Esther (9): Feinde

Als nun Haman sah, daß Mordechai die Knie nicht vor ihm beugte und nicht vor ihm niederfiel, da wurde er mit Wut erfüllt. Doch es war ihm zu wenig, an Mordechai allein Hand zu legen; sondern weil man ihm das Volk Mordechais genannt hatte, trachtete Haman danach, alle Juden im ganzen Königreich des Ahasveros, das Volk Mordechais, zu vertilgen. (Esther 3,5-6)

Es geht nicht lange, bis die Verweigerung Mordechais an den Minister herangetragen wird. Man will sehen, ob er die Begründung durchgehen lassen würde (V. 4). Es wird kein Präzedenzfall daraus, nein, Haman plant gleich einen Genozid. Pikantes Detail: Er gehört zum Volk der Amalekiter, wahrscheinlich zur königlichen Linie. Saul, der erste König Israels, hatte an ihnen ein göttliches Strafgericht vollzogen (1. Samuel 15). Haman ist nicht nur persönlich gekränkt. Er ist „Feind der Juden“ (V. 10) und sieht die Chance, sich die jahrhundertealte Schmach seines Volkes an ihnen zu rächen. Die Weigerung Mordechais verlässt den Raum der persönlichen Abgrenzung und wird zur Staatsaffäre!