Input: Die Suche nach dem 3. Weg

Der Geist der Moderne ist von manchen Gegensätzen gepflastert. Zu diesem Schluss kommt der Bavinck-Forscher Gray Sutanto in einem Podcast “Christ, Culture, Keller, and the Third Way”. Der englische Philosoph Christopher Watkin wendet darum in seinem Schaffen die sogenannte Diagonalisierung an (siehe dieser Artikel):

Watkins Hauptstrategie bei der Begründung vieler dieser Punkte besteht darin, zu zeigen, wie die biblische Wirklichkeit die falschen Gegensätze sprengt, die uns von den konkurrierenden Ideologien der säkularen Welt aufgezwungen werden: Schönheit oder Nutzen, Natur oder Kultur, Pantheismus oder Industrialismus usw. Die Bibel, so zeigt Watkin, offenbart Wahrheit und Irrtum auf beiden Seiten. Die christliche Lehre „diagonalisiert“ – überbrückt oder schließt kurz – die vereinfachenden Dualitäten.

Watkin selbst beschreibt dies so:

Christen akzeptieren nur allzu leicht diese dichotomen Entscheidungen und fangen an, unsere Bibeln zu durchforsten, um herauszufinden, ob A oder B die christlichere Position ist, während in Wahrheit keine der beiden Optionen die Nuancen und die Komplexität des biblischen Zeugnisses erfasst. In vielen Fällen wäre es viel besser zu sagen: „Hier würde ich nicht anfangen“, und der Bibel zu erlauben, die Kategorien der Debatte auf eine Weise zu rekonstruieren, die bequeme kulturelle Dichotomien durchbricht.

… Diagonalisieren bedeutet also nicht, ein Kulturverweigerer zu sein – unter der Annahme, dass jede kulturelle Idee direkt bekämpft werden muss. Es bedeutet auch nicht, eine kulturelle Echokammer zu sein und der neuesten kulturellen Mode ein biblisches Etikett aufzudrücken. Sie ist konstruktiv, aber kritisch; positiv, aber prüfend. Sie trägt zu wichtigen Debatten bei, anstatt sie anzuprangern, und zwar auf eine Weise, die wirklich frisches und innovatives Denken einbringt. Diese biblische Frische und Innovation bleibt jedoch verborgen, wenn Christen unreflektiert die Dichotomien und Gegensätze akzeptieren, die viele kulturelle Debatten strukturieren.

Vor einiger Zeit hat James R. Wood den Aufsatz “Warum ich mich von Tim Kellers Apologetik abgenabelt habe” veröffentlicht. Ich wies damals darauf hin.

Wenn wir davon ausgehen, dass eine gewinnende Haltung auf Wohlwollen stößt, wenn Christen immer wieder heftig zurückgewiesen werden, sind wir versucht zu denken, dass unsere Überzeugungen das Problem sind. Wenn Wohlwollen auf Feindseligkeit stößt, ist es leicht, sich zu fragen: “Sind wir im Unrecht?” Auf diese Weise wird der Weg zu den Argumenten der säkularen Kultur geebnet.Kellers Philosophie des “dritten Weges” hat auch als Rahmen für moralische Überlegungen ernsthafte Grenzen. Allzu oft ermutigt sie ihre Anhänger zu einem pietistischen Impuls, die eigenen Hände sauber zu halten, sich nicht einzumischen und sich von unvollkommenen Optionen zur Lösung komplexer sozialer und politischer Fragen fernzuhalten.

Ich habe mir die verschiedenen Standpunkte nochmals angesehen. Rod Dreher schrieb:

Ich stehe hier auf der Seite von James Wood und Aaron Renn: Die Zeit ist wirklich vorbei. Die Zeit, in der wir Christen unsere Feinde lieben und für sie beten sollten, wird nie vergehen, das ist wahr. Aber die Vorstellung, dass sie uns umarmen oder sogar tolerieren werden, wenn wir nur nett sind, ist nicht mehr tragfähig. Ich plädiere keineswegs dafür, unsere Feinde zu hassen. Das tat auch Martin Luther King nicht. Aber King erkannte auch, dass er und die Bewegung, die er anführte, tatsächlich Feinde hatten, und dass diese Feinde bereit waren, ihnen Gewalt anzutun. Wir nichtkonforme Christen bewegen uns sehr schnell auf dieselbe Welt zu – nur dass dieses Mal die technologischen Möglichkeiten, die unsere Feinde gegen uns einsetzen können, in der Weltgeschichte ohne Parallele sind. 

Das Werk von Renn habe ich hier rezensiert. Darin wies ich auf das Argument hin, dass das Christentum ja in eine feindliche Umgebung hinein «geboren» wurde, zudem Christen in manchen Weltteilen verfolgt werden. Gray Sutanto erklärt diese andere Perspektive als Indonesier mit Erfahrung aus den USA und Europa hervorragend. Zunächst stellt er die scheinbare Voraussetzungslosigkeit des Westens fest:

Es stellt sich heraus, dass die westliche Kultur mit ihren Symbolen für Toleranz und Akzeptanz bestimmte Verpflichtungen eingegangen ist, die sie völlig unfähig gemacht haben, ihre muslimischen Nachbarn zu akzeptieren oder zu verstehen. Die westliche Weltanschauung und Lebensweise ist nicht voraussetzungslos oder aufgeschlossen für die Realität, wie sie sich darstellt. Sie hat bestimmte Definitionen des guten Lebens, der Religion als Privatsache, der öffentlichen Sphäre als Raum, der von theologischen Äußerungen freigehalten werden sollte, und von zu vermeidenden Übeln. Der Islam mit seinem Bekenntnis zu einer umfassenderen Beziehung zwischen Gott und Kultur, Glaube und öffentlichem Leben kann nicht einfach in das säkulare Narrativ seiner westlichen Nachbarn eingefügt werden, auch wenn dies anfangs anders erwartet wurde.

Die christliche Weltanschauung begegnet zwei Polen, nämlich dem säkularen Naturalismus und einem erzwungenen theokratischen Anspruch. Dies bedeutet die Absage an einen Triumphalismus ebenso wie den Rückzug ins Private:

Das Christentum bietet provokanterweise die Grundlage für genau den Pluralismus, den der niederländische Liberalismus anstrebt, aber aus eigener Kraft nicht herstellen kann. Wenn wir uns also ausdrücklich auf christliche Grundlagen stützen, können wir die beiden Pole der Hegemonie vermeiden: eine Art säkularen Naturalismus auf der einen Seite und einen erzwungenen theokratischen Anspruch auf der anderen Seite.

Christus allein ist der Herr. Weil das so ist, kann keine weltliche oder menschliche Autorität beanspruchen, Herr zu sein. Christus als Herrn zu beanspruchen ist etwas anderes, als Christen als Herren zu bezeichnen. 

