Die Festtage sind vorbei. An den Strassen türmten sich die Müllsäcke und leeren Kartonhüllen – stumme Zeugen des Weihnachts- und Neujahrsrituals unserer Konsum- und Freizeitgesellschaft. Wie selten zuvor ist mir bewusst geworden, wie stark der Wunsch, die eigenen (Luxus-)Bedürfnisse von uns selbst zu stillen, auf unseren Erziehungsstil durchschlägt. Wir agieren als Erfüllungsgehilfen der vielen und wechselnden Begehren unserer Kinder. Dabei etabliert sich ein fest gefügtes Muster: Die Kinder verlangen nach einem bestimmten Konsumgegenstand in Form von Nahrungsmitteln, Spielwaren oder medialen Unterhaltungskonserven. Wenn die Eltern diesem Wunsch nicht sogleich stattgeben, bauen sie Druck auf. Ihr Argumentationsmuster: „Wenn du nicht …, dann werde ich (nicht)…“ Die Eltern, sich vor Liebesentzug ihrer Kinder fürchtend, fühlen sich durch die Drohung eingeschüchtert und geben dem nächsten Wunsch statt. Sie wollen von ihren Kindern geliebt und angenommen sein. (Was für eine Rollenumkehr!) Die Einforderung von Wünschen kann verschiedene Eskalationsstufen durchlaufen: Es beginnt mit einer manipulativen, charmanten Anfrage und endet mit bösen Worten oder gar Tätlichkeiten gegen die Eltern. Die Kinder wissen genau, wie sie vorgehen können, um zum Ziel zu kommen. Was die Geschichte übler macht, ist die Unersättlichkeit: Die Wünsche werden immer grösser. Der Hunger wächst mit der Befriedigung. Die Eltern finden sich in der Lieferantenrolle wieder. Sie fühlen sich im Innern unwohl damit. Sie sind permanent im Geben, und die Wirkung gleicht einem Tropfen auf einen heissen Stein. Irgendwann entlädt sich der Unmut. Der Donner grollt, und die Blitze der Drohungen schlagen ein. Nachdem der Zorn verraucht ist, stellt sich das schlechte Gewissen ein. Das ist wiederum eine ausgezeichnete Chance für das Kind, einen weiteren Wunsch durchzubringen. An die Bedürfnisbefriedigung gewöhnt, kann das Kind eine grosse Hartnäckigkeit entwickeln, zu Zeiten und Unzeiten. Oftmals ist es energetisch den ausgelasteten Eltern überlegen. Wie sieht der Ausstieg aus diesem Spiel aus? Wie so oft beginnt es in meinen Gedanken. „Ich muss meine Kinder nicht (auf diese Art und Weise) glücklich machen.“ Und: „Wo hat sich dasselbe Muster in meinem eigenen Leben eingeschlichen?“