Buchhinweis: 100 Thesen zu Wirtschaft und menschlichem Gedeihen

David L. Bahnsen. There’s No Free Lunch: 250 Economic Truths. (2021)

Wirtschaft und menschliche Natur

  1. Wirtschaft ist nicht primär eine mathematische oder wissenschaftliche Disziplin, sondern basiert auf dem Konzept des “menschlichen Handelns”.
  2. Der Mensch als Ebenbild Gottes ist mit Kreativität, Bestreben und Unabhängigkeit ausgestattet, die die Grundlage wirtschaftlichen Handelns bilden.
  3. Menschliche Zivilisation ist nicht etwas, das gegen die Natur erreicht wird, sondern das Ergebnis der Wirkung der angeborenen Eigenschaften des Menschen.
  4. Die freie Marktwirtschaft zähmt am besten unsere gefallene menschliche Natur und fördert Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil.

Menschliches Gedeihen als wirtschaftliches Ziel

  1. Menschliches Gedeihen, nicht materielle Verteilung, sollte das Hauptziel ökonomischen Denkens sein.
  2. Eine säkulare Marktbetrachtung, die von der Menschenwürde losgelöst ist, kann nicht zu wahrem menschlichen Gedeihen führen.
  3. Die Unterdrückung wirtschaftlicher Freiheit führt unweigerlich zur Unterdrückung des menschlichen Geistes.
  4. Menschliches Gedeihen wird nicht durch “Lässigkeit” im modernen Konsumentenleben erreicht, sondern durch rastlose Produktivität, Kreativität und Ambition.

Freiheit und Wohlstand

  1. Freie Märkte und menschliche Freiheit haben in den letzten 200 Jahren zu beispiellosem Wohlstand geführt, was eine unbestreitbare Korrelation zwischen Freiheit und wirtschaftlichem Wachstum zeigt.
  2. Marktorientierte Reformen haben die extreme Armut weltweit um mehr als die Hälfte reduziert.
  3. Die Kombination von Freiheit und Tugend ist das ideale Rezept für Wohlstand.
  4. In einem Marktsystem werden menschliche Beziehungen würdevoller gestaltet, da es selbst weniger Privilegierten ermöglicht, der Gesellschaft anzubieten, was sie haben, anstatt was sie brauchen.

Produktivität und Wertschöpfung

  1. Erfolgreiche Unternehmen schaffen Wert, indem sie Produkte oder Dienstleistungen anbieten, die ihre Kunden höher schätzen als verfügbare Alternativen, während sie weniger Ressourcen verbrauchen.
  2. Die Wertschöpfung beinhaltet, das Leben der Menschen zu verbessern und zum Wohlstand der Gesellschaft beizutragen.
  3. Konsum ist immer eine Folge von Produktivität: “Opulente, zivilisierte und fleißige Nationen sind größere Konsumenten als arme, weil sie unendlich größere Produzenten sind.”
  4. Die Armutsheilung kommt aus Produktion und Fähigkeitsentwicklung, nicht aus Umverteilung oder Konsum.

Preis- und Werttheorie

  1. Preise sind wichtige Signale in einer freien Wirtschaft, die fragmentiertes Wissen koordinieren.
  2. Staatliche Preiskontrollen führen zu Fehlinformationen für Unternehmer, Fehlallokation von Ressourcen und Missverständnissen von Risiko und Belohnung.
  3. Der Wert ist vollständig subjektiver Natur – ein Gut kann für ein wirtschaftendes Individuum großen Wert haben, für ein anderes geringen Wert und für ein drittes überhaupt keinen Wert.
  4. Märkte koordinieren die getrennten Handlungen verschiedener Menschen, ähnlich wie subjektive Werte dem Einzelnen helfen, die Teile seines Plans zu koordinieren.
  5. Die Arbeitswerttheorie von Marx ist falsch: Der Wert eines Gutes hängt nicht von der zu seiner Produktion aufgewendeten Arbeit ab, sondern vom Nutzen, den es dem Verbraucher bietet.
  6. Bottom-up-Prozesse, Entscheidungen und Umstände bestimmen die Preise, und in diesem Sinne sind Preise die einzige wirklich dezentralisierende Kraft in der Gesellschaft.

Eigeninteresse und Gewinn

  1. Menschen handeln nicht nur aus Wohlwollen, sondern aus Eigeninteresse – dies führt jedoch zu gegenseitigem Nutzen in einer freien Gesellschaft.
  2. Gewinn ist eine unausweichliche Kategorie menschlichen Handelns – jede Handlung zielt darauf ab, einen unbefriedigenden Zustand durch einen befriedigenderen zu ersetzen.
  3. Den Wunsch nach Gewinn zu kritisieren bedeutet, den Antrieb zu jeglichem Handeln zu verkennen.
  4. Risiko-Eingehen ist ein wesentlicher Aspekt des Eigeninteresses – das Gewinnmotiv erfordert vom Handelnden auch, Risiken einzugehen und Opfer zu bringen.
  5. Länder mit erfolgreichen Unternehmern haben eine höhere Steuerbasis, mehr Forschung und Entwicklung, bessere öffentliche Dienstleistungen und eine robustere Wohltätigkeit.

Staatsausgaben und Verschuldung

  1. Wachsende Staatsschulden schränken zukünftiges Wachstum, zukünftige Ausgaben und die Optionen künftiger Gesetzgeber ein.
  2. Die Regierung hat kein Geld zum Ausgeben, das sie nicht zuerst von jemandem nimmt – sei es durch Besteuerung oder zukünftige Schulden.
  3. Es gibt kein kostenloses Mittagessen – übermäßige Staatsausgaben führen zu Kapitalfehlallokation, gedämpftem Wachstum, höheren Steuern und weniger Wettbewerbsvorteil.
  4. Regierungsprogramme sind fast unmöglich zu beenden, sobald sie etabliert sind, da sie Empfänger schaffen, die von ihnen abhängig sind.
  5. Die wahren Kosten der Staatsschulden sind höhere Steuern und geringeres Wachstum in der Zukunft.
  6. Für zukünftige Generationen sind langfristige Schulden eine erhebliche Belastung, die von der gegenwärtigen Generation auferlegt wird.
  7. Der Begriff “temporäres Regierungsprogramm” ist ein Widerspruch in sich, da staatliche Programme nach ihrer Einführung fast unmöglich zu beenden sind.

Freihandel und Protektionismus

  1. Freihandel reduziert die Kriegsgefahr mehr als jede öffentliche Politik zuvor, da er Nationen durch gegenseitige wirtschaftliche Interessen verbindet.
  2. Freihandel verursacht gegenseitigen Wohlstand, während Protektionismus zu Armut führt – es gibt kein Beispiel für ein Land, das seine Grenzen für den Handel geöffnet hat und ärmer wurde.
  3. Protektionismus konzentriert den Nutzen auf einen einzelnen Akteur, verteilt aber den Schaden auf viele – der singuläre Nutzen ist leicht sichtbar, der breite Schaden schwerer zu erkennen.
  4. Protektionismus verschiebt das “Opfer” im eigenen Land lediglich von einer Person zu einer anderen.
  5. Handelshemmnisse führen zu sozialer Entfremdung, während Freihandel Gemeinschaft durch gegenseitigen Austausch fördert.

Klientelwirtschaft und Regulierung

  1. Klientelwirtschaft (Crony Capitalism) höhlt Marktökonomien aus und ersetzt sie durch “politische Märkte”, in denen wirtschaftlicher Erfolg von staatlicher Macht abhängt.
  2. Klientelwirtschaft verzerrt Märkte, untergräbt Vertrauen in Marktmechanismen, erzeugt Zynismus und misalloziiert Ressourcen.
  3. Regulierung als Werkzeug der Klientelwirtschaft bevorzugt große Unternehmen mit Compliance-Abteilungen und hemmt den Markteintritt kleinerer Wettbewerber.
  4. Wenn Menschen glauben, dass das System manipuliert ist, führt dies zu Inaktivität und Verlust des Unternehmergeistes.
  5. Der Wohlfahrtsstaat und umverteilende Systeme gestalten die Rolle eines Wirtschaftsakteurs zu der eines Untergebenen um.

Mindestlohn und Arbeitsmarkt

  1. Mindestlohngesetze lösen nicht das Problem der Unterbezahlung, sondern das der Unterqualifikation – arbeitssuchende Menschen brauchen mehr Fähigkeiten, nicht staatlich verordnete höhere Löhne.
  2. Mindestlohngesetze verdrängen die am stärksten marginalisierten Arbeiter – insbesondere Jugendliche und Minderheiten – vom Arbeitsmarkt.
  3. Höhere Mindestlöhne führen zu Substitutionseffekten: Arbeitgeber ersetzen niedrig qualifizierte durch höher qualifizierte Arbeiter oder Maschinen.
  4. Eine kleinere Gesamtbeschäftigung bei höheren Löhnen führt zu einer geringeren Gesamtproduktion und schadet damit der Gemeinschaft als Ganzes.
  5. Löhne sollten wie alle anderen Verträge dem fairen und freien Wettbewerb des Marktes überlassen und nicht durch staatliche Eingriffe kontrolliert werden.

Schöpferische Zerstörung und unternehmerischer Wandel

  1. Kapitalismus ist per Definition eine Form des wirtschaftlichen Wandels, die niemals stationär sein kann – schöpferische Zerstörung ist sein wesentliches Merkmal.
  2. In einem freien Markt sind geschäftliche Misserfolge unvermeidlich und notwendig – jeder Versuch, sie zu eliminieren, führt zu größeren Fehlern.
  3. Die Förderung einer Kultur, die Scheitern toleriert und sogar als Lernchance betrachtet, ist entscheidend für unternehmerischen Erfolg.
  4. Der Versuch, die Auswirkungen wirtschaftlicher Störungen abzumildern, verlangsamt letztendlich die gesamte Wirtschaft und schadet mehr Menschen über längere Zeit.
  5. Eine Politik der Subventionierung von Misserfolgen führt zu einer Wirtschaft, die mit kapitalfressenden, veralteten Industrien übersät ist, die selbst keine Arbeitsplätze schaffen können.

Besteuerung und wirtschaftliche Anreize

  1. Höhere Steuern untergraben die Anreize zur Kapitalbildung, die für Innovationen und Wachstum notwendig sind.
  2. Die Kapitalgewinnsteuer ist eine Doppelbesteuerung, die besonders diejenigen schädigt, die noch keinen Wohlstand aufgebaut haben, nicht die bereits Wohlhabenden.
  3. Menschen arbeiten und investieren für den Ertrag nach Steuern, nicht um Steuern zu zahlen – progressive Steuersätze verringern die Arbeits- und Investitionsanreize.
  4. Das Niveau der Besteuerung und staatlichen Regulierung ist ein Maß für das Versagen der Gesellschaft, Selbstverantwortung und soziale Tugenden zu kultivieren.
  5. Inflationäre Geldpolitik kombiniert mit progressiven Steuersätzen ist besonders schädlich, da sie Steuerzahler in höhere Steuerklassen drückt, ohne ihr Realeinkommen zu erhöhen.
  6. Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik, die auf Steuersenkungen und monetärer Disziplin basiert, hat in den 1980er Jahren zu einer der längsten wirtschaftlichen Expansionsphasen geführt.

Geldtheorie und Geldpolitik

  1. Es gibt keine konstante Beziehung zwischen Änderungen der Geldmenge und Preisen, da Geldmengenänderungen individuelle Preise und Löhne unterschiedlich beeinflussen.
  2. Der Begriff des “Preisniveaus” ist irreführend, da in der Realität kein aggregiertes Preisniveau existiert, das sich messen oder steuern ließe.
  3. Die Manipulation der Geldwertstabilität birgt mehr Risiken als Vorteile und hat sich historisch als schädlich erwiesen.
  4. Geldpolitische Steuerung ist oft nur ein wohlklingender Euphemismus für kontinuierliche Währungsabwertung.
  5. Geld ist keine Erfindung des Staates, sondern entstand natürlich aus wirtschaftlichen Beziehungen unabhängig von staatlicher Macht.
  6. Zinssätze sind der Preis für Zeit – sie spiegeln den Wert des gegenwärtigen Konsumverzichts zugunsten zukünftiger Verwendung wider.