Die US-amerikanische Binnenperspektive wird ergänzt und bereichert durch die Erfahrung der Bedrängten:

… Christen in der Minderheit haben das Gefühl, dass wir tatsächlich in einer theokratischen Hegemonie leben, die wenig Raum für das öffentliche Bekenntnis lässt, dass Christus der Herr ist. … Für uns in Indonesien stellt sich also nicht die Frage, wie wir als Christen einen alternativen Weg anbieten können, um Muslime willkommen zu heißen – was eigentlich ein Privileg der Christen ist, die die westliche Demokratie genießen …, sondern vielmehr, wie wir als Christen einer theokratischen Hegemonie gegenüber gastfreundlich bleiben können, die uns gegenüber ziemlich unwirtlich werden kann. Ja, wir müssen ein tiefes Engagement für einen prinzipienfesten Pluralismus aufrechterhalten, und wir müssen uns weiterhin im öffentlichen Raum engagieren, um sicherzustellen, dass Gerechtigkeit und Pluralismus gefördert werden.

… Die Kirche ist also mit dem beauftragt, was John Webster einen Dienst des „Hinweises“ (indication) nennt. Wir bekennen und verweisen auf den, der den Sieg für uns errungen hat. Wir beten ihn an als einen Vorgeschmack auf das, was kommen wird. Und es ist genau diese Anbetung unseres gekreuzigten Herrn, die uns befähigt, unter hegemonialen Regimen auszuharren.

Ich bin nach wie vor überzeugter Sucher des dritten Weges.

Podcast: Wie die sozialen Medien unsere Lebenswelt prägen

Trevin Was produzierte 2022 die interessante Podcast-Serie “Reconstructing Faith” – als Antwort auf die fortgesetzte Dekonstruktion des Glaubens in “Evangelikalien”. Zu den erfrischenden Produkten dieser Denkbewegung gehört auch das Buch “The Thrill of Orthodoxy”. Hier habe ich das zentrale Thema kurz vorgestellt.

In der Podcastfolge 1/3 geht es um den Einfluss der sozialen Medien auf unsere Weltanschauung – besser gesagt: Weltvision. Einige Auszüge (Minuten 3-8):

Es stellen sich Fragen: Was ist das wahre Leben? Was ist wahr? Wer bist du? Wirklich? Welche Welt ist wirklich wichtig? Wo ist Weisheit zu finden?

… Der Effekt der neuen Technologie ist, dass sie uns von uns selbst trennt und uns loslöst von der Welt um uns herum und von dem, wozu wir berufen sind. Das Internet verbindet die Welt und macht sie gleichzeitig flach.
… Wir springen von einem Facebook-Post, der einen schrecklichen Moment in einem anderen Teil der Welt zeigt, direkt zu einem lustigen Tanz auf Tik-Tok. Das endlose Scrollen führt zu Langeweile, nicht zu Weisheit, zu einer Generation junger Menschen (die es verpasst, die wirkliche Welt richtig wahrzunehmen).
… (Bo Burnham) Die nicht-digitale Welt ist lediglich ein theatralischer Raum, in dem man Inhalte für den viel realeren, viel vitaleren digitalen Raum inszeniert und aufzeichnet.

Es gibt Daten von Anfang 2022 von HootSuite, (die zeigen, dass) … der durchschnittliche amerikanische Erwachsene jeden Tag zweieinhalb Stunden in den sozialen Medien verbringt. Dabei handelt es sich um den durchschnittlichen amerikanischen Erwachsenen, nicht den Teenager. Der durchschnittliche amerikanische Social-Media-Nutzer verbringt also jeden Tag mehr Zeit mit sozialen Medien als der durchschnittliche Christ pro Woche mit kirchlichen Aktivitäten. … Der durchschnittliche Christ verbringt (schliesslich) nicht zweieinhalb Stunden pro Tag mit Gebet und Bibellesen.

… Priorisieren Sie (als Pastor) die sozialen Medien als Plattform für das Gespräch über Jüngerschaft … Priorisiere die sozialen Medien im Kopf in Bezug darauf, was meine Gemeinde täglich beeinflusst. … Die sozialen Medien beeinflussen die Leute zweieinhalb Stunden pro Tag und es ist nicht nur so, dass sie während dieser Zeit Rezepte lesen oder lustige Katzenvideos anschauen. Ihr gesamtes Weltbild wird durch die Zeit, die sie in den sozialen Medien verbringen, geprägt.

Vortrag: 15 Themen für die Jüngerschaft im 21. Jahrhundert

In früheren Jahren durfte ich eine Reihe von Beiträgen schreiben (siehe auch hier), von Konferenzen berichten oder dazu beitragen (2016, 2018, 2021), interviewen sowie zwei Sammelbände mitverantworten.

Dieses Jahr freue ich mich sehr über dieses “fette” Angebot von Workshops. Es liest sich schon fast wie ein Starterkit zur Jüngerschaft in den Jahren als Jugendlicher:

Himmel auf Erden: Warum „Stille Zeit“ so viel mehr ist als christliches Pflichtprogramm
Ob du es nun „Stille Zeit“ nennst oder die Zeit wirklich still ist; ob du es jeden Morgen oder „lieber erst morgen“ tust; ob es in deinem Alltag eher Freude und Routine oder Kampf und Krampf bedeutet: Als Christ lebst du zwar noch auf dieser Erde, doch ist die Herrlichkeit des Himmels durch deine Beziehung zu Jesus zum Greifen nahe.
Gottes Ruhe für unsere Herzen
Wir überfluten unseren Alltag mit Informationen und Stimulationen. Wir leben gedanklich in der Zukunft, weil die Gegenwart uns zu langsam vergeht. Dabei sieht Gott für uns vor, dass wir in ihm wahre Ruhe finden.
Beziehungsstatus: Es ist kompliziertDating im Jahr 2024 sieht anders aus als noch vor einigen Jahren. Aber wie ist es möglich, sich auf eine Art kennenzulernen, bei der Gott geehrt wird und es gleichzeitig gut ist für alle Beteiligten? Wir wollen uns Zeit nehmen, Gottes Prinzipien auf das Thema Dating anzuwenden. Ein Seminar über Körbe geben und empfangen, über gesunde platonische Freundschaften und über weise Wege, Gott in Beziehungen und Kennenlernphasen die Ehre zu geben. 
Einmal Christ, immer Christ?
Die Bibel ist oft nicht leicht zu verstehen. Da gibt es die Bibelstellen, die davon sprechen, dass man niemals aus Gottes Hand fallen kann. Dann wieder gibt es strenge Aufforderungen, fest im Glauben dranzubleiben mit schlimmen Folgen, falls man das nicht tut. Was stimmt denn nun? Auch die Erfahrung macht es nicht unbedingt einfacher. Jeder kennt Menschen, die eine Weile mit Jesus unterwegs waren, aber mittlerweile anders unterwegs sind. 
Unvergesslich lesen
Wenn ich so auf mein Bücherregal sehe, wünschte ich, dass das alles da in meinem Kopf wäre, zumindest der Teil, den ich schon gelesen habe. Doch das meiste weiß ich leider nicht mehr. Vielleicht kennst du das. Du liest ein Buch, ob ein dickes oder ein dünnes, nach zwei Monaten oder zwei Jahren siehst du es wieder bei einem Blick ins Bücherregal und fragst dich, was da nochmal so drinstand.
„10 Fashion-No-Go‘s für Christen — Was Gott zum Thema Kleidung sagt!“
Mit dem Thema Kleidung geht jede Gemeinde anders um. Von konservativ: „Geht der Rock nicht übers Knie, siehst Du die Himmelspforte nie“, bis liberal: „Ob oversized oder slim fit, Denim Shorts oder Sweatpants… voll egal, wie Du Dich anziehst: Jesus liebt Dich.“ Aber, wer hat recht? Ist es Jesus egal, was ich anhabe oder hat Er dazu etwas zu sagen?
Emojis oder Emotionen
Ist es besser, mit 30 Leuten gleichzeitig zu schreiben oder eine tiefe Freundschaft zu führen? Freundschaft eher online oder offline? Wie kann eine Freundschaft zu deinem persönlichen und geistlichen Wachstum beitragen?
Meinungsfreiheit? Was darf man als Christ heute noch sagen?
„Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten.“ Mit diesem fulminanten Satz beginnt der 5. Artikel des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland. In diesem Seminar wollen wir gemeinsam überlegen, ob, und wenn ja, welche Tabus es in unserer Gesellschaft heutzutage gibt und wie wir als Christen damit umgehen sollten. Wir werden sehen: Entscheidend für ein Leben in Freiheit ist der Mut – der Mut zur eigenen Meinung!
Sorry, bin zu busy!
Gibt es heutzutage überhaupt noch jemanden, der nicht busy ist? Wahrscheinlich schon. Ich vermute aber, es sind eher die wenigsten. Bibellesen, Beten, Schule, Studium, Gemeinde, Arbeit, Nachrichten lesen, Bücherlesen, Sport machen, Instrumente spielen, mit Freunden treffen, für andere da sein… you name it! Was müssen wir nicht alles erledigen. Busyness ist für viele einfach der Standard im Leben.
Als Fremdlinge in der Welt leben – Welchen Einfluss der Zeitgeist auf unser Leben als Christen hat
Auch wenn nie alle Menschen unseres Kulturkreises sich dem Christentum verschrieben hatten, so galt es dennoch lange als eine Bereicherung oder zumindest ein akzeptierter Teil der Gesellschaft. In den letzten Jahren hat sich das verändert, inzwischen wird das Christentum häufig als feindselig oder sogar als Bedrohung wahrgenommen. Wie kam es zu dieser Entwicklung? Wie äußert sich diese Haltung in der Schule, der Uni oder auf Arbeit? Und wie können wir als Christen darauf reagieren?
Dran bleiben! – die Hoffnung auf Jesus ist unsere Stärke in der Jugendarbeit!
In vielen Gemeinden ist es nicht einfach, eine Jugendarbeit auf die Beine zu stellen und kontinuierlich fortzuführen. Mitunter ist es zäh und es gibt immer wieder Rückschläge. Gib nicht auf, bleib dran und setze deine Hoffnung auf Jesus. Von ihm bekommen wir neue Kraft und neue Impulse und dürfen erleben, wie die Arbeit wächst und Jugendliche gesegnet werden. 
Alltagsmission. Scheine da, wo du bist.
„Papua-Neuguinea oder Südafrika? Puh, eigentlich will ich nicht so weit weg. Ich glaube, Mission ist doch nichts für mich.“ Was bedeutet „Mission“ überhaupt? Muss man dafür zwingend ins Ausland? Was ist mit deinen Freunden, Arbeitskollegen oder Kommilitonen, die Jesus noch nicht kennen.
Biblisch Entscheidungen Treffen
Der Mensch trifft bis zu mehreren zehntausend Entscheidungen pro Tag. Deine Entscheidungen formen nicht nur deine Zukunft – sie formen auch dich. Ausbildung oder Schule? Was kommt nach dem Abi? Will ich diesen oder jenen Menschen näher kennenlernen? Investiere ich meine Freizeit in …? Wo will ich einmal hinziehen? Welche Gemeinde will ich besuchen? Für Christen haben sämtliche dieser Fragen mit einer tieferen Frage zu tun: „Wie kann ich so entscheiden, dass es Gott gefällt?“
Glaubenswachstum durch Jüngerschaft
Zahlreiche (junge) Christen entwickeln ein „Single-Christsein“. Viele Kämpfe und Herausforderungen im eigenen Glaubensleben können häufig nicht bewältigt werden und im Glaubensleben geht es oft nur schleppend voran. Ein gemeinsamer Nenner für diese Schwierigkeiten lautet „fehlende Jüngerschaft“.
Social Media mit Sinn – Biblische Weisheiten für deinen Online-Alltag
Junge Menschen verbringen täglich im Durchschnitt zwei Stunden auf verschiedenen Online-Plattformen. Dabei stoßen sie auf Fotos, Memes und Videos mit Lifehacks, Comedy, atemberaubender Natur und diversen politischen Meinungen. Aber welchen Quellen kann man vertrauen? Wie unterscheidet man zwischen Wahrheit und Fake? Sollte ein Christ überhaupt Social Media nutzen? Und wie sieht ein weiser Umgang mit Social Media aus?

Buchhinweis: Dieses Buch war ein Augenöffner für C. S. Lewis

Zu manchen Autoren greife ich in regelmässigem Abstand, d. h. jährlich oder in jedem zweiten Jahr. Ich zog “Der unsterbliche Mensch” von G. K. Chesterton hervor. In meinem eBuch “Chesterton für eine neue Generation” habe ich eine ausführliche Darlegung des Inhalts vorgenommen.

C. S. Lewis zählte diesen Band im Brief an Sheldon Vanauken (23. Dezember 1950) zu den 10 prägendsten für dessen Weltanschauung. Er schreibt:

Ich glaube nicht, dass es einen *demonstrativen* Beweis (wie Euklid) für das Christentum gibt, noch für die Existenz der Materie, noch für den guten Willen und die Ehrlichkeit meiner besten und ältesten Freunde. Ich halte alle drei (außer dem zweiten) für weitaus wahrscheinlicher als die Alternativen. Die Argumente für das Christentum werden von Chesterton [in *Der unsterbliche Mensch*] gut dargelegt; […] Selbst in Märchen ist die Wahrheit enthalten. Othello glaubte an Desdemonas Unschuld, als sie bewiesen war; jedoch kam dies zu spät. Lear glaubte an Cordelias Liebe, als sie bewiesen war; das war ebenfalls zu spät. […] Aber angenommen, man glaubt und irrt sich doch? Nun, dann hätte man dem Universum ein Kompliment gemacht, das es nicht verdient hat. Ihr Irrtum wäre sogar interessanter und wichtiger als die Wirklichkeit. Und doch, wie könnte das sein? Wie konnte ein idiotisches Universum Geschöpfe hervorbringen, deren bloße Träume so viel stärker, besser, subtiler sind als sie selbst?

