Da gibt es die Selbsttäuschungen des Zweifels und Unglaubens. Etwas Schlimmes geschieht, und im Nu schließen wir daraus, dass Gott uns vergessen oder sich gegen uns gewandt haben muss oder vielleicht aufgehört hat zu existieren.
Ferner die Illusion des Selbstbewusstseins. Wir denken, dass wir endlich eine bestimmte Sünde oder Schwäche besiegt haben, durch die wir vorher heruntergezogen wurden. Wir entspannen uns, und ein Gefühl des Wohlseins, der Sicherheit und des Triumphes schleicht sich bei uns ein. Doch dann kommt der ‚Hammer‘ von neuem äußerem Druck und ein erneutes inneres Drängen, und schon sind wir wieder unten.
Es treten auch die Missverständnisse auf, die Beziehungen zerstören. Wir missverstehen die Motive und Absichten der anderen. Wir geben anderen die Schuld für Spannungen und Feindschaft und sind blind für unseren eigenen Anteil am Entstehen der Schwierigkeiten.
Darüber hinaus gibt es Täuschungen, die davon herrühren, dass wir Dinge nicht auseinanderhalten, die verschieden sind; zum Beispiel das biblische Evangelium mit Jesus-zentrierter Gesetzlichkeit, Jesus-zentrierter Gesetzlosigkeit, Jesus-zentriertem Sozialismus oder Jesus-zentriertem Rassismus gleichzusetzen; weltliche psychologische Beratung mit biblisch-pastoraler Seelsorge gleichzusetzen; oder unsere innere Passivität als eine Formel für Heiligkeit mit dem biblischen Aufruf zur zuchtvollen, sittlichen Anstrengung in der Kraft des Heiligen Geistes gleichzusetzen.
Und dann bestehen da noch die Illusionen hinsichtlich des Lebens als Christ: Dass man normalerweise erfolgreich, gesund und wohlhabend, dass das Leben unkompliziert ist und hier und da in aufregender Weise von Wundern geprägt sein wird; dass Angelegenheiten wie Unzucht und Steuerhinterziehung nicht so wichtig sind, so lange sie niemand entdeckt; dass Gott dich immer das tun lassen will, worauf du gerade Lust hast…
J. I. Packer. Heiligkeit. One Way: Wuppertal/Wittenberg, 1992, S. 56-57.