Kredit und Kapital

  1. Das wahre Risiko für solides Geld ist schlechter Kredit, wobei der Charakter des Kreditnehmers entscheidend für die Geldwertstabilität ist.
  2. Die Bezeichnung von neugedrucktem Staatsgeld als “Ersparnisse” ist irreführend, da Ersparnisse definitionsgemäß verdientes und zurückgelegtes Geld sind.
  3. Reiche Gesellschaften besitzen mehr Kapitalgüter, die aus den Ersparnissen ihrer Bürger resultieren und klug investiert wurden.
  4. Private Eigentümer gehen sorgfältiger mit ihren eigenen Ressourcen um als Regierungen mit fremden Ressourcen.

Inflation und Wohlstand

  1. Reales Einkommen kann nur durch effizientere Arbeit, mehr Sparen, mehr Investieren und mehr Produzieren gesteigert werden, nicht durch Geldmengenvermehrung.
  2. Inflation wirkt wie eine regressive Steuer und trifft Menschen mit niedrigem Einkommen überproportional hart.
  3. Es ist logisch nicht vertretbar, dass unweises Ausgeben von Geld der Weg zum Wohlstand sein soll.
  4. Gemäß Say’s Gesetz schafft Produktion ihre eigene Nachfrage in einem wirtschaftlichen Kreislauf.

Politische Macht und Wirtschaftsfreiheit

  1. Kompetitiver Kapitalismus fördert politische Freiheit, indem er wirtschaftliche Macht von politischer Macht trennt.
  2. Übermäßige politische Macht führt unvermeidlich zu wirtschaftlichen Problemen, da sie die Wahlmöglichkeit im Wettbewerb untergräbt.
  3. Kapitalismus ist eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für politische Freiheit.
  4. Eine Gesellschaft, die Gleichheit vor Freiheit stellt, wird letztendlich keines von beiden erreichen.
  5. Die Tatsache, dass Märkte nicht perfekt sind, rechtfertigt nicht automatisch staatliche Eingriffe, da auch Regierungen unvollkommen sind.

Soziale Organisation und Koordination

  1. Die Aufgabe der sozialen Organisation ist die Koordination wirtschaftlicher Aktivitäten vieler Menschen bei gleichzeitiger Bewahrung individueller Freiheit.
  2. Zentralisierte Planung scheitert, weil sie die individuellen Bewegungsprinzipien der Gesellschaftsmitglieder nicht berücksichtigen kann.
  3. Die Theorien der Sozialwissenschaften können nicht durch Bezugnahme auf Fakten verifiziert oder falsifiziert werden, was ein fundamentales Problem bei der staatlichen Gesellschaftssteuerung darstellt.
  4. Marktwirtschaft benötigt zusätzlich zu wirtschaftlicher Freiheit auch rechtsstaatliche Institutionen und gesellschaftliche Werte, um zu funktionieren.
  5. Es gibt grundsätzlich nur zwei Wege zur Koordination wirtschaftlicher Aktivitäten: zentrale Lenkung mit Zwang oder freiwillige Zusammenarbeit über Märkte.

Privateigentum und Rechte

  1. Privateigentum ist untrennbar mit Zivilisation verbunden und eine Voraussetzung für eine funktionierende Gesellschaft.
  2. Eigentumsrechte sind entscheidend für den Schutz aller anderen Grundrechte, da ohne sie beispielsweise Meinungsfreiheit wirkungslos wäre.
  3. Leben, Freiheit und Eigentum existieren nicht wegen staatlicher Gesetze, sondern staatliche Gesetze wurden geschaffen, weil diese Rechte bereits vorher existierten.
  4. Eine geringe Wertschätzung des Privateigentums bedeutet unweigerlich eine geringe Wertschätzung der Freiheit.
  5. Ein System des Privateigentums bietet nicht nur den Eigentümern Freiheit, sondern auch denen ohne Eigentum, da es Ordnung und Anreize schafft.

Individuelle Verantwortung und Moral

  1. Individuelle Verantwortung und Freiheit sind untrennbar miteinander verbunden – ohne Verantwortung kann keine echte moralische Entwicklung stattfinden.
  2. “Verdienter Erfolg” ist empirisch eine der Hauptquellen von Glück und Zufriedenheit im Leben.
  3. Wenn individuelle Verantwortung durch staatliche Eingriffe ersetzt wird, führt dies letztendlich zu Zwang und Bevormundung.
  4. Der Rückgang individueller Verantwortung und unkluge öffentliche Politik verstärken sich gegenseitig in einem negativen Rückkopplungskreislauf.
  5. Die Verlagerung moralischer Verantwortung vom Individuum auf den Staat führt zur Demoralisierung des Einzelnen.

Familie und Gesellschaftsstruktur

  1. Die Familie ist eine Institution, die Einschränkungen effektiver vermittelt als der Staat und somit eine Voraussetzung für Selbstregierung ist.
  2. Der Markt allein kann keine ausreichende moralische Autorität erzeugen – er benötigt ergänzende Institutionen wie Familie, Religion und Tradition.
  3. Die konservative Verteidigung der liberalen Gesellschaft kombiniert individuelle Freiheit mit moralischer Ordnung.

Armut und Wohlstandsentwicklung

  1. Armut ist oft weniger ein Zustand des Einkommens als ein Zustand des Geistes – Charakter, Hartnäckigkeit und Ausdauer bilden einen wesentlichen Schutz gegen Armut.
  2. Staatliche Umverteilungspolitik hat die Armut nicht reduziert, da sie die Grundprobleme falsch diagnostiziert.
  3. Die erste Lektion der Ökonomie ist Knappheit, während die erste Lektion der Politik darin besteht, diese Wahrheit zu ignorieren.

Sozialismus und Kollektivismus

  1. Sozialismus verspricht Freiheit, strebt aber nach Kontrolle; er verspricht Demokratie, sehnt sich aber nach Diktatur.
  2. Das Prinzip, dass der Zweck die Mittel heiligt, wird in der individualistischen Ethik abgelehnt, im Kollektivismus jedoch zur obersten Regel.
  3. Der Sozialismus hat eine so offensichtliche Bilanz des Scheiterns, dass nur Intellektuelle sie ignorieren können.
  4. Menschliche Natur wirkt sowohl im Streben nach Profit als auch im Streben nach Macht – der Sozialismus beseitigt nicht die problematischen Aspekte der menschlichen Natur.

Arbeitsteilung und Produktivität

  1. Die Arbeitsteilung erhöht die Produktivität durch Spezialisierung und Expertise und ist eine Grundlage des Wohlstands.
  2. Arbeit befriedigt nicht nur materielle Bedürfnisse, sondern fördert auch persönliche Tugend und dient dem Gemeinwohl.

Marktethik und Vertrauen

  1. Unser kapitalistisches Zeitalter leidet paradoxerweise an einem Mangel an Disziplin und Selbstbeschränkung.
  2. Vertrauen und Ehrlichkeit sind wesentliche Voraussetzungen für funktionierende Märkte und wirtschaftliche Effizienz.
  3. Gleichheit vor dem Gesetz und materielle Gleichheit stehen im Konflikt miteinander und können nicht gleichzeitig erreicht werden.
  4. Das ultimative Ziel der Wirtschaft ist menschliches Gedeihen, nicht bloßes Wachstum oder numerische Effizienz.

Buchhinweis: Überblick und Hinführung zur Summa Theologie

Peter Kreeft über die Summa Theologica von Thomas von Aquin (in Peter Kreeft “Summa of the Summa”, Kapitel 1):

I. Charakter und Zweck einer Summa

  • Definition und Natur
    • Eine Summa ist in erster Linie eine Zusammenfassung – mehr ein Enzyklopädie-ähnliches Nachschlagewerk als ein fortlaufender Lehrtext.
    • Ihre Sprache ist extrem wortökonomisch: Es gibt keine Ausschweifungen, wenige Illustrationen, alles wird auf den „Punkt“ gebracht.
    • Diese knappe Ausdrucksweise entspricht dem Bedürfnis der mittelalterlichen Gelehrten und spricht zugleich den „beschäftigten modernen“ Leser an.
  • Ordnung als Spiegel göttlicher Ordnung
    • Die mittelalterliche Leidenschaft für Ordnung gründet sich auf die Annahme, dass auch Gott – als Schöpfer des Universums – eine Ordnung in der Schöpfung verankert hat.
    • Dementsprechend ist auch die Summa mit großer Sorgfalt strukturiert: Sie beginnt mit Gott, geht über zur Schöpfung und dem Menschen und mündet in die Rückkehr des Menschen zu Gott (durch Christus und die Kirche).
    • Das Modell des „exitus-redditus“ (Ausgang und Rückkehr) spiegelt die dynamische Beziehung zwischen dem Ursprung des Seins und seiner letztendlichen Vollendung wider.
  • Dynamik versus statische Informationssammlung
    • Anders als ein rein statisches Nachschlagewerk ist die Summa lebendig und dynamisch – vergleichbar mit Blut, das durch den Körper (das Universum) fließt.
    • Diese Dynamik zeigt sich auch in der strukturierten, aber fragmentierten Darstellung der Inhalte.

II. Methodik der Summa: Strukturierte Debatte

  • Das Prinzip der zusammengefassten Disputation
    • Eine Summa ist als eine strukturierte Zusammenfassung einer Debatte zu verstehen.
    • Für die mittelalterlichen Denker war die Disputation eine Kunstform und Wissenschaft, bei der die Dialektik (im Sinne von Gegensätzen und deren Aufarbeitung) zur Wahrheitsfindung beitrug.
    • Die aufgeführten „Einwände“ sind keineswegs einfache Strohmänner; sie sind ernstzunehmende Argumente, die der Autor gründlich beleuchtet und in seine eigene Argumentation integriert.
  • Fünf zentrale Schritte eines Artikels
  • Fragestellung formulieren
    • Die Artikel beginnen stets mit einer klar abgegrenzten Ja/Nein-Frage („Utrum …?“), um das Diskussionsthema zu fokussieren.
  • Aufstellung der Einwände
    • Mehrere, oft drei, Einwände werden als scheinbare Gegenargumente präsentiert („Es scheint, dass …“).
    • Diese Einwände enthalten fundierte Argumente, die in der damaligen Debattenkultur ernsthaft zu diskutieren waren.
  • Sed contra – Gegenposition aus Autoritäten
    • Anschließend wird kurz und prägnant mit „Sed contra …“ der Standpunkt der Schriftsteller (z. B. Bibel, Kirchenväter) zitiert, der dem entgegensteht.
  • Hauptantwort (Respondeo dicens)
    • Im zentralen Teil des Artikels wird systematisch die eigene Position entwickelt, Argumente ausgeführt und Hintergründe erklärt.
    • Dieser Abschnitt wird auch als der „Kern“ des Artikels empfohlen, da hier die Beweisführung und Systematik am deutlichsten wird.
  • Antwort auf die Einwände
    • Abschließend werden alle zuvor genannten Einwände einzeln wieder aufgegriffen und entkräftet, wobei unterschieden wird zwischen wertvollen Elementen und den eigentlichen Fehlern.
  • Bedeutung der Argumentation
    • Jeder dieser Schritte ist essenziell, um eine fundierte, logisch schlüssige Antwort zu entwickeln.
    • Die Methode verhindert oberflächliche oder dogmatische Aussagen und zeigt stattdessen, wie auch scheinbar widersprüchliche Argumente Teil einer umfassenden Wahrheitssuche sein können.

III. Vorbereitung und sprachliche Grundlagen

  • Notwendigkeit der logischen Grundkenntnisse
    • Zur Lektüre der Summa wird empfohlen, sich zunächst mit der aristotelischen Logik vertraut zu machen – insbesondere den „Drei Akten des Geistes“: Verstehen, Urteilen und Argumentieren.
    • Ein klares Verständnis der grundlegenden logischen Einheiten (Begriffe, Propositionen, Argumente) sowie der Struktur des Syllogismus ist entscheidend, um den Aufbau der Artikel nachzuvollziehen.
  • Philosophischer Hintergrund
    • Neben der Logik ist ein Grundverständnis der aristotelischen Philosophie notwendig, da St. Thomas diese als philosophische Sprache und Ausgangspunkt verwendet.
    • Empfehlungen wie Mortimer Adlers „Aristotle for Everybody“ oder W. D. Ross’ Werke sollen als Einstieg dienen.

