Ein Leser hat einen Ausschnitt von D.A. Carsons ‘From The Resurrection to His Return: Living Faithfully in the Last Days’ übersetzt. Dort kommentiert er zu 2. Timotheus 3:
Im letzten Abschnitt beschreibt Paulus die falschen Lehrer und geht auf das lüsterne Wesen einiger von ihnen ein. „Zu ihnen gehören auch die, die sich in fremde Häuser einschleichen und leichtgläubige Frauen in ihren Bann schlagen – Frauen, in deren Leben sich die Sünden angehäuft haben und die ein Spielball aller möglichen Leidenschaften sind, die immerzu lernen und doch unfähig sind, jemals die Wahrheit zu erkennen.“ (2Tim 3,6-7 NGÜ)
Missverstehen wir diese Passage nicht. Es wird genauso wenig gesagt, dass alle Frauen leichtgläubig oder willensschwach sind, wie gesagt wird, dass alle Männer Lüstlinge sind. Auf der anderen Seite wird klar gesagt, dass es ein Zusammenwirken von Übeln geben kann, das moralisch betrachtet katastrophal ist.
Ich habe mit mehr als genug Pastoren zu tun gehabt, die wegen Ehebruchs aus ihrem Dienst entlassen worden sind. In so ziemlich keinem der Fälle ging es allein um sexuelle Begierde. Keine Frage, auch die sexuelle Begierde hat ihre Rolle gespielt, aber gewöhnlich ist der Treuebruch komplexer. Der Pastor will fühlen, dass er gebraucht wird; er möchte eine gewisse Macht ausüben. Auf der Seite der Frau mag es das Verlangen geben, zu einer wichtigen Figur zu gehören, sich stark und wertgeschätzt zu fühlen, weil der andere jemand ist, der im Scheinwerferlicht steht. Diese sich gegenseitig-verstärkende Kombination aus Sünden und Neurosen, zusammen mit sexuellem Verlangen auf beiden Seiten, ist das Rezept für die moralische Katastrophe. Mit anderen Worten, man wird nicht nur durch das Verkünden von Unwahrheiten zum falschen Lehrer, sondern auch durch ein ungesundes Hungern nach Macht und Eroberungen, das direkt in lüsternes Verhalten führt. Sie sind die Erben unzähliger Generationen von vorhergegangenen falschen Lehrern, so wie Jannes und Jambres (3,8), Namen die traditionell mit den Zauberern in Verbindung gebracht werden, die in Exodus 7,11-12 gegen Moses auftraten. Sie sind Lehrer, die die Wahrheit wirklich nicht sehen und leben können, da ihre Sinne zerrüttet sind (3,8).”
Es gibt auch Fälle, in denen Lehrer die Botschaft verraten:
Die Kirche hat für gewöhnlich weniger Probleme mit Lehrern, die von Anfang an außerhalb des Gefüges eines bekennenden Christentums gestanden haben; solche, die alle möglichen Dinge von sich geben, die Christen als töricht, gefährlich oder schlechterdings falsch erkennen – eben weil klar ist, dass diese Lehrer in anderen Kreisen verkehren und von gänzlich anderen Voraussetzungen ausgehen. Wenn wir es aber, im Gegensatz dazu, mit jemandem zu tun haben, der eine gewisse Zeit als christlicher Lehrer bekannt war und der dann erst beginnt, sich allmählich vom Zentrum des Glaubens wegzubewegen, dann braucht es manchmal eine Weile, um das Wesen dieser Veränderung zu erkennen. Während die ersten es zu bemerken beginnen und Warnsignale aussenden, sagen andere: „Ach, komm schon. Du bist viel zu kritisch. Immerhin vertrauen wir dieser Person; er war uns bisher immer eine große Hilfe.“ Es kann mitunter eine lange Zeit dauern, bevor genug Menschen klar erkennen, wie ernst die Lage wirklich ist. Solche Lehrer sind, schlussendlich, Verräter. Sie haben den Lehren den Rücken gekehrt, die sie einst selbst gelehrt und verteidigt haben. Auf diese Weise haben sie Verrat geübt. Es ist nicht ungewöhnlich für solche Personen, wenn sie unbedacht werden. Sie werden ungestüm, darin dass sie die Langzeitwirkung der Haltung, die sie jetzt einnehmen, nicht genug durchdenken. Sie werden aufgeblasen, sind viel zu beeindruckt von ihren neuentdeckten Meinungen und zutiefst überzeugt, dass die Leute, die sie hinter sich lassen, ohnehin nur engstirnig und bigott sind. Mit Egos, so groß wie kleine Planeten, sind sie nicht gewillt, die Dinge noch länger aus ihrem konfessionellen Erbe heraus zu betrachten; sie sind viel zu sehr damit beschäftigt, allen zu erklären, wie falsch sie doch liegen. Aber wo ist Gott in solchem Verhalten? Es ist traurig, unzweideutige Beispiele für Leute zu sehen, die ihr Wohlergehen mehr lieben als Gott.
VD: TCH.