Die Geburt aller rechten Erkenntnis Gottes aus dem Gehorsam

C. Gerard den Hertogs Vortrag über Calvins natürliche Theologie  endet mit den Worten:

Lenken wir den Blick nicht über die Erde hinaus, so sind wir mit der eigenen Gerechtigkeit, Weisheit und Tugend reichlich zufrieden und schmeicheln uns mächtig – es fehlte, dass wir uns für Halbgötter hielten! Aber wenn wir einmal anfangen, unsere Gedanken auf Gott emporzurichten, wenn wir bedenken, was er für ein Gott sei, wenn wir die strenge Vollkommenheit seiner Gerechtigkeit, Weisheit und Tugend erwägen, der wir doch gleichförmig sein sollten – so wird uns das, was uns zuvor unter dem trügerischen Gewand der Gerechtigkeit anglänzte, zur fürchterlichsten Ungerechtigkeit; was uns als Weisheit wundersam Eindruck machte, wird grausig als schlimmste Narrheit offenbar, was die Maske der Tugend an sich trug, wird als jämmerlichste Untüchtigkeit erfunden! So wenig kann vor Gottes Reinheit bestehen, was unter uns noch das Vollkommenste zu sein schien. (Institutio, I,1,2)

Kann man das nicht sehen und würdigen als – gerade nicht eine natürliche Theologie, der nichts Neues einfällt, sondern umgekehrt: daraus hervorgeht, dass Gott nicht eine Gedankenkonstruktion im Leeren ist, sondern der lebendige Gott, der uns sucht? Sollen wir nicht auf seine Hinweise eingehen? Wird nicht alle rechte Erkenntnis Gottes aus dem Gehorsam geboren?