IV. Aufbau der Summa Theologica

  • Gliederung in vier Hauptteile
    • Die Summa ist in vier Gesamtteile unterteilt (I, I-II, II-II, III), wobei jeder Teil in weiter unterteilte Traktate, Fragen und Artikel aufgeteilt ist.
    • Diese mehrschichtige Gliederung ermöglicht es, komplexe theologische und philosophische Themen systematisch zu bearbeiten.
  • Form und Funktion der Artikel
    • Während das, was wir heute als „Artikel“ bezeichnen, bei Thomas eine „Frage“ darstellt, ist dessen Begriff der „Article“ eher vergleichbar mit einem Essay.
    • Die klare Trennung in Frageformulierung, Einwände, Sed contra, Hauptantwort und abschließende Begründung der Einwände macht jeden Artikel zu einer in sich abgeschlossenen, argumentativen Einheit.

Buchhinweis: 5 christliche Motive bei Tolkien

Donald T. Williams in “AN ENCOURAGING THOUGHT: The Christian Worldview in the Writings of J. R. R. Tolkien” (Kapitel 1):

1. Dunkelheit und Licht

  • Licht und Dunkelheit sind universelle Symbole in der Weltliteratur, die natürliche Symbole für Unwissenheit und Einsicht, für Gut und Böse darstellen.
  • In der Bibel ist Gott derjenige, der Licht erschuf und es gut nannte (1. Mose 1:3-4); Gott selbst ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis (1. Johannes 1:5).
  • In “Der Herr der Ringe” ist Sauron der Dunkle Herrscher, der in Mordor lebt, “wo die Schatten liegen”. Seine mächtigsten Diener sind die Schwarzen Reiter.
  • Auf der Seite des Lichts steht Gandalf, der Weiße Reiter, ein Diener des Geheimen Feuers, bekannt für seine Feuerwerke.
  • Ein mächtiges Zeichen der Ermutigung ist das Sternenlicht von Earendil, das aus der Phiole von Galadriel (der Weißen Herrin von Lothlorien) quillt.
  • Sam Gamgee erfährt besonders die Kraft des Lichts in seinen dunkelsten Momenten: Er kämpft gegen die Verzweiflung im Ork-Turm, indem er ein Lied singt, und findet Hoffnung, als er aus dem öden Land Mordors aufblickt und einen Stern sieht.
  • Sam erkennt, dass “der Schatten nur ein kleines, vorübergehendes Ding war” und dass “Licht und hohe Schönheit für immer außerhalb seiner Reichweite waren” – eine Perspektive, die in einem naturalistischen oder pantheistischen Universum nicht sinnvoll wäre.
  • Im Gegensatz zum Star Wars-Universum, wo Licht und Dunkelheit gleichwertige Seiten derselben Kraft sind, gibt es in Mittelerde einen klaren Unterschied: Das Gute ist letztendlich stärker und wird siegen.
  • Nur in einem theistischen Universum, das von einem ewigen, allmächtigen, allwissenden und souveränen Gott geschaffen wurde, kann dieser Gedanke, der Sam kommt, bedeutungsvoll und wahr sein.

2. Die Stärke der Schwachheit

  • Mittelerde hat mächtige Helden wie Elrond mit altem Wissen, Faramir mit Integrität, Legolas mit seinem Bogen, Gimli mit seiner Axt, Aragorn als großen Krieger, Treebeard mit seiner Kraft und Gandalf mit seiner Weisheit.
  • Dennoch ist keiner von ihnen und keine ihrer Fähigkeiten der Schlüssel zum Sieg – mit Ausnahme vielleicht von Gandalfs Weisheit.
  • Es sind die “kleinen Leute”, die Hobbits, die in dieser dunkelsten Stunde aufsteigen, um die Pläne der Großen zu stören.
  • Elrond erklärt: “Der Weg muss beschritten werden, aber er wird sehr schwer sein. Und weder Stärke noch Weisheit werden uns weit darauf tragen. Diese Suche mag von den Schwachen mit ebenso viel Hoffnung unternommen werden wie von den Starken.”
  • Frodo und Sam gehen allein unter den Schatten Mordors, um den Ring zu zerstören, getrennt von den mächtigen Helden, die sie führen und beschützen sollten.
  • Der letzte Teil ihrer Reise scheint nur aus Versagen zu bestehen: Frodo scheitert daran, Gollum vom Bösen zurückzugewinnen; Sam scheitert daran, Frodo vor Gollum zu schützen; Frodo scheitert daran, der Versuchung des Rings zu widerstehen; selbst Gollum, der den Ring schließlich zurückgewinnt, kann ihn nicht behalten.
  • Dennoch wird aus all diesem Versagen – genau als Folge davon – der Sieg errungen.
  • Dieses Motiv ist tief in der biblischen Geschichte verwurzelt: Gott wählt eine wandernde, unfruchtbare Familie, um eine große Nation zu werden; diese Nation gewinnt ihre Freiheit nicht durch eigene Rebellion, sondern durch eine Reihe von Plagen; sie hat große Helden wie Josua und David, deren Siege typischerweise in Schlachten kommen, die sie nie hätten gewinnen dürfen.
  • Im Neuen Testament setzt sich das gleiche Muster fort: Jesus wird in einem Futtertrog geboren, ist als Handwerker ausgebildet, und seine Jünger sind ungebildete Fischer; er wird von der religiösen Obrigkeit abgelehnt und als Verbrecher hingerichtet – und doch ist dies die Art und Weise, wie Sünden vergeben, der Tod besiegt und die Welt auf den Kopf gestellt wird.

3. Opfer

  • Das Thema des Opfers ist eng mit der “Stärke der Schwachheit” verwoben und ein weiteres biblisches Motiv in “Der Herr der Ringe”.
  • Im christlichen Glauben verwandelt das Opfer Christi die scheinbare Niederlage und das Versagen der Kreuzigung in Sieg.
  • In der Theologie wird dies als “stellvertretende Sühne” bezeichnet: Christus starb an unserer Stelle, er tut für uns, was wir nicht selbst tun können, und nimmt die Strafe auf sich, die unsere Sünden verdienten.
  • Obwohl es keine exakte Parallele in “Der Herr der Ringe” gibt, ist die Geschichte voller bedeutungsvoller Handlungen, die gerade deshalb bedeutungsvoll werden und einen Unterschied machen, weil sie Opfer darstellen.
  • Pippin wirft seine Elbenbrosche weg, in der Hoffnung, dass sie Aragorn ein Zeichen geben würde. Aragorn bemerkt: “Wer einen Schatz in der Not nicht wegwerfen kann, ist in Fesseln.”
  • Arwen gibt ihre Unsterblichkeit für ein Leben mit Aragorn auf und überlässt damit ihren Platz auf dem Schiff nach Valinor Frodo.
  • Frodo will das Auenland retten und zahlt dafür einen schrecklichen Preis: “Kein Geschmack von Nahrung, kein Gefühl von Wasser, kein Klang von Wind, keine Erinnerung an Baum oder Gras oder Blume, kein Bild von Mond oder Stern ist mir geblieben.”
  • Die volle Natur seines Opfers wird ihm erst später klar, als er erkennt, dass ein friedlicher Ruhestand im Auenland für ihn nicht möglich ist: “Ich habe versucht, das Auenland zu retten, und es ist gerettet worden, aber nicht für mich. Es muss oft so sein, Sam, wenn Dinge in Gefahr sind. Jemand muss sie aufgeben, sie verlieren, damit andere sie behalten können.”
  • Es ist keine Sühne im christlichen Sinne, aber es ist stellvertretendes Leiden, das freiwillig und edel gegeben wird und zum Schlüssel zur Befreiung für andere wird.

4. Vorsehung

  • Einer der Orte, an denen der Einfluss der biblischen Weltanschauung auf “Der Herr der Ringe” am deutlichsten ist, sind die vielen Hinweise darauf, dass Mittelerde von einer persönlichen Vorsehung regiert wird.
  • In “Der Hobbit” wird Bilbo mit einem ungewöhnlichen “Glück” gesegnet, das ihm aus verschiedenen Schwierigkeiten hilft, aber erst auf der allerletzten Seite gibt es einen klaren Hinweis darauf, dass mehr dahintersteckt.
  • Gandalf fragt Bilbo: “Du glaubst doch nicht wirklich, dass all deine Abenteuer und Fluchten durch bloßes Glück gelenkt wurden, nur zu deinem alleinigen Nutzen?”
  • In “Der Herr der Ringe” tauchen die Worte “Glück” und “Zufall” oft auf, aber fast nie ohne einen Kommentar entweder eines Charakters oder des Erzählers: “Wenn du es Glück/Zufall nennst.”
  • Diese Andeutungen werden etwas klarer, als Gandalf zu Frodo sagt: “Ich kann es nicht deutlicher sagen, als dass Bilbo dazu bestimmt war, den Ring zu finden, und nicht von seinem Schöpfer… Und das mag ein ermutigender Gedanke sein.”
  • Der Autor fragt sich als junger Leser: “Was ist ermutigend an diesem Gedanken? Warum ist es ermutigend? Was macht es ermutigend?”
  • Er erklärt, dass Bedeutung und Zweck inhärent persönliche Kategorien sind: Um Bedeutung zu haben, muss es jemanden geben, der die Bedeutung meint; um einen Zweck zu haben, muss es jemanden geben, der den Zweck beabsichtigt.
  • Wenn Bilbo also dazu “bestimmt” war, den Ring zu finden, musste es jemanden geben, der das beabsichtigte – jemanden, der hinter den Kulissen arbeitete, um sicherzustellen, dass er den Ring finden würde.
  • Wenn dieser Jemand nicht Sauron war, musste es jemand sein, der größer als Sauron war, fähig, Dinge geschehen zu lassen, die Sauron nicht kontrollieren oder vorhersehen konnte.
  • Wenn das wahr ist, können wir durch den Gedanken ermutigt werden, dass der endgültige Sieg nicht nur von Frodos Stärke oder Gandalfs Plänen abhängen mag.
  • Es wird immer wieder betont, dass es keine Hoffnung auf einen militärischen Sieg für den Westen gibt und dass es für zwei Hobbits unmöglich ist, lebend durch die Ebenen von Mordor zu kommen.
  • Aber wenn eine größere Kraft am Werk ist – und wenn Gandalf eine echte Einsicht in diese Realität hat – dann ändert das alles.

5. Christus-Figuren

  • Der Autor warnt, dass es zu viel behauptet wäre, irgendjemanden in “Der Herr der Ringe” als “Christus-Figur” zu bezeichnen, da Tolkien zu weise war, um einen seiner Charaktere mit einer solchen schweren Last zu belasten.
  • Es gibt keinen Charakter, der wie Aslan in C.S. Lewis’ Narnia-Geschichten funktioniert, aber es gibt Charaktere, die auf bestimmte Aspekte der Person oder des Werkes Christi hindeuten.
  • In der Theologie wird traditionell von Christus als habend drei “Ämter” gesprochen: Er ist Prophet, Priester und König.

Gandalf als Prophet:

  • Als Prophet offenbart Christus Gott den Vater der Welt, und in ähnlicher Weise ist Gandalf eine unfehlbare Quelle nicht nur von Weisheit, sondern auch von Vision.
  • Er ist derjenige, der sieht, was getan werden muss, und Menschen finden kann, die bereit sind, es zu tun.
  • Er gibt den Menschen den Glauben, über die Bedürfnisse des Moments hinaus zu den Bedürfnissen Mittelerdes zu blicken.
  • Gandalf verfolgt seine Rolle als Prophet auf eine Weise, die an Christus in dieser und anderen Rollen erinnert:
    • Er stirbt und kehrt vom Tod zurück.
    • Er ist ein Licht, das in der Dunkelheit scheint.
    • Er verbirgt große Macht und Herrlichkeit, die gelegentlich hervorbrechen.
    • Er ist ein Mann der Schmerzen und mit Leid vertraut, ein Träger großer Lasten, der dennoch eine Quelle der Freude ist.

