Vortrag: Ein Leben zur Ehre Gottes

Vor einem Jahr haben Jochen Klautke, Lars Reeh und ich den ersten Band einer Ethik-Reihe für junge Erwachsene unter dem Titel "Ein Leben zur Ehre Gottes" herausgegeben. Lars hat anlässlich meines 40. Geburtstags einen kurzen Vortrag zur Frage gehalten, was es bedeutet, ein Leben zur Ehre Gottes zu führen.

  1. Die Definition: Was ist Ehre?

    Wenn man das Wort Ehre hört, verbindet man augenblicklich etwas damit. Man hat eine Ahnung davon, was sie bedeutet. Wir erkennen Ehre, wenn wir sie sehen. Wir merken auch sofort, wenn man uns keine Ehre entgegen bringt. Ehre ist. Ehre ist eine inhärente oder zugeschriebe Qualität einer Person oder Sache. Synonyme von Ehre sind: Achtung, Anerkennung, Ansehen, Bedeutung, Herrlichkeit, Geltung, Würde und Wertschätzung.

    Jemanden oder etwas zu ehren bedeutet, ihn oder es gut zu finden, weil er/es etwas geleistet hat oder an sich gut ist. Wir erkennen Ehre, wenn wir sie sehen.
     

  2. Das Problem: Wir ehren Gott nicht!

    Wir hätten es nicht gedacht, aber unser größtes Problem ist, dass wir Gott nicht ehren.

    „Alle haben gesündigt und ermangeln der Herrlichkeit Gottes“ (Röm 3, 23)

    „Wo bleibt nun das Rühmen? Es ist ausgeschlossen?“ (Röm 3, 27)

    Wir wurden im Ebenbild Gottes geschaffen, um seine Herrlichkeit widerzuspiegeln. Durch den Sündenfall wurde diese Fähigkeit verzerrt und entstellt, sodass wir Gottes Herrlichkeit nicht mehr widerspiegeln. To make matters worse: Am liebsten ehren wir uns jetzt selbst. Wir sind Ehrendiebe! Das ist eine ernste Sache! Es klingt vielleicht nicht so schlimm, aber das ist es. Durch unsere Nicht-Verherrlichung Gottes laden wir in extremer Weise Schuld auf uns. Gott ist zornig auf uns, weil wir Ihn nicht ehren. Wenn wir von Gottes Zorn über unsere mangelnde Ehrerbietung Ihm gegenüber hören, neigen wir dazu Ihn als etwas kleinkariert zu empfinden. „Ein Gott der sauer auf uns ist, weil wir Ihn nicht ehren? Klingt nicht sehr anbetungswürdig!“ Ein Gott, der um seiner eignen Ehre willen eifert, gefällt uns gar nicht. Da beten wir uns doch lieber weiter selbst an…
     

  3. Die Lösung: Christus ehrt Gott!

    Die Lösung des Problems finden wir allein Jesus Christus. Im dritten Kapitel des Römerbriefs heißt es weiter: „…so daß sie gerechtfertigt werden ohne Verdienst, durch seine Gnade, mittels der Erlösung, die in Christus Jesus ist. Ihn hat Gott zum Sühnopfer verordnet, durch sein Blut, für alle, die glauben…“. (Röm 3,24 –25a)

    Durch die mangelnde Ehrerbietung gegenüber Gott haben wir echte Schuld auf uns geladen.

    Allein durch Christi stellvertretendes Sühneopfer am Kreuz finden wir Vergebung für unsere Sünden! Christus nahm unsere Schuld auf sich und trug Gottes Zorn an unserer Statt, sodass keine Strafe mehr für uns, die daran glauben, übrig bleibt. Ebenso hat Christus Gott, den Vater, immer vollkommen verherrlicht (Joh 17, 3-5). Gnädigerweise wird dem Gläubigen Christi Ehrerbietung gegenüber Gott zugerechnet, so als hätte der Gläubige Gott immer geehrt. Das ist die Rettung für Ehrendiebe, wie wir es sind!
     

