Das Auto-Ich

Wer gerne Bus oder Bahn fährt, wird das Auto-Ich nie verstehen. Er versteht vor allem nicht, dass es beim Autofahren nicht nur um Fortbewegung, sondern auch um Selbstdarstellung im Alltagsleben geht. Autos machen Leute. Persönlichkeit ist eine ununterbrochene Folge erfolgreicher Gesten… Und das heisst hier konkret: einparken, ausbremsen, Lichthupe, den Arm aus dem Fenster baumeln lassen. So wird das Auto zum Statement; es gehört zu meiner Geschichte.

Perfekte Technik ist die sachliche Basis, von der sich jener spirituelle Mehrwert der Autonomie im Automobil abheben kann. … Deshalb sind Landrover und Jeeps auch bei Leuten bliebt, die den glatten Asphalt der westlichen Zivilisation niemals verlassen – sie akzentuieren das Gefühl absoluter Unabhängigkeit von der Umwelt.

Während einem die Mitmenschen in Bus und U-Bahn auf den Leib rücken, garantiert das Auto die Sicherheitszone des Menschen. Es bietet dem Ritter der Massendemokratie Pferd und Rüstung zugleich.

Aus: Norbert Bolz. Das konsumistische Manifest.