Frodo als Priester:

  • Als Priester machte Christus Sühne für die Sünden seines Volkes, und obwohl die Parallelen nicht zu eng sind (Frodo sühnt nicht für Sünden und stirbt nicht wie Gandalf), bringt Frodo große Opfer für das Auenland.
  • Er nimmt freiwillig großes Leiden auf sich, damit andere es nicht müssen.
  • Die Kosten des Tragens des Rings sind hoch: “Kein Geschmack von Nahrung oder Wasser, keine Erinnerung an Baum oder Gras oder Blume, kein Bild von Mond oder Stern ist mir geblieben. Ich bin nackt im Dunkeln, Sam, und es gibt keinen Schleier zwischen mir und dem Rad aus Feuer.”
  • Er rettet das Auenland, ist aber zu tief verwundet, um die Früchte seines Sieges zu genießen: “Jemand muss Dinge verlieren, damit andere sie behalten können.”
  • Frodo erinnert uns an Christus in der Art und Weise, wie er frei wählt, für andere zu leiden.

Aragorn als König:

  • Als König herrscht Christus als Herr über die gesamte Schöpfung, und Aragorn ist der rechtmäßige König, der Erbe Isildurs.
  • Wir verbringen den größten Teil der Trilogie damit, auf das Kommen seines Königreichs zu warten, und wenn es schließlich kommt, läutet es ein neues Zeitalter des Friedens für Mittelerde ein.
  • Tolkien geht aus seinem Weg, um uns wissen zu lassen, dass die Ähnlichkeit bei Aragorn tief geht: “So sprach Ioreth, weise Frau von Gondor: Die Hände des Königs sind die Hände eines Heilers, und so soll der rechtmäßige König erkannt werden.”

Die christliche Lehre in der Struktur der Handlung

  • Der Inhalt der christlichen Lehre ist in “Der Hobbit” und “Der Herr der Ringe” kraftvoll präsent, nicht nur in Aussagen verschiedener Charaktere oder des Erzählers, sondern in der Struktur der Handlung selbst.
  • Dunkelheit und Licht werden als Symbole verwendet, und Charaktere wenden diese Symbole auf sich selbst an, auf eine Weise, die nicht nur mit der christlichen Lehre übereinstimmt, sondern tatsächlich mit nichts anderem vollständig übereinstimmt.
  • Die Handlung bewegt sich auf ihre Auflösung zu mittels der “Stärke der Schwachheit”, ermöglicht durch eine zielgerichtete Vorsehung durch Opfer, um eine “Eukatastrophe” (ein glückliches Ende) hervorzubringen, die an das Evangelium selbst erinnert.
  • Die Helden der Geschichte erinnern uns an den größten Helden auf eine Weise, die nicht zufällig, sondern grundlegend für ihre Identität ist.
  • Dies wird subtil genug getan, dass es möglich ist, es zu übersehen, obwohl die besseren Leser, die ihre Bibel und einige christliche Lehren kennen, es eher sehen werden.
  • T.A. Shippey formuliert es treffend: “Der Herr der Ringe enthält also Hinweise auf die christliche Botschaft, weigert sich aber, sie einfach zu wiederholen.”

Buchhinweis: Hintergründe für C. S. Lewis’ wichtigstes philosophisches Werk

Michael Ward, Autor von “Planet Narnia”, beschreibt hilfreich den Hintergrund der drei Vorträge “Die Abschaffung des Menschen” (in After Humanity: A Guide to C.S. Lewis’s “The Abolition of Man”, Kapitel 2).

1. Zeitlicher und historischer Kontext (Februar 1943)

  • Großbritannien befindet sich seit dreieinhalb Jahren im Zweiten Weltkrieg.
  • Die Luftschlacht um England (Battle of Britain) wurde knapp gewonnen.
  • Der deutsche Luftangriff (Blitz) wurde überstanden, aber Verdunkelungsvorschriften und Lebensmittelrationierung sind weiterhin in Kraft.
  • Die Invasion der Alliierten in der Normandie (D-Day) ist noch über ein Jahr entfernt.
  • Der Krieg im Pazifik gegen Japan scheint noch weit entfernt von einem Ende.
  • Die Universitäten bleiben geöffnet, jedoch sind sie durch den Krieg stark beeinträchtigt.

2. C. S. Lewis’ persönliche Situation und Rolle während des Krieges

  • Er war in Oxford aktiv bei der örtlichen Heimwehr (Local Defence Volunteers), die von Churchill zur Home Guard umbenannt wurde.
  • Er reiste durch Großbritannien und hielt Vorträge für die Royal Air Force (RAF), deren Lebenserwartung in Monaten gemessen wurde.
  • Beim Kriegsbeginn 1939 war Lewis tief deprimiert und von Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg geplagt.
  • Nach der ersten Schockphase erwachte sein kämpferischer Geist:
    • Zu alt für aktiven Dienst, widmete er sich stattdessen philosophischen und religiösen Fragen, die der Krieg in den Mittelpunkt rückte.
    • Er schrieb The Problem of Pain (1940), ein Buch über das Problem des Leidens.
    • Er hielt christliche Vorträge für die BBC.
    • Er veröffentlichte The Screwtape Letters (1942), eine satirische Auseinandersetzung mit der Psychologie der Versuchung.

3. Der intellektuelle Kampf: Bedrohungen für die Freiheit

  • Für Lewis beschränkten sich die Bedrohungen nicht nur auf Hitler und Mussolini.
  • Auch in demokratischen Gesellschaften wie Großbritannien gab es philosophische Strömungen, die die Freiheit gefährdeten.
  • Eine besondere Gefahr sah er in der logischen Positivismus, einer Denkrichtung, die zunehmend an Bedeutung gewann.
  • Lewis betrachtete diese als „Bedrohung“ und als Vorstufe zur „totalen Leere“.
  • Zwei Philosophen, die mit dieser Schule in Verbindung gebracht wurden, standen besonders in seinem Fokus:
    • A. J. Ayer: führender Vertreter des logischen Positivismus in Oxford.
    • I. A. Richards: einflussreicher Denker in Cambridge mit einer subjektivistischen Sichtweise.

4. A. J. Ayer und die Bedeutung des logischen Positivismus

  • Ayer war Dozent am renommierten Christ Church College in Oxford.
  • 1936 veröffentlichte er Language, Truth and Logic, ein Werk, das großen Einfluss hatte.
  • Zentrale These: Sinnvolle Aussagen müssen entweder:
    1. Tautologisch sein (z.B. „Alle Junggesellen sind unverheiratet“).
    2. Empirisch überprüfbar sein.
  • Daraus folgte:
  • Aussagen über Ethik oder Moral haben keine objektive Bedeutung.
  • Beispiel: „Du hast falsch gehandelt, als du das Geld gestohlen hast“ enthält keine objektive Wahrheit, sondern lediglich die subjektive Ablehnung des Sprechers.
  • Moralische Urteile seien nichts weiter als Ausdruck persönlicher Emotionen, vergleichbar mit einem Ausrufungszeichen oder einem entsetzten Tonfall.
  • Diese Idee war revolutionär, hatte aber erhebliche Schwächen:
  • Ayer selbst räumte später ein, dass fast alles daran falsch war.
  • Dennoch war sie extrem einflussreich, und John Lucas bemerkte: „Der logische Positivismus fegte alles hinweg.“
  • Lewis nahm den Kampf gegen diese Philosophie auf:
  • 1946 debattierte er öffentlich mit Ayer im Socratic Club in Oxford.
  • Nach dem Streitgespräch bezeichnete er Ayer scherzhaft als „eine Mischung aus Nagetier und Glühwürmchen“.
  • Ayer nahm den Kommentar mit britischem Humor: „Ich fühlte mich nicht gerade geschmeichelt, aber ich wusste, was Lewis meinte.“

5. I.A. Richards als Hauptziel von Lewis’ Kritik

  • Richards war schwieriger einzuordnen als Ayer:
    • Interdisziplinär tätig in Geschichte, Philosophie, Medizin und Literatur.
    • Entwickelte eine Faszination für Konfuzianismus und verbrachte Zeit in China.
    • Ursprünglich positivistisch, später eher subjektivistisch eingestellt.
  • Richards propagierte eine subjektivistische Ästhetik:
    • Schönheit existiert nicht objektiv, sondern nur als Gefühl in der Wahrnehmung des Betrachters.
    • Beispiel aus seinem Principles of Literary Criticism (1924):
      • „Wir sagen, ein Bild sei schön, statt zu sagen, dass es in uns eine wertvolle Erfahrung auslöst.“
      • „Wenige kompetente Personen glauben heute noch an eine mystische Qualität namens Schönheit, die Objekten inhärent ist.“
      • „Kritische Aussagen beziehen sich auf Zustände des Geistes, nicht auf äußere Objekte.“
    • Lewis fand diese Ansicht absurd und widersprach ihr vehement.
  • Lewis’ persönliche Begegnung mit Richards:
    • Nach einem Vortrag an der Universität Oxford kehrte Richards mit Lewis in dessen College zurück.
    • Es gab kein Gästezimmer, daher bot Lewis ihm ein Zimmer seines Kollegen an.
    • Richards fand dort ein Exemplar seines eigenen Buches mit scharf kritischen Randbemerkungen von Lewis.
    • Lewis überreichte es mit den Worten: „Hier ist etwas, das Sie bestimmt in den Schlaf versetzt.“
    • Richards konnte daraufhin nicht schlafen.

6. Philosophischer Kernkonflikt zwischen Lewis und seinen Gegnern

  • Ayer und Richards vertraten verschiedene Strömungen, aber beide führten zu ähnlichen Konsequenzen:
    • Ayer leugnete objektive moralische Werte.
    • Richards leugnete objektive ästhetische Werte.
  • Lewis hielt dies für gefährlich:
    • Wenn Ayer Recht hätte, gäbe es keine objektiven moralischen Prinzipien.
    • Wenn Richards Recht hätte, gäbe es keine objektiven künstlerischen Maßstäbe.
    • Beides zusammen bedeutete eine radikale Dekonstruktion der Werte, auf denen Zivilisationen basieren.
  • Die Verbindung zwischen diesen philosophischen Ideen und den Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs war für Lewis naheliegend:
    • Europa erlebte systematische Massenmorde, Hunger und Luftangriffe.
    • Die Frage, ob Moral und Gerechtigkeit noch eine Bedeutung hatten, war existenziell.
    • War die Menschheit an einem Punkt angelangt, an dem alles bedeutungslos geworden war?

7. Anlass für The Abolition of Man

  • In dieser kritischen Zeit wurde Lewis eingeladen, die Riddell Memorial Lectures an der Universität Durham zu halten.
  • Die Vortragsreihe sollte die Verbindung zwischen Religion und zeitgenössischem Denken untersuchen.
  • Überraschenderweise sprach Lewis fast nicht über Religion, sondern ging noch fundamentaler auf das Problem ein:
    • Er analysierte die Gefahr des Subjektivismus für Ethik, Ästhetik und Wahrheit.
    • Er wollte das Publikum auf die tiefgreifenden Folgen dieser Ideen aufmerksam machen.

Input: 20 populäre moderne Häresien

Peter Kreeft in “C.S. Lewis for the Third Millennium”, „The Goodness of Goodness and the Badness of Badness“ (Kapitel 3).

1. Subjektivismus

  • Definition: Leugnung objektiver moralischer Werte; Werte sind bloße Gefühlsäußerungen.
  • Widerlegung:
    • Menschen streiten moralisch, d.h. sie appellieren an objektive Maßstäbe (z.B. „das ist unfair“), nicht nur an Gefühle.
    • Niemand lebt konsequent als Subjektivist: Wer selbst ungerecht behandelt wird, fordert objektive Gerechtigkeit.
    • Der Glaube an moralischen Fortschritt (z. B. von Sklaverei zur Menschenwürde) setzt objektive Maßstäbe voraus.

