Wie lange ist ewig? Über diese Fragen wurde viel geschrieben, auch von Theologen. Bedeutet “ewig” einen unabsehbaren, aber begrenzten Zeitraum? Oder meint es doch „endlos?“ Nehmen wir als Beispiel einen Schlüsseltext zur Hölle: Matthäus 25,31-46. Jesus beschreibt dort das Kommen des Menschensohnes zum Gericht („Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm“, V. 31). Er sortiert die Völker wie ein Hirte Schafe und Böcke aus (V. 32), indem er die einen zu seiner Linken, die anderen zu seiner Rechten aufstellt. Zu der einen Gruppe spricht diese Worte: „Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!“ (V. 41)
Es gäbe nun einige Fragen zu beantworten: Wer sind diese Verfluchten? Aufgrund von welchen Kriterien werden sie verurteilt? Wann wird dies geschehen? Stellen wir uns einmal auf den Standpunkt: Es wäre eine symbolische Darstellung. Die Hölle wäre eine Wirklichkeit in uns, wenn wir uns unseren Nächsten verweigern. Das Gericht findet im Jetzt statt. Sie vollzieht sich durch unsere eigene Entscheidung.
Um zu diesen Schlussfolgerungen zu gelangen, waren eine Menge von Vor-Entscheidungen nötig: Das Wort „ewig“ bedeutet hier „einen unabsehbaren Zeitraum“ (wie ist dann aber V. 46 zu verstehen? „Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben.“ In diesem Falle wäre auch das ewige Leben im Jetzt und irgendwann einmal zu Ende.) Die Erzählung ist symbolisch aufzufassen. (Das wäre ein Entscheid über die Art und Weise der Erzählung von Jesus. Dieser unterscheidet innerhalb seiner Erzählung zwischen dem Auftritt des Königs, den er als reales Geschehen darstellt, und dem – damals geläufigen – Bild des Hirten, das er mit dem Wörtchen “wie” abhebt.) Sie ist in der Gegenwart anzusiedeln. (Schon der weitere Kontext, die Redeeinheit von Matthäus 24+25 mit dem Fokus „Endzeitrede“, ganz zu schweigen vom Neutestamentlichen Zeugnis eines Endgerichts, ergäbe dann jede Menge Erklärungsbedarf.)