Zitat der Woche: Einen klaren Standpunkt einnehmen und eine gute Beziehung aufrechthalten

Diese Haltung steht mir gut an. Und ich schaffe sie nicht aus eigener Kraft (Hervorhebungen von mir).

unter Gebet kann man sowohl Liebe erweisen als auch für die Wahrheit eintreten. Vor einigen Jahren hielten Bischof James Pike und ich vor dem Auditorium der Roosevelt Universität in Chicago ein Zwiegespräch. (Bischof Pike war ein führender Liberaler der Episcopal Church.) Einige Jahre vor unserem Dialog musste er sich vor der Episcopal Church wegen Ketzerei verantworten. Die Anklage wurde jedoch nach einiger Zeit fallengelassen – nicht etwa, weil seine Ansichten doch rechtgläubig gewesen wären, sondern weil die Episkopale Denomination den theologischen Pluralismus und Relativismus akzeptiert hatte und von daher keine wirkliche Basis mehr besaß, aufgrund derer sie hätte Gemeindezucht üben können.

Vor diesem Gespräch bat ich die Mitarbeiter von L’Abri, für eines zu beten – dass ich dem Bischof und dem Auditorium einen klaren christlichen Standpunkt darlegen könnte und dass ich in der Lage wäre, gleichzeitig eine gute menschliche Beziehung zwischen dem Bischof und mir aufrechtzuerhalten. Das war etwas, das ich nicht aus eigener Kraft schaffen konnte, aber Gott beantwortete das Gebet. Es wurden eindeutige Positionen bezogen, wobei die Differenzen ganz offensichtlich waren, ohne dass aber Bischof Pike als Mensch herabgewürdigt wurde. Am Ende unseres Dialogs sagte er: »Wenn Sie einmal nach Kalifornien kommen, dann besuchen Sie mich doch bitte in Santa Barbara!« Später, als meine Frau Edith und ich in Santa Barbara waren, besuchten wir ihn und konnten unsere Diskussion fortsetzen, ohne dass auch nur der Funke eines Kompromisses aufgetaucht wäre, jedoch auch ohne dass er als Mensch herabgewürdigt worden wäre – vielmehr gaben wir ihm zu verstehen, dass wir ihn als Mensch respektierten.

Wir sprachen auch über die Möglichkeit, dass sein Glaube an ein Gespräch mit seinem Sohn »im Jenseits« in Wirklichkeit eine Sache sei, die in den Bereich der Dämonenlehre gehöre. Bischof Pikes Sohn hatte nämlich einige Zeit zuvor Selbstmord verübt, und Bischof Pike hatte versucht, über ein Medium mit seinem Sohn in Verbindung zu treten. Er wurde nicht ärgerlich, obwohl er dem Weinen nahe war. Es ist möglich, eine klare Stellung zu beziehen, auch wenn sie notwendigerweise negativ ist – aber wir müssen die Menschen dabei auch als Menschen behandeln. Ich werde niemals vergessen, wie es war, als wir ihn das letzte Mal sahen. Meine Frau Edith und ich verließen gerade das »Center for the Study of Democratic Institutions«. Er machte eine der traurigsten Aussagen, die ich je gehört habe: »Als ich mich von meinem Agnostikerdasein abwandte, ging ich zum Union Theological Se
Das minary – ich erwartete und verlangte nach Brot; aber als ich meinen Abschluss machte, blieb ich mit nichts weiter als einer Handvoll Kieselsteine zurück.«

Wer ist verantwortlich für die Tragödie von Bischof James Pike? Seine liberalen Theologieprofessoren, die ihm all das nahmen, was real und menschlich ist. Wir können die Tatsache, dass die liberalen Theologieprofessoren jeder beliebigen theologischen Schule junge Männer und Frauen mit nichts weiter als einer Handvoll Kieselsteine zurücklassen, nicht auf die leichte Schulter nehmen. Inmitten dieser Situation müssen wir dennoch, mit Gottes Gnade, zwei Dinge gleichzeitig tun. Wir müssen alles für die Reinheit der Kirche Notwendige tun, um die Heiligkeit Gottes an den Tag zu legen; gleichzeitig müssen wir auch inmitten unserer schärfsten Sprache die Liebe Gottes verkündigen, egal, wie verbittert die Liberalen uns gegenüber werden oder welch hässliche Dinge sie auch sagen, oder was immer sie auch der Presse gegenüber äußern. Wenn wir die eine oder die andere Seite vernachlässigen, dann legen wir für Gott kein Zeugnis ab – für den Gott, der heilig und der die Liebe ist.

Francis  Schaeffer. Die grosse Anpassung. CLV: Bielefeld, 2008. (98-100)