Philip E. Johnson. Darwin im Kreuzverhör. CLV: Bielefeld, 2003. 285 Seiten. Online-Download.
Der Autor des Buches
Das Buch des emeritierten Rechtswissenschafters aus Berkley (* 1950) löste anfangs der 1990er-Jahre eine intensive Debatte in den US-amerikanischen Medien und auch in wissenschaftlichen Kreisen aus. Johnson bezeichnet sich als „Universitätsjurist mit dem Spezialgebiet, die Logik von Argumenten zu analysieren und diejenigen Annahmen herauszufinden, die diesen Argumenten zugrunde liegen.“ (20) Johnson gilt als Mitinitator der sogenannten Intelligent Design-Bewegung.
Das Anliegen des Buches
Evolution ist ein durch den 150-jährigen Gebrauch so unspezifischer Begriff geworden, dass er einer Definition bedarf. Johnson definiert sie als „Entwicklung sämtlicher Arten ohne zielbewusste Intelligenz“. Der Schreiber des Vorworts beschreibt die Absicht des Autors folgendermassen: „Johnson will einzig und allein die grundlegende Frage so klar wie möglich formulieren und von begrifflichen Vernebelungen und Verwischungen befreien: Ob es stimmt, dass wir die Weltentstehung ohne das Wirken einer kreativen Intelligenz verstehen können.“ (6)
Die Struktur des Buches
Jonson beschreibt sein Vorgehen für den ersten Teil, in denen er Schritt für Schritt den wichtigsten inhaltlichen Argumenten nachgeht, folgendermassen: „In den folgenden Kapiteln werde ich mir das Beweismaterial anschauen, um zu sehen, ob ein Mechanismus bekannt ist, der Veränderungen im großen Stil herbeiführen kann, die nach der Evolutionstheorie vonstatten gegangen sind.“ (20) Dabei setzt er sich mit natürlicher Selektion, Makromutationen, Fossilbericht, Verwandtschaftstheorie, Reihung der Wirbeltiere, molekularem Beweis und dem Argument des Ursprungs.
Im zweiten Teil stellt er einige wissenschaftstheoretische Überlegungen an. Er kommt zum Schluss, dass die naturalistische Evolution religiöse Züge trägt.
Wichtige Argumente bzw. Schlussfolgerungen
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Zum Beweis der natürlichen Selektion: Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen demjenigen, der sich mit empirischen Beweisen befasst, um eine zweifelhafte Theorie im Vergleich mit plausiblen Alternativen zu überprüfen, und dem, der sich mit Beweisen beschäftigt, um eine Bestätigung der einzigen Theorie zu suchen, die er zu tolerieren bereit ist. (40)
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Zu den Makromutationen: Die Befürworter entwicklungsbedingter Makromutationen müssen nicht nur nachweisen, dass es ein veränderbares, entwicklungssteuerndes genetisches Programm gibt, sondern sollten auch belegen, dass bedeutsame evolutionäre Neuerungen durch willkürliche Veränderungen in den genetischen Anweisungen hervorgebracht werden können. (58)
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Zum Fossilbericht: Wenn sich der Darwinismus der Stellung einer a priori-Wahrheit erfreut, dann liegt das Problem des Fossilberichts darin, wie die darwinistische Evolution immer so stattfand, dass sie sich dem Nachweis entzieht. … So ziemlich jedem, der in den letzten annähernd 60 Jahren einen Biologiekurs an einer Hochschule belegte, ist der Eindruck vermittelt worden, als sei der Fossilbericht eine unerschütterliche Stütze der klassischen darwinistischen These und kein unbequemer Tatbestand, den man wegerklären müsse. (69+75)
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Die Erklärung für die Verwandtschaft: Darwinisten sehen Evolution als Tatsache und nicht nur als Theorie an, weil sie eine befriedigende Erklärung für das Verwandtschaftsschema liefert, das alle Lebewesen miteinander verbindet. (85)
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Zur Reihe der Wirbeltiere: Wenn wir den Darwinismus überprüfen und nicht nur nach einem oder zwei bestätigenden Beispielen suchen, dann lässt sich mit einem einzigen aussichtsreichen Kandidaten für den Status als Vorfahre nicht eine Theorie retten. …Es war aber eigentlich so, dass zuerst die Theorie akzeptiert wurde und man dann das Beweismaterial entdeckte bzw. interpretierte, weil man entschlossen und bestrebt war, die »fehlenden Zwischenglieder« zu finden. (102+103)