2. Emotivismus

  • Definition: Variante des Subjektivismus, nach der moralische Aussagen bloß emotionale Ausrufe sind („Buh“ oder „Hurra“).
  • Irrlehre: Moral ist Ausdruck subjektiver Gefühle, nicht Erkenntnis von objektiver Wirklichkeit.
  • Widerlegung:
    • Beispiel: „Das ist erhaben“ meint nicht bloß „Ich fühle mich ergriffen“, sondern erhebt Anspruch auf objektive Wahrheit.
    • Wenn Aussagen wie „Lügen ist verachtenswert“ bloß Gefühle wären, wären Diskussionen darüber sinnlos.
    • Emotivismus macht moralische Kommunikation unmöglich, da es keine Aussagen über reale Sachverhalte gäbe.

3. Positivismus

  • Definition: Werte werden nicht entdeckt, sondern vom Menschen willentlich „gesetzt“.
  • Irrlehre: Es gibt keine vorgegebenen moralischen Maßstäbe; der Mensch erschafft sie willkürlich.
  • Widerlegung:
    • Wer Werte „setzt“, steht außerhalb des moralischen Gesetzes und erhebt sich zum Schöpfer von Gut und Böse – das ist die Rolle Gottes, nicht des Menschen.
    • Der „Wertschöpfer“ kann daher selbst weder gut noch böse genannt werden – er steht jenseits von Moral, was unmenschlich ist.
    • Moralische Reform setzt bereits einen Maßstab voraus, an dem sich Reformer messen – diesen Maßstab kann man nicht zugleich leugnen.

4. Kultureller Relativismus

  • Definition: Moral ist kulturspezifisch – was in einer Kultur gut ist, ist in einer anderen vielleicht schlecht.
  • Irrlehre: Es gibt keine überkulturellen, universalen moralischen Prinzipien.
  • Widerlegung:
    • Es existieren quer durch alle Kulturen hinweg erstaunlich ähnliche Grundwerte (vgl. Anhang in The Abolition of Man).
    • Moralische Unterschiede zwischen Kulturen betreffen meist Anwendung, nicht Prinzipien (z. B. was „Ehrfurcht vor dem Leben“ bedeutet).
    • Kulturelle Unterschiede beweisen nicht die Relativität der Moral, sondern ihre Universalität im Kern.
    • Wer anderen Kulturen keine Fehler zubilligt, unterstellt ihnen Unfehlbarkeit – eine bizarre Form des moralischen Imperialismus.

5. Historizismus

  • Definition: Moralische Werte ändern sich mit der Zeit, wie Moden oder Technologien.
  • Irrlehre: Früher galt z. B. Keuschheit als gut, heute ist sie veraltet; das moralisch Richtige „entwickelt“ sich mit der Geschichte.
  • Widerlegung:
    • Der Satz „Du kannst die Uhr nicht zurückdrehen“ ist Unsinn: Wenn die Uhr falsch geht, dreht man sie zurück.
    • Moralischer Fortschritt setzt einen überzeitlichen Maßstab voraus – sonst ist es bloß Wandel, nicht Fortschritt.
    • Historizismus macht Umkehr unmöglich – ohne Umkehr keine Reue, ohne Reue keine Erlösung.

6. Utilitarismus

  • Definition: Moral wird auf das Nützliche, das für die Gesellschaft Zweckmäßige reduziert.
  • Irrlehre: Gut ist, was nützt; schlecht ist, was schadet – moralische Güte ist Mittel zum Zweck (z. B. Glücksmaximierung).
  • Widerlegung:
    • Aus dem Faktum „x nützt der Gesellschaft“ folgt nicht automatisch: „x ist moralisch gut“.
    • Die Frage, warum man überhaupt für das Gemeinwohl arbeiten soll, wird nicht beantwortet.
    • Auch Utilitarismus braucht die vorausgesetzte Gültigkeit des moralischen Sollens (Tao).

7. Instinktualismus

  • Definition: Moralisches Verhalten ist biologisch-evolutionär bedingter Instinkt.
  • Irrlehre: Was wir für moralisch halten, ist bloß ein Produkt der Evolution.
  • Widerlegung:
    • Instinkte stehen oft im Konflikt (z. B. Fluchttrieb vs. Hilfsbereitschaft) – Moral entscheidet zwischen ihnen.
    • Moralisches Sollen unterscheidet sich von instinktivem Wollen – wir tun oft das Richtige gerade gegen unsere Instinkte.
    • Moral ist das übergeordnete Ordnungsprinzip, das Instinkte bewertet – wie Noten zu Tönen auf dem Klavier.

8. Hedonismus

  • Definition: Gut ist, was Lust bereitet; schlecht ist, was Unlust verursacht.
  • Irrlehre: Glück wird mit Lust identifiziert, Tugend mit angenehmem Gefühl.
  • Widerlegung:
    • Manche Freuden sind böse (z. B. sadistische Lust), manche Leiden gut (z. B. Opfermut).
    • Glück und moralische Güte sind nicht deckungsgleich – Glück kann in der Hölle gesucht werden, Güte niemals.
    • Sexuelle Lust wird als „Recht auf Glück“ deklariert – unabhängig von Treue, Verantwortung oder Wahrheit.
    • Die Sexualmoral ist Prüfstein wahrer Moral: Sie ist der Bereich, wo Lust und Liebe häufig auseinandergehen.

9. Egoismus (aufgeklärter Eigennutz)

  • Definition: Moralisches Verhalten lohnt sich langfristig – „Selbstverwirklichung durch Tugend“.
  • Irrlehre: Es ist rational, gut zu sein, weil es mir nützt – Moral als Tauschgeschäft.
  • Widerlegung:
    • Der Moralische handelt auch dann gut, wenn es ihm schadet.
    • Ethische Verpflichtungen beruhen nicht auf wechselseitigem Nutzen, sondern auf objektiver Verpflichtung.
    • Christliche Tugend ist Selbsthingabe, nicht Selbstoptimierung.

10. Pragmatismus

  • Definition: Was funktioniert, ist gut; was nützt, ist wahr.
  • Irrlehre: Moralische Prinzipien werden nach Zweckmäßigkeit beurteilt, nicht nach Wahrheit.
  • Widerlegung:
    • Diese Haltung öffnet Tor und Tür für „der Zweck heiligt die Mittel“.
    • Sie hat sich historisch als Einstieg in das Dämonische erwiesen (z. B. bei der N.I.C.E. in That Hideous Strength).
    • Das Böse erscheint kurzfristig stärker, aber ist letztlich zerstörerisch – nur das Gute hat Bestand.

11. Optimistischer Humanismus

  • Definition: Der Mensch ist im Grunde gut – Sünde ist ein Mythos.
  • Irrlehre: Es gibt keine Bosheit im Menschen – nur Missverständnisse, schlechte Erziehung, mangelhafte Strukturen.
  • Widerlegung:
    • Tägliche Nachrichten, Geschichte und Literatur zeigen das Gegenteil.
    • Das Böse im Menschen ist tief verwurzelt – moralische Blindheit ist selbst Teil dieses Problems.
    • Erlösung setzt Selbsterkenntnis voraus – ohne Erkenntnis der Sünde keine Gnade.

12. Zynismus

  • Definition: Alles menschlich Gute ist Fassade – Güte ist Illusion oder Schwäche.
  • Irrlehre: Es gibt keine wirkliche Güte – nur verdeckten Eigennutz oder Heuchelei.
  • Widerlegung:
    • Wirklich gute Menschen existieren, wie die Heiligen beweisen.
    • Zynismus ist selbst ein unbewusster Glaube – Glaube an die Allgegenwart des Bösen.
    • Wer das Gute leugnet, zerstört sich selbst – wie die Zwerge in The Last Battle.

13. Pop-Psychobabble (psychologischer Moral-Kitsch)

  • Definition: Gut ist „nett“, schlecht ist „gemein“ – Moral reduziert auf Gefühle der Freundlichkeit.
  • Irrlehre: Urteilen ist „böse“, Toleranz ist oberster Wert; Ethik wird banalisiert zu therapeutischer „Harmonie“.
  • Widerlegung:
    • Gott ist nicht nett, sondern heilig: „Nicht zahm, aber gut“ (Aslan).
    • Mitgefühl ohne Wahrheit ist gefährlich – siehe z. B. Abtreibung aus „Mitleid“.
    • Wahre Liebe schließt Gericht und Ernsthaftigkeit mit ein.

14. Moralischer Philisterismus

  • Definition: Gut ist langweilig, Böse ist interessant – heldische Tugend ist kitschig oder flach.
  • Irrlehre: Die Welt der Helden, Heiligen und Tugendhaften sei ästhetisch unattraktiv.
  • Widerlegung:
    • Böses ist banal – das Böse hat keine Tiefe (Hannah ArendtEichmann in Jerusalem).
    • C. S. Lewis gelingt es, das Gute spannend und schön darzustellen (Aslan, Psyche, Ransom).
    • Die Idee, dass „nur das Böse Tiefe hat“, ist selbst eine diabolische Lüge.

15. Rationalismus

  • Definition: Moral ist rational ableitbar und vollständig durchschaubar – keine Geheimnisse.
  • Irrlehre: Alles Gute muss klar, einfach, logisch verständlich sein; Mysterien gelten als Irrationalität.
  • Widerlegung:
    • Moralisches Leben ist zutiefst geheimnisvoll, weil Liebe geheimnisvoll ist.
    • Rationalismus verkennt die Tiefe des Herzens, des Leids und der Gottesbeziehung.
    • Die Wirklichkeit der Tugend ist nicht flach und berechenbar – sie ist wie Musik, nicht wie Algebra.

17. Säkularismus – Die Trennung des Guten vom Transzendenten

  • Zentrale These der Häresie:
    • Moralität sei autonom, unabhängig von Gott und jeglicher Transzendenz.
    • Die Moral ließe sich “horizontal”, also nur im menschlich-sozialen Bereich, begründen.
  • Widerlegung durch Lewis:
    • In Mere Christianity argumentiert er für die Existenz Gottes aus der moralischen Erfahrung (Moral Argument).
    • Moral ist eine “Spur”, die zur Quelle führt – nicht zur Menschheit, sondern zu Gott.
  • Philosophische Analyse:
    • Naturgesetze der Physik führen zur Suche nach dem ersten unbewegten Beweger – genauso führt das Naturgesetz der Moral zur Suche nach dem höchsten moralischen Ursprung.
    • Ohne Gott bleibt Moral ohne letzten Grund und wird bloßes soziales Konstrukt.

18. Pantheismus – Die Identität von Gut und Böse

  • Zentrale These:
    • Alles ist eins. Gut und Böse sind letztlich identisch, weil alles Teil Gottes ist.
    • Gott ist nicht transzendent, sondern vollkommen immanent – auch im Bösen.
  • Lewis’ Kritik:
    • Pantheismus ist uralt, nicht modern. Er erscheint als Spiritualität, ist aber metaphysischer Gleichmacher von Gut und Böse.
    • Das christliche Gottesbild widerspricht radikal: Gott nimmt Partei, liebt das Gute, hasst das Böse.
  • Konkrete Ausgestaltung in Lewis’ Werk:
    • In Perelandra wird Weston durch seine pantheistische Philosophie zur dämonischen Kreatur.
    • Die Identifikation von Gott und Teufel ist letztlich blasphemisch.
  • Zeitdiagnose Kreefts:
    • Moderne Christen neigen zunehmend zur pantheistischen, “unpersönlichen” Spiritualität (New Age, östliche Mystik).
    • Der Gott der Bibel ist aber persönlich, männlich, transzendent, wertend und kämpferisch.

