Kinder in die Selbständigkeit begleiten (6): Tomaten aus dem Garten

Wir betreten den Supermarkt und haben (fast) alles zur Verfügung. Berge an Lebensmitteln türmen sich. Wir haben uns daran gewöhnt, aus einer Vielzahl von Grössen, Geschmäcken, Marken und Farben auswählen zu können.

Ungünstig

Die Kinder entwickeln eher eine Beziehung zum Supermarkt als zu den Produkten an sich. Das will heissen: Sie kennen sämtliche Marken, wissen um die neusten Werbespots und drängen bei jedem Ladenbesuch, doch noch diese Pausenverpflegung oder jenes Süssgetränk kaufen zu dürfen.

Alternative

Wir haben keinen eigenen Garten. Doch mit der freundlichen Duldung des Gärtners in unserer Wohnbau-Genossenschaft durften wir eine kleine Fläche vor unserem Haus bebaue. Meine Frau besorgte zusammen mit den Söhnen das Saatgut. Zudem erhielten wir in der Stadtgärtnerei ausgemusterte Tomatensetzlinge. Voller Tatendrang besorgten sich die Buben noch weitere Pflanzen aus dem Kompost der Gärtnerei. Mein Ältester lieh sich ein Buch über Gartenanbau von der Bibliothek. Die Erde wurde in einer kleinen Schubkarre von einem etwas entfernten Sammelplatz für Grünabfälle hergeschafft.

Dann setzte eine monatelange Phase der Pflege ein. Ich erinnere mich an einen Abend, als ein Gewitter aufzog. Flugs brachten meine Jungs ihre Tomatenstöcke im Keller in Sicherheit. Morgens und abends mussten die Pflanzen bewässert und vor Schnecken und Schädlingen geschützt werden.

Der Ertrag: Seit zwei Monaten geniessen wir sechs Sorten köstlicher Tomaten. Wir ernteten sechs Kürbisse, Dutzende von Zucchettis, zudem Radieschen, Gurken, Peperoni und Bohnen. Meine Buben kennen den Unterschied zwischen einer Gurke aus dem Supermarkt und dem eigenen Garten. Und sie lernen dadurch, für etwas zu sorgen.