Es gibt ganz anständige Kapitelzusammenfassungen wie diese

Einleitung: Der Plan für dieses Buch

The Everlasting Man ist eine zweiteilige Geschichte der Menschheit, nämlich die von Christus und des Christentums.  Während “Orthodoxie” Chestertons eigene geistliche Reise detailliert beschreibt, versucht er in diesem Buch, die geistliche Reise der Menschheit oder zumindest der westlichen Zivilisation zu illustrieren.

Teil I Über die Kreatur, die Mensch genannt wird

Kapitel 1: Der Mensch in der Höhle

Der Höhlenmensch ist aufgrund seiner Kunst ein Mensch wie wir; erst die falsche Darstellung des Menschen durch die Wissenschaft stellt aus dem „prähistorischen“ Menschen ein Tier her.  Die langsame Entwicklung des Menschen ist in der Tat unlogischer als eine rasche Entwicklung; die Zeit des Prozesses hat nichts mit dem Prozess selbst zu tun.  In der Argumentation gibt es eine Taktik, die als Zeitverschiebung bekannt ist – ein „Ablenkungsmanöver“, bei dem der Umfang eines Themas durch die Chronologie des Themas übertrumpft wird.  Indem man den Zeitrahmen ändert … (wandelt man) eine Optimierungsentscheidung in eine Suffizienzentscheidung um und lässt so das Problem hinter sich.  Chesterton bringt das Argument weg (von der Diskussion über die zeitliche Abfolge bzw. Länge) hin zu der Frage: „Gibt es wirklich einen Unterschied zwischen uns in der Gegenwart und denen in der Vergangenheit?

Kapitel 2: Professoren und prähistorische Menschen

Die menschliche Zivilisation wird ebenso wie die Kriege von den Siegern geschaffen; diese Ansicht ist jedoch eine moderne.  Der Mensch war schon immer ein Mensch mit seinen Schwächen, Lösungen, Fehlern und der ihm eigenen Kreativität. Das Problem, um das es hier geht, ist der Beginn des Denkens, das die tierische Natur zum Menschen macht. … Religion ist das Einzige, das erklärt, was es bedeutet, ein Mensch zu sein.

Kapitel 3: Das Alter der Zivilisation

Babylon und Ägypten, zwei der frühesten Zivilisationen, lehren uns, dass sich die Zivilisation nicht in einer linearen progressiven Beziehung, sondern in parallelen Linien vollzieht. Was in der Vergangenheit geschah, geschieht auch heute: Damals verfügten sie über Technologie, wir haben Technologie; sie hatten eine schwindende Demokratie, wir ebenfalls; sie hatten Kunst und Geheimnisse, wir haben dies (freiwillig) aufgegeben.

Kapitel 4: Gott und vergleichende Religion

In Kapitel 4 knüpft Chesterton an die Geschichte als zeitliche Abfolge an, von der im letzten Kapitel die Rede war. Jetzt geht zu einer konkreteren Geschichte über – der Geschichte des Glaubens.  Im Gegensatz zum Glauben ist der Humanismus der Glaube an den Nicht-Glauben – und damit eine weitere moderne Erfindung.  Der Mensch hat Gott nicht erschaffen, aber er hat die Lüge erschaffen, damit er sich selbst erschaffen kann.  Je mehr wir uns von Gott trennen, desto stärker ent-menschlichen wir uns.

Kapitel 5: Der Mensch und die Mythologien

Nun kommen wir zur zweiten Kategorie in der Einteilung der Religionen (Gott; die Götter; die Dämonen; die Philosophen).  Im letzten Kapitel ging es um Gott und die Flucht des Menschen vor einem „Numinosen“.  Im Fortschritt (oder Rückschritt) der Zivilisationen erreichen wir die nächste Kategorie der „Götter“.  Es gibt einen Hinweis auf etwas Kommendes, einen Helden, der das in diesen Mythen ausgedrückte Bedürfnis erfüllt; dieses weltverändernde Ereignis wird für die zweite Hälfte des Buches aufgespart.

Kapitel 6: Die Dämonen und die Philosophen

Dieses Kapitel ist in zwei Teile gegliedert: die Zeit, in der die Dinge wirklich schlimm werden, und die Versuche, diese zu rationalisieren. Man sagt, dass die Dinge vor der Morgendämmerung am dunkelsten sind, aber die Dunkelheit hier ist die Zeit, in der wir wie die gesamte Menschheit vom Licht in die Schatten geflohen sind.

Kapitel 7: Der Krieg der Götter und Dämonen

In diesem epischen Kampf der Titanen schreibt Chesterton über die Sehnsucht der Erde nach einem Erlöser. Die Finsternis hat die Erde überrollt; die Menschheit steht im Begriff, von den Dämonen vernichtet zu werden – und doch hält das Göttliche eine Glut für Christus am Leben.  Denken Sie daran, dass diese Geschichte … aus der Perspektive eines Außenstehenden erzählt wird.  Selbst aus diesem historischen Nasenbluten heraus können wir sehen, wie die Bühne für das größte Ereignis der Geschichte bereitet wird, das die Zeit in zwei Hälften teilt.

Kapitel 8: Das Ende der Welt

Selbst nachdem der Mensch den Krieg gegen die Dämonen gewonnen hatte, verlor er die Schlacht, die er nie gewinnen konnte: den Kampf gegen seine gefallene Natur.  Was im Offensichtlichen gewonnen wurde, ging im Verborgenen verloren.  Die Zivilisation des Menschen ist gefallen und verloren.  Die Welt wäre schon vor Jahrtausenden untergegangen, wenn es keine Hilfe von jenseits der natürlichen Welt gegeben hätte.

Teil 2 Über Christus

Kapitel 1: Der Gott in der Höhle

Die beiden Teile beginnen beide auf dieselbe Weise, nämlich in einer Höhle.  So wie das Einzige, was wir über den „Höhlenmenschen“ wissen, seine Kunst ist, so ist das Einzige, was wir über Christus wissen … die Kunst in der Höhle, in der er geboren wurde.  Die Weihnachtsgeschichte ist uns zu nahe, wir müssen innehalten und staunen, was da passiert ist.  Es war keine friedliche Versammlung, kein kleiner Trommlerjunge, keine friedlich dreinschauenden Tiere – nur die gewöhnlichen Aspekte einer schmutzigen Höhle mit Dreck und Dung überall.  Es war wahre Demut, und doch brachte sie sowohl Spaltung als auch Einheit in die Welt.