19. Moralismus – Die Vergötzung der Moral selbst

  • Zentrale These:
    • Moral sei der höchste Wert, das Ziel des Lebens.
    • Ethik wird zur Religion, Anständigkeit zum Heiligen.
  • Lewis’ Korrektur:
    • Moral ist notwendig – aber nicht das Ziel.
    • Das Ziel ist Verwandlung in ein Kind Gottes, Vergöttlichung (deification), Teilnahme am göttlichen Leben.
  • Hauptwerke dazu:
    • The Weight of Glory
    • Man or Rabbit?
    • Mere Christianity, Kapitel über „Hoffnung“
  • Schlüsselsatz:

“You were made not for mere morality, but for joy, transformation, and participation in divine life.”

  • Analogie:
    • Moral ist wie ein Operationstisch, aber nicht das Heilmittel selbst.
    • Der „Ethik-Hase“ (rabbit) muss durch Gnade in einen „Gottes-Sohn“ verwandelt werden.

20. Nietzscheanismus – Die Umwertung aller Werte

  • Zentrale These:
    • Das Gute ist schlecht; das Böse ist gut.
    • Tugend ist Schwäche; Macht ist das einzig Wahre.
    • Die “Sklavenmoral” (Demut, Mitleid, Liebe) ist zu überwinden zugunsten einer “Herrenmoral” (Stärke, Wille zur Macht).
  • Tragweite der Häresie:
    • Nietzsche beanspruchte offen, der “Antichrist” zu sein.
    • Diese Umwertung der Werte wurde zur ideologischen Grundlage des Nationalsozialismus.
  • Lewis’ Antwort:
    • Die Dämonisierung des Guten wird in seinen Werken als Weg zur völligen Entmenschlichung dargestellt (z. B. Weston, That Hideous Strength).
    • Das “ästhetische Interesse” am Bösen ist tödlich – nicht nur moralisch, sondern existenziell.
  • Warnung Kreefts:
    • Diese letzte Häresie ist die gefährlichste, weil sie spirituell anziehend wirkt.
    • Sie lebt fort in Formen wie radikaler FeminismusDekonstruktivismusRelativismus.

Buchhinweis: Lebensbedingungen in “Schöne Neue Welt”

Dies sind die Bedingungen, denen Kinder und Erwachsene im dystopischen Roman “Brave New World” (1932) unterzogen werden:

Massnahmen für Kinder

Vorgeburtliche und frühkindliche Maßnahmen

  • Die Kinder werden nicht mehr natürlich geboren, sondern in der “Zentral-Brut- und Normzentrale” künstlich erzeugt und herangezüchtet.
  • Embryos werden je nach zukünftiger Kastenzugehörigkeit unterschiedlich behandelt, z.B. erhalten untere Kasten reduzierte Sauerstoffzufuhr zur Verringerung der Intelligenz.
  • Das “Bokanowsky-Verfahren” ermöglicht die Teilung eines Embryos in bis zu 96 identische Kopien, wodurch für untere Kasten genetisch identische Arbeitskräfte geschaffen werden.
  • Bei Epsilons (unterste Kaste) werden Alkohol-Zusätze eingesetzt, um ihre geistige Entwicklung gezielt zu hemmen.
  • Babys werden pränatalen Umgebungsbedingungen ausgesetzt, die ihrem späteren Arbeitsplatz entsprechen (z.B. Hitze, Kälte oder Strahlung).

Frühe Konditionierung

  • Acht Monate alte Delta-Babys werden durch Elektroschocks konditioniert, Bücher und Blumen zu verabscheuen, um sie von natürlichen Interessen fernzuhalten.
  • Die “Hypnopädie” (Schlaflernen) wird eingesetzt, um moralische Werte und Verhaltensnormen zu vermitteln.
  • Kindern werden im Schlaf tausende Male hypnopädische Formeln wiederholt, bis diese als unbewusste Wahrheiten akzeptiert werden.
  • Kinder werden von früh an zu Konsumenten erzogen – “Besser ein neues Kleid kaufen als es flicken” ist eine Standardformel.
  • Klassenbewusstsein wird durch hypnopädische Formeln wie “Ich bin so froh, dass ich ein Beta bin” eingepflanzt.

Sexuelle Konditionierung

  • Kinder werden zu “erotischen Spielen” ermutigt, um früh ein gesundes Interesse an Sexualität zu entwickeln.
  • Natürliche sexuelle Hemmungen werden systematisch abtrainiert, um promiskuitives Verhalten zu fördern.
  • Eltern-Kind-Beziehungen und sexuelle Exklusivität werden als “pornografisch” und “pervers” dargestellt.
  • Die Standardformel “Jeder gehört jedem” wird frühzeitig eingeprägt, um Besitzansprüche und Eifersucht zu verhindern.

Tod-Konditionierung

  • Kinder werden an den Tod gewöhnt, indem Sterbende mit Spielen und Süßigkeiten assoziiert werden.
  • Im Krankenhaus erhalten Kinder Schokoladencreme, während sie sterbende Menschen beobachten.
  • Diese Praxis nimmt dem Tod jede emotionale Bedeutung und verhindert Trauer oder existenzielle Krisen.

Maßnahmen für Erwachsene

Soziale Kontrolle

  • Der “Solidaritätsdienst” fungiert als pseudo-religiöses Ritual, bei dem Soma konsumiert wird und die Teilnehmer in kollektive Ekstase geraten.
  • Erwachsene erhalten tägliche Soma-Rationen, die je nach Bedarf eingenommen werden können, um negative Emotionen zu unterdrücken.
  • Die Formel “Ein Kubikzentimeter kuriert zehn trübe Gefühle” ermutigt zum Drogenkonsum statt zur Bewältigung von Emotionen.
  • Promiskuität ist nicht nur erlaubt, sondern sozial erwünscht – länger mit einem Partner zusammen zu sein wird missbilligt.
  • Erwachsene werden durch ständige Ablenkungen und oberflächliche Unterhaltung (wie “Fühlfilme” oder “Elektro-Magnetisches Golf”) beschäftigt gehalten.

Gesellschaftliche Normen

  • Das Prinzip “Jeder gehört jedem” wird auch für Erwachsene streng durchgesetzt, um exklusive Beziehungen zu verhindern.
  • Alleinsein wird als unnatürlich und verdächtig angesehen – Menschen sollen immer in Gesellschaft sein.
  • Emotionale Reaktionen wie Trauer, Wut oder tiefe Liebe werden als pathologisch betrachtet und mit Soma behandelt.
  • Werte wie Konsum, Oberflächlichkeit und Vermeidung von Unannehmlichkeiten werden hochgehalten.
  • “Gemeinschaft, Identität, Stabilität” ist das offizielle Motto des Weltstaats, das allen Bürgern eingeschärft wird.

Kontrolle abweichenden Verhaltens

  • Menschen, die zu unabhängig denken oder sich nicht anpassen können, werden nach Island oder auf die Falklandinseln verbannt.
  • Diese Verbannung wird nicht als Strafe, sondern als Möglichkeit dargestellt, unter Gleichgesinnten zu leben.
  • Regelmäßige Soma-Einnahme wird als Mittel zur Selbstkontrolle und sozialen Anpassung gefördert.
  • Menschen werden überwacht und bei abweichendem Verhalten gemeldet oder konfrontiert.
  • Es existiert ein ausgeklügeltes System sozialer Kontrolle, bei dem Gleichaltrige abweichendes Verhalten korrigieren.

Bedingungen nach Kastenunterschieden

Alpha- und Beta-Kasten

  • Die höheren Kasten werden individuell gezeugt (keine Bokanowsky-Prozedur) und erhalten volle Sauerstoffzufuhr während der Entwicklung.
  • Alphas und Betas dürfen anspruchsvollere Berufe ausüben und haben größere Freiheiten in der Freizeitgestaltung.
  • Höhere Kasten haben Zugang zu besseren Wohnungen, Transportmitteln und Freizeiteinrichtungen.
  • Sie tragen besondere Farben zur Kennzeichnung ihrer Kaste (Alphas tragen Grau, Betas Purpur).
  • Trotz ihres privilegierten Status unterliegen sie denselben Grundprinzipien bezüglich Emotionen und Beziehungen.

Gamma-, Delta- und Epsilon-Kasten

  • Die unteren Kasten werden durch das Bokanowsky-Verfahren in großen Mengen produziert, um identische Arbeitskräfte zu schaffen.
  • Ihre Intelligenz wird durch Sauerstoffmangel und chemische Zusätze während der Entwicklung gezielt eingeschränkt.
  • Sie werden für einfache, repetitive Aufgaben konditioniert und finden darin ihre Erfüllung.
  • Durch hypnopädische Formeln werden sie mit ihrer Kaste zufrieden gemacht (“Jeder ist für jeden anderen unentbehrlich”).
  • Die untersten Kasten (Epsilons) werden als semi-moronisch beschrieben und für die einfachsten Arbeiten eingesetzt.

Buchhinweis: 50 Thesen zur woken Ideologie

Dies sind 50 Thesen aus Basads “Schäm dich!: Wie Ideologinnen und Ideologen die Welt in Gut und Böse einteilen” (2021):

Grundprinzipien und Ursprünge

  • Die Social-Justice-Bewegung basiert auf postmodernen Theorien von Philosophen wie Michel Foucault und Jacques Derrida, die behaupten, dass Wissen und Wahrheit nicht objektiv, sondern durch historische Machtverhältnisse sozial konstruiert sind und daher dekonstruiert werden müssen.
  • Die Bewegung kategorisiert Menschen strikt in privilegierte Unterdrücker (weiße heterosexuelle Männer) und unterdrückte Gruppen (People of Color, Frauen), wobei diese Zuordnung auf biologischen Merkmalen basiert, obwohl gleichzeitig behauptet wird, diese Merkmale seien “soziale Konstrukte”.
  • Der Bewegung liegt die Behauptung zugrunde, dass alle weißen Menschen durch eine “rassistische Sozialisation” unbewusst von einem kolonialen System geprägt sind, wie etwa Tupoka Ogette formuliert: “Du bist rassistisch sozialisiert worden. So, wie viele Generationen vor Dir, seit über dreihundert Jahren.”
  • Die Theorie der “Intersektionalität”, entwickelt von Kimberlé Crenshaw, bewertet Menschen anhand einer Hierarchie der Unterdrückung, wobei verschiedene Diskriminierungsformen (Rassismus, Sexismus, Homophobie) addiert werden und dadurch bestimmt wird, wer das größere Opfer ist und daher mehr Gehör verdient.
  • Der Begriff “woke” (erwacht) bezeichnet Personen, die angeblich die rassistische Gesellschaftsstruktur durchschaut haben und sich als moralisch überlegene Elite verstehen, die den “Schlafenden” die Wahrheit über ihre unbewusste Teilnahme am System der Unterdrückung offenbaren muss.

Sprache und Kultur

  • Die Bewegung behauptet, dass unsere gesamte Sprache und Kultur vom Patriarchat und Kolonialismus bestimmt sei, was sich etwa im generischen Maskulinum oder in der angeblich zwangsläufig binären Struktur der Sprache zeige und durch bewusste Spracheingriffe wie Gender-Sternchen korrigiert werden müsse.
  • Geschlechtergerechte Sprache mit Sternchen, Unterstrichen oder Doppelpunkten wird nicht als stilistische Präferenz, sondern als moralische Pflicht propagiert, wie die Stadt Hannover in ihren Leitlinien schreibt: “Geschlechtergerechte Sprache hat viel mit einer inneren Haltung zu tun” und soll “Werte unserer Gesellschaft” vertreten.
  • Das generische Maskulinum wird trotz seiner grammatikalischen Funktion als Generikum als explizit diskriminierend betrachtet, wobei die Stadt Frankfurt argumentiert, es würde Frauen und sexuelle Minderheiten nur “mitmeinen”, aber nicht eindeutig benennen und somit “verschleiern” und “verwirren”.
  • Die Forderung nach sprachlicher Umgestaltung wird trotz fehlender demokratischer Legitimation vorangetrieben, obwohl laut INSA-Umfrage 75,3% der Bürger gesetzliche Vorschriften zur Sprachneutralisierung ablehnen und neun von zehn Befragten privat keine genderneutrale Sprache verwenden.
  • Die Theorie der “kulturellen Aneignung” (Cultural Appropriation) betrachtet es als rassistisch, wenn Weiße Elemente anderer Kulturen übernehmen, etwa wenn sie Dreadlocks tragen, Kimono anziehen oder afrikanische Küche kochen, wobei die Aktivistin Jasmina Kuhnke sogar zwischen “echten Schwarzafrikanern” und solchen mit “zu weißem Aussehen” unterscheidet, wenn es um die Erlaubnis zum Tragen von Rastazöpfen geht.

