Schlüsselerlebnisse mit Kindern (30): Wie das Klavier seinen Platz in unserer Familie eroberte

Musik gehört für unsere Familie zum “täglich’ Brot”. Und das Klavierspiel begleitet uns durch die Woche. Wie es aussieht, wird es das erste Instrument für alle unsere Söhne sein. Ich selber habe es während Jahren gespielt, und ich plane das Klavierspiel wieder aufzunehmen. Vor knapp drei Jahren begann mein Ältester bei meiner Mutter die ersten Versuche auf den Tasten. Stolz trug er einen Lehrgang nach Hause. Heute übt mein Zweiter mit denselben Noten. Zu Hause hatten wir bis vor kurzem ein E-Piano. Eines Tages nahm meine Frau das Heft in die Hand und führte uns in ein Musikhaus. Ich setzte mich an die verschiedenen Instrumente und blieb bei einem Steinway V-125 hängen. Das Konzertpiano hatte es mir angetan. Ich setzte mich via Internet ins Bild über den schweizerischen und dann europäischen Klaviermarkt. V-125 Occasionen sind selten und teuer. Mehr zufällig trug ich mich in einer internationalen Datenbank ein. Ich erhielt einige Tage später ein Angebot, das mich erstaunte. Ein Klavierhändler aus Braunschweig bot uns für einen erschwinglichen Preis ein V-125 in technisch und klanglich gutem Zustand an. Die Mails gingen hin und her, ich holte vor Ort Referenzen ein. Der 75-jährige, vom Leben gezeichnete, sehr erfahrene Klavierhändler war äusserst freundlich und hilfsbereit. Vor allem die prompten und persönlichen Antworten überraschten mich. Nachdem er uns die Ursprungsbescheinigung von Steinway Hamburg besorgt und ich mich über die Importmodalitäten schlau gemacht hatte, kam es zum Abschluss bzw. Kauf. Voller Freude erwarteten wir die Lieferung des schwarzen Klaviers. Meine Söhne fragten mich täglich, wann das Instrument geliefert würde. Nach mehr als zwei Monaten intensiver Evaluation schleppten drei Männer das schwere Instrument in unsere Wohnung. Seither wird es jeden Tag rege gebraucht. Ein nicht unwesentliches Detail: Mein Ältester besorgt sich selber die Noten von Stücken, die ihn faszinieren. Zuerst war es das 1. Präludium von Bach, jetzt ein Stück von Schumann. – Was habe ich aus der ganzen Geschichte gelernt? Wir tendieren dazu, dem Kind alles hinzustellen. Wir kaufen ein Klavier, wir organisieren die Musikstunden, wir setzen dem Kind die Noten vor. Wo bleibt da die Initiative des Kindes? Wenn die Freude am Instrument geweckt ist, bekommt das Üben einen anderen Stellenwert. Ich sage nicht, dass das Üben nicht oft Überwindung kosten wüde. Wir müssen jedoch nicht ständig “stossen” und uns ständig in die unglückliche Position des “Motivierers” versetzen.