Die Bibel berichtet von zwei wartenden Menschen. Sie warteten – doch nicht 42 Stunden auf das nächste Wochenende, nicht zwei Wochen auf ein Paket, nicht drei Monate auf den nächsten Urlaub, nicht fünf Jahre bis zur Pension. Sie warteten auf den Messias, den verheissenen Erlöser Israels. Vom Heiligen Geist waren sie voravisiert worden, dass die Zeit nahe sei. Sie hatten sich in Jerusalem in der Nähe des grossen Tempels einquartiert. Hören wir dem Arzt und Historiker Lukas zu, der den schönsten Moment im Leben von Simeon und Hanna beschreibt:
Und siehe, ein Mann war in Jerusalem, mit Namen Simeon; und dieser Mann war fromm und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels, und der Heilige Geist war mit ihm. Und ihm war ein Wort zuteil geworden von dem Heiligen Geist, er solle den Tod nicht sehen, er habe denn zuvor den Christus des Herrn gesehen. Und er kam auf Anregen des Geistes in den Tempel.
Und als die Eltern das Kind Jesus in den Tempel brachten, um mit ihm zu tun, wie es Brauch ist nach dem Gesetz, da nahm er ihn auf seine Arme und lobte Gott und sprach: Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, den du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht, zu erleuchten die Heiden und zum Preis deines Volkes Israel.
Und sein Vater und seine Mutter wunderten sich über das, was von ihm gesagt wurde. Und Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und zum Aufstehen für viele in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird – und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen -, damit vieler Herzen Gedanken offenbar werden.
Und es war eine Prophetin, Hanna, eine Tochter Phanuëls, aus dem Stamm Asser; die war hochbetagt. Sie hatte sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt, nachdem sie geheiratet hatte, und war nun eine Witwe an die vierundachtzig Jahre; die wich nicht vom Tempel und diente Gott mit Fasten und Beten Tag und Nacht. Die trat auch hinzu zu derselben Stunde und pries Gott und redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. (Die Bibel, Lukas 1)
Was für ein Moment! Ihr persönliches Lebensziel war erfüllt, als ihnen der Heilige Geist das junge Paar zeigte, das mit dem Säugling Jesus in den Tempel kam. Sie erwarteten die Hoffnung nicht von einem besseren Arbeitsumfeld, liebevolleren Freunden, einem treuen Tierkamerad, auch nicht vom heimeligen Orgelspiel in der Kirche. Ihre Hoffnung war einzig und allein auf den Retter der Welt gerichtet. Der Schöpfer des Universums schickte seinen eigenen Sohn in diese Welt, um Menschen mit sich zu versöhnen, die zu ihm umkehren. Er ist das Licht, das Menschen erleuchtet. Ein Licht, das polarisiert. Den einen hilft er aufstehen, die anderen fallen durch ihn. Bei Hanna ist keine Bitterkeit im Rückblick auf jahrzehntelange Wittwenschaft zu finden. Nein, da ist Freude im Blick auf ihren bevorstehenden Eintritt ins ewige Reich. Und Simeon hält Jesus in den Armen und weiss: Diesem Mann würde widersprochen werden. Und die Mutter dieses Säuglings würde den Märtyrertod erleiden. Nichts von Wohfühl-da-wird-schon-alles-gut-Atmosphäre, und trotzdem grosse Freude.
Was erwartest du? Worauf wartest du? Wie antwortest du dem Retter der Welt?