Kolumne: Wie die sozialen Medien den Neidfaktor fördern

Die sozialen Medien fördern den Neid. Manche Ausleger der Bibel haben bemerkt, dass das zehnte Gebot auf das Innere des Menschen abzielt: "Du sollst nicht begehren, was dein Nächster hat." Satan fördert das Begehren in uns. Er (ver)führt uns dazu, auf das Eigentum des Nächsten zu blicken. Ich hörte kürzlich einer Unterhaltung von Arbeitskollegen zu, die sich darüber wunderten, wie schnell neue Fotos "ge-liked" werden. Das hängt nicht nur damit zusammen, dass wir auf Bildimpulse getrimmt sind und das Schriftliche vernachlässigen. Wir werden längst nicht mehr nur über den Briefkasten mit vielen farbigen Angeboten, ob Urlaubsprospekte oder Elektroartikel, überflutet. Wir erhöhen den Neid-Faktor in unserem Nächsten durch die Darstellung der idealen Optik. Ideal, weil er nicht unserem täglichen Durchschnitt entspricht. Wir stehen selten an schönen Stellen. Den überwiegenden Teil unserer Zeit verbringen wir nicht im Urlaub. Mit unseren Liebsten durchleben wir zahllose schwierige Momente. 

Ich werde immer wieder gefragt: "Hat deine Frau auch ein Handy?" Nein, hat sie nicht. Sie erspart sich diese emotionalen und zeitlichen Zusatzkosten! Sie bleibt off-line und ist glücklich damit. Sie muss nicht mithalten mit den schönen Bildern der Kolleginnen. Sie lebt in der Wirklichkeit. Es ist eine harte Wirklichkeit. Gleichzeitig beobachte ich, dass sie viel Alltägliches geniessen und sich ihnen ungestört widmen kann. Sie kann mit Hingabe unterrichten oder die Kinder beim Basteln und Zeichnen anleiten unterstützen. Sie bearbeitet mit wenigen Werkzeugen unseren grossen Garten. Sie geniesst den Glockenklang, den aufgehenden Mond und am Morgen die aufgehende Sonne. Sie liebt es, mit ihren Händen das Geschirr abzuwaschen oder einen Teig zu kneten. Ihr Kommentar: "Ich bin froh, nicht ständig auf das blicken zu müssen, was der andere hat. Ich habe den Eindruck, dass sie dadurch nicht glücklicher werden." Da ich den direkten Vergleich habe, kann ich ihr vorbehaltlos zustimmen.

Wir leben in einer "gnostischen" Zeit. Das Künstliche, Bildliche, Abstrakte wird dem Realen vorgezogen. Wir verbringen Stunden mit Bildern und bewegten Bildern (Filmen und Clips) anstatt uns in der Wirklichkeit der Schöpfung Gottes zu bewegen. Riechen, tasten, auch schwitzen, unsere Muskeln gebrauchen. Gott hat uns in der Einheit von Geist und Körper geschaffen. Unsere Zeit birgt die Gefahr, das Körperliche zu vernachlässigen und uns von Bildern gelüsten zu lassen. Da kann ich gut verstehen, dass einige pausieren. Das wirkliche Leben läuft auch so weiter.