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Zum molekularen Beweis: Eine Theorie, die nur Veränderungen ohne bedeutsame funktionelle Auswirkungen erklärt, trägt nicht dazu bei, das wahre Geheimnis der Evolution zu lösen. (125)
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Zum präbiotischen Argument: Da das Leben offensichtlich existiert und ein naturalistischer Prozess die einzig vorstellbare Erklärung für seine Existenz ist, müssen die Schwierigkeiten nicht so unüberwindlich sein, wie es scheinen mag. (131)
Übergeordnete Argumente: Evolution als Religion
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Wissenschaft vs. Religion: Wenn wir sagen, dass naturalistische Evolution eine Wissenschaft und übernatürliche Schöpfung eine Religion ist, ist das im Grunde nicht viel anders, als wenn man behaupten würde, dass die erstere Wahrheit und die letztgenannte ein Hirngespinst sei. (14)
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Die Ursache des Konflikts: Der Konflikt entsteht, weil die Entstehung von Organismen durch darwinistische Evolution kaum besser zu beobachten ist als übernatürliche Schöpfung durch Gott. … Wenn Darwinisten die Vorrangstellung des Empirismus akzeptieren würden, könnten sie noch immer hoffen, irgendwann eine naturalistische Erklärung für alles zu finden, doch bis auf weiteres müssten sie zugeben, dass sie einen großen Fehler begangen haben. Dieses Eingeständnis hat es nicht gegeben, weil nicht der Empirismus als vorrangiger Wert auf dem Spiel steht. Die höhere Priorität besteht aber darin, die naturalistische Weltanschauung und damit verbunden das Prestige der »Wissenschaft« als Quelle aller wichtigen Erkenntnis beizubehalten. (146)
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Der Zirkel der Tautologie: Eine Tautologie oder logische Notwendigkeit beinhaltet genau das, was die Theorie ihrem Eindruck nach ist: Sie beschreibt eine Situation, für die es keine denkbare Alternative gibt. Aus diesem Blickwinkel betrachtet sind »anders aussehende« Beweise völlig uninteressant. (152)
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Darwinismus als Religion: Die darwinistische Evolution ist eine fantasievolle Geschichte darüber, wer wir sind und woher wir gekommen sind, also einen Schöpfungsmythos. Als solche bildet sie einen offensichtlichen Ausgangspunkt für Spekulationen darüber, wie wir leben und was wir wertschätzen sollten. (164)
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Vom Verlangen Recht zu haben: Darwinisten haben eine falsche Wissenschaftsauffassung vertreten, weil sie von dem Verlangen angesteckt wurden, Recht haben zu wollen. Ihre Wissenschaftskollegen haben ihnen gestattet, mit pseudowissenschaftlichen Verfahrensweisen durchzukommen. (191)
Lernfeld und Fazit
Johnson grenzt sein Anliegen sauber ab und nimmt ein Argument um das andere vor. Ich habe für mich eine analoge Aufgabe definiert: Als philosophisch geschulter Theologe stelle ich die grossen Fragen, welche die Sicht auf Welt und Leben betreffen, den Antworten verschiedener Denksysteme gegenüber und vergleiche sie mit der Offenbarung Gottes in der Bibel. Diese Tätigkeit ist umso nötiger, als sie von uns Christen sträflich vernachlässigt wurde.
Die naturalistische Evolution liefert im Grunde genommen eine Gegendarstellung zur Schöpfung. „Die Geschichte der menschlichen Abstammung vom Affen ist nicht nur eine wissenschaftliche Hypothese. Sie bildet vielmehr das säkulare Gegenstück zur Geschichte von Adam und Eva und eine kulturell ungeheuer wichtige Angelegenheit. Zur Verbreitung dieser Geschichte braucht man Illustrationen, Ausstellungsstücke in Museen und Neuinszenierungen im Fernsehen.“ (106)
Geht man von einem Schöpfer aus, so ergeben sich eine Menge neuer Lernfelder. „Weil ein intelligenter Schöpfer das Weltall und seine Gesetze geschaffen hat und in der Schöpfung Sein Wesen zeigt, stoßen wir überall auf Naturgesetze und Zusammenhänge – und haben Forschungsthemen ohne Ende.“ (8) In den letzten 20 Jahren sind dazu aus verschiedenen Fachbereichen wie z. B. der Astrophysik Arbeiten erschienen.