Kapitel 2: Die Rätsel des Evangeliums

In diesem Buch, das eigentlich eine reductio ad absurdum ist, wird dieser Ansatz in diesem Kapitel auf Jesus angewandt. Im ersten Teil des Buches haben wir festgestellt, dass, wenn der Mensch nur ein Tier ist, dies sowohl zu Absurditäten (warum sollte es dann überhaupt eine Religion geben?) als auch zu Widersprüchen (warum gibt es Kunst?) führt. Im zweiten Teil untersuchen wir, ob Christus nur ein Mensch ist, wobei wir denselben Ansatz verfolgen.  Das Schwierige an der Anwendung der reductio ad absurdum ist, dass man nur der Prämisse folgen muss. Chesterton tut dies, indem er (genau wie beim Menschen) Christus durch einen weltlichen Blickwinkel betrachtet, bis dieser sich selbst widerspricht.

Wer ist Christus? Was machen wir mit ihm? Diese Fragen sind die Hunde, vor denen wir davonlaufen.  Es scheint, dass das Licht so hell ist, dass wir es dämpfen müssen, indem wir Christus in eine bestimmte Schublade stecken – und doch ist es die Fülle der Schubladen, die bestätigt, dass er mehr ist als die Summe der Teile, in die wir ihn zu stecken versuchen. Wenn wir das Evangelium betrachten, sehen wir, dass seltsame Dinge geschehen (denken Sie daran, dass dies von einem säkularen Standpunkt aus geschieht): Rätsel, Aussagen, die keinen Sinn ergeben – selbst für die Juden; Geschichten, der Lobpreis der Sanftmütigen während einer militärischen Besetzung etc.  Beginnen wir die Reise, um herauszufinden, ob Christus nur ein Mensch war.

Kapitel 3: Die seltsamste Geschichte der Welt

Die Zusammenfassung des Lebens von Christus kommt zu einem Ende. Dieses Ende war jedoch der ganze Zweck seines Kommens. Aus der Sicht der Menschen wurde Jesus getötet, weil er etwas behauptete, das er war – das „Ich bin“.  Das Argument, das Leben Jesu sei eine bloße Erfindung gewesen, geht an der Tatsache vorbei, dass es sich, wenn es erfunden wurde, tatsächlich um eine ursprüngliche Erfindung handelt. Fälschungen brauchen etwas, worauf sie sich stützen können; doch hier ist etwas so erschreckend Originelles, dass wir versuchen es zu verwässern.

Das Neue kann sich nur erheben, wenn das Alte vergangen ist. So wie ein Schmetterling erst fliegen kann, nachdem die Raupe aufgehört hat, im Dreck zu kriechen, so wurden unsere Mythen und Philosophien zerstört, vernichtet und sogar als falsch erwiesen, und während des Lebens, ganz sicher jedoch des Sterbens Christi.

Kapitel 4: Das Zeugnis der Ketzer

In diesem Kapitel wird die Kirche durch eine ungewöhnliche rhetorische Technik als wahr erwiesen: Indem die Angriffe gegen die Kirche zur Verteidigung der Kirche genutzt werden.  Wenn wir uns mit der wahren Lehre, dem leitenden Licht des Wortes, befassen, sehen wir, dass wir mit ihr gegen die Welt bestehen können.

Kapitel 5: Die Flucht aus dem Heidentum

In diesem Kapitel werden der Weg des Menschen und der Weg Gottes gegenübergestellt.  Im gesamten ersten Teil dieses Buches wurde gezeigt, dass der Weg des Menschen ein (manchmal langsamer, aber zumeist ruckartiger) Fall weg von Gott ist. Der Beginn der zweiten Hälfte war die Rettung des Menschen durch Gott. Alle Versuche des Menschen aus der ersten Hälfte der Geschichte wurden entweder als vollständige und völlige Irrtümer dargestellt (die aufgegeben werden mussten) oder aber sie wurden versöhnt. … Darin zeigt sich das große Schisma: Der Osten zeigt eine Welt, die an „nichts“ glaubt, während der Westen an alles glaubt, die Kirche aber an das Ewige.

Kapitel 6: Die fünf Tode des Glaubens

Wenn wir die Geschichte der Kirche betrachten, scheint es für den ungeübten Verstand so, als ob sie sich ständig mit Glaubensbekenntnissen weiterentwickelt hätte, bis sie etwas erreicht hätte, das die Menschen akzeptieren würden. Das ist nicht der Fall, ganz im Gegenteil.  Die Kirche ist immer dann gestorben, wenn sie sich für die populäre Sichtweise entschieden hat.  Dann kam die Kirche zurück, ohne die Popularität, jedoch mit der Wahrheit. Die Kirche kann weder äußerlich (siehe letztes Kapitel) noch innerlich zerstört werden. Der Mensch kann das Ewige nicht zerstören.

Schlussfolgerung: Die Zusammenfassung dieses Buches

Eine Zusammenfassung der Geschichte der Welt: Der Mensch ist nicht nur ein Tier, Christus war nicht nur ein Mensch – und der göttliche Wahnsinn war die Vernunft, die gegen die Zeit stand.   So wie ein helles Licht für diejenigen, die sich an die Dunkelheit gewöhnt haben, ein stechender Schmerz ist, aber dann alles offenbart – so macht die Kirche (mit Christus als Haupt) dasselbe mit der Welt.

Chesterton kennenlernen

Eine etwas ausführlichere kapitelweise Zusammenfassung findet sich hier.

Trevin Wax, der eine empfehlenswerte Neuausgabe des Klassikers, versehen mit Anmerkungen, Lesehinweisen und Kapitelzusammenfassung, herausgebracht hat, liefert in diesem einstündigen Podcast einen grossartigen Überblick über den Klassiker.

In diesem Artikel gibt es eine hervorragende Einführung zu den paradoxen Umkehrungen Chestertons, die der Leser kennenlernen muss, um optimal vom Lesen zu profitieren.

Appetit zum Lesen angeregt? Das Buch gibt es sowohl online wie auch als kostenloses Hörbuch.

Zudem empfehle ich die beiden Biografien Wisdom and Innocence: A Life of G.K. Chesterton von Joseph Pearce sowie The Complete Thinker von Dale Ahlqvist.

Buchhinweis: Theologische Anthropologie Herman Bavincks

Nathaniel Gray Sutanto gibt am Anfang seiner neuen Studie zur theologischen Anthropologie – die er als Begleitband zu seiner theologischen Epistemologie sieht – einen Überblick über aktuelle dogmatische Fragen:

Wenn man die zeitgenössische dogmatische Literatur durchforstet, sieht man zum Beispiel konkurrierende Visionen für jede Dimension der theologischen Anthropologie.