  4. Die Anwendung: Gott ehren und den Nächsten lieben!

    "Ihr esset nun oder trinket oder was ihr tut, so tut es alles zu Gottes Ehre!" (1.Kor.10,31)

    Dies ist einer der schwierigsten Sätze in der Schrift. Gott ehren? Ja, klar! Aber wie? Das klingt super abstrakt; und dann wird das auch noch auf solch banale Tätigkeiten wie das Essen und das Trinken  bezogen – der gemeine Christ versteht die Welt nicht mehr! Wie geht das?

    Man muss Gottes Schöpfung als Widerspiegelung Seiner Herrlichkeit erkennen und Ihn dafür loben! Für „loben“ würde man heute eher „toll finden“ sagen. Wenn wir eine tolle Landschaft sehen, ein Gebirge, ein Meer oder einen Sonnenuntergang, und dann davor stehen und diesen tiefen Eindruck von Schönheit haben, dann sind wir nah dran Gott zu ehren. Man muss dann eigentlich nur noch die Schöpfungs-Schönheit auf die Schöpfer-Schönheit beziehen. Beim Essen ist das ähnlich. Das leckere Essen kommt letztendlich aus der Hand Gottes. Also: „Man lasse es sich schmecken und erkenne Gottes gnädige Hand in dieser Versorgung – uns zur Stärke und Ihm zum Preis!“ (kein Luther-Zitat)

    Eine zweite Weise, Gott zu ehren, besteht darin, Seine Gebote zu halten. Wir ehren unseren Schöpfer, wenn wir in Übereinstimmung mit Seinem Charakter leben. Dies beinhaltet auch, unseren Nächsten zu lieben.

    "Denn wer ist unsre Hoffnung oder Freude oder Krone des Ruhms? Seid nicht auch ihr es vor unsrem Herrn Jesus Christus bei seiner Wiederkunft? Ja, ihr seid unsere Ehre und Freude!" (1Thess 2, 19+20)

    Interessanterweise werden die in dieser Stelle die Geschwister eines Christen als seine „Ehre" bezeichnet. Ist das nicht widersprüchlich, wo doch alle Ehre Gott gebührt? Ich glaube wir finden eine Erklärung im zweiten Brief an die Thessalonicher:

    "wenn er [Jesus] kommen wird, um an jenem Tage verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert in denen, die gläubig geworden sind (…)" (2Thess 1,10)

    Diese Stelle lehrt: Jesus Christus wird am Tag Seiner Wiederkehr in Seinen Heiligen verherrlicht. Ich gehe davon aus, dass das Maß der Verherrlichung einher geht mit der Christusähnlichkeit der Gläubigen. Das würde erklären, wie Christus, der ja außerhalb der Gläubigen ist, in ihnen verherrlicht werden kann. Nun kommt die Verbindung zur 1. Thess. 2,19+20. Mein Glaubensbruder trägt zur Verherrlichung Christi bei, wenn er dem Charakter Christi ähnelt. Ich trage also zur Ehre Gottes bei, wenn ich meinem Bruder darin helfe, in der Christusähnlichkeit zu wachsen. Dies geschieht indem ich den Bruder segne, ihm diene, ihn liebe. Was geschieht mit mir, wenn ich dafür arbeite, dass mein Bruder Christus ähnlicher wird? Ich mache das gleiche, was Christus tut, nämlich Menschen Ihm ähnlicher zu machen. Christus macht Menschen christusähnlicher und Christus gebraucht Menschen, um andere Menschen christusähnlicher zu machen, wodurch die ersteren wieder Christus ähnlicher werden. Am Ende steht eine Menge Christusähnlichkeit und somit eine Menge Ehre – für Christus, den Gott-Mensch. Mein Bruder ist also meine Ehre, in dem Sinne, dass er eigentlich Christus Ehre bringt. Man vergleiche zu diesem Gedankengang auch Offenbarung Kapitel vier und fünf, in denen die Ältesten ihre Kronen – Zeichen der Ehre – vor dem Thron niederlegen.
     

  5. Das Ende: Gott gebührt alle Ehre!

    Am Ende bleibt noch zu sagen: Seid ehrgeizig, aber nicht für euch selbst, sondern für Gottes Ehre!

    "Nicht uns, HERR, nicht uns, sondern deinem Namen gib Ehre, um deiner Gnade und Treue willen!" (Psalm 115,1)

    "Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge; ihm sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen." (Röm 11,36)