Rassismusverständnis

  • Die Bewegung definiert Rassismus neu als Kombination aus Vorurteil und Macht.
  • Nach dieser Definition können nur Weiße rassistisch sein, da sie gesellschaftlich privilegiert seien.
  • Die Aussage “Ich sehe keine Hautfarben” wird als Form des Rassismus bezeichnet (“Colorblindness”).
  • Der Begriff “White Fragility” besagt, dass Abwehrreaktionen von Weißen auf Rassismusvorwürfe ein Beweis für ihren Rassismus sind.
  • Die Theorie der “weißen Privilegien” behauptet, dass Weiße von der Gesellschaft begünstigt werden, nur weil sie weiß sind.

Umgang mit Wissenschaft

  • Die Social-Justice-Bewegung verwirft naturwissenschaftliche Erkenntnisse, wenn diese der Ideologie widersprechen, wie beispielsweise die Existenz biologischer Geschlechtsunterschiede.
  • Die Bewegung leugnet die biologische Realität von Geschlechtsdimorphismus und behauptet stattdessen, dass die Einteilung in Mann und Frau eine “Erfindung des weißen Mannes” sei, obwohl 99,982% der Weltbevölkerung biologisch eindeutig zuordenbar sind.
  • In akademischen Kreisen der Bewegung wurde ernsthaft argumentiert, dass mathematische Aussagen wie “2+2=4” nicht universell gültig seien, sondern ein Produkt “westlich-kolonialer Hegemonie” darstellten.
  • Empirische Studien, die zeigen, dass Frauen und Migranten trotz Diskriminierung erfolgreicher sind als ihre deutschen Altersgenossen aus vergleichbarem Milieu, werden ignoriert, weil sie der These vom “strukturellen Rassismus” widersprechen.
  • Die Bewegung etabliert eine “Gefühle vor Fakten”-Hierarchie: Wenn ein biologischer Fakt (wie “Männer können nicht menstruieren”) subjektive Gefühle verletzt, wird der Fakt als “transphob” abgelehnt und die verletzten Gefühle als einzige “Wahrheit” akzeptiert.

Bildung und Gesellschaft

  • Einige vom “Institut für diskriminierungsfreie Bildung” entwickelte Unterrichtsmaterialien fordern explizit eine Trennung von Schülern nach Hautfarbe, wobei “weißen” und “nicht-weißen” Schülern unterschiedliche Lernziele und Materialien zugewiesen werden sollen.
  • In Antirassismus-Workshops wie denen von Tupoka Ogette werden weiße Teilnehmer durch einen Fünf-Phasen-Plan geführt, der mit “Scham” und “Schuld” die Bekundung von “Ich schäme mich dafür, weiß zu sein” als notwendigen Schritt zur “Anerkennung” ihres angeblich inhärenten Rassismus darstellt.
  • Bei sogenannten “Privilege Walks” müssen Teilnehmer sich nach vermeintlichen Privilegien aufstellen (z.B. “Ich kann davon ausgehen, die gleichen beruflichen Chancen zu haben”), wobei weiße Teilnehmer anschließend gezwungen werden, ihre privilegierte Position zu “reflektieren” und Tränen weißer Teilnehmer als “White Tears” abgewertet werden.
  • An Universitäten wird die akademische Freiheit eingeschränkt, indem Lehrveranstaltungen von Dozenten gestört oder verhindert werden, selbst wenn diese keine extremistischen Positionen vertreten, sondern lediglich nicht ins ideologische Raster der Aktivisten passen.
  • Künstlerische und literarische Werke werden aus dem öffentlichen Raum entfernt oder zensiert, wenn sie nach heutigen aktivistischen Maßstäben als problematisch interpretiert werden können, ungeachtet ihres kulturellen oder historischen Wertes.

Cancel Culture

  • Die Social-Justice-Bewegung fördert eine “Cancel Culture”, bei der Personen, Werke und Institutionen gesellschaftlich ausgeschlossen werden, wenn sie nicht den ideologischen Maßstäben entsprechen.
  • Selbst anerkannte Persönlichkeiten mit progressiver Vergangenheit werden öffentlich angefeindet und boykottiert, wenn sie einzelne Positionen vertreten, die von der aktuellen Orthodoxie der Bewegung abweichen.
  • Kulturschaffende werden von Veranstaltungen ausgeschlossen oder öffentlich geächtet, nicht aufgrund ihres tatsächlichen Verhaltens, sondern wegen Interpretationen ihrer Aussagen durch aktivistische Gruppen.
  • Akademiker und Intellektuelle sehen sich Kampagnen ausgesetzt, die ihre berufliche Existenz bedrohen, wenn sie kritische Perspektiven auf die Kernkonzepte der Bewegung äußern.
  • Dieses systematische Ausschließen abweichender Meinungen wird in vielen Medien nicht problematisiert, sondern als legitimes Mittel zur gesellschaftlichen Veränderung dargestellt oder sogar begrüßt.

Mediale Verbreitung und Kritik

  • Öffentlich-rechtliche Medien stellen die Social-Justice-Ideologie oft als unbestreitbare Wahrheit dar.
  • Journalisten übernehmen aktivistische Positionen anstatt neutral zu berichten.
  • Kritiker der Bewegung werden pauschal als “rechts” oder “rassistisch” diffamiert.
  • Es herrscht eine Doppelmoral: Aktivisten, die selbst Hass verbreiten, inszenieren sich als Opfer von Hatespeech.
  • Die “Schweigespirale” führt dazu, dass Menschen aus Angst vor sozialer Isolation schweigen.

Widersprüche

  • Die Social-Justice-Bewegung betont einerseits die Bedeutung von Individualität und subjektiver Identität, kategorisiert Menschen aber gleichzeitig strikt in kollektive Gruppen wie “weiß” oder “Schwarz” und schreibt ihnen basierend auf dieser Kategorisierung feste Eigenschaften und Verhaltensweisen zu.
  • Während die Bewegung vorgibt, gegen Diskriminierung zu kämpfen, etabliert sie selbst diskriminierende Praktiken wie die Bewertung von Redebeiträgen nach Hautfarbe oder Geschlecht der sprechenden Person oder fordert explizit, dass “weiße Männer” in bestimmten Kontexten “schweigen” sollen.
  • Die Bewegung lobt Diversität als höchstes Gut, duldet aber keine Diversität der Meinungen und verlangt stattdessen absolute ideologische Konformität, was sich in der Ächtung von Abweichlern wie der Muslimin Naïla Chikhi zeigt, die wegen ihrer Kopftuch-Kritik als “Verräterin” diffamiert wurde.
  • Die Bewegung behauptet, Rassismus zu bekämpfen, verteidigt aber selbst rassistische Positionen, wenn etwa der Aktivist Malcolm Ohanwe Bilder von an Pfählen aufgehängten weißen Kolonialherren mit dem Kommentar “Das würde ich gerne großspurig produziert im Kino sehen” postet oder Bilder von knienden Weißen vor einem Diktator als “feuchten Traum” bezeichnet.
  • Während die Bewegung Essentialismus bei Geschlechterrollen ablehnt (die Vorstellung, dass Frauen und Männer von Natur aus unterschiedlich sind), betreibt sie selbst Essentialismus bei Hautfarben, indem sie behauptet, dass Schwarze “das Trauma des Kolonialismus kollektiv in ihren Körpern tragen” oder dass “weiße Emotionen” ein “Motor von Rassismus” seien.

Blinde Flecken

  • Die Bewegung schweigt oft zu islamistischem Extremismus aus Angst, Muslime zu stigmatisieren.
  • Antisemitismus und Israelhass werden in der Bewegung oft nicht thematisiert oder sogar gefördert.
  • Kritik am Islamismus wird als “islamophob” und rassistisch abgestempelt.
  • Gewalt gegen Frauen in migrantischen Communities wird aus Rücksicht auf “kulturelle Sensibilität” oft ignoriert.
  • Clan-Kriminalität wird häufig verharmlost, um keine Stereotypen zu bedienen.

Psychologische Motivation

  • Social-Justice-Aktivismus fungiert laut Kritikern als “Ersatzbefriedigung für privilegierte Rich-Kids”, die wie der Protagonist in “Fight Club” in ihrem materiellen Wohlstand gelangweilt sind und nach Aufregung und moralischer Bedeutsamkeit suchen, was sich in medienwirksamen Selbstinszenierungen wie dem ZDF-Beitrag “Wir sind weiß und privilegiert” zeigt, in dem wohlhabende junge Menschen ihre Schuldgefühle öffentlich zur Schau stellen.
  • Der Aktivismus bietet privilegierten Menschen die Möglichkeit zur moralischen Selbsterhöhung, indem sie sich als “woke” und aufgeklärter als der Rest der Gesellschaft darstellen können, wie es etwa die Webseite “SayMyName” der Bundeszentrale für politische Bildung demonstriert, die Weißen im Befehlston vorschreibt: “Kenne dein Privileg!” und “Sei laut gegen Ungerechtigkeiten, aber übertöne die marginalisierte Gruppe nicht!”.
  • Statt sich mit realen Missständen wie häuslicher Gewalt, Ehrenmorden oder der sozialen Situation von Migrantenkindern zu beschäftigen, konzentrieren sich Aktivisten auf symbolische “Lifestyle-Probleme” wie den angeblich rassistischen Charakter von “Hautfarbenstiften” oder die Verwendung des generischen Maskulinums, die primär in akademischen Zirkeln diskutiert werden.
  • Die gesteigerte Empfindlichkeit gegenüber sprachlichen Mikroaggressionen wie der Frage “Wo kommst du her?” spiegelt eine privilegierte Lebenssituation wider, in der existenzielle Probleme so weit in den Hintergrund getreten sind, dass selbst alltägliche Interaktionen zu dramatischen Ungerechtigkeiten hochstilisiert werden müssen, um emotionale Stimulation zu erzeugen.
  • Hinter der Bewegung steht eine quasi-religiöse Struktur mit Bußritualen (wie Ogettes “Phasen” der Schuld und Scham), Sündenbekenntnissen (“Ich bin weiß, männlich und privilegiert”), öffentlichen Läuterungen (weiße Polizisten, die Schwarzen die Füße waschen) und dem Versprechen der Erlösung durch moralische Reinigung, was der Religionswissenschaftler Alexander Grau als Ersatz für verlorene traditionelle religiöse Bindungen deutet.

Bibel: Wortfelder im Buch der Sprüche

Mein erneutes Studium des Buches der Sprüche führte mich zur Beschäftigung mit folgenden Wortfeldern:

  • Angesprochene: Söhne (evtl. Schulen für Fürsten/zukünftige Herrscher)
  • Gottes Sicht: Segen & Fluch
  • Lebensführung Tag für Tag: Weg – gehen – wandeln
  • Vorgesetzten-Verhältnisse: König/Knecht
  • Lebensverhältnisse: Reich und arm
  • Ehe: Mann & Frau; Ehebruch/Hurerei
  • Nationen: Stadt & Land
  • Charakter: Fleiss & Faulheit
  • Gütertausch: Kaufen & verkaufen, erwerben & verlieren
  • Kommunikation: Reden & schweigen; Zunge, Worte; fragen & antworten
  • Nachbarschaft und Freundschaft: Freund, Nachbar, Gefährte, Vertrauter
  • Begrenztheit: Leben & Tod
  • Einflusssphäre: Haus, Gut, Tor, Eingang
  • Erziehung: gehorchen & verweigern

2018 hielt ich einleitende Vorträge zu diesem spannenden Bibelbuch (Teil I; Teil II); ebenso ist mein Vogelflug “Gott fürchten und ein weises Leben führen” verfügbar.

