Hanniel hirnt (24): Theologischer Liberalismus ist keine Spielart des Christentums, sondern eine andere Religion

Einmal mehr nach Worten ringend kommentiere ich eine Gegenüberstellung, die ich dem Buch Christentum und Liberalimus (Rezension) entnommen habe. Es geht um die Unterscheidung zwischen zwei verschiedenen Religionen: Eines, das die Dogmen des theologischen Liberalismus angenommen hat sowie eines am Evangelium und dem Selbstzeugnis der Bibel orientierten Christentums. Ich streiche besorgt heraus: Es handelt sich um zwei verschiedene Religionen. Das eine stellt den Menschen in den Mittelpunkt, das andere geht von einem Gnadenakt des Schöpfers und Erlösers aus, der Menschen aus dem geistlichen Tod auferweckt, aus ihrer Schuldverstrickung erlöst und eine neue Identität schenkt.

Was die Unterscheidung schwierig macht, ist das fromme Gewand des theologischen Liberalismus. Manche Menschen wähnen sich unter diesem Deckmantel in einer falschen Sicherheit. Sie gehen davon aus, dass sie zu Gottes Schar gehören. Deshalb weise ich mit allem mir zur Verfügung stehenden Ernst darauf hin: Prüfen Sie sich, in welchem Umfeld Sie sich befinden. Prüfen Sie sich, ob Sie im Glauben stehen (2Kor 13,5)!

Lesen Sie das Interview mit Paul Washers Frau Rosario, die bezeugt: "We had worked together for years. They had seen me work with street children in Lima, with believers in the Andes and with the church in Barranco. Because of this, it was difficult for them to comprehend, but they came to see that it was not just the “outward” works but the inner testimony of my life that counted. Before my conversion, I was simply doing empty works, living on auto pilot, and “doing the right thing.” I am very duty oriented so I was going to keep doing what was right no matter what. But there was no love for God in me, only a sense of duty. However, by God’s mercy He allowed me to run out of every ounce of strength. He showed me my sin and need for Him.”

Ähnlich berichtet eine junge Frau: "Bevor Gott mit 18 Jahren mein Leben in eine andere Richtung drängte, führte auch ich, als Kind aus gläubigem Elternhaus, ein eher schläfriges Christsein. Zwar ging ich gerne zu jeder nur möglichen „christlichen“ Veranstaltung, jedoch hatte ich kein Verlangen danach die Bibel zu lesen und kannte das Evangelium nur sehr oberflächlich. Es gibt keinen Grund, wieso Gott mir gnädig war, aber er war es: als ich eigentlich keine besondere Lust hatte eine Predigt zu hören, stieß mich jemand auf die Predigt 'Shocking Youth Message' von Paul Washer. Bis zu diesem Tag, hatte ich noch nie eine Predigt dieser Art gehört. Ich kannte nur den 'Wohlfühl-Glauben' und war wahrhaft schockiert. Gott erweckte in mir einen wachsenden Hunger nach mehr Wahrheit und Christuserkenntnis."

Im mündlichen Beitrag (ca. 30 Minuten) kommentiere ich unten stehende Darstellung:

„Christianity and Liberalism“ (Gegenüberstellung)

Seite

Liberalismus

Christentum

62

Imperativ: Appell an den Willen des Menschen (mittel)

Indikativ: Verkündigung eines Gnadenaktes Gottes

 

Leben vs. Lehre (stark)

Lehre ist unbedeutend, es kommt auf den Lebensstil an

Lehre vs. falsche Lehre

Leben, das nicht auf blossen Gefühlen, sondern auf Fakten bzw. Lehrsätzen beruht: Christus starb für unsere Sünden.

Lehre über Gott

80, 178

Aufhebung der Transzendenz Gottes; Gott existiert um des Menschen willen (stark)

Ausgewogenes Verhältnis zwischen Transzendenz und Immanenz; der Mensch existiert um Gottes Willen

Lehre über den Menschen

81, 85, 161f

Gerechte zur Busse rufen

Helfen, die Sündenerkenntnis zu vermeiden (mittel)

Ihr seid richtig gut! Ihr kümmert euch um das Wohl der Gesellschaft. (stark)

Der Mensch ist tot durch seine Sünden.

Was er wirklich braucht, ist neues Leben

Lehre über die Bibel

94-97

Autorität ist das individuelle Erlebnis (stark)

Denken und Leben beruhen auf wechselhaften Emotionen sündiger Menschen (stark)

Offenbarung Gottes ist auf den objektiven, fehlerlosen Bericht der Bibel gegründet (Selbstzeugnis der Bibel; Beginn des ‚hermeneutischen Zirkels‘)

Lehre über Christus

133, 115

Christus unterscheidet sich durch Rang und nicht durch Wesen vom Rest der Menschen (nein)

Jesus ist Messias und Retter der Welt. Er bietet nicht primär Rat, sondern Erlösung an.

Er ist nicht nur Vorbild, sondern Objekt des Glaubens.

Botschaft der Erlösung

146, 153,
159

Botschaft vom Sühnopfer Jesu ist überholt (mittel)

Wirken von Gottes Geist im schon im Menschen befindlichen Guten (mittel)

Elend (Sünde als objektive Schuld, nicht nur Beziehungsstörung oder Schuldgefühle)

Erlösung (Rechtfertigung durch das stellvertretende Opfer von Jesus)

Dankbarkeit (Heiligung setzt mit Erlösung ein, ist zwangsläufiges Ergebnis)

Notwendigkeit der Evangelisation

172, 176

Konzentration auf innerweltliche Veränderung (mittel)

Gott als Mittel, um die Veränderung der Gesellschaft im Hier und Jetzt zu erreichen (mittel)

Ausgehend von dem jenseitigen Ziel rufen wir Menschen auf: Lasst euch versöhnen mit Gott!

Lehre der Gemeinde

183, 185, 206-207

Alle Menschen sind Brüder.

Ungläubige in Lehranstalten und in Gemeindeleitungen (mittel)

„Aufruhr der Welt“ wird kopiert (mittel)

Text- und christuszentrierte Predigt

Herrlichkeit des Kreuzes Christi im Vordergrund

In meinem Aufsatz "Wer Gott verliert, verliert sich selbst" habe ich von der Gotteslehre ausgehend die Thematik vertieft.