Fasziniert folge ich den ersten Kapiteln der neu erschienen Reformed Systematic Theology, Revelation and God (Crossway, 2024) von Joel R. Beeke.
Definition von Theologie (Kapitel 2)
William Ames schrieb: „Theologie ist die Lehre vom Leben für Gott.“ „Für den Herrn“ zu leben ist das großartige Ergebnis des Erlösungswerks Christi, wie der Apostel Paulus mit Freude verkündete. Ames erklärte den Satz so: „Menschen leben für Gott, wenn sie im Einklang mit dem Willen Gottes leben, zur Ehre Gottes und mit Gott, der in ihnen wirkt.“ Theologie zielt also auf die Erfüllung des Schöpfungszwecks des Menschen ab: Gott zu verherrlichen und ihn für immer zu genießen, indem sie Gottes Willen durch Gottes Gnade gehorchen. Jonathan Edwards (1703–1758) bemerkte, dass einige Theologen, wie Petrus van Mastricht (1630–1706), Ames’ Definition leicht erweiterten und sie als „die Lehre, durch Christus für Gott zu leben“ bezeichneten. Dies ist in der Tat eine hervorragende Definition von Theologie, denn sie betont die göttliche Offenbarung der Theologie („Lehre“), ihr Objekt („Gott“), ihren vermittelnden Charakter („durch Christus“) und ihr Ziel („für Gott leben“)
Obwohl wir als Söhne und Töchter Adams Theologie studieren, tun wir dies nicht so wie Adam im Garten Eden, sondern als gefallene Sünder, die der Erlösung und Wiederherstellung bedürfen. Theologie ist daher das Studium Gottes mit dem Ziel der Versöhnung zwischen Gott und den Sündern durch Christus. Der Apostel Paulus schreibt an Timotheus, dass die Heilige Schrift „dich unterweisen kann zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus“ (2. Tim. 3:15). John Owen (1616–1683) schrieb: „Evangelische Theologie wurde von Gott eingesetzt, damit Sünder wieder die Gemeinschaft mit Gott selbst, dem Allerheiligsten, genießen können. . . . Das letztendliche Ziel wahrer Theologie ist die Feier des Lobpreises Gottes und seiner Herrlichkeit und Gnade in der ewigen Errettung der Sünder.“
Darüber hinaus können wir als diejenigen, die durch die Sünde von Gott entfremdet sind, Theologie nur im Lichte seiner gnädigen Offenbarung betreiben. Johannes Polyander (1568–1646) gab in Synopsis of a Purer Theology eine umfassende Definition von Theologie: „Wir definieren Theologie als das Wissen oder die Weisheit über die göttlichen Dinge, die Gott den Menschen in dieser Welt durch Diener seines Wortes offenbart hat, die vom prophetischen Geist inspiriert sind, und die er an ihre Fähigkeiten angepasst hat, um sie zur Erkenntnis der Wahrheit zu führen, die mit der Frömmigkeit übereinstimmt und sie weise für ihr eigenes Heil und Gottes ewige Herrlichkeit macht.“ Eine ähnliche, aber kürzere Definition wurde von Johannes Wollebius (1586–1629) gegeben: „Christliche Theologie ist die Lehre über Gott, wie er bekannt ist und angebetet wird, zu seiner Ehre und zu unserer Erlösung.”
Zusammenfassend können wir Theologie als das autoritative Wissen und die Weisheit definieren, die in Gottes Wort über Gott offenbart werden, damit wir ihm durch Jesus Christus freudig dienen können. Sie ist autoritativ, weil sie auf dem Wort Gottes beruht. Sie ist Wissen und Weisheit, weil sie den Geist mit bestimmten Wahrheiten informiert und das Leben lenkt. Sie bezieht sich auf Gott nicht im engen Sinne der Lehre von Gott, sondern im weiteren Sinne in Bezug auf Gottes Natur, Willen und Werke. Sie zielt darauf ab, ein gottzentriertes Leben zu führen. Und sie kommt zu uns durch Jesus Christus und bringt uns zu Gott durch Christus, denn er ist der einzige Mittler zwischen Gott und den Menschen. (56-57)
Wer betreibt Theologie? (Kapitel 3)
a) Gottes Geschöpfe: Wir betreiben Theologie in dem Bewusstsein, dass Gott letztlich unbegreiflich (incomprehensible) ist. Wir können Gott nicht vollständig verstehen (nicht „exhaustively“). Das soll uns demütig machen. Zudem üben wir Theologie unter Gottes Souveränität und Herrschaft. Gott ist nicht unser „Objekt“, das wir beherrschen, sondern wir unterstehen ihm als seinem Volk und seinen Dienern.
