Dieser Tage erlebte ich mehrmals kurze Zwiegespräche zwischen Berufsleuten. „Und, wie gestaltet ihr die Festtage?“ Dann folgte eine kurze Skizze, die vier Elemente enthielten:
- „Das ist wichtigste ist für mich Ruhe.“ Dann folgt eine kurze Sprechpause.
- „Ein gutes Essen darf natürlich nicht fehlen.“ Für die Beschreibung der Mahlzeit folgt ein längeres Statement.
- An dritter Stelle folgt der Familienkontakt. Das ist die einzige Pflicht. Im persönlichen Gespräch bekomme ich dazu meistens ein Eingeständnis: Die Familie ist so zerstritten, dass die Begegnungen schmerzlich sind. Die beste Taktik ist deshalb die Vermeidung. Die Begegnung wird so kurz wie möglich gehalten.
- Geschenke an andere sind eher selten. Man beschenkt sich am liebsten selbst mit einem neuen elektronischen Gegenstand oder mit einer Flucht in wärmere Breitegrade.
Daraus leite ich den Minimalkonsens der säkularen Zivilreligion her:
- Es geht zu hektisch her und zu. Ich schulde mir selbst etwas Ruhe.
- Auf ein gutes Essen kann ich nicht verzichten.
- Die Probleme der anderen möchte ich mir möglichst vom Leib halten.
- Der wichtigste Empfänger meiner Geschenke bin ich selbst.
Das optimale therapeutische Vorgehen lautet:
- Suche nach einem Weg, dich ruhig zu stellen. Dafür bieten sich verschiedene Ablenkungen an.
- Als wichtigster Hygienefaktor erweist sich das Essen. Wenn es nicht stimmt, geht die Festtagslaune verloren. Wenn es stimmt, sind die Feiertage noch nicht als gelungen zu bezeichnen.
- Beziehungen mit anderen sind problematischer Natur. Ich störe mich an anderen. (Der Umkehrschluss würde lauten: Andere stören sich an mir.)
- Der bisher beschrittene Weg der Betäubung erweist sich als einziger Rettungspfad: Konsumismus.
Hier setzt die wirkliche Weihnachtsgeschichte ein.
- Gottes Sohn verlässt die Herrlichkeit, um Mensch zu werden.
- Dies bedeutet Armut und Bedürftigkeit.
- Er lässt sich bewusst auf unsere “Probleme” ein.
- Der Weg zum Heil ist die Selbsthingabe des sündlosen Gottessohnes.