  1. Zur Frage der imago Dei gibt es Modelle, die sich auf die einzigartige Struktur (und die Fähigkeiten) des Menschen, unseren Beziehungscharakter oder unsere Berufung als das, was das Bild ausmacht, konzentrieren.
  2. In Bezug auf die Beziehung zwischen Körper und Seele gibt es physikalische Modelle, die eine rein materialistische Darstellung der Seele bieten, oder ein dualistisches Modell, das der Seele Vorrang vor dem Körper einräumt, und es gibt Debatten über die Fähigkeiten der Seele und ihre Beziehung zum Körper.
  3. Was die Bestimmung des Menschen betrifft, so sind zwei Debatten entstanden: eine über die Frage, ob die Inkarnation das Mittel ist, durch das der Mensch nach dem Sündenfall mit Gott vereint wird, und die andere über die Bedeutung und den Stellenwert der “beautific vision”. Welche Rolle spielt der Körper? Und ist das Ende der Menschheit eher jenseitig oder diesseitig? Wird die Menschheit einheitlich sein, oder wird das Ende die Vielfalt einschließen, die sich im Laufe der Menschheitsgeschichte unter den Völkern entwickelt hat?
  4. Was die Ursprungssünde betrifft, so wird weiterhin darüber diskutiert, ob die Menschen an der Sünde Adams (bzw. der ersten menschlichen Gemeinschaft) schuldig sind oder lediglich durch sie verunreinigt werden, und es gibt weitere Fragen dazu, wie genau die Sünde Adams auf uns übertragen wird. Auf die Frage nach der Übertragung der Sünde Adams gibt es zwei Antworten. Der Föderalismus argumentiert, dass Adams Sünde auf uns übertragen wird, weil Gott bestimmt hat, dass Adam die Menschheit als ihr föderales Haupt repräsentiert, und daher Adams Sünde als unsere Sünde zählt. Auf der anderen Seite argumentiert der Realismus, dass Adams Sünde die unsere ist, weil wir irgendwie in Adam waren, an seiner menschlichen Natur teilhatten oder sozusagen in seinen Lenden sind.
  5. In der christlichen Ethik werden also auf der Grundlage dieser vorrangigen theologischen Antworten unterschiedliche Erklärungen für die Sünde angeboten: Ist Schuld etwas Gesellschaftliches oder nur etwas Individuelles? Liegt meine Verantwortung darin, meinen eigenen tugendhaften Charakter und meine Frömmigkeit vor Gott anzustreben, oder gibt es eine primär soziale Ausrichtung, die mein Handeln bestimmen sollte? Und wenn sich die Menschheit zu einer Vielfalt von Ethnien und Nationalitäten entwickelt hat, wie sollten wir dann die grundlegende Einheit der Menschheit charakterisieren?

Input: Bestseller mit häretischem Inhalt

Der christliche Philosoph und Apologet Douglas Groothuis (* 1957) setzt sich mit dem katholischen Bestsellerautor Richard Rohr (* 1943) und dessen letztem Buch auseinander. Es geht mir dabei weniger um das Buch als vielmehr um die Herangehensweise: Den Anspruch prüfen, die zentralen Argumente herausschälen und der biblischen Botschaft gegenüberstellen.

Anliegen: Für Richard Rohr hat ein Großteil der Kirche den wahren Christus aus den Augen verloren. Wenn das wahr ist, ist es ernst. Rohr bezeichnet es als sein „Buch über das Ende des Lebens“, das alle wichtigen Gedanken enthält.Rohr rät uns, unser „wahres Selbst“ zu finden, anstatt einen Erlöser zu erkennen, der sich von unserem Selbst unterscheidet; seine Lehre über das kontemplative Gebet betont das Loslassen der Gedanken, anstatt sie auf Christus zu richten.
Wenn Rohr über das wichtigste Thema im Universum, die Identität Jesu Christi, schreibt, zitiert er oft die Bibel als AutoritätDeshalb beurteile ich ihn nach der Schrift (vgl. Mt 24,23; 1Joh 4,1-6; 2Kor 11,14f).Nicht jeder, der sich der christlichen Terminologie bedient, verwendet die Bibel als Wörterbuch für seine Bedeutung.
“Vor allem gleich zu Beginn müssen Sie zulassen, dass einige der Worte in diesem Buch zumindest eine Zeit lang teilweise geheimnisvoll bleiben. Ich weiß, dass dies für unseren egoistischen Verstand, der bei jedem Schritt die Kontrolle haben möchte, unbefriedigend und beunruhigend sein kann.”Das mag verlockend mystisch und geistlich klingen, ist aber eher ein Rezept zur Entwaffnung des rationalen Verstandes für spirituelle Fragen, was in der Tat die Essenz seines Verständnisses des kontemplativen Gebets ist. Im Gegensatz zu Rohr ist es richtig und gesund, Wahrheitsansprüche anhand von Logik und Schrift zu beurteilen.
Mit der immerwährenden Weisheit meint Rohr nicht die biblische Lehre, sondern ein gemeinsames spirituelles Bewusstsein, das von verschiedenen Mystikern, Sehern und Weisen im Laufe der Geschichte und innerhalb verschiedener Religionen erschlossen wurde.Rohrs Weltanschauung ist kein Monotheismus, sondern eher Pantheismus (alles ist göttlich) oder vielleicht Panentheismus (alles ist in Gottes Wesen). Er manipuliert die Heilige Schrift, um dies zu lehren (z. B. mit Kol 3,11).
Rohr verneint einen eindeutigen Bruch zwischen Gott und der Schöpfung und behauptet, dass die Inkarnation mit der Schöpfung begann, als sich die „unendliche Urquelle“ in die endlichen Dinge ergoss. Jesus war tatsächlich die zweite Inkarnation. Rohr ist zweifellos ein Emanationist. Das heißt, Gott „erschafft“ nicht, indem er das Universum aus dem Nichts ins Leben ruft (ex nihilo), sondern indem er sein Wesen in die Dinge ausdehnt, die dadurch göttlich werden. Der Kosmos ist die Emanation oder Externalisierung Gottes. 
Der Monotheismus – ob jüdisch, christlich oder islamisch – geht davon aus, dass Gott in seinem Wesen von der geschaffenen Welt getrennt ist.
Das Christusmysterium ist kein einmaliges Ereignis, sondern ein fortlaufender Prozess durch die Zeit – so beständig wie das Licht, das das Universum erfüllt“. Rohr kann die Aussage Jesu „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (Johannes 14,6), nur akzeptieren, wenn er damit meint, dass Jesus nicht von sich selbst als Individuum (Jesus) spricht, sondern als der universale Christus, der der universale Weg, die Wahrheit und das Leben.Rohr möchte uns glauben machen, dass Jesus und der Christus zwei verschiedene Personen sind. Und für Rohr ist Christus die wichtigere der beiden. Wir müssen uns also nicht Jesus als Erlöser und Herrn unterwerfen, um mit dem göttlichen Pochen und Fließen eines sich entwickelnden Universums mitzugehen.Es gibt nur einen unendlich-persönlichen Gott (Deuteronomium 6:4; Jakobus 2:19), der ewig und gleichermaßen in drei Personen als Vater, Sohn und Heiliger Geist existiert (Matthäus 28:19). Dies ist eine Drei-in-Eins-Beziehung. Die zweite Person der Dreifaltigkeit wird als das Wort (griechisch: logos) bezeichnet, das „bei Gott war und Gott war“ und das „alle Dinge geschaffen hat“ (Johannes 1,1-3). Dieses Wort nahm in der Raum-Zeit-Geschichte als Jesus von Nazareth eine menschliche Natur an (Johannes 1,14).Gott, der Sohn, hat schon immer existiert. Der vor der Menschwerdung existierende Christus (der Sohn oder das Wort) leitete die Welt durch göttliche Weisheit und wartete auf den richtigen Zeitpunkt, um im Fleisch zu erscheinen (Galater 4,4; Johannes 1,18). 
Rohr meint, dass „das Wort“ bedeutet, dass „Christus“ eine universelle Kraft ist, die ständig erlösend wirkt. Gott liebt die Dinge, „indem er zu ihnen wird“. (1) Ein unendlicher Gott kann nicht zu etwas Endlichem werden. Selbst in der Menschwerdung bleiben die göttliche und die menschliche Natur Jesu getrennt und vermischen sich nicht.(2) Die Liebe erfordert einen Liebenden und einen Geliebten. Wenn Gott zu dem wird, was er liebt, dann würde die Liebe aufhören, denn es gäbe kein Objekt mehr, das Gott lieben könnte.(3) Gott ist ein persönliches Wesen (Exodus 3,14). Als solches kann er nicht etwas Unpersönliches werden und persönlich bleiben.
Ich war nie von Gott getrennt und kann es auch nicht sein, außer in meinem Kopf.Dies widerspricht dem biblischen Verständnis von Sündenfall und Sünde und untergräbt die biblische Darstellung der Erlösung.Wenn Gott die Welt liebt, indem er zu ihr wird, dann gibt es keine Sünde, die durch das stellvertretende Opfer Christi am Kreuz gesühnt werden müsste.

