Mimuk, Student der Germanistik und Geschichte, Jungscharhauptleiter, Filmemacher und Komiker, hat ein Rezept für die Produktion eines historischen Romans des Mittelalters verfasst. Als Theologe füge ich an: Solche Rezepturen sagen viel über die Schreibenden und deren “Filter”, die Welt zu sehen, aus.
- Einsame, liberale Helden, die sich stark machen für die Toleranz gegenüber jeder Art von sexueller, religiöser und sozialer Ausrichtung. Sie setzen sich für den Dialog, die Versöhnung der Religionen und für die Gesundheit und den Schutz der Mitmenschen ein. Sie träumen aufopfernd vom Frieden, sind wissensdurstig und neugierig, wollen mitfühlend den Menschen helfen… und werden von der Kirche verfolgt oder gar als Hexe/r verbrannt. Menschen mit humanistischen, aber anachronistischen Eigenschaften.
- Starke, (ver)zweifelnde Frauen, die gegen vergewaltigende, unterdrückende Männer ankämpfen. Sie sind wehrlose Opfern sexueller Begierde.
- Selbstsüchtige, gewaltbereite Männer, die nur Sex und Gewalt im Kopf haben, und ihre Ansprüche mit der Stände-‐ und Geschlechterordnung und Tradition des Mittelalters legitimeren.
- Machthungrige, ignorante Kirchenmänner, die den Konservatismus und ihre Macht verteidigen, und die alle dazu benötigten Mittel mit der Bibel legitimieren – um ihre egoistische, machtbesessene Stellung zu sichern. Gegen aussen wahren sie ihr religiös-moralisches Gesicht, gegen innen sind sie zerfressen von verbotenen Leidenschaften und kriminellen Energien.
- Reaktionäre, repressive Kirche, die sich gegen jegliche Art von Fortschritt, Wissensdurst und Innovation wehrt, und die die Kluft zwischen Wissenschaft und Religion weiter vorantreibt; insbesondere führt die Institution Krieg gegen die Medizin (The Physician, 1986), die Architektur (The Pillars of the Earth, 1990) und das Wissen (Il nome della rosa, 1980).
- Dunkles mittelalterliches Europa, das unter der Käseglocke des Christentums verdirbt, während der Osten unter dem wissensdurstigen und fortschrittlichen Islam aufblüht.