Podcast: Einführung in die Psalmen

Paul Carter führt in dieser Einheit (28 Minuten) in das Buch der Psalmen ein.

Historische Bedeutung der Psalmen in der Kirche

  • Während des Mittelalters waren die Psalmen oft das am besten bekannte Buch der Bibel; Gläubige besaßen teilweise nur Auszüge daraus.
  • Martin Luther bezeichnete die Psalmen als „eine kleine Bibel“ und betrachtete sie sowohl als Lehrbuch des Glaubens wie auch als Wegweiser für das persönliche Gebet und die Frömmigkeit.
  • Die Psalmen dienten in der ganzen Kirchengeschichte als Grundlage für Meditation, Gebet und geistliche Formung.

Martin Luther und die Psalmen

  • Luthers erste Vorlesungen als Professor handelten von den Psalmen.
  • Durch die intensive Auseinandersetzung mit den Psalmen festigte Luther seine reformatorischen Überzeugungen.
  • Er sah in den Psalmen eine Art „geistliches Katechismusbuch“, das nicht nur Lehre vermittelt, sondern auch die Empfindungen, Gedanken, Lieder und Gebete der Gläubigen prägt.

Zwiegesprächstheologie (Willem van Gemeren):

  • Die Psalmen seien wie andere biblische Bücher zwar „von Gott inspiriert und nützlich“ (vgl. 2Tim 3,16–17), besitzen jedoch eine besondere Eigenschaft.
  • Gottes Volk wird hier ausdrücklich eingeladen, die Worte der Psalmen selbst zu beten und im Gottesdienst zu verwenden.
  • Dadurch entsteht eine fortlaufende „Zwiegesprächstheologie“: Gott spricht durch die Psalmen zum Menschen, und der Mensch antwortet Gott mit eben diesen Worten.

Autorschaft und Zusammensetzung des Psalters

  • 73 der 150 Psalmen werden direkt David zugeschrieben; 13 davon mit konkreten Hinweisen auf Ereignisse in Davids Leben.
  • Andere Psalmen (z. B. Ps 2 und Ps 95) werden im Neuen Testament David zugesprochen, obwohl im hebräischen Urtext keine solche Überschrift steht.
  • Insgesamt werden sieben verschiedene Autoren namentlich genannt: David, die Söhne Korahs, Asaph, Salomo, Heman, Ethan und Mose.
  • Der Psalter gilt daher als kollektives Werk, wobei David der Hauptautor ist.

Zeitraum der Abfassung

  • Die Entstehungsspanne reicht von Mose (Ps 90) bis in die Exils- und Nachexilszeit (z. B. Ps 107).
  • Zahlreiche Psalmen stammen aus Davids Epoche (um 1000 v. Chr.), andere reflektieren das Exil und den Wiederaufbau nach der Rückkehr.
  • Es ist unstrittig, dass die Zusammenstellung des Psalters in verschiedenen Stufen erfolgte, ähnlich wie bei den Sprüchen (z. B. Hinzufügungen zur Zeit König Hiskias; Spr 25,1).

Christologische Deutung der Psalmen in der Kirchengeschichte

  • Die frühe Kirche las die Psalmen nahezu durchweg als Hinweise auf Christus (etwa Psalm 2, 22, 110).
  • Jesus selbst bezieht sich in Lk 24,44 auf „Mose, die Propheten und die Psalmen“ als Zeugnis über sich.
  • In der Antike und im Mittelalter war man meist selbstverständlich davon überzeugt, dass die Psalmen auf Jesus hinweisen.

Ansätze der Auslegung – Luther, Calvin und andere

  • Luther interpretierte die Psalmen sehr direkt und sah Christus in fast jedem Vers, selbst bei Bußpsalmen wie Psalm 51.
  • Calvin betonte stärker den ursprünglichen Kontext und Autor, betonte aber ebenfalls die letztliche Erfüllung in Christus. Er sah David und seine Dynastie als „Schatten“ des endzeitlichen Königs Jesus.
  • Im 19. Jahrhundert wurden christologische Bezüge oft zurückgewiesen oder stark abgeschwächt, doch heute kehren viele Ausleger (z. B. Christopher Ash) zu einem deutlicher christuszentrierten Blick zurück.

Das Bild des „Königsgewandes“

  • Die königlichen Psalmen („Messianische Psalmen“) passen nur unvollkommen auf Davids Nachfolger.
  • Die „Gewänder“ sind für jeden historischen König Israels zu groß; erst in Jesus Christus finden sie die perfekte Erfüllung.
  • Bei der Auslegung sucht man daher stets das Spannungsfeld zwischen dem historischen König und dem zukünftigen, wahren König.

Vorgehensweise bei der Anwendung der Psalmen heute

  1. Historischer Sinn: Was bedeutete der Psalm für den ursprünglichen Autor (z. B. David)?
  2. Altbund-Kontext: Wie wurde er von Gläubigen im Alten Bund verstanden und gebetet?
  3. Erfüllung in Christus: Wie nahm Jesus selbst den Psalm auf (z. B. Ps 22 am Kreuz), und wie vollendete er dessen Aussage?
  4. Neu-testamentliche Anwendung: Was bedeutet der Psalm für Christen heute, im Licht von Kreuz und Auferstehung?

Aktuelle Unterbewertung der Psalmen

  • Die heutigen Evangelikalen nutzen die Psalmen weniger als frühere Generationen, oft wegen ihrer dichterischen Sprache und teils komplexen historischen Bezüge.
  • Wer jedoch die Grundregeln beachtet (historischer Kontext, literarische Struktur, christologische Linse), entdeckt großen geistlichen Reichtum.
  • Ziel dieser Psalmenreise ist es, die Formkraft und Heilkraft der Psalmen wiederzuentdecken und durch sie zu einer tieferen Gemeinschaft mit Christus zu finden.
  • Jesus ist der „wahre Gesegnete“ und der „wahre Sohn Davids“. Wer in ihm Zuflucht nimmt, empfängt letztlich alle Verheißungen, die in den Psalmen aufleuchten.

Buchhinweis: Dantes Aufteilung von Hölle, Fegefeuer und Himmel

Dante Alighieri stellt in seinem Weltklassiker “Die Göttliche Komödie” (1307-1321) die Hölle und das Fegefeuer in verschiedenen Stufen dar. Natürlich vermischen sich antike griechische Vorstellungen mit mittelalterlichen Spekulationen.

Hölle (Inferno)

  1. Erster Kreis – Limbus
    Enthält die ungetauften Seelen und tugendhaften Heiden (antike Dichter, Philosophen und Menschen, die vor der christlichen Offenbarung lebten).
  2. Zweiter Kreis – Lust
    Hier leiden jene, die von unkontrollierter Leidenschaft und hemmungsloser Begierde getrieben wurden.
  3. Dritter Kreis – Völlerei
    Seelen, die in maßlosem Essen und Trinken versandet sind, müssen ewige Strafen für ihre Unmäßigkeit erdulden.
  4. Vierter Kreis – Habgier (Geiz und Verschwenderischheit)
    Die Geizigen und Verschwender, die ihr Leben von übertriebener Gier geprägt hatten, finden hier ihre Strafe.
  5. Fünfter Kreis – Zorn
    In einem schlammigen Abgrund kämpfen die Zornigen und die passiv-aggressiven Seelen miteinander, als Strafe für ihre unkontrollierte Wut.
  6. Sechster Kreis – Häresie
    Seelen derer, die von falschen Glaubensvorstellungen oder abtrünnigen Lehren überzeugt waren, müssen ihre Irrtümer ertragen.
  7. Siebter Kreis – Gewalt
    Unterteilt in Bereiche für jene, die gegen Menschen, sich selbst oder Gott gewalttätig waren, werden die Gewalttäter entsprechend ihrer Taten bestraft.
  8. Achter Kreis – Betrug (Malebolge)
    In zehn „Bolgien“ finden sich Seelen, die auf verschiedene Arten des Betrugs und der Täuschung (wie Verführung, Heuchelei, Korruption usw.) verstrickt waren.
  9. Neunter Kreis – Verrat
    Die tiefste und kälteste Ebene, in der die größten Verräter – gegenüber Familie, Freunden, Gästen oder Herrschern – in einem gefrorenen See eingeschlossen sind.

Fegefeuer (Purgatorio)

Dantes Fegefeuer ist als ein aufsteigender Berg konzipiert, auf dem die Seelen in mehreren Stufen ihre Sünden sühnen und läutern:

  • Vorfegefeuer:
    Ein Zwischenbereich für Seelen, die spät bereuten oder besondere Hindernisse überwinden müssen, bevor sie in die eigentlichen Terrassen gelangen.
  1. Erste Terrasse – Hochmut:
    Hier büßen diejenigen, die von Stolz und Eitelkeit beherrscht waren, und lernen Demut.
  2. Zweite Terrasse – Neid:
    Seelen, die durch neidische Gefühle verzehrt wurden, reinigen sich von dieser Last.
  3. Dritte Terrasse – Zorn:
    Diejenigen, die in unkontrolliertem Zorn lebten, erfahren Läuterung durch das Erkennen und Ablegen ihres übermäßigen Ärgers.
  4. Vierte Terrasse – Trägheit:
    Seelen, die durch Apathie und Faulheit ihr Leben verschwendeten, finden zu neuer Tatkraft und Buße.
  5. Fünfte Terrasse – Habgier:
    Hier lernen die, die in materieller Gier gefangen waren, sich von weltlichem Besitz zu lösen.
  6. Sechste Terrasse – Völlerei:
    Seelen, die maßlos lebten und genossen, üben sich in Selbstdisziplin und Mäßigung.
  7. Siebte Terrasse – Wollust:
    Diejenigen, die sich der unkontrollierten Begierde hingaben, erleben hier die Reinigung ihrer Leidenschaft.
  • Irdisches Paradies (Garten Eden):
    Am Gipfel des Fegefeuers befindet sich der erdgebundene, vollkommene Zustand der Reinheit, in dem die Seelen bereit sind, in den Himmel aufzusteigen.

Himmel (Paradiso)

Dante stellt den Himmel als neun kreisförmige Sphären dar, die in der höchsten Sphäre im Empyreum in die unmittelbare Gegenwart Gottes münden:

  1. Erste Sphäre – Mond:
    Hier verweilen Seelen, die wegen ihrer Unbeständigkeit in ihren Gelübden gescheitert sind.
  2. Zweite Sphäre – Merkur:
    Beherbergt jene, die weltlichen Ehrgeiz zeigten – mit guten Taten, aber oft getrieben von der Suche nach Ruhm.
  3. Dritte Sphäre – Venus:
    In dieser Sphäre finden sich die Liebenden, die ihre Begierde im Zeichen reiner, göttlicher Liebe entfalten konnten.
  4. Vierte Sphäre – Sonne:
    Diese Sphäre ist das Reich der Weisen und Gelehrten, deren Erleuchtung und Weisheit das Licht der Wahrheit widerspiegelt.
  5. Fünfte Sphäre – Mars:
    Hier strahlen die Seelen der Kämpfer für den Glauben, die in ihrem Leben durch Tapferkeit und Opferbereitschaft glänzten.
  6. Sechste Sphäre – Jupiter:
    Beherbergt gerechte Herrscher und rechtschaffene Seelen, die das göttliche Gesetz in ihrem irdischen Leben hochhielten.
  7. Siebte Sphäre – Saturn:
    In dieser Sphäre verweilen die Einsiedler, Asketen und Kontemplativen, die sich der inneren Einkehr und spirituellen Suche widmeten.
  8. Achte Sphäre – Fixsterne:
    Hier leuchten die Heiligen und seligen Seelen, die als strahlende Beispiele des Glaubens und der Tugend gelten.
  9. Neunte Sphäre – Primum Mobile:
    Die äußerste kreisförmige Sphäre, in der die Engel und die himmlischen Mächte wirken und die Bewegung des Kosmos steuern.
  • Empyreum:
    Jenseits der materiellen Sphären liegt das Reich Gottes – ein zeitloser Ort, in dem die vollkommene Gegenwart der göttlichen Liebe und die selige Gemeinschaft der Engel und Heiligen herrscht.