Die Philosophie Platons ist wesentlich verbunden mit dem
Logos, der Norm der Seele. Philosophie ist ihm schon Lehre von der Wahrheit, sofern sie Streben nach ihr, also Pädagogik fordert. Philosophie ist ihm Lehre von den Ideen, die realisiert werden sollen, Lehre vom guten Staat und seiner Gerechtigkeit, Lehre von allem Wahren, um das man sich bemühen muss. (…) Lernen wird Bindung. Lernen wird nicht bloss “Sehen”, sondern Einsehen, Hin-einsehen in den Logos, Lernen wird metaphysisch begründbar. (…) Lernen ist in der Du-Beziehung zu sehen, es wird notwendig Verständigung.
Damit ist Platons pädagogisches Fundament: Logos – Ich – Gemeinschaft.
Bildung wird Platon
nicht Aufgabe einer empirischen Zweckmässigkeit, nicht Aufgabe einer unmöglichen Nachahmung, sondern ganz deutlich jene Aufgabe, in der sich menschliche Dinge in einem höheren Medium spiegeln sollen, also einen Gesichtspunkt verlangen, der grösser nicht gedacht werden kann. Jene Aufgabe, die schon der Gedanke der Gemeinschaft Gottes, noch viel deutlicher: der Gottheit selbst in sich trägt! Bildung wird Teilhabe an ihr, wie stark auch die Tradition mitspräche, die bunt auch gegenwärtige Aufgaben erscheinen, wie überraschend auch zukünftige Aufgaben uns träfen.
Aus: Karl Gerhard Pöppel. Problemgeschichte der Pädagogik. Georg Olms Verlag: Hildesheim/Zürich/New York 2005. (19-21)
Wie ist diese Sicht aus der Perspektive christlicher Weltanschauung zu beurteilen? Dazu zwei weitere Posts: “Ein realistisches Selbstbild” und “Glauben ist hören”.