In den nächsten Wochen schalte ich anlässlich des 5-Jahres-Jubiläums verschiedene Beiträge von Bloglesern und Schreibenden, mit denen ich im Austausch stehe. Der Ehrenplatz gebührt meiner Frau. Ich habe mit ihr ein kurzes Interview geführt über ein Thema, zu dem ich noch nie etwas gelesen habe.
Du lebst mit einem pausenlos denkenden Mann zusammen. Wie würdest du einen solchen Menschen beschreiben?
Jemand, der andere Spitzen als die Mehrheit entwickelt hat. Handlungen und Ausführungen, die für jemanden naheliegend sind, können einem solchen Menschen fern sein. Die Mühsale des Lebens liegen an anderen Orten. Eine wahrgenommene geistliche Verwahrlosung kann mehr erdrücken als eine defekte Lampe im Eingang.
Wie meinst du das?
Bei einem denkenden Menschen kommt etwas zum „Normalen“ hinzu. Das erweckt die Erwartung, dass ein solcher Mensch einen „doppelten Horizont“ abdecken kann. Doch das funktioniert nicht einfach. Wenn die Mitmenschen das entdecken, lautet ihre nächste Forderung: „Funktioniere wie einer von uns.“ Das geht ebenfalls nicht. Das be-elendet mich manchmal. Man sollte das schätzen, was da ist, statt zu erwarten, was nicht einfach hergeschafft werden kann.
Was bedeutet das für dich?
Ich denke im Möglichen. Am wenigsten Konflikte gibt es dann, wenn ich einen gewissen Puffer einrechne, die eigenen Kräfte kalkuliere und die Begabung des anderen annehme anstatt mich zu vergleichen.
Welchen „Gewinn“ hast du vom Zusammenleben?
Wenn man das annehmen kann, was beim anderen vorhanden ist, eröffnen sich neue Möglichkeiten. Ansonsten geht man an spannenden Inhalten und Kontakten achtlos vorbei. Natürlich ist das auch eine Kräftefrage. Man muss die Kurve kriegen, um den eigenen Aufgabenbereich zu bewältigen. Doch man darf sich nicht so verausgaben, dass man nicht mehr in der Lage ist zuzuhören. Das Spannende sind die Impulse und Ideen, die kommen.
Gibt es Momente der Bewunderung?
Bewunderung beginnt dann, wenn man merkt, dass das Gegenüber einen Denkrahmen entwickelt, um Vorfälle einzuordnen. Ein Flugzeugabsturz bleibt dann nicht einfach ein Flugzeugabsturz. Oft wenden sich Frauen von solchen Männern ab und beginnen sie lächerlich zu machen. Man wischt damit die ganze Person vom Platz und kann das nicht mehr annehmen, was auch bereichernd wäre.
Das erinnert mich an Tolkiens Frau; sie lebten in getrennten Welten. Das geschieht bei Partnern, die sich die wie alle anderen am Normalen ausrichten, anstatt sich am Aussergewöhnlichen zu orientieren.
Ich nehme das Aussergewöhnliche an und sehe am anderen mit Gottes Hilfe vorbei. Das wichtigste ist, nicht aus dem eigenen Defizit heraus zu leben oder vom Ehepartner zu erwarten, dass er ein Defizit deckt. Es geht darum vor Gott zu leben und die Versorgung von ihm zu erwarten.
Ich danke dir herzlich für die vielen Momente, in denen du mich ertragen hast, als ich mit Beiträgen für dieses Blog absorbiert war! Ich bleibe dabei: Ich bin mit der tüchtigsten Frau der Welt verheiratet. I love you!