b) Ebenbilder Gottes: Mensch ist zum „Bild Gottes“ geschaffen (Gen 1,26–27; 5,1–3) und dadurch grundsätzlich fähig, Gott zu erkennen. Unsere Theologie ist „Ebenbild-Theologie“, d. h. immer ein Abglanz, nicht die volle göttliche Wirklichkeit.
c) Sünder: Alle Menschen sind gefallene Sünder, es gibt keinen neutralen Standpunkt (vgl. Röm 3,11; 1 Kor 1,18–21), Ohne Bekehrung bleibt Theologie verzerrt oder falsch. Die menschliche Natur lehnt das Licht der Offenbarung ab (Joh 3,19).
d) Wiedergeborene Kinder Gottes: Durch Gottes Gnade und Wiedergeburt lehrt uns der Heilige Geist; wir werden innerlich erneuert, um Gott zu erkennen (Joh 6,45; 1 Joh 2,20; Kol 3,10). Theologie ist verwoben mit Heiligerung. Wer Gott mehr erkennt, wird in das Bild Christi verwandelt.
d) Pastoren und Lehrer: Alle Christen sollen Gott erkennen, aber besonders Pastoren und Lehrer haben den Auftrag, „Theologie zu treiben“, um die Gemeinde im Glauben zu bauen (Eph 4,11–13; 1 Tim 3,2; Tit 1,9).
Zweige der Theologie (Kapitel 1)
- Exegetische Theologie:
- Frage: Was lehrt ein bestimmter Teil der Bibel?
- Inhalte: Exegese, Textkritik, Hermeneutik.
- These: Exegese ist die Grundlage systematischer Theologie.
- Biblische Theologie:
- Frage: Wie entwickelt sich eine biblische Lehre im Verlauf der Heilsgeschichte?
- These: Sie schützt systematische Theologie vor Kontextverlust.
- Historische Theologie:
- Frage: Wie wurden christliche Lehren im Lauf der Geschichte formuliert und verteidigt?
- Argument: Sie zeigt den Einfluss früherer Theologen und bewahrt vor Irrtümern.
- Philosophische Theologie:
- Frage: Wie helfen Logik und Vernunft, biblische Wahrheiten zu klären?
- These: Philosophie ist ein Diener der Theologie, kein Herr.
- Systematische Theologie:
- Frage: Was lehrt die gesamte Bibel zu einem Thema?
- Zweck: Einheitliche Darstellung der christlichen Glaubenslehren.
- Apologetik und Polemik:
- Apologetik: Verteidigung des Glaubens.
- Polemik: Angriff auf falsche Lehren.
- Ethische Theologie:
- Frage: Welche Pflichten fordert Gott von uns?
- These: Ethik darf nicht von systematischer Theologie getrennt werden.
- Praktische Theologie:
- Frage: Was lehrt die Bibel über das pastorale Amt?
- Inhalte: Homiletik, Seelsorge, Evangelisation.
Loci der systematischen Theologie (Kapitel 2)
- Prolegomena: Vorfragen und Schriftlehre.
- Theologie Proper: Lehre von Gott, seinem Wesen und seinen Werken.
- Anthropologie: Lehre vom Menschen, Sünde und Bund.
- Christologie: Lehre von Christus, seiner Person und seinem Werk.
- Pneumatologie: Lehre vom Heiligen Geist.
- Soteriologie: Lehre vom Heil und seiner Anwendung.
- Ekklesiologie: Lehre von der Kirche und den Sakramenten.
- Eschatologie: Lehre von den letzten Dingen (Himmel, Hölle, Wiederkunft Christi).