Zitat der Woche: Leidende Herzen sind unfassbar anfällig für Versuchung

Sehr ehrlicher Bericht des begabten Auslegers und Musikers Rudi Tissen:

Leidende Herzen sind unfassbar anfällig für Versuchung. Blutende Seelen können unglaublich schnell offen dafür sein, Grenzen zu verschieben, um zu bekommen, was man sich so sehr wünscht.

real erlebter Schmerz kann dazu führen, dass zwischen Wissen und Empfinden ein Graben entsteht, der immer wieder ganz bewusst durch die Erinnerung an die Zusagen Gottes geschlossen werden muss.

… Mit den Jahren, die ins Land gingen, kam dann eine andere Frage immer häufiger auf: Warum gerade wir? Ja, mein Herz neigte sogar regelmäßig dazu, diese Frage zu einer Anklage Gott gegenüber zu machen.

So war die Zeit des Wartens für uns als Ehepaar eine Zeit, in der unsere Herzen zwischen Hoffnung und Verzweiflung hin- und hergerissen wurden. Manchmal waren wir voller Hoffnung, dass der Gott, der das Nichtseiende ruft, als sei es da, uns doch noch ein Kind schenkt. Dann saßen wir wieder weinend und verzweifelt auf dem Boden unseres Wohnzimmers.

Ich durfte in dieser Zeit lernen, dass Klage fester Bestandteil christlicher Frömmigkeit, ja Ausdruck echten Glaubens ist. Ich darf vor Gott weinen – über den Zustand und das Elend einer gefallenen Welt und auch über das Leid in meinem persönlichen Leben. Ja, ich darf es nicht nur – ich brauche das. Mein Herz braucht es, weil es sich in der Klage an den wendet, dessen Trost allein groß genug ist, um Wunden zu heilen und Schmerz zu lindern. Meine Seele braucht an Gott gerichtete Klage, weil sie dort entdecken und zu empfinden lernen darf, dass nichts im Himmel und auf der Erde (auch kein Kind) mir das Glück schenken kann, das er mir gibt (siehe z.B. Ps 73).

Zitat der Woche: Die kleinen grauen Zellen haben es mir gesagt

Poirot gehört zu meinen Lieblings-Detektiven. “Befeuert” wurde meine Liebe zu Detektivromanen (Pater BrownLord Peter WimseySherlock Holmes) durch Roger Nicole. Dieses Interesse wiederum wurde durch Marc Devers Reflektion geweckt. Dasselbe Interesse hatte auch J. I. Packer.

Diese Stelle aus Mord auf dem Golfplatz gehört zu meinen Lieblingszitaten:

Niemals habe ich jemanden dermaßen verdattert erlebt. Poirots Kinn sackte nach unten. Er sah überhaupt nicht mehr munter aus, sondern starrte mich mit offenem Mund an. »Was sagen Sie da? Ein weiterer Mord? Aber dann habe ich mich geirrt. Ich habe versagt. Soll Giraud sich getrost über mich lustig machen – Grund genug hat er.« »Sie haben also nicht damit gerechnet?« »Ich? Um nichts in der Welt. Dieser Mord zerstört meine Theorie – er ruiniert alles, er, ach nein!« Er blieb stehen und schlug sich auf die Brust. »Das ist unmöglich. Ich kann mich einfach nicht irren. Wenn man die Tatsachen methodisch und in der richtigen Reihenfolge durchgeht, dann ist nur eine Erklärung möglich. Ich muss Recht haben. Ich habe Recht!« »Aber dann…« Er fiel mir ins Wort.

»Warten Sie, mein Freund. Ich muss Recht haben, deshalb ist dieser neue Mord unmöglich, es sei denn – es sei denn… Oh, warten Sie, ich flehe Sie an. Sagen Sie nichts!« Er verstummte für ein oder zwei Minuten, dann, und nun wirkte er wieder ganz normal, sagte er in ruhigem, überzeugtem Ton: »Das Opfer ist ein Mann mittleren Alters. Sein Leichnam wurde in dem verschlossenen Schuppen in der Nähe des ersten Tatorts gefunden, und er war seit mindestens achtundvierzig Stunden tot. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde er auf ähnliche Weise erstochen wie Monsieur Renauld, wenn auch nicht unbedingt in den Rücken.«

Jetzt war ich derjenige, dem das Kinn nach unten sackte – und wie es sackte! In all der Zeit, die ich Poirot nun schon kannte, hatte ich so etwas noch nicht erlebt. Und unweigerlich kamen mir Zweifel. »Poirot«, rief ich. »Sie wollen sich über mich lustig machen. Sie haben längst alles über diesen Mord gehört.« Er bedachte mich mit einem ernsten, vorwurfsvollen Blick. »Trauen Sie mir das wirklich zu? Ich versichere Ihnen, ich habe rein gar nichts gehört. Haben Sie nicht gesehen, welchen Schock Ihre Mitteilung für mich bedeutet hat?« »Aber woher um alles in der Welt wissen Sie dann so viel?« »Ich habe also Recht? Natürlich, ich habe es gewusst. Die kleinen grauen Zellen, mein Freund, die kleinen grauen Zellen. Die haben es mir gesagt. …

