Bei den Reichen lernt man sparen, bei den Armen festen

Wir waren als Familie an einem Fest. Es wurde alles aufgetragen, was Mann sich vorstellen konnte. Die Gastgeber wollten nur das Beste für ihre Gäste. Ich erlebe an privaten und beruflichen Anlässen oft etwas anderes: Lieblos hingestellte, inhaltlich bescheidene, trostlose Partys. Es fehlt an allem – ausser an Alkohol, vor allem an Interesse am Nächsten. Jeder schaut nur für sich. Was mir zudem auffiel: Die tollsten Feste, die mir in Erinnerung bleiben, wurden von Leuten hergerichtet, die sich sonst nicht viel leisten können. Dafür wird an Festen alles aufgefahren, was die übrigen 364 Tage nie auf den  Teller kommt. Ich erinnere mich etwa an die Bewirtung in einem südosteuropäischen Dorf mitten auf dem Lande. Die Gastgeber richteten ein Hühnchen und servierten es mit Tomaten. Ich werde diesen Schmaus nie vergessen. Oder etwa das Fest, zu dem mich der damalige Nachbar einlud. Ein geheiztes kleines Zelt, in dem sich wohl zwei Dutzend Bauarbeiter befanden und mich reich bewirteten. Bei den Reichen lernt man sparen, lautet ein geflügeltes Wort. Und bei den Armen lernt man festen, füge ich hinzu.

Ich habe schon hier über die Gastfreundschaft als Indikator geschrieben.