Haben sie den Menschen menschlicher gemacht?

Fritz Blättner, Vertreter der geisteswissenschaftlichen Pädagogik und Verfasser eines Standardwerks zur Pädagogik-Geschichte, schreibt (Geschichte der Pädagogik, Quelle & Meyer: Heidelberg 1973, S. 53):

Die christlich-gläubige Sicht des Lebens weiss, dass der Mensch sich in der unbegreiflichen Herrlichkeit Gottes befindet. Ihr ist alles nur von Gott her und auf Gott hin begreiflich. … Allles dies verkehrt sich in wenigen Jahrhunderten in sein Gegenteil. Immerhin dauert es Jahrhunderte, bis es durchdringt – es gibt heute noch Reste jenes Jenseitsglaubens, und heute mehr denn je sind wir im Zweifel, ob er nicht tiefer und wesenhafter ist als der Glaube an das Lebene, an den Menschen und seine Kraft und Selbstvollendung. Aber die Jahrhunderte zwischen 1600 und 1900 gehören dem neuen Glauben, und in ihm wird die Erziehung neu gedacht. Alle pädagogischen Reformen wollen den Menschen aus menschlicher Selbstkraft vervollkommnen, also erziehen; und wenn wir heute die Ernte einbringen, können und müssen wir fragen: Waren wir auf dem rechten Weg, haben die Comenius und Francke, Rochow, Rousseau, Pestalozzi, Herbart und Kerschsteiner den Menschen menschlicher gemacht? Geht der Weg der Menschen auf der ERde zu einem irdischen Ziel – oder ist es Gott, der die Vollendung in der Gnade schenkt?