Zitat der Woche: Da haben wir uns etwas eingebrockt

Ich wurde gefragt, welches meine Lieblingfigur von Tolkien epischem Werk “Der Herr der Ringe” (eigene Rezension) ist. Meine Antwort: Sam Gamdschie. Die erste Schlüsselstelle aus dem ersten Buch, zweites Kapitel, beschreibt den heimlich dem vertraulichen Gespräch zwischen Gandalf (zweitliebste Figur) und Frodo (drittliebste Figur) lauschenden Sam:

»Na ja, Herr«, sagte Sam ein bisschen verlegen, »ich hab so allerlei gehört, was ich nicht ganz kapiert hab, von einem Feind und irgendwelchen Ringen, von Herrn Bilbo, von Drachen und einem feuerspeienden Berg – und von Elben. Ich hab zugehört, weil ich einfach nicht anders konnte, wenn Sie mich recht verstehn. Meine Güte, was hör ich solche Geschichten gern! Und ich glaub auch dran, egal was der Timm dazu sagt. Elben, Herr! Ich würde die so gerne mal sehn! Könntest du mich nicht mitnehmen, wenn du weggehst, Herr Frodo, dass ich auch mal die Elben sehe?« Gandalf lachte auf einmal. »Komm herein«, rief er, streckte beide Arme aus dem Fenster und hob den verblüfften Sam mitsamt Schere, Grasschnipseln und allem übrigen herein und stellte ihn auf die Füße. »Dich mitnehmen zu den Elben, so so?«, sagte er und guckte Sam scharf an, doch mit Lachfältchen im Gesicht. »Du hast also gehört, dass dein Herr Frodo fortgeht?« »Ja, Herr Gandalf. Und darum hab ich nach Luft geschnappt, was Sie wohl gehört haben. Ich wollte’s mir verhalten, aber da blieb mir einfach die Luft weg, so hat mich das getroffen.« »Es ist nicht zu ändern, Sam«, sagte Frodo traurig. Ihm wurde plötzlich klar, dass die Flucht aus dem Auenland Trennungen bedeutete, die noch schmerzlicher waren als der Abschied von den gewohnten Annehmlichkeiten von Beutelsend. »Ich werde gehen müssen. Aber«–und er sah Sam scharf ins Gesicht–»wenn dir wirklich etwas an mir liegt, dann sagst du davon zu niemandem ein Sterbenswort. Verstanden? Wenn nicht, wenn du irgendwo auch nur eine Andeutung von dem machst, was du gehört hast, dann wird Gandalf dich hoffentlich in eine fette Nacktschnecke in einem Garten voller hungriger Igel verwandeln.« Zitternd fiel Sam auf die Knie. »Steh auf, Sam!«, sagte Gandalf. »Mir ist noch etwas Schöneres eingefallen. Es wird dir den Mund verschließen und ist die gerechte Strafe fürs Horchen. Du gehst mit dem Master Frodo!« »Ich, Herr Gandalf!«, rief Sam und sprang auf wie ein Hund, der mit auf einen Spaziergang darf. »Ich darf mit, die Elben sehn und was nicht noch alles? Hurra!«, brüllte er. Dann kamen ihm Tränen.

Die zweite Stelle kommt aus dem zweiten Kapitel des zweiten Buches “Erlands Rat”:

(Frodo) »Ich werde den Ring tragen«, sagte er, »obwohl ich den Weg nicht weiß.« … (Elrond) Doch es ist eine schwere Last. So schwer, dass niemand sie einem andern aufbürden kann. … (Sam) »Aber du willst ihn doch nicht etwa allein losschicken, Meister?«, rief Sam, der nicht länger an sich halten konnte und aus der Ecke hervorsprang, wo er bisher still auf dem Boden gesessen hatte. »Freilich nicht!«, sagte Elrond und lächelte ihm zu. »Wenigstens du sollst mit ihm gehen – ist es doch kaum möglich, dich von ihm zu trennen, selbst wenn er in einen geheimen Rat berufen ist und du nicht.« Sam setzte sich wieder hin, wurde rot und brummte etwas vor sich hin. »Da haben wir uns vielleicht was eingebrockt, Herr Frodo!«, sagte er kopfschüttelnd.

Input: Wirtschaft – eine Arbeitsdefinition

Seit Jahren suche ich nach einer brauchbaren Arbeitsdiskussion für den Begriff der Wirtschaft. Sowell bietet eine akzeptable, holistische Darstellung (in Basic Economics, Kapitel 1):

  • Er geht über die Güterverteilung für das Individuum im Alltag hinaus.
  • Ebenso geht es nicht um die individuelle Fähigkeit Geld zu erwirtschaften oder ein Business zu betreiben.
  • Es geht nicht um Meinungen oder Befindlichkeiten, sondern um eine systematische Studie von Ursachen und Ergebnissen. Demnach stehen die realen Anreize, nicht die Absichten im Zentrum.
  • Definition: Studie über die Verwendung begrenzter Güter mit alternativer Verwendungsmöglichkeit.
  • Im Garten Eden gab es eine unbegrenzte Anzahl an Gütern und einen unbegrenzten Zugang zu einer vollständigen Befriedigung. (Meine Hinzufügung: Dies ist seit dem Sündenfall nicht mehr gewährleistet.)
  • Begrenzung: Keine umfassende Befriedigung, es gibt unbefriedigten Bedarf. (Meine Hinzufügung: Zu unterscheiden von Bedürfnissen, die oftmals kreiert sind.)
  • Produktion: Es geht nicht in erster Linie um die Verwendung, sondern um die Produktion aus begrenzten Ressourcen. Trotz Ressourcenreichtum haben Uruguay oder Venezuela eine geringere Produktion als die rohstoffarmen Länder Japan und Schweiz.
  • Allokation und Effizienz: Wie werden die bestehenden Ressourcen für die Produktion eingesetzt? Die Sowjetunion brauchte während ihres Bestehens beispielsweise mehr Elektrizität als die USA trotz massiv geringerer Produktion. Zudem gehörte die Sowjetunion zu den wenigen Ländern, die mehr Erdöl fördert als verbraucht.
  • Änderungen bezüglich wirtschaftlichen Entscheidungen wirken sich fundamental auf ganze Staaten aus, wie die Beispiele Indien und China zeigen. Das wird beispielsweise durch die Versorgung mit Lebensmittel deutlich.
  • Es geht letztlich um Entscheidungen bezüglich Optionen über die Verwendung begrenzter Güter.