individuen und Gruppen und einer strikten dualistischen Trennung zwischen dem sakralen und säkularen Bereichen, der Seele und dem Körper sowie dem Christentum und der Kultur. (10)

  • Vereinfachtes Verständnis ethnischer Zugehörigkeit

Nach dem “farbenblinden” Ansatz (color-blind approach), der der dazu neigt, Ethnien und deren Wert zu nivellieren, scheint es wahr zu sein, dass Kirchen, die ethnische Bezeichnungen in ihrem Namen tragen oder sich gezielt an bestimmte ethnische Gruppen wenden, in zumindest einem Aspekt ihres Dienstes weniger treu zu sein scheinen. Schließlich soll die Kirche nicht danach streben, alle Menschen zu erreichen.

Es hat also den Anschein, dass ethnische Kirchen im Widerspruch zu Jesu Vision der Einheit der Kirche stehen. Aus diesem Grund haben viele chinesische Amerikaner ihre chinesischen Heimatkirchen verlassen und sind zu multiethnischen Kirchen gewechselt, auch wenn diese oft bloss multiasiatische Kirchen oder überwiegend weiße Kirchen waren, auf ihre eigene Weise wiederum homogen. (125)

  • Verwirrung bezüglich Individualismus und Kollektivismus

Chinesische Amerikaner sind im Allgemeinen weniger individualistisch und stärker kollektivistisch als die meisten weißen Amerikaner. Sie sind jedoch nicht immun gegen die schädlichen Auswirkungen eines unverhältnismäßigem und übermäßigem Individualismus. Da sie sowohl Amerikaner als auch (amerikanische) Evangelikale sind, haben chinesisch-amerikanische Evangelikale tatsächlich einige der individualistischen Tendenzen des amerikanischen Evangelikalismus übernommen. Ihre Übernahme des übermäßigen Individualismus zeigt sich in ihrer verkürzten Sicht der Mission, in der immer wiederkehrenden Gemeindedynamik ihrer Mehrgenerationen-Gemeinden und in ihrem oft simplistischen Ansatz in der Theologie deutlich.

Doch so individualistisch der chinesisch-amerikanische Evangelikalismus auch geworden ist, er ist nicht auch nicht immun gegen die gefährlichen Auswirkungen eines überbewerteten Kollektivismus. Das zeigt sich am besten in der allgegenwärtigen Schamkultur, die selbst die individualistischsten chinesisch-amerikanischen christlichen Gemeinschaften durchdringt sowie Übeln von Legalismus und Konsumdenken. Eine noch umfassendere Art und Weise, in der chinesisch-amerikanische Evangelikale auch Besonderheiten und Partikularität heruntergespielt haben, ist ihre Theologie der Ethnizität, …Dies hat dazu geführt, dass chinesisch-amerikanische Christen die Legitimität ihrer eigenen ethnischen Kirchen in Frage stellen und ihre einzigartigen kulturellen Perspektiven in ihrer Auseinandersetzung mit der Theologie. (131)

  • Trennung zwischen sakralem und säkularem Bereich

In Anbetracht der Kulturkämpfe und der zunehmend pluralistischen Gesellschaft in Amerika haben Evangelikale oft damit zu kämpfen, zu formulieren, wie die Schöpfung mit ihrer enormen Glaubensvielfalt zu ihrem eigenen, einzigartigen christlichen Glauben in Beziehung gesetzt werden können. Eine gängiger evangelikaler Weg besteht darin, sich als Christen auf die Schöpfung zu beziehen, indem sie in ihrem täglichen Leben einen sakralen einerseits und einen säkularen Rahmen geben. Demnach sind Gebet und Gottesdienst heilige Aktivitäten, Pfarrer verrichten heilige Arbeit; Kirchen sind heilige Räume. Unterhaltung, Sex, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft fallen in den säkularen Bereich. (152)

Ich wünsche mir einen ähnlich geschärften Blick auf die Herausforderungen in unseren Ländern und Kirchgemeinden.